16) Über den Anfang der Empörung in Mergentheim gibt der Komtur von Bibra in einem Schreiben an den Deutschmeister ausführlich Nachricht: Als schon am Sonntag Laetare (26. März) die Unordnungen im Kloster Schöntal vorgingen, wo die Bauern im Hof lagerten und zwei Tage und Nächte gegessen und getrunken hatte, so hätte er am folgenden Tag sämtliche Bürger Mergentheims auf ihre vier Stuben zusammengerufen und sie zum Gehorsam ermahnt. Sie sollten sich nicht mit den Rothenburgern einlassen. Er erteilte ihnen die Zusicherung, dass alles, was den Benachbarten bewilligt würde, auch ihnen zugestanden werden soll. Obgleich in der vierten Stube ein Teil sich ganz widrig bezeugt, so wäre ihm abermals versprochen worden, dass sie sich als fromme und gehorsame Untertanen halten wollten. Dies wäre ihm auch noch an dem anderen Tag (am 29. März) zugesichert worden, woraufhin er auch wegen der Frankfurter Straße die Geleitsreiter hatte abgehen lassen. Den Beschluss der Mergentheimer, dass sie dem Bauernhaufen 100 Mann zuschicken wollen, konnte er aus mehreren Gründen nicht verhindern, aber ihr Begehren, ihnen eine Feldschlange zu leihen, hatte er abgeschlagen. Er wäre mit dem Pater von Ehrenburg selbst ins Feldlager nach Schäftersheim gegangen, um mit den Obristen und Hauptleuten des Haufens wegen Mergentheim, Neuhaus und allen Ordensverwandten zu unterhandeln. Es wäre ihm auch sogar Frieden und Sicherheit zugesagt worden und dass die Bauern auf ihren Zug in die Stadt Mergentheim nicht weiter begehren wollen. Sie wollten ihr Nachtlager zu Igersheim nehmen, wo sie nämlich die Stadttore sperren könnten. Man sollte ihnen nur Heu und Stroh nebst anderer Lieferungen zuschicken, was er ihnen auch bewilligte. Dieser Vereinbarung ungeachtet, hätten die Bauern am Donnerstag (30. März) ihren Zug gerade durch die Stadt Mergentheim genommen und ihr Lager zwischen der Stadt und der Tauber aufgeschlagen. Und obgleich er den Bürgern die Stadttore zu schließen befohlen hatte, hätte sie solche von selbst aufgetan. 

Kurzbeschreibung: Des anderen Tages wurde ihm ein Schreiben vom Haufen übergeben, worin ausführlich ausgeführt wurde, was von ihm und dem Deutschmeister durch Brief und Siegel bewilligt werden müsste, wenn sie den Frieden erhalten wollten. Diese Verschreibung hätte er dann auch durch den Sekretär ausfertigen lassen. Anfänglich wurde er von den Hauptleuten nur um etliche Malter Hafer angesucht. Bald darauf hätten sie aber zwei Feldschlangen verlangt, was er jedoch abermals abschlug. Dann kam der Ordensschultheiß von Edelfingen (Ottelfingen) mit 20 Mann zu ihm auf das Schloss und bot ihm an, ihn von dem unnützen Gesindel zu befreien. Hierfür wollte er ihm einige Männer ins das Haus legen. Dagegen hätte er nichts tun können, da er gar keine Bewaffneten mehr bei sich hatte. Anstatt einiger wären aber nun jedoch bei 50 Mann im Vorhof gelegen. Den anderen Morgen (1. April) wäre ihm von demselben Schultheiß mit dumpfen Reden angekündigt worden, dass er zwar unbesorgt in seinem Gemach im Schloss bleiben könnte, nach dem Befehl der Hauptleute hingegen aber das Haus, Wöhr und Turm mit ihren Leuten besetzt werden müssten. Er hatte also wahrzunehmen, dass kein Treu und Glauben durch die Bauern gehalten wird. Sie hätten sich auch alle Schlüsselbüchsen und Pulver zueigen gemacht. Alle seine Vorstellungen wären unbeachtet geblieben. Den Orden zu beschädigen sei Niemand hitziger als die eigenen Leute gewesen. Wie ihm dann auch die Hauptleute eröffneten, dass sie, wenn die Mergentheimer nicht gewesen wären, überhaupt nicht nach Mergentheim gekommen wären. Nun hätten sie ihm aber versprochen, wenn der Deutschmeister die gleiche Verschreibung wie der Komtur tut, diese zwischen drei Tagen ausstellt, dass sie dann das Schloss räumen und nichts als was Leibesnahrung mit sich nehmen und abziehen wollen. Der Deutschmeister möchte daher doch diese Verschreibung durch den Komturknecht überschicken. Sonst befürchtet er, dass es bei Mergentheim und Neuhaus zu großen Schaden kommen wird, 10. April 1525
Erstellt (Anfang):  [1521; 2. Juli 1524; 20. Februar 1525 - 14. Juni 1525]
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart
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Schriftwechsel des Deutschmeisters Dietrich von Cleen, Teil I: (1521), 2. Juli 1524 - 14. Juni 1525 / 1521; 2. Juli 1524; 20. Februar 1525 - 14. Juni 1525
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  • Edelfingen : Bad Mergentheim TBB
  • Ehrenburg, Coburg CO; Schloss
  • Igersheim TBB
  • Mergentheim s. Bad Mergentheim
  • Neuhaus : Igersheim TBB
  • Rothenburg ob der Tauber AN
  • Schäftersheim : Weikersheim TBB
  • Schöntal KÜN
  • Tauber (Fluss)
Personenbezüge:
  • Bibra, Wolfgang von; Komtur
  • Cleen, Dietrich von; Deutschmeister
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