Kühn, Adolf 

Geburtsdatum/-ort: 31.05.1886;  Ötigheim bei Rastatt
Sterbedatum/-ort: 23.04.1968;  Karlsruhe, beigesetzt 26.4.1968 Karlsruhe-Rüppurr
Beruf/Funktion:
  • Zentrums-CDU-Politiker, Vorsitzender des Heimatbundes Badenerland
Kurzbiografie: 1892-1899 Volksschule Ötigheim
1899-1903 Humanistisches Ludwigs-Gymnasium in Rastatt
1903 Beamtenanwärter im gehobenen, mittleren Justiz- und Verwaltungsdienst (Dienst bei verschiedenen Ämtern, vorwiegend in Rastatt und Karlsruhe)
1905 Erste Justizdienstprüfung
1910 Zweite Justizdienstprüfung
1914-1918 Kriegsdienst: Kriegsfreiwilliger im Regiment Großherzog, 1915 in der Lorettoschlacht schwer verwundet, Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse
1919 Stadtverordneter in Karlsruhe, von 1920-1933 Stadtrat
1925 Ministerialoberrechnungsrat, Wahl für den Kreis Rastatt in den Badischen Landtag, dem er bis 1933 angehörte
1936 abgebaut
1944 Verhaftung durch die Gestapo
1945 Ernennung zum Regierungsdirektor
1946-1952 Abgeordneter des Wahlkreises Karlsruhe, Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung und des Landtags Württemberg-Baden
1948-1949 Mitglied im Parlamentarischen Rat in Bonn
1952-1963 Abgeordneter des Wahlkreises Rastatt im Landtag von Baden-Württemberg, 1956-1963 dessen Alterspräsident
1961 Großes Verdienstkreuz des Bundesordens der Bundesrepublik Deutschland
1966 Ehrenbürger von Ötigheim
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1. 1917 Theodora, geb. Baumeister (gest. 1933)
2. 1934 Blanka, geb. Wittmann
Eltern: Vater: Severin Kühn (1864-1923), Landwirt in Ötigheim
Mutter: Berta, geb. Kölmel in Ötigheim (1864-1937)
Geschwister: 8 (ermittelte Namen: Franz-Xaver, Emil, Wilhelm, Friedrich, Severin). Berta, Rosa
Kinder: 2 Söhne (Reinhold, Helmut), 3 Töchter (Hedwig, Gisela, Elisabeth) aus 1. Ehe
GND-ID: GND/1012404188

Biografie: Gerd F. Hepp (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 173-174

Werdegang und Lebenswerk Kühns sind in vielfältiger Weise Spiegel seiner sozialen Herkunft. Als Sohn einer seit mehreren Generationen in Ötigheim ansässigen Bauernfamilie formte sich seine Persönlichkeit in einer typisch ländlich-katholischen Umwelt. Treue zur Kirche, Bodenständigkeit und Heimatliebe, Bescheidenheit und Gradlinigkeit im Denken und Handeln, dazu Pflichbewußtsein und ein Gespür für das „Soziale“, all dies hatte ihm sein Elternhaus mit auf den Weg gegeben. Derlei Einflüsse prägten nicht nur den Menschen, sondern auch den späteren Politiker, dessen Karriere ein Musterbeispiel an Kontinuität darstellt. Seine politische Schulung erfuhr er schon in jungen Jahren durch seine Tätigkeit in der katholischen Jugendbewegung und im katholischen Vereinswesen (Windthorstbund, Volksverein für das katholische Deutschland, Männerverein). Parteipolitisch führte von dort der Weg direkt ins Zentrum. Dort war ihm seine berufliche Erfahrung in den verschiedenen Zweigen der staatlichen Verwaltung eine große Hilfe. Von Anbeginn galt sein besonderes Interesse der Kommunalpolitik. In Karlsruhe, seiner zweiten Heimat, wirkte er insgesamt 14 Jahre als Stadtrat. 1925 als Zentrumsabgeordneter in den Badischen Landtag gewählt, wurde er bald Mitglied und Schriftführer des Fraktionsvorstandes, sowie persönlicher Sekretär des von ihm als Vorbild hochgeschätzten Fraktionsvorsitzenden Schofer.
Sein öffentliches Auftreten gegen die Nationalsozialisten vor 1933 brachte ihm nach der Machtergreifung viele persönliche Nachteile ein. 1933 wurde er strafversetzt, 1936 folgte die Zwangspensionierung. Im Zusammenhang mit dem 20. Juli wurde er am 23. 8. 1944 kurzfristig festgenommen und verwarnt. Nach Kriegsende rehabilitierte ihn die französische Militärverwaltung, indem sie ihm die vorläufige Leitung des Arbeitsamtes und des Fürsorgeamtes der Stadt Karlsruhe übertrug. Nach seiner Ernennung zum Regierungsdirektor übernahm der bewährte Kommunalpolitiker die Leitung der Gemeindeabteilung in der nordbadischen Inneren Verwaltung. Schon kurz nach Kriegsende wurde er auch politisch wieder aktiv. Am 4. 9. 1945 wurde er in der ersten Kreisversammlung der von ihm in Karlsruhe mitbegründeten CDU zum ersten Kreisvorsitzenden gewählt. In jenen Tagen war es auch Kühn, der den damaligen Reichsminister H. Köhler aus dessen selbstgewähltem Exil in Mudau im Odenwald, zurück in die badische Landespolitik holte. 1946 wurde der damalige stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Nordbaden Abgeordneter der Verfassungsgebenden Landesversammlung (Verfassungsausschuß) bzw. des Landtags von Württemberg-Baden. Als eine besondere Auszeichnung betrachtete er seine Berufung in den Parlamentarischen Rat in Bonn (1948/49).
Das Zustandekommen des Südweststaates hat er als entschiedener Anhänger Altbadens energisch bekämpft. In Stuttgart, wo er nach seinen eigenen Worten nie „so recht heimisch und warm“ wurde, galt er bis zu seinem Abschied aus der Landespolitik im Jahre 1963 als engagierter Sachwalter der badischen Interessen. Drei Jahre lang (1961-64) führte er auch den Landesvorsitz des Heimatbundes Badenerland.
Werke: Volksschauspielgemeinde Ötigheim, Badenia Verlag Karlsruhe, 1937, 2. Aufl. 1964; Erinnerungen aus meinem privaten und öffentlichen Leben, in: GLAK, 65, Nr. 11899. Volksschauspielgemeinde Ötigheim, Badenia Verlag Karlsruhe, 1937, 2. Aufl. 1964; Erinnerungen aus meinem privaten und öffentlichen Leben, in: GLAK, 65, Nr. 11899.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.
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