Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Schon in der Jungsteinzeit wurde auf der Gemarkung gesiedelt. Über der Stubenhalde lassen sich einige große Gehöfte aus dieser Zeit nachweisen. Ob die größere Anzahl von Hüttenstellen auf der Flur Aschäcker ebenfalls aus der Jungsteinzeit stammt, ist nicht gesichert. Funde von bronzenen Stücken wie Armring, Tüllenlanze, Schwert und Dolch im Bereich des Neckars sind kein Beweis für eine bronzezeitliche Siedlung, weisen aber zumindest auf häufige Aufenthalte damaliger Menschen hin. Reste römerzeitlicher Siedlungsspuren gab es wohl im Bereich der Flur Maurenacker. Mit Ritter Walter von Hausen, genannt Hochschlitz, wird höchstwahrscheinlich erstmals 1261 Pfauhausen indirekt erwähnt. Das damals genannte Hausen lässt sich deshalb auf Pfauhausen beziehen, weil die Hochschlitz laut einer Quelle aus dem 14. Jahrhundert aus dem »valle Kirchheim« stammten. Für 1274 liegt eine gesicherte Erwähnung vor (»Pawenhusen«). Der Namensbestandteil –hausen verweist auf die frühmittelalterliche Ausbauphase des 7./8. Jahrhunderts. Der Bestandteil Pfau- (pfawe entspricht mittelhochdeutsch Pfau) lässt sich von dem Geschlecht der Pfau ableiten (1299–1358). Die Burg wird erstmals 1398 als Burgstall, also als verfallen, erwähnt. Ursprünglich saßen die Hochschlitz auf ihr. In den Jahren 1574, 1582–88 wurde die Burg zu einem Schloss erweitert beziehungsweise umgebaut, das 1823 bis auf die Hälfte eines der vier Flügel abgebrochen wurde (heute Schulgebäude). Die ersten Gebäudezahlen liegen für 1747 vor. Damals zählte der Ort 52 meistens sehr kleine Häuser. Sie waren von minderer Beschaffenheit. 1760 gab es in Pfauhausen 59 Wohnhäuser und 15 Scheunen. Für 1683 ist eine Brücke nachweisbar, die bis zum Zeitraum 1781–85 durch einen Neubau ersetzt wurde. Ein 1368 erwähnter Flurname Stetten auf der gegenüber liegenden Neckarseite deutet auf eine Wüstung hin. Diese lag bei der damals als »Gesode« bezeichneten Stelle, einem Sumpf oder Pfuhl. In der Nähe findet sich die Flur Wüstenacker, deren Namen auf aufgegebene Äcker verweist und damit ein weiterer Hinweis auf das Vorhandensein einer Wüstung in diesem Gebiet ist. Der Ort Wernau besteht aus Pfauhausen und Steinbach. Beide alte Ortsteile sind nach dem zweiten Weltkrieg durch neue Wohngebiete baulich verbunden, dazu gehören im Nordosten »Katzenstein« (1948/74), Goethe-Schillerstraße (1962/63), im Nordwesten Lindenstraße (1958), Haldenweg (1962), »Wiedenhalde« (1960/70), im Südwesten »Hengenbach« (1950/56), »Braige« (1955/63), »Schmalwiesen« (1971) und im Südosten Ziegelei und Wiesenweg (1964). |
Historische Namensformen: | |
Geschichte: | Die Herren von Hausen, genannt »Hochschlitz«, leiten ihren Namen höchstwahrscheinlich von Pfauhausen ab und sind daher als Ortsadlige zu betrachten. Das teckische Dienstmannengeschlecht, das sich bei seiner Ersterwähnung 1241 ohne den Zusatz »von Hausen« nannte, ist bis 1445 nachweisbar. Offenbar durch verwandtschaftliche Verbindungen mit den Hochschlitz etablierten sich weitere Adelsgeschlechter in Pfauhausen, wodurch sich die grundherrschaftlichen Verhältnisse im Spätmittelalter zunächst vielschichtig gestalteten. Folgende Familien zählten dazu: Die Herren vom Stein, die 1328 Güter an die Herren von Oßweil versetzten. 