Walleser, Peter (Salvator) 

Geburtsdatum/-ort: 22.12.1874;  Wieden/Hochschwarzwald
Sterbedatum/-ort: 01.01.1946; Tienshui (China), beigesetzt auf dem Friedhof der Missionszentrale Tienshui
Beruf/Funktion:
  • O. F. M. Cap., Titularbischof, apostolischer Vikar
Kurzbiografie: 1881-1889 Volksschule Wieden, Lateinunterricht bei Pfarrer Alois Gröber, Wieden
1892-1894 Besuch der Heimschule Lender in Sasbach und der Klosterschule der Kapuziner in Werne
1894-1895 Noviziat Sigolsheim/Elsaß
1895-1896 Besuch des Gymnasiums der Kapuziner Straßburg-Königshofen mit Abschlußprüfung
1896-1901 Studium der Philosophie und Theologie Münster und Krefeld
1898 (4. 10.) Ablegung der feierlichen Ordensgelübde
1901 (15. 8.) Priesterweihe Krefeld
1901-1902 Fortsetzung der theologischen Studien Krefeld
1902-1906 verschiedene Tätigkeiten innerhalb der Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinz
1906-1915 Missionar auf den Inseln der Karolinen und Marianen; Superior des Missionsbezirks der Palau-Inseln
1912 Ernennung zum Titularbischof von Tanagra und 1. Apostolischer Vikar der Karolinen und Marianen sowie der Palau-Inseln. (8. 12.) Bischofsweihe Straßburg-Königshofen durch den Freiburger Erzbischof Th. Nörber und die Bischöfe M. Faulhaber (Speyer) und A. Fritzen (Straßburg) als Mitkonsekratoren
1915-1919 Aufenthalt in den USA
1922-1944 1. Apostolischer Vikar von Ost-Kansu mit Sitz in Tienshui
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Cölestin Walleser, Waldhüter
Mutter: Stefania, geb. Walleser
Geschwister: 5 (1 Bruder, 4 Schwestern)
4 weitere Geschwister früh verstorben
GND-ID: GND/1012370089

