Simson und Dalila 

Datierung :
  • 1513  [Herstellung]
Autor/Urheber:
  • Albrecht Altdorfer - Kopie [Künstler]
Objekttyp: Zeichnung
Weitere Angaben zum Werk: Papier [Material]
Feder in Schwarz, weiß gehöht, Grundierung in Olivgrün [Technik]
Höhe: 22,5 cm (Blatt), Breite: 16,2 cm (Blatt)
Kurzbeschreibung: Aus der Fülle schwungvoll kreisender Bewegungen und flüssig gesetzter Schraffuren auf olivgrünen Fond offenbart sich das Motiv der Darstellung erst auf den zweiten Blick. Im Vordergrund ist ein Krieger dargestellt, der in den Armen einer Frau ruht. Schild und Schwert liegen unbeachtet neben ihm. Die Szene ist in eine üppige Landschaft eingebettet, rechts, hinter den Bäumen halb verborgen, sind Männer zu erkennen, Türme verweisen auf eine nahe gelegene Stadt. Landschaft und Figuren verschmelzen in der lebendigen Strichführung zu einer Einheit. Die Zeichnung zitiert unverkennbar den Stil von Albrecht Altdorfer, der die Kunst der Donauschule entscheidend prägte. Die fast manierierte Übersteigerung der Handschrift spricht für die Zuschreibung des Blattes an einen Kopisten aus der Werkstatt des Meisters, von dem das Karlsruher Kupferstichkabinett sieben Blätter verwahrt. Die zu Lebzeiten Altdorfers ausgeführten Kopien geben Zeugnis vom Stellenwert der mit Feder und Deckweiß auf farbigem Grund ausgeführten Zeichnungen, die sich bei den Zeitgenossen hoher Wertschätzung erfreuten. Im vorliegenden Fall bezeugt dies eine weitere Wiederholung der Komposition in der Sammlung des British Museum, London. Dort ist die Darstellung als "Verwundeter Krieger" betitelt, eine Bezeichnung, die das Karlsruher Blatt ebenfalls führte, bis der ausgewiesene Altdorfer-Kenner Franz Winzinger es 1952 als "Simson und Dalila" identifizierte. Allerdings fehlt der Szene ein entscheidendes Detail: Nicht dargestellt ist die Schere, mit der Dalila ihrem Ehemann das Haar abschneidet und ihm so seine übermenschlichen Kräfte nimmt. Einziger Hinweis darauf ist die Bewegung der Frau, die mit ihrem linken Arm etwas zu greifen scheint. Dennoch lassen sich in der Formulierung des Motivs Anspielungen auf das Thema der "Weibermacht" und der "Weiberlist" finden, die seit jeher eng mit der Rezeption der Geschichte Simsons verbunden und um 1500 weit verbreitet waren. Wie Aristoteles zählte Simson zu den "Minnesklaven", die der Dichter Hans Sachs zu Beginn des 16. Jh. in den Reigen der "vortrefflichen Männer" aufnahm, deren Leidenschaft sie zu blinden Liebestoren machte. Die stadtnahe Waldlandschaft erscheint in den zeitgleichen Darstellungen von Liebespaaren als bevorzugter "Lustort", wobei eine sittliche Grenzübertretung vielfach durch das Hinzufügen heimlicher Betrachter angedeutet wird. Auch wenn die konkrete Identifikation der Szene als "Simson und Dalila" mit einem Fragezeichen versehen bleiben muss, reiht sie sich unverkennbar in den ikonographischen Zusammenhang von Verführung und Betrug ein. [A.R.]
Quelle/Sammlung: Kupferstichkabinett
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: VIII 1645 [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: http://www.kunsthalle-karlsruhe.de/de/sammlung/sammlung-online.html
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