Kurz, Emil 

Geburtsdatum/-ort: 07.06.1890
Sterbedatum/-ort: 11.12.1963;  Baden-Baden
Beruf/Funktion:
  • Landesforstpräsident
Kurzbiografie: 1908 Abitur am Humboldtgymnasium Karlsruhe
1908-1913 Studium der Forstwissenschaft an der TH Karlsruhe
1913 Eintritt in die badische Forstverwaltung
1914-1916 Wehr- und Kriegsdienst beim Badischen Leibgrenadierregiment Nr. 109
1916 Wiederaufnahme der Tätigkeit in der Forstverwaltung
1920 Forstliche Staatsprüfung, anschließend Tätigkeit als Forsttaxator
1923 Forstmeister und Hilfsreferent bei der Forstabteilung des Badischen Finanzministeriums in Karlsruhe, 1924 Forstrat daselbst
1927 Oberforstrat und Referent für Forsteinrichtung daselbst
1931 Badischer Landesforstmeister (Leiter der Forstabteilung des Badischen Finanzministeriums)
1933 Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten und Versetzung als Amtsvorstand an das Staatliche Forstamt Villingen unter Rückstufung zum Oberforstrat
1950 Wiedereinsetzung in die alten Beamtenrechte durch Urteil des Verwaltungsgerichts Freiburg
1952 Versetzung an das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg in Stuttgart als Leiter der Landesforstverwaltung
1953 Landesforstpräsidenten
1956 Zurruhesetzung
1959 Großes Bundesverdienstkreuz
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1917 Maria, geb. Hoffmann
Eltern: Sebastian Kurz (1861-1921)
Anna, geb. Peitsch (1867-1937)
Kinder: Hans
GND-ID: GND/1012282066

Biografie: Karl Hasel (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 292-294

