Bell, Antonie Cäcilia 

Andere Namensformen:
  • ab 1916 Mehmke
Geburtsdatum/-ort: 08.05.1858;  Ettlingen
Sterbedatum/-ort: 23.09.1929;  Stuttgart-Degerloch
Beruf/Funktion:
  • Klavierlehrerin
Kurzbiografie: 1864–1868 Grundschuljahre in Ettlingen
1868–1872 Schulbesuch in Meersburg
1872 Rückkehr der Familie nach Ettlingen, Schulbesuch und private Musikausbildung
1876–1878 Konservatorium in Stuttgart, Ausbildung zur Klavier- und Gesangslehrerin
danach Privatunterricht in Karlsruhe (Frl. Berger)
1882 50jähr. Dienstjubiläum des Vaters
1883 Reise nach Wien zum Bruder
1886 Pflege der kranken Mutter
1888 mit dem verwitweten Vater Umzug nach Breisach
1891/2 lernt Emil Gött kennen
1892 Umzug nach Offenburg
1894 Sommerferien in Ettlingen mit Helene Klot von Heydenfeldt
1907–1909 wohnt in Offenburg bei Karl Geck
1908 Tod von Emil Gött
13.4.1909–1910 kurzer Aufenthalt in Villingen
1910–1916 wohnt in Freiburg
1916 Eheschließung und Umzug nach Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1916 (Freiburg) Karl Heinrich Rudolf Mehmke (1857–1944), Mathematiker
Eltern: Vater: Anton Bell (1815–1904 Offenburg), Musiklehrer am Lehrerseminar Ettlingen
Mutter: Cäcilia, geb. Hörth (1816–1886)
Geschwister: 4: Carl August, Ingenieur bei der Gotthardbahn (geboren 1843); Maria Josepha, verh. Steurer (1846–1909); Emil Richard, Forstfach (geboren 1854); 4 früh verstorben
Kinder: Keine
GND-ID: GND/1012176193

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger und Volker Schupp (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 10-14

Wenn auch stets am Rande, fehlt Bells Name in keiner Publikation über Leben und Werk des Dichters Emil Gött. Roman Woerner, der Herausgeber von Emil Götts gesammelten Werken, bezeichnet sie als die Frau, „die ihm unter so vielen, mit denen ihn geistige Bande verknüpften, die verständnisvollste, treueste, hilfreichste Freundin geblieben ist bis zum bitteren Ende“ (Bd. 1, XXXIII). Hans Killian, der Emil Gött noch selbst gekannt hat, nennt sie des Dichters Gegenpol. In einem überaus intensiven, im Gött-Nachlass erhaltenen Briefwechsel und durch Einblick in sein Tagebuch nahm sie fast zwei Jahrzehnte lang teil an seinem Schaffen, Wirken und Werken, seinen Befindlichkeiten, inneren Kämpfen bis hin zu tiefen Depressionen. „Sieh her des Freundes Ringen, Sich taumelnd vorwärts zwingen“ (Bd. 3, 149). Bell taucht jedoch auch in der neueren Literatur auf: in Bärbel Kuhns Untersuchung über ledige Männer und Frauen um die Jahrhundertwende wegen des besonderen, nicht ganz geklärten Charakters des Liebesverhältnisses mit Gött und dann auch im Zusammenhang mit ihrer Freundin Helene Klot-Heydenfeldt, die ihrerseits bei Lou Andreas-Salomé eine Rolle spielt. Der Blick auf die gesamte Biographie mit der erstmaligen Darstellung der Abschnitte vor und nach der Beziehung zu Gött kann zu deren Verständnis beitragen.
