Stork, Johann Albert 

Geburtsdatum/-ort: 27.09.1860;  Schallstadt
Sterbedatum/-ort: 19.02.1929;  Schallstadt
Beruf/Funktion:
  • Weinbauer, Bürgermeister, NL/DDP-Politiker, Mitglied des Landtags
Kurzbiografie: 1866 (oder 1867)-1872 Volksschule Schallstadt
1872-1875 Höhere Bürgerschule Freiburg
1875-1879 Lehre und Berufstätigkeit als Kaufmann in Vevey, französische Schweiz
1879-1881 Militärdienst beim badischen Infanterieregiment 113 in Freiburg
1890 Kauf eines eigenen landwirtschaftlichen Anwesens in Schallstadt
1894-1913 Gemeinderechner in Schallstadt
1912 Mitglied des Bezirksrats in Freiburg
1913-1923 Bürgermeister in Schallstadt
1913-1918 Abgeordneter der II. Kammer der badischen Landstände, Nationalliberale Partei
1919-1921 Mitglied des badischen Landtags, DDP
1916 Kriegsverdienstkreuz
1918 badische Verfassungsmedaille
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. 1884 Friederike, geb. Hanser (gest. 1885)
2. 1886 Maria Barbara, geb. Stork
Eltern: Vater: Johannes Stork
Mutter: Barbara, verwitwete Burggraf, geb. Joos, Rößlewirtin
Geschwister: 1 Halbbruder
Kinder: 4, 3 aus 2. Ehe
GND-ID: GND/1012407276

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 265-266

Als Landtagsabgeordneter hat sich Stork nachhaltige Verdienste um die badischen Winzer erworben. Mit Schofer (Zentrum), Hässig (SPD) und von Gleichenstein (Zentrum) erwirkte er 1920 die Bewilligung der Mittel zur Gründung des Staatlichen Weinbauinstituts in Freiburg, dessen Leitung dem Botaniker Karl Müller übertragen wurde. Stork stand schon vor dem Ersten Weltkrieg mit Müller in Verbindung, als dieser junger wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Augustenberg bei Durlach war. Im März 1914, ein Jahr nach dem ersten Auftreten der Reblaus in Baden, setzte sich Stork in einer Rede vor der II. Kammer für Müllers fortschrittliches Programm ein, das sich mit den Stichworten: reblausresistente Pfropfrebe, Verbesserung der Schädlingsbekämpfung und Einrichtung einer einschlägigen Versuchsanstalt beschreiben läßt. Storks zehnjähriges Wirken als Bürgermeister fiel in die schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahre. Er organisierte die kriegswirtschaftlich bedingte Abgabe von Nahrungsmitteln, ließ im Gemeindewald Sonderholzhiebe zur Zeichnung von Kriegsanleihen durchführen und leitete den Arbeitseinsatz der französischen Kriegsgefangenen in der Gemeinde.
Für seine Ämter hatte er sich durch persönliche Leistung qualifiziert. Der Besuch der Höheren Bürgerschule in Freiburg, wenn er ihn auch trotz bester Zeugnisse nach drei Schuljahren abbrechen mußte, hob ihn über seine Mitbürger im Heimatdorf hinaus. Die anschließende Kaufmännische Lehre und Berufstätigkeit in Vevey am Genfer See verstärkte diese Tatsache. Hier erlernte er die Buchführung, was ihm von 1894 an als Gemeinderechner zugutekam, und er brachte es zur gewandten Beherrschung der französischen Sprache in Wort und Schrift, was er als Soldat und später als Bürgermeister im Umgang mit den französischen Gefangenen nutzen konnte. Nach mündlicher Tradition in der Familie wurde Stork während seines Militärdienstes 1879 bis 1881 zu Erkundungsgängen in das Gebiet von Belfort entsandt, was nicht ungefährlich war, da die Franzosen Spione hart bestraften. – Die höhere Bildung und das Engagement für öffentliche Angelegenheiten hatte er mit seinem Vater gemein. Dieser ging ebenfalls in Freiburg zur Schule; er war an den Aufständen von 1848/49 beteiligt, hielt sich anschließend einige Zeit in der Schweiz auf und wirkte später in Schallstadt als Gemeinderat. Zwei Generationen später erscheinen in der Biographie seines Enkels Friedrich Konrad Stork (1914-1988) auffallende Parallelen: Dieser war 23 Jahre lang Gemeinderat in Schallstadt, 32 Jahre lang Kreisrat und 20 Jahre lang Abgeordneter des Landtags von Baden-Württemberg als Angehöriger der FDP-Fraktion.
Die familiäre Seite von Storks Biographie soll hier nicht übergangen werden, da sie von Schicksalsschlägen gekennzeichnet ist, die zum Teil zeittypisch sind, etwa der frühe Tod seiner ersten Frau durch das Kindbettfieber. 1913 wurde er zum zweiten Mal Witwer, 1915 fiel sowohl der Sohn aus erster Ehe wie auch der einzige Sohn aus der zweiten Ehe. Nachdem 1921 auch die Schwiegertochter verstorben war, blieb ihm nur sein Enkel Friedrich Konrad, der seinerseits mit vierzehn Jahren nach dem Tod des Großvaters das landwirtschaftliche Anwesen mit Weinbau übernehmen mußte. Und auch dieser begann bald, in der Öffentlichkeit zu wirken, wobei die Mitarbeit in den örtlichen Vereinen hier wie dort den Einstieg bildete.
Quellen: Familienarchiv Stork, Schallstadt, GemeindeA Schallstadt-Wolfenweiler. Landtagsprotokolle.
Nachweis: Bildnachweise: s. Lit. 1200 Jahre Schallstadt.

Literatur: Bruno Götz, Die Geschichte des Weinbaues von Freiburg, in: Schriften für Weingeschichte. Hg. v. d. Ges. für Geschichte des Weines. Nr. 40. Wiesbaden, Juni 1976; ders., Das Staatliche Weinbauinstitut in Freiburg i. Br., in: Mitt. d. bad. Landesver. f. Naturkunde u. Naturschutz N.F. 10. Freiburg, 1. Aug. 1972; Fritz Fischer, Die wirtschaftliche und soziale Lage der Markgräfler Weinbauernschaft. Diss. Freib., 1929, hier auch weitere Lit.; 1200 Jahre Schallstadt, ortsgeschichtliche Publikation von 1979, 178 ff.
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