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 305-306

Walleser wuchs in der religiösen Geborgenheit einer frommen Bauernfamilie auf. Wie seine fünf Geschwister fühlte er sich früh zum Ordensstand berufen. Daß der Volksschüler und Hütejunge schon in seiner Heimatgemeinde Lateinunterricht erhielt, war vornehmlich dem Ortspfarrer zu verdanken. Wegen der damals in Baden noch geltenden Kulturkampfgesetze trat Walleser 1894 in ein elsässisches Kloster ein. Nach Beendigung seines Noviziats besuchte er die Abschlußklasse am Gymnasium der Kapuziner in Straßburg-Königshofen.
Walleser hatte gehofft, unmittelbar nach der Priesterweihe in die Mission entsandt zu werden. Doch dem Willen seiner Ordensoberen entsprechend sollte er zunächst in Krefeld den Novizenmeister bei der Unterweisung der jungen Kapuzinermönche in Liturgie und Chorgebet unterstützen. Danach war er einige Jahre als Volksmissionar tätig.
Nachdem 1904 die Apostolische Präfektur der Karolinen den Kapuzinern der Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinz übertragen worden war, der drei Jahre später auch die Marianen angeschlossen wurden, ging Wallesers sehnlichster Wunsch in Erfüllung. Im November 1906 brachen die ersten Kapuziner, unter ihnen Walleser, zu ihrer Reise in die Südsee auf. Noch bevor er in Neapel das Schiff bestieg, erreichte ihn die Ernennung zum Superior des Missionsbezirks der Palau-Inseln. Vor die Tatsache gestellt, daß die wenigen dort lebenden Christen weder eine Bibel noch einen Katechismus hatten, verfaßte er diese für die Glaubensverkündigung grundlegenden Bücher und veranlaßte ihren Druck. Schon 1911 gab das Orientalische Seminar der Universität Berlin die von ihm redigierte Grammatik der Palau-Sprache sowie ein kleines Wörterbuch heraus. Zwei Jahre später folgte Wallesers großes Wörterbuch Palau – Deutsch und Deutsch – Palau, das in Fachkreisen hohes Lob erntete.
Zwischenzeitlich war Walleser das Amt des Propräfekten der gesamten Karolinenmission übertragen worden. Nach der Vereinigung der beiden Präfekturen der Karolinen und Marianen zu einem Apostolischen Vikariat wurde er von Papst Pius X. zum 1. Apostolischen Vikar und gleichzeitig zum Titularbischof von Tanagra ernannt.
Die weltpolitische Entwicklung am Beginn des 20. Jahrhunderts brachte es mit sich, daß der von den deutschen Kapuzinern aufgebauten und von Walleser maßgeblich geleiteten Missionstätigkeit in der Südsee nur eine verhältnismäßig kurze Zeit segensreichen Wirkens beschieden war. Nachdem sich Japan 1915 der deutschen Schutzgebiete im Pazifischen Raum bemächtigt hatte, begann für die deutschen Missionare eine Zeit banger Ungewißheit. Nur schweren Herzens verließ Walleser die von der Außenwelt gänzlich abgeschnittenen Südsee-Inseln und ging für die Dauer des 1. Weltkrieges nach den USA, um dort als Weihbischof den erkrankten Ordinarius des Bistums Brooklyn zu unterstützen. Seinen unfreiwilligen Aufenthalt in Nordamerika benutzte er vor allem dazu, die notwendigen finanziellen Mittel für den Unterhalt seiner fernen Inselmission zusammenzubringen. In der Folge des Kriegsausgangs mußte Walleser sich mit der Tatsache abfinden, daß das Missionsgebiet der Karolinen und Marianen spanischen Jesuiten übertragen wurde. Aber dank seiner in Rom persönlich geführten Verhandlungen übertrug der Heilige Stuhl ihm und seinen deutschen Kapuzinern wenige Jahre später eine neue Aufgabe: die Missionierung des Ostteils der chinesischen Provinz Kansu. Pius XI. ernannte ihn 1922 zum 1. Apostolischen Vikar mit dem Sitz in Tienshui.
Auch am neuen Wirkungsort setzte Walleser seine ganze Kraft in die Verkündigung der christlichen Lehre, trug aber auch Sorge für die Volksbildung und das Gesundheitswesen durch die Einrichtung einer Missionsschule und eines modernen Krankenhauses. Da er ein Leben im Geiste echter franziskanischer Demut und Bescheidenheit führte, war er nicht nur seinen Missionaren, sondern auch der einheimischen, meist nichtchristlichen Bevölkerung Vorbild. Als sich im Zuge des japanisch-chinesischen Krieges (seit 1937) die französische Gesandtschaft dafür verwendete, der deutschen Missionsstation einen Sonderstatus zu erwirken, um sie vor feindlichen Bombenangriffen zu schützen, wies Walleser das Angebot entschieden zurück: wie das chinesische Volk wollte auch er alle Mühsale und Gefahren des Krieges erdulden. Diese mitfühlende Haltung erklärt hinreichend, weshalb er und mit ihm seine Missionare bei den chinesischen Behörden und bei der Bevölkerung in hohem Ansehen standen. Es konnte nicht ausbleiben, daß sich die Lage der deutschen Missionare nach der Kriegserklärung Chinas an die Achsenmächte grundlegend verschlechterte. Auch Walleser blieben die zeitweilige Internierung und die damit verbundenen Schikanen nicht erspart. Durch das fortgeschrittene Alter und die Zeitumstände körperlich geschwächt, suchte er 1944 um die Entbindung von seinem Amt nach. Nur kurze Zeit war ihm der Ruhestand vergönnt; bereits im Dezember 1945 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Am Sitz der Missionszentrale in Tienshui verstarb er am Neujahrstag 1946.
Werke: Bibliographie Walleser, in: Bibliotheca Missionum, hg. v. R. Streit u. J. Dindinger, Bd. XIV/2, 21-23 u. Bd. XXI, 505-506, Freiburg 1955/60.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: F. Schlatter, Ein bad. Missionsbischof als Jubelpriester, in: Konradsblatt, 10. Jg. Nr. 33, 441-443, Karlsruhe 1926; Gotteskampf auf Gelber Erde. FG Walleser, hg. v. G. Walter, Paderborn 1938; P. Salvator Walleser, in: Analecta Ordinis Fratrum Minorum Capuccinorum 62, 126-134, Rom 1946; W. Salvator, in: Lexicon Capuccinorum, Sp. 1836-1837, Rom 1951; W. Bühlmann, Feuer auf Erden. Lebensbilder von acht Kapuzinermissionaren, Paderborn 1958, 56-74; Walleser Salvator, in: LThK 10, 942, Freiburg 1965 2. Aufl.; K. Leib, Bischof P. S. Walleser, in: Heimschule Lender 1875-1975, Hg. Heimschule Lender, Bühl 1975, 53-55.
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