Bell stammt aus einer badischen Familie, „die schon im 18. Jahrhundert Schulmeistertum und Musik miteinander verbunden hat“ (Familienchronik Bell). Ihr Vater, von dem Antonie nicht nur den Vornamen, sondern auch die Begabung geerbt hat, unterrichtete Musik am Lehrerseminar in Ettlingen. Hier in der katholischen Nachbarstadt von Karlsruhe verbrachte sie ihre Kindheit, über die sie 1892 in einem Brief an Gött wenig Erfreuliches aufzählte: ein Heer von Kinderkrankheiten, chronische Augenentzündung, verdunkeltes Zimmer, keine Jugendfreuden im Freien, nur Puppen und Klavier, die Schule schlecht genug… Als 10- bis 14jährige lebte sie in Meersburg infolge der vom Vater nur widerwillig akzeptierten Versetzung an das dortige Seminar. 1872 kehrte die Familie nach Ettlingen zurück. Antonie erhielt privaten Musik- und offenbar auch Sprachunterricht, denn sie streute gelegentlich Englisches wie „lowspirited“ in ihre Briefe ein. Ihre Gesundheit verbesserte sich, die Augenentzündung verschwand, sie „kam unter die Leute“. Damals verliebte sie sich in eine neue Freundin. In Klammern fügte sie an: „vielleicht in Ermangelung irgend eines jugendlichen Verehrers“. Sie „schwelgte ein halbes Jahr lang im höchsten Glück“, bis die Eltern der Freundin den Umgang verboten.
Die ersten Monate am Konservatorium in Stuttgart waren für die nun 19jährige „wieder ein Sturz aus allen Himmeln“. Die Anforderungen waren hoch und die Regeln streng an der von Sigmund Lebert und Ludwig Stark, den Vätern der „Großen theoretisch-praktischen Klavierschule“, und Immanuel Faißt gegründeten Einrichtung. Von „acht Stunden Fingerübungen“ pro Tag bekam Bell eine „Geschwulst am Arm“, wohl eine Sehnenscheidenentzündung, von der sie sich in einem Heimaturlaub erholen musste. Sie fürchtete, die erste Prüfung nicht zu bestehen und die Eltern zu enttäuschen, die für ihre Ausbildung ein finanzielles Opfer brachten. Belastend war auch der Aufenthalt in ihrer Unterkunft, da der Hausherr an Schwindsucht litt und starb. „Es fanden sich aber gute Menschen“, zu denen sie sich hingezogen fühlte: Familie Friz mit Tochter Luise, die sich damals auf das Lehrerinnenexamen vorbereitete, und der Student Rudolf Mehmke, der Luise bei der Vorbereitung half, „was zu einer heimlichen Verlobung führte“. Die Freundschaft mit beiden sollte über Jahrzehnte halten und 1916 zur Eheschließung zwischen dem Witwer Mehmke und der 58jährigen Antonie führen.
Sie fasste bald Tritt in ihrer Ausbildung zur Musiklehrerin, dank derer sie in Zukunft ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Das Abschlusszeugnis bescheinigt ihr Begabung und großen Fleiß im Klavierspiel, verständigen und geschmackvollen Vortrag und die Befähigung, auch Fortgeschrittenen einen guten, gediegenen Unterricht zu erteilen. Auch im Fach Gesang erhielt sie eine positive Beurteilung, wobei ihre guten Anlagen, „insbesondere ihre wohlklingende Mezzosopran-Stimme“ hervorgehoben wurden. In ihrer kleinen Autobiographie vom 18.10.1892 erwähnt sie Professor Dionys Pruckner (1834 – 1896), Liszt-Schüler und Hofpianist von König Karl und Königin Olga. „Aber der hatte auch bald genug von mir, da ich der zum Glänzen nöthigen langen Finger entbehrte und mich nicht geschmeichelt fühlen wollte, wenn er mir auf den Rücken klopfte oder übers Haar strich.“
Schon in Stuttgart hatte sie parallel zum Studium Klavier-Unterricht erteilt und „sich dabei als tüchtig bewährt“, was sie nun in Ettlingen und im nahegelegenen Karlsruhe fortsetzen konnte. Von der Ausbildung zur Gesangslehrerin und eventuell auch Chorleiterin hatte sich der Vater mehr erhofft, weshalb er ihr in diesem Bereich eine private Weiterbildung zukommen ließ. Sie erlebte „eine glückliche Zeit“ und pflegte freundschaftlichen Umgang mit den Töchtern der Arztfamilie Schenk. Mit 22 Jahren verliebte sie sich in einen wesentlich älteren Mann, verbot sich aber das vermeintlich Ungehörige und richtete sich als Ledige ein, gewöhnte sich an die Rolle als Tante, reiste ab und zu nach Wien, wo ihr Bruder August lebte, der zuvor an der Gotthardbahn, zuletzt auf der Alpensüdseite, gearbeitet hatte. 1886 starb ihre Mutter an den Folgen einer Blutvergiftung. Antonie hatte sie sechs Monate lang gepflegt. Hochgeehrt wurde der Vater 1887 als 72jähriger in den Ruhestand verabschiedet. Ein Jahr später gab er seinen Hausstand in Ettlingen auf und zog mit Antonie nach Breisach zu Tochter Maria, deren Mann Franz Steurer dort seit 1887 Vorstand der Höheren Bürgerschule war.
