Hof, Otto 

Geburtsdatum/-ort: 12.02.1902; Frankfurt a. M.
Sterbedatum/-ort: 12.01.1980;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Oberkirchenrat
Kurzbiografie: 1920-1925 Studium der Theologie in Erlangen, Leipzig und Heidelberg
1925 Ordination und Eintritt in den Dienst der Evangelischen Landeskirche in Baden
1929 Pfarrer in Friedrichstal (bei Karlsruhe)
1937 Pfarrer an der Christus Kirche in Freiburg, seit 1941 gleichzeitig Studentenpfarrer
1946-1953 Kreisdekan (spätere Amtsbezeichnung: Prälat) des Kirchenkreises Südbaden
1949 Honorarprofessor an der Universität Freiburg mit dem Lehrauftrag für evangelische Theologie, Vorlesungstätigkeit bis 1970
1950 Dr. theol. h.c. der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg
1953 Oberkirchenrat und Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Landeskirche in Baden in Karlsruhe
1967 Ruhestand
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 1928 Leipzig, Liselotte, geb. Bischoff
Eltern: Vater: Heinrich Hof (1852-1934), Kaufmann
Mutter: Emilie, geb. Schaefer (1875-1951)
Geschwister: 1 Schwester
Kinder: 3 Söhne
GND-ID: GND/1012413012

Biografie: Günther Wendt (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 150-151

