Hirsau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0830 [um 830]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Im Kern ehemaliges ausgedehntes, teils nur als Ruine erhaltenes Kloster und herzoglich-württembergisches Schloß am linksseitigen flachen Hang des Nagoldtals unmittelbar nördlich des von Westen entwässernden Schweinbachs. Die heutige Siedlung schließt sich in der Talausmündung des Schweinbachs und auf der rechten Talseite der Nagold an. Geschlossene Neubaubereiche erweitern den Ort nördlich des ehemaligen Klosters am linken Hang des Nagoldtals mit individuell gestalteten Mehrfamilienhäusern und am rechtsseitigen Hang des Nagold­tals.
Geschichte: Um 830 übertrug Bischof Noting von Vercelli Reliquien des Heiligen Aurelius von Mailand nach seinem Familienbesitz im Nagoldtal. Sein Verwandter Graf Erlafried begünstigte die Klostergründung. Schon vorher bestand eine dem Heiligen Nazarius geweihte, also in Beziehung zum Kloster Lorsch stehende Kapelle. Unterhalb von ihr wurde die Aureliuskirche, das erste Kloster, gebaut. Es erfreute sich nicht der Zustimmung aller Ver­wandten des Gründers. Ein vermutlich Konstanzer Bischof Noting schenkte im 10. Jahrhundert größeren Besitz in Hirsau an die Reichenau. Bald zerfiel das Kloster und wurde von Welt­geistlichen, also Chorherren besetzt. Die Gründung der Burg Calw schmälerte den Besitz weiter. Nach Vorhaltungen seines Onkels, des späteren Papstes Leo IX., hat um 1059 Graf Adalbert von Calw dem Kloster den alten Besitz wieder zurückgegeben und noch neue Güter hinzugeschenkt. Er holte einen Konvent aus Einsiedeln. Einen wirklichen Aufschwung nahm das Kloster aber erst, nachdem der Abt Friedrich ab­gesetzt und an seiner Stelle der später heiliggesprochene Abt Wilhelm aus St. Emmeram bei Regensburg gewonnen wurde. Wilhelm setzte gegenüber dem Klosterstifter eine freiheitliche Verfassung durch, vor allen Dingen das Recht zur freien Vogtswahl, nach Möglichkeit aber gebunden an die Familie der Stifter. 1079 führte er die aus Cluny stammende strenge Klosterzucht ein, die aber leicht abgewandelt wurde. Diese Form des monastischen Lebens breitete sich sehr rasch über ganz Süd-, Mittel-und Westdeutschland aus, zumal Hirsau eine führende Rolle im Investiturstreit übernahm und als Zuflucht für alle Anhänger des Papstes galt. Dieser Stellung verdankte das Kloster zahlreiche Schenkungen in der näheren Umgebung, aber auch im Elsaß, in Ostfranken und am Rhein. 1091 konnte nach längerer Bauzeit die neue Klosterkirche St. Peter und Paul auf einer Terrasse über der Nagold geweiht werden. Vom 12. Jahrhundert an ging infolge der Konkurrenz der neuen Orden, besonders der Zisterzienser, die hervorragende Stellung Hirsaus verloren. Es setzte eine Schmälerung des Besitzes, al­lerdings auch eine Konzentration ein, die bis ins 14. Jahrhundert währte. Die Vogtei über Außenbesitzungen zog 1215 Kaiser Friedrich II. an sich, ab 1223 übernahm er die Gesamtvogtei. Diese blieb nominell bis ins 15. Jahrhundert beim Reich, doch zeigt sich von 1340 an der immer stärker werdende Einfluß Württembergs. 1430 übten die Grafen praktisch schon eine Schirmherrschaft aus, obwohl Hirsau immer noch als Reichskloster galt. 1468 wird Graf Eberhard als Kastvogt des Klosters urkundlich bezeugt. Im 15. Jahrhundert zeigten sich gewisse Reformtendenzen innerhalb des Klosters, das sich nach 1430 der Melker Reformrichtung anschloß und 1458 zur Bursfelder Kongregation übertrat. Dies hatte auch eine gewisse geistige Blüte zur Folge. Die Reformation führte Herzog Ulrich 1535 zwangsweise ein, nach dem Interim versuchte der Abt noch einmal, einen Konvent zusammenzurufen, was aber wenig Erfolg hatte. 1556 wurde das Kloster wieder evangelisch und eine Klosterschule eingerichtet. Der bis dahin verbliebene Klosterbesitz wurde im Klosteramt bis 1807 zusammengefaßt. 1629-1632 und 1634-1648 versuchten Mönche aus dem Kloster Weingarten vergeblich, noch einmal das geistliche Leben wiederherzustellen. Georg Beer hatte 1586/92 für den Herzog ein Jagdschloß mit Volutengiebeln errichtet. Schloß und Kloster fielen 1692 der Zerstörung durch die Truppen Melacs anheim. Die Ruinen wurden im 18. und 19. Jahrhundert zum Teil bis auf die Grundmauern abge­tragen. Erhalten blieb nur der Nordwestturm, ein Außenturm von 1120 und die spätgotische Marienkapelle am Ostflügel des Kreuzganges, doch ist der Gesamtgrundriß noch gut zu erkennen. Die Peter-und-Pauls-Kirche war eine dreischiffige Säulenbasilika von außerordentlicher Länge (69 m). Die Seitenschiffe waren über das Querschiff hinaus in den Chor verlängert, Haupt- und Seitenschiffe gerade geschlossen, aber innen in verschiedene Altarnischen aufgelöst. Die Vorhalle im Westen wurde Mitte des 12. Jahrhunderts zu einer Vorkirche umgestaltet. Nördlich des Chors lag die Allerheiligen- oder Riesenkapelle von 1487 und südlich die Marienkapelle. Der Kreuzgang 1485/94 noch spätgotisch umgestaltet. Außerhalb des Klosters lagen verschiedene Wirtschaftsgebäude, alle von einer Ring­mauer umfangen. — 1807 wurde das Klosteramt mit dem Oberamt Calw vereinigt, seit 1938 Landkreis Calw. Erst 1830 wurde Hirsau selbständige politische Gemeinde.

Name: Herzöglich-württembergisches Schloss (abgegangen)
Datum der Ersterwähnung: 1586 [1586/92]

Ersterwähnung: 1260
Kirche und Schule: Die Pfarrkirche für den Ort lag in der Pletschenau, ab 1260 durch einen Pfarrer bezeugt. Es ist nicht gesichert, ob es die alte Nazariuskirche war. Bis zur Zerstörung wurde der evangelische Gottesdienst in der Klosterkirche durch die Lehrer der Klosterschule versehen. Ab 1692 evangelischer Gottesdienst in der Liebfrauenkapelle, ab 1698 Pfarrei. Die Katholischen zur Pfarrei Bad Liebenzell, 1955 die Aureliuskirche für den Gottesdienst wieder hergerichtet. Anstelle einer wohl schon dreischiffigen Basilika des 9. Jahrhunderts nach 1059 das Langhaus als dreischiffige Säulenbasilika mit flachgedecktem Mittelschiff entstan­den, die Seitenschiffe kreuzgewölbt. Das doppeltürmige Westwerk weitgehend, der Ostteil der Kirche einschließlich Querhaus und Vierung gänzlich abgebrochen. Heute als Ostabschluß Betonwand mit Flachreliefs von O. Hajek eingezogen.
Patrozinium: St. Nazarius (?) / Unserer Lieben Frau / St. Aurelius
Ersterwähnung: 1260

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