1890 lernte sie Helene Klot von Heydenfeldt, später verh. Klingenberg (1865 – 1946), kennen, die in ihrer Heimat Riga mit ihren Schwestern gelegentlich als Sängerin aufgetreten war. Bell verliebte sich in sie und freute sich, dass auch Helene sie mochte, „nicht wie ich sie, aber doch so als sie eine Freundin lieb haben kann“. In ihrem Brief vom 16.12.92 an Gött fährt sie fort: „Dir kann man von einer solchen Liebe zu einer Freundin erzählen, ohne als überspannt zu erscheinen“. Wie der Kontakt zustande kam, konnte nicht geklärt werden. Das Verbindende war die Musik. 1894 verbrachten sie einen langen gemeinsamen Sommerurlaub in Ettlingen, wohnten bei Dr. Schenk und einige Wochen in der Villa Watthalden; Helene ließ sich von Bell bei Liedvorträgen begleiten. Helene besuchte Bell auch in Offenburg.
In die Breisacher Zeit fällt auch Bells erste Begegnung mit Gött (Brief vom 6.9.92) im Haus des 32 Jahre jungen Dr. Oskar Grohe, der 1891 als Amtsrichter in die kleine Stadt am Rhein gekommen war und mit Familie Steurer/Bell erfreut Kontakt aufgenommen hatte, denn seine Frau Jeanne, Jahrgängerin von Bell, war die Tochter des Mannheimer Musikdirektors Jean Becker, den Vater Bell kannte. Antonie konnte in diesem ersten Jahr Gött so unkompliziert und häufig treffen wie später nie mehr, denn er weilte in der unmittelbaren Nachbarschaft im elsässischen Dorf Biesheim, wo er mit seinem Freund Emil Strauß reformbewegt mit jugendlicher Begeisterung ein naturnahes landwirtschaftliches Experiment wagte. Der etwas verwilderte Dichterbauer gewann auf Dauer ihr Herz und genoss das Wohlwollen und die Gastfreundschaft der Familie Steurer. Auch Bellss Neffe Hermann Steurer, der damals seinPhilologie-Studium begann, freundete sich mit Gött an und begleitete das Paar bei Ausflügen z. B. nach Vogelgrün, wo Gött Interesse am Erwerb des „Pfarrschlössles“ hatte. Die intensivste Kommunikation erfolgte in Briefen, die in rascher Folge hin und her gingen. Auch die gegenseitigen Finanzen waren kein Tabu. Bell half Gött mit ihrem selbstverdienten Sparguthaben von über tausend Goldmark, Pacht, Steuern und alte Schulden zu bezahlen. Überaus kreativ war er in seinen Anreden, die nach damaliger Sitte jeweils mit Ausrufezeichen bekräftigt wurden: Herzensfreundin, Liebste, Liebe Freundin, Du Liebe Gute, Liebes gutes Mädchen, Liebste Freundin, Treuste, Beste, Liebe Schwester, aber auch: Liebster Freund, Liebster. Sie nennt ihn: Lieber oder liebster Freund. Da sie sechs Jahre älter war als er, unterschrieb sie später auch mit „Dein Mütterle“. Dieser Briefwechsel ist eine literaturgeschichtliche Fundgrube und zeigt, dass trotz vieler Erwähnungen Bells im Zusammenhang mit Götts Biographie und dem fast voyeuristischen Interesse an der „unerfüllten“ Liebesgeschichte ihre Bedeutung als „Muse“ von Götts literarischer Produktion noch nicht genügend gewürdigt ist.