1349 sind die Stein als Inhaber eines Hofes nachweisbar. Ebenfalls dazu gehörten die schon erwähnten Herren von Oßweil. Ende des 14. Jahrhunderts werden größere Teile ihrer Grundherrschaft erkennbar, als ihr Anteil am Burgstall, eine Hofstatt, verschiedene Äcker, Wiesen und Hölzer sowie Gülten von den Fischenzen von Pfauhausen und Reichenbach in den Besitz des Dominikanerinnenklosters Kirchheim übergingen (1398). Gleichfalls gehörten die Reuß von Reußenstein und die Schweler dazu, welche erstmals 1344 und 1348 als Inhaber von Gütern nachweisbar sind. Eine weitere mit den Hochschlitz verwandte Familie sind die Mager. Unter der Bedingung sie weiter zu verleihen, hatten die Hochschlitz von Hausen 1379 den Grafen von Helfenstein Güter in Pfauhausen und Linghartsweiler übergeben. Später, im Jahr 1406, verlieh Österreich zwei Höfe als Lehen an die spethsche Linie der Mager. Mit dem Verwandtenkreis um die Hochschlitz verbanden sich weitere Adelsfamilien. So die 1365 in Pfauhausen nachweisbaren und mit den Oßweil verwandten Niefern. Ebenfalls mit den Oßweil familiär verbunden waren die Herrn von Münchingen, die 1398 Besitz der Oßweil übernahmen. Als Inhaber einer Fischgerechtigkeit als Lehen von Württemberg sind 1344 die Münch nachweisbar. Später besitzen die Schilling (1405) und die Baldeck (1413–48) eine Fischgerechtigkeit und einen Hof als Lehen von Württemberg. Schließlich tauchen die Herren von Randeck 1377 als Inhaber eines Hofs auf. Mit dem Stift Stuttgart wird ein weiterer bedeutender Grundherr erkennbar, der von den Herren von Wernau das Pfarrhaus am Burggraben gegen ein Haus am Bodenbach eintauschte (1447). 1478 ist der Widumhof in Pfauhausen in der Hand des Stifts. Die Dominikanerinnen von Kirchheim, welche 1344 Einnahmen aus einem Gut in Pfauhausen bekamen und an die – wie schon oben erwähnt – 1398 der Besitz der Oßweil ging, werden 1459 als Inhaber eines Lehens genannt. 1610 schließlich gehörten ein Hof und ein Lehen zum Kloster. Das Klarissenkloster in Esslingen ist 1414 als Grundbesitzer belegbar. 1420 erwarb die Heiligenpflege Jesingen ein kleines Gut in Pfauhausen. Und noch 1567 besaß die Pfarrei Jesingen einen Hof in Pfauhausen. Der halbe Maierhof in Pfauhausen schließlich wurde 1421 für die Frühmesspfründe Sankt Ottilia in Plochingen erworben. Ab 1420 vollzog sich dann in Pfauhausen eine Konsolidierung der Grundherrschaft, als die ebenfalls mit den Hochschlitz verwandten Herren von Wernau Güter aufkauften, bis sie ein Drittel des Ortes besaßen. 1425 erwarben sie den Anteil der Kaib am Burgstall und 1448 tauschten sie alle württembergischen Lehen der Baldeck ein. Dem Stift Stuttgart wurden nachweislich 1467 Zehntrechte zugesprochen. 1534 besaß die Weilheimer Kaplanei Unser Lieben Frau Zehntanteile. Um 1767/69 gehörte der Fruchtzehnt der Ortsherrschaft und der Kleinzehnt der Pfarrei. Im Jahr 1474 erlaubte Württemberg den Herren von Wernau die Aufrichtung eines eigenen Niedergerichts. Im Gegenzug musste Württemberg das Schatzungsrecht zugestanden werden. Die Blutbanngerechtigkeit wurde der Ortsherrschaft nachweislich erstmals 1621 als Reichslehen verliehen. Nach dem Aussterben der Herren von Wernau kam der Ort 1696 an die von Rotenhan in Neuhausen, die 1769 Pfauhausen an die Fürstbischöfe von Speyer verkauften. 