Bodenvase im Jugendstil 

Datierung :
  • 1904 [Herstellung]
Autor/Urheber:
  • Großherzogliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe [Hersteller]
  • Wilhelm Süs [Entwerfer]
Ortsbezüge (Werk):
Objekttyp: Bodenvase
Weitere Angaben zum Werk: Irdengut [Material], bemalt [Technik], glasiert [Technik], Kobaltglasur [Technik], Farbglasur [Technik], Höhe: 42.0 cm, Durchmesser: 40.0 cm
Kurzbeschreibung:

Die Bodenvase mit der Serien-Nr. 120 zeichnet sich durch einen ausgestellten Fuß, einen relativ niedrigen Hals und einen dicken Lippenrand aus. Die breiten Schultern dominieren das formale Äußere. Dargestellt sind auf dunkelblauem Grund leicht stilisierte Zweige mit Blättern und Früchten in Grün und Gelb-Braun. Jeweils vier Früchte sind auf jeder der vier Seiten zu einem „Strauß" zusammengefasst. Es handelt sich dabei möglicherweise um Kürbisse, Fleischtomaten oder Phantasie-Früchte. Darunter folgen Blätter, Zweige und am Boden liegende Früchte.

Florale Dekore wie die hier vorkommenden Zweige, Früchte, Blumen oder Blätter wurden während des Jugendstils relativ häufig verwendet; dazu zählten Illustrationen von realen Pflanzen sowie Phantasie-Gewächsen (wie es auch bei Tierdarstellungen während dieses Zeitraums üblich war). Der Grund hierfür lag in dem allgemeinen Bedürfnis, sich von der Kunst der Akademien und des Historismus abzuwenden, was sich unter anderem im Aufnehmen von Vorbildern aus der Natur manifestierte. Eine weitere Vase des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (Inv. Nr. 2010/807; Serien-Nr. 157) von Wilhelm Süs zeigt die gleichen Zweige, Blätter und Früchte. Diese sind jedoch von einem hellblauen Rahmen umgeben, der Hintergrund ist cremefarben. Die Wiederverwendung des Dekors, wenn auch mit anderem Hintergrund, zeigt seine Beliebtheit sowie die verschiedenen Möglichkeiten der Gestaltung.

Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe wurde im Jahre 1901, unterstützt durch den Kunstförderer Großherzog Friedrich I., gegründet, zu deren künstlerischer, kaufmännischer und technischer Leiter Süs ernannt wurde. Das neue, vom Architekten Friedrich Ratzel (1869-1907) erbaute Manufakturgebäude stand in unmittelbarer Nähe der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in der Hoffstraße. Die Majolika-Manufaktur war ursprünglich nicht als kommerzieller Betrieb geplant, sondern als Möglichkeit für experimentelles, künstlerisches Arbeiten, weshalb kein einheitlicher Stil vorherrschte und sich jeder Künstler verwirklichen konnte. Wilhelm Süs war bald für seine prachtvollen und virtuosen Farben bekannt. Inspiriert wurde er durch die raffinierte italienische Majolika des 15. und 16. Jhs. Neben dem Ziel der Kunstförderung stellte die Manufaktur eine Stärkung der heimischen Wirtschaft dar. Es war auch von Anfang an geplant, sogar Künstlern, die nicht fest mit der Manufaktur verbunden waren, dort ihre Entwürfe realisieren zu lassen. Sie sollten Einrichtung und Materialien der Manufaktur zur Herstellung ihrer Werke (Einzelstücke) benutzen dürfen. Das Recht der Vervielfältigung lag aber ausschließlich bei der Manufaktur, die gegen eine zehnprozentige Provision auch den Vertrieb der signierten und datierten Einzelstücke zu übernehmen bereit war. Anfangs machten nicht viele Künstler von diesen Möglichkeiten Gebrauch. Den Grundstock der Produktion bildeten die schon vorhandenen Entwürfe von Wilhelm Süs und HansThoma. Im Jahre 1902 trat die Manufaktur im Rahmen der Ausstellung zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum Großherzogs Friedrich I. erstmals an die Öffentlichkeit. Den nächsten Höhepunkt für die Majolika-Manufaktur erlangte Süs auf der Weltausstellung in St. Louis 1904, als er eine Goldmedaille gewann, gerade in dem Jahr, in welchem er die Vase Inv. Nr. FD 6 schuf.

Literatur: Deutsche Kunst und Dekoration, Heft 16, München 1905, S. 517; Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln (Hrsg.): Meister der deutschen Keramik (Ausst. Kat), Köln 1978, S. 176, Nr. 321; Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Majolika (Ausst. Kat.), Karlsruhe 1979, Nr. 109; Antiquitäten Metz (Hrsg.): Jugendstil/Art Deko (Auktions-Katalog), Heidelberg 1991, Nr. 359, Taf. 11; Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Majolika. Führer durch das Museum in der Majolika-Manufaktur, Karlsruhe 1992, S. 37 Nr. 7; Erwerbungen der Freunde des Badische Landesmuseums, 25 Jahre Förderverein, Karlsruhe 2010

Quelle/Sammlung: Kunst- & Kulturgeschichte - Keramik
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: FD 6 [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: https://katalog.landesmuseum.de/object/F7812006435525A852619C9E92B74DF0

Autor/Urheber:
  • Thomas Goldschmidt [Fotograf]

Schlagwörter: Jugendstil, Pflanzendarstellung
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