In der Frühzeit der Verbindung agiert und korrespondiert sie als Teil eines literarisch-musikalisch anregenden Freundeskreises, zu dem Helene Klot, Bells Schwester und Schwager, der Amtsrichter Oskar Grohe und seine Frau, der Maler Gogel aus Colmar und vielleicht andere in der Intensität nicht fassbare Personen gehörten. Die 1890 (vor dem russischen Original) erschienene deutsche Übersetzung von Tolstois „Kreutzersonate“, eines gesellschaftskritischen Eifersuchtsdramas, in dessen Verlauf Gleichberechtigung und bessere Bildung für Frauen postuliert werden, führte zu intensiven Diskussionen über den Dichter, seinen Stil und seine Ansichten, die Stellung der Frau, Ehe und Sexualität, was Gött zur Selbstanalyse Anlass gab. Die Ausrichtung auf Tolstoi könnte maßgeblich durch Helene Klot bestimmt gewesen sein, die auch weitere Tolstoi-Schriften in ihrem Gepäck hatte und angeregt durch die „Kreutzersonate“ ihr Büchlein „Eine Frau. Studie nach dem Leben“ schrieb.
In der Kommunikation Gött-Bell entstand eine noch kaum erkannte Textsorte: in Druckwerke handschriftlich eingetragene Randglossen, die Gött „Notbehelf der Mitteilungslust“ nennt. Intensiv bediente er sich dieser Ausdrucksform bei Werken von Tolstoi und Nietzsche. Volker Schupp zeigte 1992 ein Beispiel aus Tolstois „Über die sexuelle Frage“; Woerner nahm Auszüge aus den Glossen zu Nietzsches „Der Fall Wagner“ und „Götzendämmerung“ und Henri Lichtenbergers „Die Philosophie Friedrich Nietzsches“ in die gesammelten Werke auf (Bd. 1, 163 – 196).
Biographisch eindeutiger ist das erste Bändchen von Götts Tagebuch mit seinen Versuchen, „die fliehenden Gedanken“ als Aphorismen festzuhalten, das ebenso für Bell geschrieben ist wie das reizende „Buchklötzchen“, ein unhandliches, dickes Album, das Gött von 1892 bis 1904 mit Unterbrechungen für Antonie mit gereimten und ungereimten Sprüchen, Aphorismen und kurzen Prosatexten nach und nach füllte. Götts literarische Beschäftigung schlug sich auch in der Bell empfohlenen Lektüre nieder. Sie las Pascal, dessen Pensées sie allerdings als „Erbauungsbuch“ auffasste, Nietzsche und Schopenhauer. Gött besprach mit ihr auch seine Erfindungen. Von seinem „Rettungsapparat für die Feuerwehr“, einer Leiter nach dem Prinzip der Nürnberger Schere, schickte er ihr 1893 eine Konstruktionszeichnung, die sie ihrem Freund Rudolf Mehmke vorlegte, der bald mitteilte, dass es schon ein einschlägiges Patent gab. Im späteren Briefwechsel geht es vorwiegend um Götts Stücke und ihre Aufführungen. Die Korrespondenz umfasst allein für den Zeitraum von 1892 bis 1898 526 Briefe.
