Untersielmingen - Aufgegangen 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: aufgegangener Ort
Liegt auf Gemarkung: Sielmingen
Ersterwähnung: 1275

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nördlich des Ortskerns wurde 1973 ein alemannisches Reihengräberfeld aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts entdeckt. Der Ortsname leitet sich von dem Personennamen Sigihelm ab. Der früh- und hochmittelalterliche Siedlungskern von Untersielmingen lag rings um die Martinskirche, hier befanden sich der Maierhof (Bei der Kirche 13/15) sowie die württembergische Zehntscheuer (Bei der Kirche 17), das Frühmesspfründhaus (Bei der Kirche 6), die Nürtinger Zehntscheuer (Georg-Schurr-Straße 7) sowie der Widumhof (Hauptstraße 14). Etwas separat befand sich der Sedelhof (Im Hof), der bereits 1383 erwähnt wurde. Bereits im Spätmittelalter erfolgte die Bebauung der Hauptstraße (Richtung Wolfschlugen): 1417 verlieh Wolf von Stammheim an drei Getreue einen Acker der Frühmesspfründe, die dort Häuser (Hauptstraße 52 bis 64) erbauen durften. Um 1750 erstreckte sich die Bebauung von Untersielmingen zwischen der Hauptstraße 1 und Hauptstraße 84. Untersielmingen wurde im Städtekrieg von 1449 zerstört, 1526 fielen 30 Gebäude einem Feuer zum Opfer (vermutlich Brandstiftung). Weitere Zerstörungen fanden durch den 30-jährigen Krieg statt, Untersielmingen verlor 27,3 Prozent. Östlich von Untersielmingen befindet sich die Wüstung Weiler oder Hochheim (in der Nähe der heutigen Kleintierzüchteranlage), die durch die Zelgeneinteilung lokalisierbar ist. Möglicherweise liegt der Grund für die schmale lang gestreckte Form der Untersielminger Markung darin, dass die Markungen von Untersielmingen und Weiler/Hochheim vereinigt wurden. Die drei Zelgen hießen Hagna, Emerland und Esslingen. Durch neue Wohngebiete nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich der aus Ober- und Untersielmingen zusammengelegte Ort Sielmingen im Südwesten (Brühl-, Katharinen-, Lange, Rosenstraße), Westen (Garten-, Schreiner-, Reutlinger und Wielandstraße), Osten (»Toräcker«, »Hofwiesen«) und Norden (»Steinigter Morgen«) aus. Am nordöstlichen Ortsrand das Industriegelände nahe der Eisenbahn.
Historische Namensformen:
  • Sygehelmingen
Geschichte: Der Ortsname wurde erstmals erwähnt, als Eberhard von Stöffeln 1274/75 seine Untersielminger Besitzungen dem Reich lehenbar machte (1275 »Sygehelmingen«). 1377/97 erbten die Herren von Stammheim den Sielminger Besitz, 1521 verkaufte Wolf von Stammheim das Reichslehen an die Herren Thumb von Neuburg, die es 1532 dem Spital Nürtingen weiterverkauften. Seit dem 14. Jahrhundert versuchten die Grafen von Württemberg, in Untersielmingen Fuß zu fassen, indem sie durch Kauf oder Tausch immer mehr Höfe des Reichslehens erwarben. 1365 umfasste das Reichslehen nur noch zwei Drittel des Dorfes, laut dem Lagerbuch von 1524 lagen die wichtigsten Herrschaftsrechte bei Württemberg. Das Ergebnis war eine starke Zersplitterung der grundherrschaftlichen Verhältnisse. 1743 besaß Württemberg elf Huben, das dem Spital Nürtingen gehörige Reichslehen umfasste nur noch sechs Huben, 25 Höfe waren hingegen Württemberg und dem Reichslehen gemeinsam zinspflichtig. Weitere Grundherren waren die Waldvogtei Tübingen mit den beiden Sedelhöfen und vier Huben, die Universität Tübingen mit drei Höfen (Hauptstraße 52 bis 64), die Heiligenpflege Neuhausen mit sieben Höfen (Hauptstraße 66–80, Kantstr. 2) sowie der Armenkasten Esslingen (Hauptstraße 21). In Untersielmingen befand sich der Pfleghof der Universität Tübingen für die Filderorte. Angesichts der Existenz zweier Sedelhöfe spielten die Nutzungsrechte im Schönbuch eine besondere Rolle. Die Inhaber mussten das Forstpersonal beherbergen, hatten dafür Privilegien bei der Holznutzung und der Schweinemast. Untersielmingen zählte zu den inneren Schönbuchgenossen und besaß deshalb günstige Bedingungen für die Holz- und Weidenutzung des Schönbuchs. Bis zur Zusammenlegung 1923 waren Ober- und Untersielmingen selbständige Gemeinden des Amts-Oberamt Stuttgart. 1938 wurde Sielmingen zum Landkreis Esslingen gezogen.
Wirtschaft und Bevölkerung: In der Musterungsliste von 1477 wurden 48 Mann genannt, die Türkensteuerliste von 1545 nennt 56 Mann. Im 30-jährigen Krieg verringerte sich zwischen 1634 und 1655 die Zahl der Bürger von 65 auf 35. 1703 zählte Untersielmingen bereits wieder 364 Einwohner (1803: 636). Aufgrund der fruchtbaren Böden entwickelte sich der Ort zu einem recht wohlhabenden Bauerndorf, wie dies bis heute an den großen Bauernhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert ablesbar ist. Die für die Filder typischen Hofgrundrisse mit giebelständigen Wohnhäusern und die quer stehenden Scheunen sind noch gut zu erkennen. Die Bebauung der Brache, teilweise schon mit Kraut, begann bereits Ende des 17. Jahrhunderts, der Ort entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer wichtigen Krautanbaugemeinde. Bemerkenswert ist, dass die Gemeinden Unter- und Obersielmingen auf ihren Gemarkungen einen 80 Morgen großen Wald mit Namen Zuckmantel besaßen, der bis 1840 bestanden hat.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Das um 1300 erstmals erwähnte Patrozinium des Heiligen Martin spricht für eine Kirchengründung durch die Franken, erstmals erwähnt wurde die Pfarrei Untersielmingen im Jahr 1275. Das Patronatsrecht stand dem Träger des Reichslehen zu (seit 1532 das Spital Nürtingen). Neben der Pfarrpfründe gab es bis zur Reformation noch eine Frühmesspfründe (Bei der Kirche 6) und eine Margaretenpfründe (Georg-Schurr-Straße 7, 1634 abgebrannt). Von der Vorgängerkirche befindet sich in der Kirchhofmauer ein Weihestein von 1310. Der heutige Bau der Martinskirche wurde laut Bauinschriften im Jahr 1489 fertig gestellt. Im Jahr 1754 wurde die durch Brand zerstörte Kirchturmspitze durch eine barocke Haube ersetzt. Der heutige Raumeindruck ist geprägt durch die Umgestaltung von 1981, die den Blick auf die Orgel im Chor richtet. Aus dem Vermögen der Frühmesspfründe wurde die Schule finanziert. 1550 war Untersielmingen zusammen mit Waldenbuch die einzige Schule im Amt Stuttgart, zum Schulbezirk gehörten auch die beiden Filialen Obersielmingen und Harthausen. Als Schulhaus wurde das ehemalige Frühmesshaus genutzt. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde es durch ein neues Gebäude ersetzt, 1775 musste dieses wiederum einem neuen Bau weichen, das heutige Gebäude stammt von 1841.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1300 [um]
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