Schreitender Reisläufer 

Datierung :
  • Erste Hälfte 16. Jh.  [Herstellung]
Autor/Urheber:
  • Urs Graf (1485) [Künstler]
Objekttyp: Zeichnung
Weitere Angaben zum Werk: Papier [Material]
Feder in Schwarz [Technik]
Höhe: 30,7 cm (Blatt), Breite: 22 cm (Blatt)
Kurzbeschreibung: Eines der temperamentvollsten Blätter des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist diese Zeichnung von Urs Graf. In der Tuschfederskizze eines jungen Schweizer Söldners steigert sich der explosive Schwung der rasch über das Papier geführten Feder zu einer Intensität, die uns heute noch auf atemberaubende Weise am schnellen und aufmerksamen Blick des Zeichners teilhaben lässt. Dabei entspricht die dynamische Federführung ganz dem Motiv: Der dargestellte Jüngling ist anhand seiner Kleidung und Ausstattung als "Reisläufer" zu identifizieren, ein Schweizer Söldner und im 15. und 16. Jahrhundert erbitterter Konkurrent der deutschen Landsknechte. Sie "liefen" für ihren Sold, das sogenannte "Reisgeld" und erhofften sich in den zahlreichen Kriegen der Zeit reiche Beute, mit der sie zu Hause ein Stück Land kaufen oder sich in einer Stadt ins Handwerk oder Gewerbe einkaufen konnten. Gerade die Schweizer galten seit ihren siegreichen Burgunderkriegen als unschlagbar und waren gefürchtet für ihre todesmutige Kampfeswut. Der weit ausholende Schritt des Reisläufers, dessen Kopfbedeckung mit einer stolzen und teuren Straußenfeder geziert ist, zeugt vom Erfolg und Selbstbewusstein des jungen Kriegsknechts. Wie in einem modernen Comic zeigt uns Graf auf seiner schnellen, sicheren Skizze die Bewegungen des Mannes: Der Kopf wird sowohl in Frontalansicht als auch im Profil wiedergegeben, wodurch sein Federschmuck in eine propellerartige Rotierung gerät; der linke Arm zeigt eine ausladend schlenkernde und eine angewinkelte Position; ebenso deutet die Darstellung des Degens die charakteristische Auf- und Ab- Bewegung der Waffe im energischen Gang des Soldaten an, und schließlich wird in den mehrfachen Positionen des linken Beines deutlich, wie sich der Künstler an den kühnen Schritt des schlanken Jünglings herantastet. Urs Graf wusste, wen er da zeichnete. Selbst über viele Jahre als Reisläufer im Kriegsdienst, kannte er die Eitelkeiten und den Stolz der jungen Söldner. Die Zeichnung im Kupferstichkabinett der Kunsthalle offenbart noch heute eindrucksvoll seine ungezügelte Lebenskraft, mit der er kühn und sicher ein meisterhaftes Kunstwerk schuf. [D.S.]
Quelle/Sammlung: Kupferstichkabinett
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: VIII 1491 [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: http://www.kunsthalle-karlsruhe.de/de/sammlung/sammlung-online.html
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