Abgesehen vom Auftakt in Breisach, wohnte Bell in den sechzehn Jahren ihrer Freundschaft mit Gött in Offenburg, wo ihr Schwager Franz Steurer, zu dessen Hausstand Vater und Tochter Bell zählten, ab Herbst 1892 bis 1907 am Gymnasium unterrichtete. Sie fühlte sich in der Stadt wohl und erwarb sich Ansehen als Klavierlehrerin. Den Unterricht erteilte sie in den Häusern ihrer Schülerinnen und Schüler (Bär, Kahn, Levi und Trunk sind wiederkehrende Namen im Tagebuch von 1894), denn als Ledige verfügte sie nie über eine eigene Wohnung, was sie in ihren Briefen immer wieder bedauert. Nach dem Wegzug der Familie Steurer wohnte sie erst in einem Privathaus mit zwei weiteren Lehrerinnen, dann bei Glasfabrikant Carl Geck, einem Bruder des Verlegers und SPD-Politikers Adolf Geck und Vater von Eugen und Oskar, beide ebenfalls SPD-Abgeordnete und für die Parteipresse (Volksfreund und Mannheimer Volksstimme) tätig. 1910, zwei Jahre nach dem Tod ihres Freundes Emil Gött, zog sie nach Freiburg. Davor lag ein kurzer Aufenthalt in Villingen.
Das Kapitel Gött war für sie nicht abgeschlossen, denn nun beteiligte sie sich an der Sichtung des Nachlasses, dessen privatester Teil, der Briefwechsel, ihr Eigentum war. Sie stand in Verbindung mit Roman Woerner, dem Herausgeber der drei Bände „Götts Gesammelte Werke“ (1911) und der ebenfalls dreibändigen Ausgabe „Tagebücher und Briefe“ (1914), und mit Gustav Killian, der Gött in seinen letzten Lebenswochen bei sich beherbergt und als Arzt begleitet hatte, bei dem ebenfalls ein Teil der schriftlichen Hinterlassenschaft verblieben war. Dem Freiburger Stadtarchivar Wilhelm Fladt, einem gebürtigen Ettlinger, übergab sie Originalabschriften von Gött-Werken, die sie auf dessen Bitten immer wieder gefertigt hatte, und Götts Tagebuch 1894/95, das als Zwiegespräch zwischen beiden angelegt ist und die Genese des Dramas „Der Kindskopf von Balsora“ (später „Edelwild“) dokumentiert. Die Briefe behielt sie lebenslang; sie gelangten erst nach ihrem Tod über die Familie Steurer an die Universitätsbibliothek Freiburg.
Aus Stuttgart erreichten sie in jenen Jahren traurige Nachrichten. 1914 starb ihre Freundin Luise Mehmke in der Heilanstalt Weinsberg. Bell, die in der Familie Mehmke „wie eigen“ galt, nahm nach zwei Trauerjahren den Heiratsantrag des Witwers an. 23 Jahre zuvor hatte sie Rudolf Mehmke in einem Brief an Gött so beschrieben: Er „ist ein bisschen pedantisch – aber beileibe kein Professor der Sorte meines Schwagers – kein Egoist! Er hilft seiner Frau, wo er nur kann, hält keine Arbeit für unter seiner Würde und ist kein Bier- und Weintrinker, … der beste Mann und Vater, immer gerne zuhause bei den Seinen“. 1916 nach der Trauung in Freiburg zog sie nach Stuttgart. In einem Zug mit der Personenstandsänderung nahmen beide die württembergische Staatsangehörigkeit an. Mehmke war bis dahin Preuße gewesen. Das Paar lebte in Harmonie mit Sohn Rudolf Ludwig und dessen Ehefrau im 1907 erbauten Haus in Degerloch, wo die badische Verwandtschaft gern gesehen war. Als Rudolf Mehmke 1929 zum zweiten Mal Witwer wurde, übernahm Antonies Nichte Hedwig Steurer, die es daheim als ledige Mutter nicht immer leicht gehabt hatte, die Obhut über den Haushalt. Sie blieb dort über Mehmkes Tod hinaus. Antonie hatte ihn richtig eingeschätzt: Er stand ein „für Freundschaft und Brüderlichkeit“.
