Maulbronn - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1100 [um 1100]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die etwas abseitige Lage der Stadt im engen Salzachtal, das aus der Schilfsandsteinstufe des Strombergs in den Kraichgau führt, entspricht der oft geübten Ortswahl bei der Gründung von Zisterzienserklöstern. Im Stadtbild ist der wohlerhaltene, um ein großes Rechteck angelegte Komplex des ehemaligen Klosters mit Kirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden beherrschendes Element trotz der Stadter­weiterung durch Wohn- und Industriegebiete. Die jüngste Entwicklung mußte sich im wesentlichen entlang der heutigen Hauptgeschäftsstraße talauswärts nach Westen richten. Dort entstand der inzwischen nicht mehr genutzte Bahnhof Maulbronn-Stadt als Ziel­punkt einer kleinen, von der Strecke Mühlacker—Bretten abgehenden, 1975 stillgelegten Stichbahnlinie. An ihn setzten vorzugsweise Industrie und Gewerbe an, neue Wohngebiete an den nordwestlichen und südöstlichen Hängen. Eine bürgerliche Ansiedlung entstand erst seit 1809, sie wurde 1838 zur Gemeinde erhoben und erhielt 1886 Stadtrecht. Die Stadt wuchs allmählich von der Klosteranlage aus hauptsächlich nach Westen. Baulich ist sie noch ganz von den Klostergebäuden be­herrscht, die wohl das beste erhaltene Beispiel eines Zisterzienserklosters darstellen. Sie werden umfaßt von einer Ringmauer mit Klostertor von 1472 (Rundbogenfries). Innerhalb des Berings zahlreiche Wirtschaftsgebäude, großenteils noch aus der Klosterzeit, wie Herberge, Schmiede, Klostermühle, Pfisterei, Fruchtkasten. Im Nordosten des Bezirks das herzogliche Jagdschloß von 1588, im Südosten der sogenannte Faustturm mit Fach­werkobergeschoß. Die Klausur mit fast noch vollständig erhaltenen mittelalterlichen Gebäuden ist heute evangelisches Seminar und Gymnasium. Unmittelbar an die Ringmauer im Оsten an­schließend der »Tiefe See«, einer der vielen von den Zisterziensern zur Fischzucht angelegten künstlichen Teiche.
Historische Namensformen:
  • Mulbrunnen 1100 [um 1100]
  • Mulebrunnen 1147 [1147 und 1148]
Geschichte: Um 1100 (Кор. 16. Jahrhundert) Mulbrunnen, 1147 (verunechtet), 1148 Mulebrunnen, am ehesten noch mit Mühle zusammenhän­gend. Hirsauer und Hochstift Speyerer Besitz. 1147 dorthin das in Eckenweiher (vergleiche Stadt Mühlacker) 1138 gegründete Zisterzienserkloster durch den Speyerer Bischof Günther ver­legt und großzügig ausgestattet. Maulbronn war Tochterkloster des elsässischen Neuburg und stand in der Filiation von Morimond. Es hatte selbst Schöntal an der Jagst (1155-1285) und Bronnbach an der Tauber (1150, endgültig seit 1167) zu Tochterklö­stern. Der Maulbronner Besitz war zunächst auf die unmittelbare Umgebung des Klosters und auf verstreute Güter im Bereich der Speyerer Diözese bis zum Rhein hin ausgerichtet. Ab 1300 wurde er immer stärker auf die Umgebung Maulbronns und ein geschlossenes Klostergebiet konzentriert. Wichtigste Außenbesitzung blieb weiterhin der Pfleghof Speyer. Auf dem Weg dorthin lagen verschiedene Stützpunkte. Die Schirmherrschaft übte zunächst der Bischof von Speyer aus, doch geriet das Kloster schon mit einem Privileg Friedrich Barbarossas 1156 in den Einfluß der staufischen Hausmachtpolitik, zumal die Staufer in den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts auch noch Schirmvögte des Hochstifts Speyer wurden. Als bischöflich-speyerische Ministerialen erhoben die Ritter von Enzberg seit etwa 1230 Ansprüche auf eine Vogtei, die ihnen 1285 König Rudolf von Habsburg endgültig absprechen ließ. Seither übte wieder der Wimpfener Reichslandvogt den Klosterschutz aus, bis Karl IV. ihn zwischen 1361 und 1366 dem Pfalzgrafen überließ, nicht ohne gleichzeitig auch dem Speyerer Bischof seine bisherigen Rechte noch einmal zu verbriefen. Die Kurpfalz mußte sich an­schließend in Streitigkeiten mit Württemberg und mit Baden durchsetzen, die über Teilge­biete des Klosterterritoriums die Vogtei beanspruchten. In diesem Zusammenhang wurden Maulbronn selbst sowie die Orte und vor allem die Kirchhöfe des Klostergebiets als Eckbastion der Pfalz gegen Südosten stark befestigt. In den Kriegen Kurfürst Friedrichs des Siegreichen konnte Maulbronn 1462 einer württembergischen Belagerung widerstehen. 1489 entzog der Kaiser der Pfalz den Klosterschirm und sprach ihn, allerdings vergeblich, dem Schwä­bischen Bund zu. 1504 wurde Maulbronn durch Herzog Ulrich erobert und blieb seither württembergischer Schirmherrschaft unterstellt. Im Bauernkrieg, durch den Stockburger Haufen besetzt, erlitt es nur geringen Schaden. 1535 griff der Herzog reformierend ein, der Abt und die Mehrheit des Konvents zogen in den Speyerer Pfleghof um, sie konnten 1548 das Kloster noch einmal beziehen. Die endgültige Reformation durch Herzog Christoph von 1557 machte Maulbronn zu einer in der späteren Zeit durch bedeutende Schüler sehr angese­henen Klosterschule, zum Sitz einer evangelischen Prälatur und eines württembergischen Klosteramts. 1564 versuchte Herzog Christoph hier in einem Religionsgespräch vergeblich, eine Einigung zwischen württembergischen und calvinistisch-pfälzischen Theologen herzustellen. 1576 kam in einem 2. Religionsgespräch die Maulbronner Konkordie als gemeinsames Bekenntnis für Württemberg, Baden und Henneberg zustande. Mit dem Restitutionsedikt von 1629 zogen in Maulbronn wieder Zisterzienser aus dem elsässischen Kloster Pairis ein, das bereits 1452 als Priorat Maulbronn angeschlossen worden war. Sie mußten 1648 endgültig abziehen. Das Klosteramt Maulbronn wurde 1806 Oberamt, 1938 aber zum Landkreis Vaihingen gezogen.
Ersterwähnung als Stadt: 1886

