Peters, Eduard Ferdinand Albert 

Geburtsdatum/-ort: 09.04.1869; Halberstadt
Sterbedatum/-ort: 22.05.1948;  Veringenstadt
Beruf/Funktion:
  • Oberpostrat, Ausgräber zahlreicher steinzeitlicher Fundstellen
Kurzbiografie: Ausbildung unbekannt
1893-ca. 1900 Postsekretär
ca. 1900-ca. 1905 Leitender Beamter in verschiedenen Zweigen des Telegraphen- und Fernsprechbetriebes im Elsaß, Rhein- und Ruhrgebiet, Wuppertal und Sachsen
ca. 1905-1908 Leitender Beamter im Reichspostamt, dem damaligen Reichsministerium für Post und Telegraphie in Berlin
1908-1914 Telegraphendirektor in Barmen, später in Elberfeld
1914-1918 Postrat in Hamburg
1919-1921 Postrat in Konstanz
1921-1925 Oberpostrat in Konstanz
1925 1. Mai Krankheitsbedingte Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand
1925-1926 Studium Universität Freiburg i. Br., Hauptfach Geologie, Nebenfach Botanik, Zoologie, Urgeschichte
1925-1934 Mitarbeiter des Geologischen Instituts (Museums für Urgeschichte) der Universität Freiburg i. Br.
1934 ehrenamtlicher Mitarbeiter der Staatlichen Altertümersammlung Stuttgart
1934 staatlicher Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer in Hohenzollern
1935 korrespondierendes Mitglied des Archäologischen Instituts des deutschen Reiches
1941 korrespondierendes Mitglied des Istituto Italiano di Paleontologia Umana in Rom
1943 ordentliches Mitglied des Archäologischen Instituts des deutschen Reiches
1947 Ehrendoktortitel der Universität Freiburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Eltern: Vater: Albert Peters (1828-1873), Fabrik-Inspektor in Halberstadt
Mutter: Helene Johanne Marie, geb. Horn (geb. 1838)
Geschwister: Robert Albert (geb. 1857)
Charlotte Emma (geb. 1859)
Magdalene (geb. 1862)
Bernhard Wilhelm Heinrich (geb. 1864)
Ernst Paul Julius (geb. 1866)
GND-ID: GND/1012293130

Biografie: Claus-Joachim Kind (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 201-203

Über die Ausbildung von Eduard Peters ist wenig bekannt. Anfangs verfolgte er eine zielstrebige Karriere als Postbeamter. Mit 23 Jahren wurde er Postsekretär, war später u. a. am Reichsministerium für Post und Telegraphie in Berlin beschäftigt und wurde in Konstanz am Bodensee mit 52 Jahren zum Oberpostrat ernannt.
Sein eher eigenwilliger Umgang mit der Etikette und den Normen der preußischen Gesellschaft scheinen ihn in seinem beruflichen Fortkommen zumindest teilweise behindert zu haben. So ist seine Versetzung 1908 weg vom Reichspostamt in Berlin auf Spannungen mit seinen Vorgesetzten zurückzuführen. Er selbst äußert die Vermutung, dass ihm eine Heirat mit einer Geheimratstochter diese als Strafversetzung empfundene Maßnahme erspart hätte.
Bereits in seiner Zeit als Telegraphendirektor in Barmen und Elberfeld ist Peters mit der Wissenschaft in Kontakt gekommen, die seinen zweiten Lebensabschnitt bestimmen sollte: der Ur- und Frühgeschichte. Eine Erkrankung und ein längerer Sanatoriumsaufenthalt führten ihn letztendlich zu dem Entschluss, seinen ursprünglichen Beruf zu quittieren und sich im Mai 1925 in den vorzeitigen krankheitsbedingten Ruhestand versetzen zu lassen. Von da an widmete er sich vollständig der steinzeitlichen Archäologie. Er studierte als 56jähriger an der Universität Freiburg bei Professor Wilhelm Deecke (1862– 1934) Geologie als Hauptfach und unter anderem Urgeschichte im Nebenfach. Ein Studienabschluss in Form einer Promotion gelang jedoch nicht. „Auf die Promovierung zum ,Doktor’ verzichtete ich wegen der Unübersteigbarkeit ,akademischer’ Zäune“.
