Ausflug nach Heidelberg 

Datierung :
  • 1927
Objekttyp: Video
Inhalt:
  • Der Film beginnt mit dem Blick auf das Marstallgebäude – heute Mensa und Institute der Universität Heidelberg – in der Heidelberger Altstadt und den dahinterliegenden Odenwald. Dahinter ist die Heiliggeistkirche und das Schloss zu sehen. Die Kamera – vermutlich befand sie sich auf einem Schiff – zieht weiter nach Osten, dabei wird die Molkenkur oberhalb der Altstadt sichtbar, sowie der Eingang in die Schiffgasse. Verschiedene Schiffe – Schleppkähne, große und kleine motorisierte Personenboote – sind auf dem Neckar unterwegs. Vor dem Marstall ist ein Ausflugsschiff zu sehen, mit dem Besucherinnen und Besucher der Stadt die Altstadt sowie die angrenzenden Orte auch vom Fluss aus besichtigen können. Motorboote für den Transport von Touristen sind seit ihrer Einführung Ende des 19. Jahrhunderts und bis heute sehr beliebt. Die nächste Szene zeigt links die Karl-Theodor-Brücke, bekannter als Alte Brücke, mit dem Brückentor am Südende, die Steingasse, sowie eine Häuserreihe auf den Neckarstaden. Dahinter sind erneut das Schloss und der dahinterliegende Königstuhl zu sehen. In der letzten Szene sieht man einen Baggerkahn. In der Weimarer Reichsverfassung 1919 war der Neckar als Reichswasserstraße vorgesehen. Zwischen 1921 und 1935 wurde schließlich die 113 km lange Strecke zwischen Mannheim und Heilbronn zur Großschifffahrtsstraße mit 27 Staustufen ausgebaut. Heute ist die Fahrrinne des Neckars 2,80 tief, gut möglich also, dass hier Arbeiten für die Fahrrinnenvertiefung, zu sehen ist. Bereits im 13. Jahrhundert gab es ein Marktschiff, das zwischen dem Kloster Schönau bei Heidelberg und Scharrhof (heute bei Mannheim) verkehrte. Der Neckar wurde bereits früh auch gegen den Strom beschifft: auf einem Merianstich von 1622 sieht man, wie Reiter vom Ufer aus die mit Tauen befestigten Boote ziehen. Der Marstall, wie man ihn im Video sieht, ist ein Überrest, genauer die Außenfront mitsamt Ecktürmen eines großen Gebäudes, das heute nicht mehr erhalten ist. Der 1590 unter Kurpfalzregent Johann Casimir (1543 – 1592) erbaute Marstall wurde zum größten Teil Ende des 17. Jahrhunderts zertstört, sein Name blieb erhalten und wurde auf den gesamten Zeughauskomplex übertragen. Dieser wurde unter Kurfürst Ludwig V. (1478 – 1544) Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut und als Magazinbau für militärisches Gerät genutzt. Der Marstall befand sich südlich dieses Gebäudes. Nördlich davon, aber nicht im Video zu sehen, ist die Heuscheuer. Auf den Überresten des mittelalterlichen Mantelturmes, bis 1392 der nordwestliche Eckpunkt der Stadtmauer, wurde im 18. Jahrhundert der Vorgängerbau für das heute von der Universität genutzt Gebäude erbaut. Beide Gebäude – Zeughauskomplex und Heuscheuer – befanden sich außerhalb der Stadtmauer und waren entsprechend wehrhaft gebaut. Die Karl-Theodor-Brücke ist Heidelbergs erste vollständig aus Stein erbaute Brücke und wurde zwischen 1786 und 1788 auf einem teils aus Stein, teils aus Holz bestehenden Vorgängerbau gebaut. Zwei Denkmale stehen auf der Brücke, eines für Kurfürst Karl-Theodor (1724 – 1799) und eines für Pallas Athene, das die damalige geistige und materielle Blüte der Kurpfalz symbolisieren sollte. Das vorher schon bestehende mittelalterliche Brückentor wurde ebenfalls 1788 umgestaltet. Erst als im 20. Jahrhundert weitere Neckarbrücken entstanden erhielt sie den heute üblichen Namen „Alte Brücke.“ Wie der Marstall wurde auch das Heidelberger Schloss – mehrmals – zerstört. Die heute für das Stadtbild prägende und weltberühmte Schlossruine hat ihren Ursprung im 13. Jahrhundert. König Ruprecht I. (1400-1410) – der einzige mittelalterliche König aus Heidelberg – ließ dort seinen Palast errichten. Mehr noch als das Schloss verbindet man mit ihm die ebenfalls im Video sichtbare Heiliggeistkirche. Beginnend mit ihm wurde die 1239 erstmals urkundliche erwähnte Kirche der Begräbnisort für fast alle auf ihn folgenden Pfalzgrafen. Heute ist die ursprünglich romanische Kirche der bedeutendste gotische Bau zwischen Oppenheim und Straßburg. Von der ursprünglichen Burg ist die Wehranlage mit Bergfried und Schildmauer bis heute im Kern erhalten. Nach Zerstörungen in mehreren Kriegen wurde das Schloss durch einen Blitzeinschlag 1764 gänzlich zur Ruine. Die Molkenkur befindet sich auf dem Kleinen Gaisberg und verdankt ihren Namen einer 1853 eröffneten Wirtschaft, zugleich „Molkenanstalt,“ zur Durchführung von Trinkkuren, heute auch als Molka-Fasten bezeichnet. Der 568 Meter hohe Königsstuhl liegt oberhalb vom Schloss und ist ein beliebtes Ausflugsziel, der von der Altstadt aus auf der Himmelsleiter genannten Treppe direkt zu erreichen ist. 1200 unregelmäßige Treppen führen vom Schloss auf den Heidelberger Hausberg. Leichter geht es mit der 1907 erbauten Bergbahn, die auch an der Molkenkur hält. Nora Wohlfarth, LABW.
Quelle/Sammlung: Landesfilmsammlung Baden-Württemberg: Ausflug nach Heidelberg
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