Name: herzögliches Jagdschloss / sogenannter Faustturm
Datum der Ersterwähnung: 1588

Ersterwähnung: 1178
Kirche und Schule: Die Klostergemarkung zählte vor der Gründung des Klosters teilweise zur Pfarrei Knittlingen, teilweise zur Pfarrei Elfingen. Die Hauptkirche des Klosters war der Muttergottes geweiht. Sie entstand im wesentlichen in romanischer Zeit, dabei zeichnen sich vier Bauperioden ab. Weihedatum 1178. Geradegeschlossener Chor mit schmalem, zur Hälfte von einer Kapellenreihe eingenommenem Querschiff, dreischiffiges Langhaus mit südlich vorgelegter spätgotischer Kapellenreihe, ursprünglich flachgedeckt. 1472 Netzgewölbe eingezogen. Um 1210/15 das Paradies als Vorhalle vor das Kirchenportal gelegt, hier erstmals nordfranzösische frühgotische Stileinflüsse, aber noch alle Gewölbe mit Rundbögen überspannt. Die Kirche im Innern durch einen romanischen Lettner in Mönchs- und Laienteil gegliedert. In der Laienkirche spätgotischer Altar mit ausdrucksvollem Kruzifix von 1473, gezeichnet C. von S. In der Mönchskirche frühgotische Madonna, Fenster des 14. Jahrhunderts, Chorgestühl 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts mit reichen Reliefdarstellungen, hauptsächlich nach dem Alten Testament. Die Klausurgebäude, von der Regel abweichend, nördlich an die Kloster­kirche anschließend. Um 1200 Westtrakt mit Vorratshalle und Laienrefektorium, beide zweischiffig, letzteres mit niedrigen gekoppelten Säulen. Herrenrefektorium auf der Nordseite 1220-1235, ebenfalls zweischiffig, stilistisch dem Paradies nahestehend, mit achtteiligen Rippengewölben auf hohen Säulen mit Blattkapitellen. Gegenüber die Brunnenhalle aus dem 14. Jahrhundert mit spätgotischem Fachwerkobergeschoß. Der dreischalige Brunnen Ergebnis einer Restaurierung des 19. Jahrhunderts. Im Оsten anschließend die Wär­mestube (Calefactorium), östlich davon die Werkstätten der Mönche (fratria, camera), von dort Durchgang zum netzgewölbten langgestreckten Parlatorium (1493). Auf dem Ostflügel der ebenfalls zweischiffige Kapitelsaal des 14. Jahrhunderts mit von drei Säulen aus­gehendem Sterngewölbe. Darüber einst der Schlafsaal der Mönche (Dormitorium), die zu ihm hinaufführende Treppe im nördlichen Seitenschiff der Klosterkirche noch vorhan­den. Im Nordosten an die Klausur angebaut das Herrenhaus, die Abtswohnung (1512-1518) mit spitzgedecktem gotischem Erker und Resten des romanischen Kranken- und Gäste­hauses (Ende des 12. Jahrhundert) im Untergeschoß. Maulbronn wurde 1842 evangelische Pfarrverweserei, seit 1875 Pfarrei. Als Pfarrkirche dient die Klosterkirche. Katholische Kirche St. Bernhard von 1956, Sitz einer katholischen Pfarrei seit 1960. Der Sprengel umfaßt den Bereich der heuti­gen politischen Gemeinde, bis 1976 auch Freudenstein zugehörig.
Patrozinium: St. Maria / St. Bernhard
Ersterwähnung: 1178

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