Trotzdem scheint Professor Deecke, ebenso wie bereits vorher der Tübinger Professor R. R. Schmidt (1882-1950), von Peters' Fähigkeiten überzeugt gewesen zu sein. Hinzu kommen frühe Kontakte zu Georg Kraft (1894-1944), der 1926 mit der Denkmalpflege in Südbaden betraut wurde. So konnte Peters schon bald als Mitarbeiter des Geologischen Instituts (Museum für Urgeschichte) der Universität Freiburg archäologische Unternehmungen durchführen. Schon 1927 hatte er das Glück, bei seinen Forschungen im Hegau im Brudertal bei Engen auf ein noch namenloses Felsmassiv mit einer kleinen Höhle zu stoßen. Die kurzfristig angesetzten Ausgrabungen in dieser von der einheimischen Bevölkerung später nach ihrem Ausgräber als „Petersfels“ benannten Höhle erbrachten eine der reichsten Fundstellen des Magdaléniens, einer Stufe der späten Altsteinzeit um 12000 vor Christus, in Mitteleuropa. Besonders hervorzuheben sind eine ganze Reihe von Kunstwerken wie gravierte Tierdarstellungen auf Knochen oder aus fossilem Holz geschnitzte kleine Frauenfiguren.
Es ist zu vermuten, dass er, wie auch bei späteren Unternehmungen, einen nicht unbeträchtlichen Teil der notwendigen Geldmittel für die Ausgrabungen selbst aufbrachte. Die Namensgebung des Felsmassivs in Petersfels wirft hierbei wiederum ein bezeichnendes Licht auf die Charakterzüge von Eduard Peters. Noch 1946 stritt er vehement ab, dass er etwas mit diesem Namen zu tun habe. „Er (der Felsen) ist nicht nach mir benannt, sondern hat den Namen St. Petrus zu Ehren von den Bauern des nächsten Dorfes erhalten“.
Zweifellos waren die Untersuchungen am Petersfels aus heutiger Sicht wenig professionell und wenig exakt, sie waren aber zeitgemäß und sicherlich nicht schlechter als die Ausgrabungen manch akademischer Kollegen von Peters aus dieser Zeit. Dasselbe gilt auch für die Veröffentlichung der ersten Ausgrabung am Petersfels, die Peters bereits 1930 als reich illustrierte Monographie vorlegte. Gleichzeitig ist es unbestreitbar, dass Peters später besonders im Bereich der Grabungstechnik Methoden anwandte, die auch im internationalen Vergleich neu und wegweisend waren.
In den folgenden Jahren führte Eduard Peters an fast 50 Stellen Ausgrabungen in Baden, Württemberg und Hohenzollern durch. Seit 1934 war Peters' Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer in Hohenzollern und verlegte seinen Wohnsitz von Freiburg nach Stuttgart. Dies geschah auf Anregung des damaligen Leiters des Stuttgarter Landesamtes für Denkmalpflege, Peter Goessler (1872-1956), der kurze Zeit später von den Nationalsozialisten aus dem Amt entfernt wurde.
Peters' Suche nach steinzeitlichen Fundplätzen war systematisch und ließ in einzelnen Regionen kaum ein in Frage kommendes Objekt aus. Besonders erwähnenswert sind Forschungen zwischen 1930 und 1938 in zahlreichen Lagerplätzen der mittleren Steinzeit aus der Zeit zwischen 9500 und 7000 vor Christus Ein weiterer Forschungsschwerpunkt waren zwischen 1934 und 1948 die Höhlen von Veringenstadt. Hier entdeckte Peters Fundschichten aus dem mittleren Abschnitt der Altsteinzeit, der Zeit des Neandertalers vor etwa 80 000 bis 40 000 Jahren, und dem Beginn des jüngeren Abschnittes der Altsteinzeit, als sich die jetzige Form des Menschen vor etwa 35 000 Jahren in Europa ausbreitete.