Quellen: StadtA Freiburg K1/12 (Emil Gött), B 1 (H) Nr. 287 (Tagebuch Emil Gött Nov. 1894 bis Sept. 1895); UB Freiburg NL 3/520 – 527 (Tagebuch B.), NL 3/208, Nr. 1 – 526 (Briefwechsel Gött-Bell ab 1892); StAL EL 218 I Bü 172 (Konservatorium Stuttgart, Zeugnis); F 201, Bü 92 (Reisepass von 1916), F 215 Bü 141 und Bü 279 (Passantrag und Pass von 1925); StadtA Breisach, Auskunft von Dr. Uwe Fahrer zu Dr. Oskar Grohe (Oberamtsrichter in Breisach, Mäzen des Musikers Hugo Wolf) und Prof. Franz Steurer; Familienchronik Bell, Abschriften von Originalquellen, 1971 zusammengestellt von Karl Ahles, im Besitz des Sohnes Hermann Ahles (Großneffe von Bell), Mörsfelden-Wallburg; mündliche und schriftliche Mitteilungen, Familienbild mit Bell-Porträt von Martin Steurer, Schwäbisch Hall (ebenfalls Großneffe); StadtA Ettlingen, Auszug aus dem Familienregister, hs. Aufzeichnungen von Anton Bell,1900, vgl. Familienchronik Bell; StadtA Offenburg, Auskunft von Archivarin Regina Brischle zu Aufenthalt und Wohnsitz der Familie Franz Steurer und von Anton und Antonie Bell in Offenburg.
Werke: Kompositionen, Vertonungen von Gedichten von Emil Gött. Gedruckt liegen vor: Eine Mädchenstimme (Buchklötzchen, 23), Mein Trost (ebda., 48), Verlag Alfred Schmid Nachf. München o. J. [1916].
Nachweis: Bildnachweise: StAL, vgl. Quellen; im Besitz von Hermann Ahles und Martin Steurer, vgl. Quellen ; Volker Schupp, vgl. Literatur, 77.

Literatur: Helene von Klot-Heydenfeldt, Eine Frau. Studie nach dem Leben, 1892; Heinrich Werner (Hg.), Hugo Wolfs Briefe an Oskar Grohe, 1905, Reprint 2010, 103-105; Roman Woerner, Emil Götts gesammelte Werke, 3 Bände, 1911, 5. Aufl. 1927; ders., Emil Gött. Tagebücher und Briefe, 3 Bände, 1914; Hans Killian, Emil Gött, ein Lebensbild, in: Badische Heimat ½ (1964), 19, 27; Emil Baader, Antonie Bell und ihr „Buchklötzchen“, in: ebda., 61-64; Rudolph Binion, Frau Lou: Nietzsche’s Wayward Disciple, 1968, 218 (Helene Klot); Volker Schupp (Hg.), Emil Gött. Dokumente und Darstellungen zu Leben, Dichtung und früher Lebensreform, 1992, 76-80; Wolfgang Bühler, Emil Götts Menschenbild und Weltanschauung, Diss. Freiburg, 1951; ders. (Hg.), Emil Gött. Kleine Schnipfel aus dem „Buchklötzchen“, 1974; Lou Andreas-Salomé, Lebensrückblick: Autobiographie, 1994, 136 f. (Helene Klot): Dorothee Le Maire, Ettlingens vergessener Ehrenbürger – Anton Bell (1815 – 1904), in: Ettlinger Hefte 32 (1998), 29-40; Bärbel Kuhn, Familienstand ledig: ehelose Männer und Frauen im Bürgertum (1850 – 1914), 2000, 401-403 (Gött-Bell); Katharina Kaminski (Hg.), Die Frau als Kulturschöpferin. Zehn biographische Essays, 2000, 113 (Helene Klot); Dorothee Le Maire, Watthalden – Zur Geschichte einer Villa, in: Ettlinger Hefte 34 (2002), 38-46; Volker Schupp, 1907. Literatur, Lebensreform, Universität, in: Achim Aurnhammer (Hg.), Poeten und Professoren. Eine Literaturgeschichte Freiburgs in Porträts, u. a. 2009, 221-254; Nicole Bickhoff, Elke Koch, Abgebrannt und umgezogen. Zur Überlieferung der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, in: Joachim Kremer und Dörte Schmidt, Zwischen bürgerlicher Kultur und Akademie. Zur Professionalisierung der Musikausbildung in Stuttgart seit 1857, 2007, 61-82; Carola L. Gottzmann, Petra Hörner, Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs, 2007, 699 f. (Helene Klot).
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