Hof hat in seiner über vierzigjährigen Dienstzeit in der Evangelischen Landeskirche in Baden als Gemeindepfarrer sowie in Ämtern der Kirchenleitung als Kreisdekan (Prälat) und theologisches Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrates und als Professor für evangelische Theologie an der Universität Freiburg Spuren eines begnadeten Predigers des Evangeliums und profilierten lutherischen Theologen in die jüngste Geschichte der Landeskirche eingefügt. Schon als Vikar schloß er sich der „Jungpositiven“-Gruppe innerhalb der in ihren Anfängen in die Mitte des vorigen Jahrhundert zurückgehenden „Kirchlich-positiven Vereinigung“ mit ihrer gegenüber den Einflüssen des Zeitgeistes betonten Bindung an Schrift und Bekenntnis an. Hof gab in einer Reihe von Jahren die „Kirchlich-positiven Blätter“ heraus. Diese kirchenpolitische Aktivität mündete in der Auseinandersetzung mit der deutschchristlichen Irrlehre in den Kirchenkampf der Bekennenden Kirche unter dem NS-Regime als Badische Bekenntnisgemeinschaft mit ihrer Leitung im Landesbruderrat ein. Als Pfarrer an der Christuskirche in Freiburg, wo ihm sechs Jahre lang auch die evangelische Studentengemeinde anvertraut war, sammelte er in den Kriegs- und Nachkriegsjahren in den Gottesdiensten eine Art Universitätsgemeinde um sich.
Aus seinem Engagement in der Bekennenden Kirche und in Reaktion auf die Judenpogrome im November 1938 stieß Hof zum „Freiburger Konzil“, in dem sich Professoren der Universität und Geistliche beider Kirchen um eine Klärung der Frage mühten, ob ein Christ noch einen Staat bejahen könne, der Menschenrechte in das Gegenteil verkehrte. Im Kontext christlicher Ethik für Staat und Gesellschaft ging es um die Klärung des christlichen Widerstandsrechts. Aus dem Kreis der später als Widerstandskämpfer vom NS-Staat zur Verantwortung gezogenen Hochschullehrer war Hof mit C. von Dietze, Gerhard Ritter, W. Eucken und A. Lampe freundschaftlich verbunden. Hof hat im Konzil mit Gerhard Ritter und Pfarrer Karl Dürr die in Teilen der Bekennenden Kirche verbreitete Denkschrift „Kirche und Welt“ (Herbst 1938) verfaßt. Als ehemalige Mitglieder der Bekennenden Kirche und des Freiburger Konzils haben C. von Dietze, G. Ritter und Erik Wolf nach 1945 in der Landessynode verdienstvoll bei dem kirchlichen Wiederaufbau und der Ausarbeitung einer neuen, am Bekenntnis orientierten Grundordnung mitgewirkt. Hof gehörte von Anfang an dem mit der Neuordnung der Landeskirche von der Landessynode beauftragten Verfassungsausschuß an. Neben dem Theologen Edmund Schlink (Heidelberg) war Hof auch als Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats im Dialog des Verfassungsausschusses über die neue Grundordnung der Kirche einschließlich den neuformulierten Bekenntnisstand in der Präambel der Grundordnung ein fruchtbarer theologischer Gesprächspartner. In seiner klaren theologischen Ausrichtung an Martin Luther hat er in seiner Person eindrucksvoll gezeigt, daß auch ein Lutheraner in der badischen Konsensus-Union eine kirchliche Heimat finden kann. Als „Unions-Lutheraner“ formulierte er für den Verfassungsausschuß die für das theologische Gutachten der Heidelberger Fakultät zum Bekenntnisstand der Landeskirche maßgeblichen Fragen.
Das nach 1945 als eines der ersten Elemente der kirchlichen Reorganisation geschaffene Amt des Kreisdekans (später des Prälaten) hat durch seinen ersten Inhaber Hof im südlichen Bereich der Landeskirche Profil gewonnen. Von allen jurisdiktionellen Funktionen einer Kirchenleitung freigestellt, dient es ausschließlich der geistlichen Begleitung und Beratung der Gemeinden, Pfarrer und anderer Mitarbeiter durch Seelsorge, Gottesdienst und theologische Weiterbildung. Das Amt des Prälaten ist als eine Art regionaler Vertretung bischöflicher Leitung konzipiert.
Als Oberkirchenrat hatte Hof einen Schwerpunkt in dem theologischen Nachwuchsreferat. Hier hat er aus seinen profunden theologischen Kenntnissen und seinen Erfahrungen als Prediger in den Gemeinden die Predigten der Vikare/Vikarinnen in einer auch von den Betroffenen als meisterhaft und für ihre berufliche Entwicklung hilfreich empfundenen Weise beurteilt.
Für das Zusammenwirken von Kirchenleitung und Theologischer Fakultät bei der Ausbildung des Pfarrernachwuchses war Hof als hervorragender Theologe und Lutherkenner ein gewichtiger Gesprächspartner.
Vom Wintersemester 1949 an hat Hof als Honorarprofessor einen Lehrauftrag für evangelische Theologie an der Universität Freiburg wahrgenommen. Anknüpfend an die Theologie der Bekennenden Kirche behandelte seine öffentliche Antrittsvorlesung: „Die 1. These der theologischen Erklärung von Barmen 1934“. Mittelpunkt seiner Lehrveranstaltung war die große, vierteilige Vorlesung über die Theologie Martin Luthers.
Hof war einer der wenigen Theologen, denen es gelang, neben der kirchenamtlichen Praxis die umfangreiche Weimarer Lutherausgabe Band für Band zu studieren und auszuwerten. Die Theologische Fakultät in Heidelberg verlieh ihm 1950 die Würde eines theologischen Ehrendoktors in Anerkennung seiner unermüdlichen, sorgfältigen und hervorragenden Luther-Studien. Neben den Studenten gehörten Pfarrer und andere Gemeindeglieder beider Kirchen zu seinen Hörern. Gerade durch das entschiedene Bekenntnis zu seinem evangelischen Glauben weckte er nach Bekundung ehemaliger katholischer Hörer in ihnen oekumenisches Verständnis.
Werke: Hofs wichtigste Aufsätze zur Theologie Luthers in: Schriftauslegung und Rechtfertigungslehre, mit einem Geleitwort von Edmund Schlink, hg. von der Landeskirche in Baden, Karlsruhe 1982
Nachweis: Bildnachweise: Foto in Sakristei der Christuskirche, Freiburg i. Br.

Literatur: Hans Bornhäuser, Gedenken an einen Lehrer ... zum Heimgang von Oberkirchenrat Prof. Otto Hof, in: Aufbruch, Evangelische Kirchen-Zeitung 1980 Nr. 4, 9; Der ‚Freiburger Kreis‘. Widerstand- und Nachkriegsplanung 1933-1945. Katalog einer Ausstellung mit Einführung von Ernst Schulin, hg. von Dagmar Rübsam und Hans Schadek, Freiburg 1990, 160 S.; Hans-Georg Dietrich, Die evangelische Kirchengemeinde Freiburg 1933-1945 in der Begegnung mit dem Nationalsozialismus, Aspekte eines schwierigen Jahrzwölfts, in: Schau-ins-Land 110, 1991, 213-255
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