In den Dreißiger und den Vierziger Jahren knüpfte Peters enge wissenschaftliche Kontakte ins europäische Ausland. Besonders erwähnte er selbst seine Kontakte zu Prof. Hugo Obermaier (1877-1946), Professor an der Universität Madrid, und Abbé Henri Breuil (1877-1961), Professor am Institut de Paléontologie Humaine de Paris und am Collège de France. Er nannte die beiden, damals sicherlich die wichtigsten Vertreter der steinzeitlichen Archäologie in Europa, seine „Lehrmeister im vollsten Sinne des Wortes“. Daneben hatte Peters Verbindungen zu weiteren renommierten Wissenschaftlern aus Frankreich, England und Italien. Er hielt diese Kontakte aufrecht, selbst als die deutsche Vorgeschichtsforschung während der nationalsozialistischen Diktatur zunehmend in eine wissenschaftliche Isolation geriet.
Die politischen Turbulenzen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hatten auch Auswirkungen auf die Arbeit von Peters. Anfeindungen und Intrigen bestimmten die wissenschaftliche Landschaft in der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Peters, der nie Parteimitglied in der NSDAP war, scheint es geschafft zu haben, ohne größere Beschädigungen aus diesen Konflikten hervorzugehen. Dies gelang einerseits sicherlich durch die Unterstützung einflussreicher Lokalpolitiker, andererseits aber auch wegen seiner finanziellen Unabhängigkeit und seiner internationalen Reputation.
Peters schreibt über seine Konflikte mit der nationalsozialistischen Politik: „Die Ernennung zum Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer in Hohenzollern durch das Preußische Kulturministerium 1934 hat meine Tätigkeit zunächst in keiner Weise beeinflusst. Erst nach Beginn der Organisation der Prähistorie einmal durch das Amt Rosenberg (Reinerth!), dann durch Himmlers Ahnenerbe setzten von beiden Seiten Versuche ein, mich zur Mitarbeit oder wenigstens zur Annahme der neuen Ideen zu gewinnen. Die Versuche misslangen; mit in Kauf habe ich dann freilich wiederholt Drohungen nehmen müssen, mich wegen antinazistischer Äußerungen anzuzeigen. Erfolgt ist nichts.“
Es ist eine besondere Tragik in der Geschichte von Eduard Peters, dass er, der jahrelang um die Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit gekämpft hatte, einen Großteil seines Werkes nicht publizieren konnte. Der überwiegende Teil seiner Schriften und Aufzeichnungen ebenso wie die von ihm gemachten Funde gingen in den Wirren am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren.
1947 wurde Peters von der Universität Freiburg der Ehrendoktortitel verliehen. Ein erster solcher Versuch war während der Nazi-Herrschaft wohl aus politischen Gründen gescheitert. Es hat den Anschein, als ob Peters 1947 die Auszeichnung nur widerwillig in Empfang nahm.
Peters führte seine Forschungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit über 75 Jahren für einige Zeit in Veringenstadt fort. Diese letzten Jahre waren geprägt von Krankheit und Depressionen. Am 22. Mai 1948 erlag Peters in Veringenstadt einem Herzschlag.
Werke: (Auswahl) Die altsteinzeitliche Kulturstätte Petersfels (Monographien zur Urgeschichte des Menschen), 1930; Die Heidenschmiede in Heidenheim a. Br. Fundberichte aus Schwaben N.F. 6 (1931); Die Buttentalhöhle an der Donau, eine neue Magdalénienstation, in: Badische Fundberichte 3 (1933), 13-19; Das Mesolithikum an der Oberen Donau, Germania 18 (1935), 81-89, 1934; Die Falkensteinhöhle bei Tiergarten, in: Fundberichte aus Hohenzollern 3, Anhang II der Fundberichte aus Schwaben N.F. 8 (1935), 2-12; Südwestdeutsches Mesolithikum, in: Germania 19 (1935), 98-107; Die mesolithische Silex- und Knochenindustrie vom Rappenfels auf der Schwäbischen Alb, in: ebda., 281-286; Die altsteinzeitlichen Kulturen von Veringenstadt (Hohenzollern), in: Prähistorische Zeitschrift 27 (1936), 173-195; Die Stuttgarter Gruppe der mittelsteinzeitlichen Kulturen (Veröff. des Archivs der Stadt Stuttgart 7), 1941; Meine Tätigkeit im Dienst der Vorgeschichte Südwestdeutschlands (Privatdruck Veringenstadt), 1946.

Literatur: Jürgen Scheff, Die archäologische Erforschung der Höhlen um Veringenstadt, in: Laichinger Höhlenfreund 1 (2004) (mit umfangreicher Biographie Peters und vollständigem Schriftenverzeichnis).
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