Kurz war der letzte badische Landesforstmeister der Weimarer Republik (1931-1933); er wurde der erste Landesforstpräsident des Landes Baden-Württemberg (1952-1956).
Kurz hat als Sohn eines badischen Eisenbahnbeamten an seinem Geburtsort Karlsruhe das Realgymnasium besucht und von 1908-1913 an der TH daselbst Forstwissenschaft studiert. 1913 trat er in den Dienst der Badischen Staatsforstverwaltung ein und durchlief, unterbrochen durch Wehr- und Kriegsdienst, die für den höheren Staatsforstdienst vorgeschriebene Ausbildung. 1920 legte er die Forstliche Staatsprüfung ab. Sein Berufsweg wurde entscheidend bestimmt durch die Begegnung mit Karl Philipp, der seit 1921 Oberforstrat und Mitglied der Forstabteilung des Karlsruher Finanzministeriums und seit 1924 als Landesforstmeister ihr Leiter war.
Philipp war ein Feuerkopf mit sehr modernen, seiner Zeit oft weit vorauseilenden, zum Teil aber auch radikalen und sehr einseitigen Ansichten. Auf Grund der politischen Beziehungen seiner Frau zur Zentrumspartei 1924 zum Landesforstmeister aufgestiegen, machte er es sich zur Aufgabe, die nach seiner Auffassung verknöcherte Forstverwaltung betriebstechnisch und betriebswirtschaftlich völlig umzugestalten. Dabei fand er in dem jungen Kurz, der bald Leiter der Forsteinrichtung (der mittelfristigen Betriebsplanung in den Waldungen) wurde, einen begeisterten, energischen, unermüdlichen Mitstreiter gegen zahlreiche Widerstände innerhalb insbesondere der älteren Beamten. Rasch wurde er der engste Mitarbeiter Philipps. Er hat sich sein Gedankengut wie kein anderer zu eigen gemacht und es in der Arbeit im Walde kompromißlos durchgesetzt. Die amtlichen Veröffentlichungen der Karlsruher Forstabteilung während der 20er Jahre sind entscheidend durch Kurz mitgeprägt. Die oft umwälzenden Gedanken kamen von Philipp; Kurz hat es unternommen, sie mit ungewöhnlicher Energie in die Tat umzusetzen. Beide haben sich in idealer Weise ergänzt. Philipp hatte wegen seiner schroffen und oft einseitigen Kritik in der mittleren und älteren Generation badischer Forstleute kaum Anhänger. Sollte sein „System“ beibehalten werden, blieb nur übrig, den erst 41jährigen Kurz nach der Zurruhesetzung Philipps im Jahr 1930 zu seinem Nachfolger zu ernennen, ein damals unerhörter Vorgang, der auch im Landtag zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Mit dieser Entscheidung schien der Weg der badischen Forstverwaltung für die nächsten 20 Jahre vorgezeichnet. Aber es kam anders.
Die Weltwirtschaftskrise jener Jahre brachte die Forstwirtschaft in eine bis damals nicht erlebte schwere Krise. Große Mengen an Nutzholz fanden keine Käufer, die Forstbetriebe von Staat und Gemeinden gerieten hoffnungslos in die roten Zahlen und belasteten die ohnehin kaum auszugleichenden Haushalte in ungekannter Weise. In dieser Lage verlor der Streit um das „System Philipp“ völlig seine Bedeutung; ganz andere Probleme waren jetzt zu bewältigen. Kurz hat die Forstverwaltung in den schwierigen Jahren 1931-1933 hervorragend geführt und konsequent das Prinzip Wirtschaftlichkeit an die oberste Stelle gesetzt. Seine Fähigkeit zu energischem, zupackendem Verhalten und seine Durchsetzungsfähigkeit kamen ihm dabei zugute. Aber das alles blieb Episode. Da Kurz der Zentrumspartei zugerechnet wurde, haben ihn die Nationalsozialisten, die schon seine Ernennung kritisch begleitet hatten, im Jahr 1933 abgesetzt. Er wurde zwar nicht als „politisch unzuverlässig“ ganz ausgeschaltet wie viele andere bisher leitende Beamte, aber die rechtswidrig erfolgte Zurückstufung zum Oberforstrat hat den pflichtbewußten und tadelfreien Beamten schwer getroffen. Ihm war es eine bittere Enttäuschung, daß einige seiner engsten Mitarbeiter sich als „Parteigenossen der ersten Stunde“ und damit als politische Gegner (und mögliche Nachfolger) entpuppten. Noch im Sommer 1933 wurde ihm die Leitung des angesehenen und sehr arbeitsreichen staatlichen Forstamts Villingen übertragen. Mit ungebrochener Tatkraft ging er an die Arbeit und entwickelte seinen Forstbezirk in fast 20jähriger intensiver Arbeit zu einem modernen Forstbetrieb Philippscher Prägung.
Seither hat sich vieles geändert. In Karlsruhe haben schon Mitte der 30er Jahre weniger radikale Kräfte die Führung übernommen; das „System Philipp“ war damit zu Ende. Viele grundsätzliche Fragen der Waldbewirtschaftung werden heute auf Grund der Erfahrungen in Kriegs- und Nachkriegszeit anders gesehen. In einer Welt, deren Grundbedingungen sich ständig ändern und weiterentwickeln, können auch Ziele und Methoden der Forstwirtschaft nicht die gleichen bleiben. Die von Philipp und Kurz einst so sehr gerügten „großen Übervorräte“ in den Waldungen, von unseren Vorfahren als Zukunftsvorsorge bewußt angelegt, haben sich, soweit sie nicht rechnerisch manipuliert waren, als höchst willkommene Vorratsreserve erwiesen, mit deren Hilfe allein die Waldungen den großen Anforderungen nach Rohholzlieferung insbesondere der Nachkriegszeit ohne großen Schaden nachkommen konnten. Neue Ziele und Erfahrungen haben dem alten Streit um Bodenreinertrag und Betriebssysteme, auch um den Keilschirmschlag Philipps, den Boden entzogen. Aber vieles von dem, was Philipp und Kurz wollten, ist heute wesentlicher Bestandteil modernen Forstwirtschaftens.
Man mag sich wundern, daß Kurz, der Verfolgte des NS-Regimes, nicht sofort nach 1945 in den Wiederaufbau der Forstverwaltung einbezogen wurde. Dem stand wohl seine enge Bindung an bestimmte, inzwischen überholte Philippsche Doktrinen im Weg; auch persönliche Interessen und das lange sich hinziehende Rehabilitationsverfahren haben sich ausgewirkt. Erst 1952, nach Schaffung des Landes Baden-Württemberg, als eine einheitliche Forstverwaltung für das neue Land aufzubauen war, schlug seine Stunde. Er wurde der erste Landesforstpräsident. Als politisch Verfolgter, als Persönlichkeit von großer Erfahrung und Autorität war er so gut wie unangreifbar und damit der richtige Mann, der Forstverwaltung des neuen Landes im Widerstreit der Interessen und angesichts unterschiedlicher Strukturen in der Forstwirtschaft der bisherigen Länder eine angemessene Stellung zu verschaffen. Der Neuaufbau der Forstverwaltung ist ihm im Verein mit Otto Wulz und Hubert Rupf gut gelungen. In der Zeit bis zu seiner Zurruhesetzung im Jahr 1956 sind unter seiner Verantwortung zahlreiche grundlegende, in die Zukunft weisende Regelungen ergangen. Er ist 1963 an seinem Altersruhesitz in Baden-Baden gestorben. In der Erinnerung der Zeitgenossen lebt er fort als kraftvolle, willensstarke, fortschrittliche und wohlwollende Persönlichkeit.
Werke: (Auswahl) Karl Philipp und Emil Kurz, Die Verjüngung der Hochwaldbestände, Karlsruhe, 1926 Verlustquellen in der Forstwirtschaft, Karlsruhe 1928
Nachweis: Bildnachweise: Foto von 1950, Koloriertes Foto von Ölporträt von 1960 in StAF, Bildnissammlung

Literatur: E. Huber, Emil Kurz, in: Biographie bedeutender Forstleute aus Baden-Württemberg Bd. 55, 1980, 347-350 (mit Bild); Karl Hasel, Emil Kurz, in: Almanach Schwarzwald-Baar-Kreis, Heimatjahrbuch (1991) 13. Folge, 264-266
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