Martin, Paul 

Geburtsdatum/-ort: 11.12.1859;  Bad Dürrheim, Kreis Villingen
Sterbedatum/-ort: 13.08.1913; Bad Nauheim
Beruf/Funktion:
  • Oberbürgermeister von Mannheim
Kurzbiografie: 1879 Abitur am Gymnasium Karlsruhe
1879-1880 Militärdienst als Einjährig Freiwilliger
1880-1883 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg i. Br.
1884-1887 Rechtspraktikant
1887 Referendar in Villingen
1891 Polizeiamtmann beim Bezirksamt Heidelberg
1894 2. Bürgermeister Mannheim
1898 1. Bürgermeister Mannheim
1908 Oberbürgermeister der Stadt Mannheim
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1891 Fanny, geb. Schloß (1868-1928)
Eltern: Vater: Friedrich Martin, Medizinalrat
Mutter: Amalie, geb. Wüthner
Kinder: 1 Sohn
GND-ID: GND/1012561798

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 198

Mit 35 Jahren wurde Martin zum 2. Bürgermeister der Stadt Mannheim gewählt. Als Dezernent für das Armen- und Krankenwesen führte er eine Neuordnung des Armenwesens durch und wurde Vorsitzender der Armenkommission. Schon vier Jahre später rückte er zum 1. Bürgermeister auf, womit die Leitung des Baudezernats verbunden war. Die Liebe Martins gehörte dem Theater, so daß er Stellvertreter des Oberbürgermeisters in der Theaterkommission wurde. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß 1906 der 35jährige Carl Hagemann Indentant wurde, der dem Theater entscheidende neue Impulse gab. Nach dem plötzlichen Herztod von Oberbürgermeister Beck am 30. 3. 1908 wurde Martin vom Bürgerausschuß einstimmig zu dessen Nachfolger gewählt.
Martin sah es als seine erste Aufgabe an, die von Beck begonnenen Vorhaben abzuschließen. So erreichte er die Eingemeindung von Feudenheim 1910 und von Rheinau und Sandhofen 1913, wodurch sich die Stadt um große Siedlungsflächen erweiterte. Im Mittelpunkt von Martins Tätigkeit stand der Ausbau der kulturellen Einrichtungen. Im Jahre 1909 berief er den Wölfflin-Schüler Fritz Wichert zum Leiter der 1906 erbauten Kunsthalle, die mit der Unterstützung Martins bedeutende Kunstwerke, besonders des Impressionismus, erwarb. Die Gründung der „Akademie für jedermann“ durch Wichert entsprach ganz dem Wunsche Martins, die Kunst allen Schichten der Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Vollendung der großen Bauvorhaben des Gesundheitswesens – Krankenhaus und Hallenbad – erlebte Martin nicht mehr, als er bei einer Kur in Bad Nauheim einem Herzschlag erlag. Der kunstbegeisterte Alemanne hatte seine Kräfte in fast 20jähriger aufreibender Arbeit für seine Wahlheimat Mannheim vorzeitig verzehrt.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim.

Literatur: Friedrich Walter, Schicksal einer deutschen Stadt, Frankfurt 1950, bes.: 57 f., 81, 85 f., 110 ff., 116, 147, 150 ff., 161 f., 170 ff., 424.
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