Bauernkrieg 

Kurzbeschreibung: 1. Zur Geschichte des Bauernkriegs 1525
Im späten Mittelalter kam es in lokalen Gebieten des Alten Reiches immer wieder zu bäuerlichen Unruhen. Mit dem großen Bauernkrieg 1525 vereinigten sich die regional unterschiedlichen Forderungen der Untertanen und erfassten den ganzen südsprachigen deutschen Raum vom Elsass bis nach Tirol. Für den Südwesten des Alten Reiches ging der Aufstand im Mai 1524 vom Hegau und Schwarzwald aus, erreichte Oberschwaben, Franken, Baden und das Herzogtum Württemberg bevor er im Juni 1525 von den Truppen des Schwäbischen Bundes und seinen Verbündeten niedergeschlagen wurde. Hauptsächlich Bauern aber auch andere Untertanen erhoben sich aus ökonomischen, sozialen, politischen und religiösen Gründen gegen ihre Landesherrschaften, um die bestehenden Herrschaftsverhältnisse zu stürzen. Ihre Forderungen manifestierten sich in den 12 Artikeln, die von Sebastian Lotzer zwischen dem 27. Februar und 1. März 1525 auf der Bauernversammlung in Memmingen verfasst und zur wichtigsten Programmschrift der Bauern wurden. Ihre Anliegen wie die Abschaffung der Leibeigenschaft, Abgabensenkungen und die freie Predigt des Evangeliums begründeten sie nicht mehr nur anhand der überkommenen Rechtsauffassung ("altes Recht"), sondern nunmehr durch das "göttliche Recht". Die von Martin Luther im Zuge der Reformation ausgerufene Freiheit des Menschen wurde von den Bauern als Freiheit für alle verstanden, in der es nicht die Abschaffung der Herrschaft, aber zumindest eine relative Gleichstellung mit den Untertanen anzustreben galt. Württemberg stand nach dem Landfriedensbruch durch Herzog Ulrich (1487-1550), der im Jahr 1519 versucht hatte, die Reichsstadt Reutlingen einzunehmen und daraufhin vertrieben wurde, unter der österreichischen Regierung des Erzherzog Ferdinands (1503-1564). Die württembergische Regierung in Stuttgart wurde dem Statthalter Wilhelm Truchsess von Waldburg-Trauchburg (1469-1557) übertragen. Die Bauern organisierten sich je nach Region in sogenannte "Haufen", die durch das Land zogen, Städte und Gemeinden zum Zuzug aufforderten. Mit der "Weinsberger Bluttat" vom Ostersonntag, 16. April 1525, bei der zahlreiche Adelige durch die Bauern hingerichtet wurden, nahm in Württemberg die gewaltsame Entwicklung ihren Lauf. Die Regierung erhielt nun die seit langem angeforderte militärische Hilfe des Schwäbischen Bundes, der sich bis dahin geweigerte hatte, Erzherzog Ferdinand die Truppen zur Verfügung zu stellen, da dieser selbst für eine ausreichende Bewehrung seines Landes nicht gesorgt hatte. Der oberste Feldhauptmann des Bundesheeres Georg III. Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) schlug nacheinander im Hegau, Oberschwaben und in Württemberg die Bauernhaufen nieder. Auch der Versuch Herzog Ulrichs, sein Herzogtum mit Hilfe der Hegauer Bauern und einigen Schweizer Eidgenossen wieder zurückzuerlangen, war damit gescheitert. Die Aufständischen wurden verfolgt und mit Hinrichtungen, Leibesstrafen und Landesverweisungen schwer bestraft. Die Gemeinden und Städte hatten hohe Brandschatzungsgelder und Entschädigungszahlungen an den Adel und die Geistlichen aufgrund der Plünderungen und Verbrennungen der Burgen und Klöster zu bezahlen. Eine Verbesserung der bäuerlichen Lebensumstände nach dem Bauernkrieg war vom Wohlwollen der jeweiligen Landesherrschaft abhängig und sollte in der Regel nicht eintreten. Die südwestdeutsche Grundherrschaft blieb bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nahezu unverändert.