1802/03 fiel die Ortsherrschaft an Baden und 1806 schließlich an Württemberg. Unter ritterschaftlicher Herrschaft gehörte Pfauhausen zum Ritterkanton Neckar-Schwarzwald, nach dem Übergang an Württemberg wurde der Ort zunächst dem Oberamt Köngen zugewiesen, bis er 1808 an das Oberamt Esslingen kam. Für das Jahr 1516 ist die Gemeinde belegbar. Weitere Einsichten in die Entwicklung der gemeindlichen Selbstverwaltung bietet die 1587 erlassene Vogtgerichtsordnung. Dort werden Ämter wie Schultheiß, Heimbürge, Schütze, Heiligen-, Almosen-, Gemeinde- und Kindspfleger erwähnt. In den Jahren 1516, 1541 und 1565 kam es unter anderem wegen Nutzungsrechten und Diensten zu Auseinandersetzungen zwischen der Ortsherrschaft und den Untertanen, welche in Verhandlungen beigelegt werden konnten. Im Jahr 1764 kam es dann zwischen Untertanen und Ortsherrschaft zur Einigung über Differenzen wegen der Fron. Nachdem Pfauhausen 1806 an Württemberg kam, wurde es zunächst dem neuen Oberamt Köngen, 1808 dem Oberamt Esslingen zugeteilt. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Erst spät sind Bevölkerungszahlen greifbar. Im Jahr 1748 zählte der Ort 309 Bewohner. Zwei Jahre später betrug die Zahl der Erwachsenen 232 und die der Kinder und Jugendlichen 67. Bis 1755 veränderte sich die Zahl kaum, 221 Erwachsenen standen 84 Kinder und Jugendliche gegenüber. Wenig später im Jahr 1760 gab es 66 Haushaltungen mit insgesamt 350 Personen. Ein knappes Jahrzehnt später (1769) betrug das Zahlenverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern sowie Jugendlichen 238 zu 85. Nach dem Übergang an Württemberg hatte Pfauhausen 330 Einwohner. Die Ackerflur wurde im Rahmen der Zelgwirtschaft bebaut. Schon 1398 wird von drei – namentlich nicht genannten – Zelgen berichtet. Im Jahr 1414 heißen die Zelgen: Über dem Neckar, genannt Unterm Lauch, Auf dem Berg sowie Unter der Remenhek oder der Mühlacker genannt. Im Jahr 1747 umfasste die land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche 422 Morgen Äcker, 132 Morgen Wiesen, 9 Morgen Gärten, 71 Morgen Wald, 34 Morgen Allmenden und Weiden. Um diese Zeit war eine Fläche von rund 170 Morgen bestehend aus Eichweiden, Allmenden, Wiesen und Gärten wegen Überschwemmung durch den Neckar nicht nutzbar. Die Ackerfläche wurde damals als von mittelmäßiger bis schlechter Qualität beschrieben; der Boden als leicht, teils steinig und lehmig sowie mit Kieseln durchsetzt. Die Wiesen waren ebenfalls nicht gut und wurden beständig von der Überschwemmung bedroht. Damals wird auch die Gewerbestruktur erkennbar: es gab elf Leinenweber, fünf Maurer, je zwei Schneider, Schmiede und Wirte sowie je einen Schuhmacher, Glashändler und Spengler. Da die Vogtgerichtsordnung von 1587 auch Regelungen für Wirte enthält, war dieser Beruf wahrscheinlich schon damals im Ort vertreten. Pfauhausen war nicht besonders wohlhabend, gab es doch 1769 nur 14 Bauernfamilien mit hinreichendem Einkommen, während 35 sehr arme Taglöhnerfamilien großen Mangel litten. |