Brugger, Ernst 

Geburtsdatum/-ort: 10.11.1900;  Freiburg i. Br.
Sterbedatum/-ort: 25.02.1981;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Studioleiter
Kurzbiografie: 1906-1910 Knabenbürgerschule Freiburg
1910-1917 Bertholdgymnasium Freiburg
1917-1919 Militärdienst
1919-1920 Bertholdgymnasium, Abitur
1920-1922 Banklehre beim Bankhaus Mayer, Freiburg
1920-1924 Studium der Volkswirtschaft und Musik in Freiburg i. Br.
1924-1928 Engagement als Sänger (Baß) am Stadttheater Freiburg i. Br.
1928-1931 Rundfunkarbeit bei der Süddeutschen Rundfunk AG, daneben ständiger Gast im Theater Freiburg
1931-1939 Sendestellenleiter Freiburg
1939-1943 Kriegsteilnehmer (Tschechoslowakei und Rußlandfeldzug), Leutnant der Reserve beim V. Artillerie-Regiment Donaueschingen, Entlassung als Oberleutnant
1946-1969 Studioleiter des Südwestfunk Freiburg
1958 Schwarzwälder Heimatpreis
1964 Hebeldank, Goldenes Ehrenzeichen mit Eichenkreuz, verliehen von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger
1966 Bundesverdienstkreuz
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1934 Gladys Johanna, geb. Bergmann
Eltern: Vater: Leo Brugger (1855-1921), Kaufmann
Mutter: Kreszenzia, geb. Meise aus Albert-Hauenstein/Hochrhein (1862-1921)
Geschwister: 2, Emma verheiratete Feser (1889-1958), Anna (1891-1967)
Kinder: 2 Söhne Peter (geb. 1935), Dr. phil. HALL Kultur-Fernsehen beim Saarländischen Rundfunk, Hanns (geb. 1939), Jurist, Stadtrechtsdirektor in Freiburg
GND-ID: GND/1012404099

Biografie: Rosemarie Bungert (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 52-53

Schon beim Studenten Brugger, der einer damaligen bürgerlichen Familiengesinnung entsprechend, einen „ordentlichen“ Beruf erlernen sollte, zeigte sich die Neigung zum Musischen, zur Musik. Wie sonst hätte der Banklehrling und Studiosus der Volkswirtschaft als zweiten Studienschwerpunkt die Musik gewählt! Inflation, also Geldmangel, verhinderte den Studienabschluß und begünstigte gleichzeitig die Entscheidung, den Schritt in die Welt der Oper zu wagen. Eine Entscheidung, die durch den Lehrer Gurlitt sicher vorbereitet war, die aber auch Bruggers Neigungen entsprach. Die erste Rolle führte ihn 1924 auf die Bretter des Freiburger Stadttheaters, als Hermann Ortel in den Meistersingern von Nürnberg von Richard Wagner. Es folgten – immer in Freiburg – Partien in Parsifal (1925), Schreckers Gezeichneten (1925), Julius Cäsar (1925), Trompeter von Säckingen (1926), Don Giovanni (1927), Palestrina (1927), Verkaufte Braut (1928), Salome (1930) und noch viele andere.
Am 29. Oktober 1923 hatte mit der „Deutschen Stunde“ in Berlin der Deutsche Rundfunk begonnen. Am 11. Mai 1924 nahm der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart seinen Betrieb auf. Die Topographie des Schwarzwaldes verbot den Empfang der Stuttgarter Sendungen, die über den Sender Mühlacker abgestrahlt wurden; am Oberrhein und auf der badischen Seite regte sich der Wunsch nach einem eigenen Sender. Dank der Initiative des Oberrheinischen Funkvereins, der die „drahtlose Telephonie in volkstümlicher Form weiteren Kreisen zugänglich machen“ wollte, kam es 1926 zur Errichtung des Nebensenders Freiburg, der den Sendebetrieb am 28. November aufnahm. Der erste Sendestellenleiter war der ehemalige Theaterintendant Heinrich Schwantge; nach dessen Tod im Jahre 1928 wurde der Freiburger Theaterintendant Max Krüger mit der Leitung der Sendestelle beauftragt. Krüger war durch die Doppelaufgabe Theater und Sendestelle stark überlastet und zog zur Hilfe und Entlastung Brugger heran, den er ja vom Theater her kannte und der dem Theater fortan als Gast verbunden blieb. Seine Hauptarbeitskraft aber stellte Brugger von da an der Sendestelle zur Verfügung. Deren Leitung übernahm er im Jahre 1931, als Nachfolger Krügers.
Von Anfang an hat Brugger gelernt, daß die Leitung eines Nebensenders ständigen Kampf um Sendezeiten und finanzielle Mittel bedeutet. Es galt immer wieder, den Sendern in Stuttgart und Frankfurt (Freiburg wurde für einige Jahre Nebenstelle von Frankfurt) klarzumachen, welche Bedeutung ein eigenes Programm für die Hörer der Region hat. Als in der Nachkriegszeit die französische Besatzungsmacht den Sender in Baden-Baden gründete und Freiburg ein Landesstudio des Südwestfunks wurde, kam Bruggers Erfahrung diesem Studio wiederum zugute. Seine Kenntnis der Region, seine große Programmerfahrung, seine Zähigkeit bei Verhandlungen, aber auch seine direkten Kontakte mit den Menschen des südbadischen Landes, sein Wissen um ihre Sorgen, Probleme und Interessen, stärkten seine Position und sorgten für ein Programm, das den Hörern gefiel und für den Sender in Baden-Baden unverzichtbar wurde. Hinzu kam Bruggers Fähigkeit, Mitarbeiter heranzuziehen, deren unverwechselbare Beiträge heute noch in bester Erinnerung sind. Man denke da nur an Otto Ernst Sutter und Paul Schaaf. Der Rundfunkmann Brugger hat sich sein ganzes Leben lang dem Theater verbunden gefühlt, sei es als Förderer oder als Schatzgräber nach alten, nahezu vergessenen Werken der Opernliteratur. Seine nahezu 30 Opernbearbeitungen, darunter Werke von Adam, Gluck, Gounod, Händel, Kreutzer, Mozart, Offenbach und Schubert galten jahrelang als eine Spezialität des Freiburger Senders.
Bruggers kulturpolitische Tätigkeit, die in Auszeichnungen Anerkennung fand, verdient gerade an dieser Stelle die noch ausstehende Würdigung.
Werke: Verzeichnis der Rundfunkbearbeitungen und Einrichtung von Opernsendungen von S. im StAF, Personengeschichtliche Sammlung.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.
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