2. Zur Überlieferung und Bearbeitung des Bestandes
Der Bestand "Bauernkrieg" besteht aus einem seit dem 16. Jahrhundert angelegten Membrum des altwürttembergischen Auslesearchivs. Diese Akten stammen aus der herzoglichen Kanzlei und wurden im Jahre 1804 erstmals von Carl Friedrich Pfaff inventarisiert (ehemals Bestand A 46 mit 35 Faszikeln). Zuwachs erhielt der Bestand Anfang des 19. Jahrhunderts. Hierbei ging dem Staatsarchiv Stuttgart im Allgemeinen wegen neuerworbener Gebiete aus den unterschiedlichsten Archiven zahlreiches Schriftgut zu. In diesen Bestand gingen folgende Abgaben ein: Das Archiv Esslingen lieferte im Jahr 1826 Akten unter der Rubrik Schwäbische Bundesangelegenheiten ab (Bü 43-46). Ein Aktenbund gelangte vom Kloster Weingarten in den Bestand (Bü 47). Der größte Teil mit insgesamt acht Faszikeln stammte aus dem Mergentheimer Archiv des Deutschen Ordens (Bü 65-80). In den Jahren 1827 und 1835 folgten aus dem Archiv Ellwangen Akten, die die Propstei Ellwangen betrafen (Bü 53-62a). Auch aus dem württembergischen Archiv des Inneren erhielt der Bestand im Jahr 1824 (Bü 26-42) als auch 1827 (Bü 48-52) nochmals Zuwachs, die in der Gliederung des Bestandes auch heute noch als "Nachtragsakten" ausgewiesen sind. Wenige Schriftstücke entstammen außerdem weiteren Provenienzen, die jeweils im Findbuch ausgewiesen sind. Im Zuge dieser Eingänge nahm der Regierungsrat Christian Heinrich von Günzler (1758-1842) eine Neuverzeichnung des kompletten Bestandes vor und ordnete dabei die Akten jeweils der Herkunft zu, die auch heute noch als Ordnungsprinzip erhalten ist. Fast jedes einzelne Schriftstück wurde in einer ausführlichen Titelaufnahme beschrieben. Der Bestand bietet einen guten Einblick über die Vorgänge des Bauernkrieges im deutschen Südwesten. Neben den vielen Archivalien, die oftmals einen Eindruck aus der Sichtweise der Herrschenden vermitteln, gilt es besonders auch die Schriftstücke der gut organisierten Bauernkanzleien hervorzuheben, die die Vernetzung der Bauern untereinander und die zunehmende Festigung des Bauernregiments erkennen lassen. Zu erwähnen ist auch der zu Anfang des Jahres 1525 von Herzog Ulrich von Württemberg gescheiterte Versuch, die Wirren des Krieges zu nutzen, um mit Hilfe einzelner Verbündeter sein Herzogtum zurückzuerobern. Ein weiterer großer Teil der Akten beschreibt die Bestrafung der Aufständischen und die Entschädigungsforderungen der Herrschenden nach Beendigung des Krieges. Die Retrokonversion des handschriftlichen Findbuches des Regierungsrates von Günzler in die Datenbank ScopeArchiv wurde im Jahr 2016 von Alexandra Haas vorgenommen. Hierbei wurde eine Neuindizierung mit Personen- und Ortsdeskriptoren durchgeführt. Günzlers Titelaufnahmen wurden in dem Zuge mit den Originaldokumenten formal abgeglichen. Hierbei wurde auch der Erhaltungszustand der Archivalien überprüft und eine Neuverpackung vorgenommen. Die Digitalisierung der Originaldokumente konnte durch die Finanzierung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg ermöglicht werden. Das handschriftliche Findbuch von Günzler um 1825 wird künftig in dem Bestand A 605 aufbewahrt. Die Laufzeit des Bestandes betrifft vornehmlich 1524 bis 1528. Chronologisch reichen die Vorakten von 1496 und die Nachakten bis 1566. Der Bestand umfasst 5 Urkunden und 80 Büschel mit einem Umfang an die 3,6 lfd. m. Stuttgart, den 07. September 2016 Alexandra Haas
3. Hinweise zu weiteren Quellen im Hauptstaatsarchiv
Neben diesem Bestand werden noch zahlreiche weitere Archivalien zum Bauernkrieg im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrt, wobei es sich bei der nachstehenden Liste nur um eine Auswahl handelt: H 53 Schwäbischer Bund (sog. "Heilbronner Akten"), v.a. Bü 167 bis Bü 182. A 17 Bü 51 Enthält auch: Nr. 2) Bericht des Martin Nittel über seine Teilnahme am Bauernkrieg, namentlich über die Ereignisse in und um Stuttgart, 1525, 1543/44 A 43 Urgichten und Malefizakten A 44 Urfehden Zahlreiche Dokumente finden sich in den topographische Auslesebestände (A 297-A 460): bsp. A 419 U 9 Strafverschreibung der Weinsberger gegenüber Erzherzog Ferdinand nach der Bluttat, 1525 November 17, oder auch A 315 Bü 1 Nr. 3, Bü 9; A 325 Bü 1 Nr. 5 und Bü 2; A 356 Bü 3 und Bü 4 J 9 Bü 12 bis Bü 13a aus der Sammlung des Prälaten Schmid zu Ulm
4. Literatur
Günther Franz: Der deutsche Bauernkrieg, 9. unveränderte Auflage Darmstadt 1972 Günther Franz: Aus der Kanzlei der württembergischen Bauern im Bauernkrieg. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 41, Stuttgart 1935, S. 83-108, 281-305 Hans-Martin Maurer: Der Bauernkrieg im deutschen Südwesten. Dokumente, Berichte, Flugschriften, Bilder. Ausstellungskatalog, Stuttgart 1975
Erstellt (Anfang): 1522  [1522-1535]
Umfang: 5 Urkunden, 80 Büschel (3,60 lfd. m)
Objekttyp: Bestaende
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart
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Identifikatoren/​Sonstige Nummern: H 54 [Bestellsignatur]
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