Moses, Julius 

Geburtsdatum/-ort: 22.01.1869; Altdorf/Pfalz
Sterbedatum/-ort: 12.07.1945; Tel Aviv
Beruf/Funktion:
  • Arzt, Vorsitzender der Mannheimer Zionisten
Kurzbiografie: 1888 Abitur in Landau/Pfalz
1888-1894 Studium der Medizin in Würzburg, München und Straßburg
1894 medizinisches Staatsexamen in Straßburg
1896 Niederlassung als praktischer Arzt in Mannheim
1918/19, 1920-1933 Dozent an der Handelshochschule Mannheim
1923-1933 Dozent am städtischen Kindergärtnerinnenseminar
1929 (nebenamtlicher) Prof. an der Handelshochschule Mannheim
1934 Auswanderung nach Palästina
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr.
Verheiratet: 1895 Rosa, geb. Meyer (1871-1943)
Eltern: Vater: Friedrich, Lehrer
Mutter: Babette, geb. Meyer
Kinder: 2 Töchter
GND-ID: GND/101256181X

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 217-218

Moses eröffnete seine Praxis im Mannheimer Arbeiterviertel „Jungbusch“, wo er sich vor allem der schwer erziehbaren Kinder annahm. Er befaßte sich auch theoretisch mit den Fragen der Heilpädagogik und Schulhygiene, so daß er viele Gutachten erstattete und Vorträge hielt. In Zusammenarbeit mit Stadtschulrat Sickinger schuf er das vorbildliche Mannheimer Schulsystem, das begabten Arbeiterkindern den Übergang in die Höhere Schule ermöglichte. Er war auch Leiter des Mannheimer jüdischen Krankenhauses. Moses gründete 1900 eine Ortsgruppe der Zionisten, deren Vorsitzender er wurde. Da er an fast allen Zionistenkongressen teilnahm, hatte er auch persönliche Beziehungen zu Theodor Herzl. An einem Empfang des Großherzogs Friedrich I. für die Zionisten im Jahre 1906 nahm auch Moses teil. 1902 wurde er Mitglied der Mannheimer jüdischen Gemeindevertretung, 1912 Mitglied des Synagogenrats und 1920 Mitglied des Oberrats der Israeliten in Karlsruhe. 1923 zum Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde gewählt, gelang es ihm, die verschiedenen Richtungen in der Gemeinde zur Einheit zusammenzuführen. Im Jahre 1926 wurde auf seine Veranlassung das jüdische Jugend- und Wohlfahrtsamt gegründet, das die vielfältigen privaten Wohlfahrtsverbände zu gemeinsamer Arbeit vereinigte.
Nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus, durch die Moses seine Lehrtätigkeit verlor, widmete er sich umso intensiver seinen Aufgaben als Vorsitzender der Gemeinde. Er sorgte für den Ausbau von Einrichtungen, um der Gemeinde, die sich plötzlich in eine Gettosituation verdrängt sah, Halt und Hilfe für eine unbekannte Zukunft zu bieten. Nachdem er diese Vorsorge getroffen hatte, erreichte er als Zionist eine schnelle Auswanderung nach Palästina, wo er schon im April 1934 eintraf. In Tel Aviv wurde er Leiter der Fürsorgestelle für Einwanderer, die sich bemühte, den anwachsenden Strom in geordnete Bahnen zu lenken. Doch hielt er die Verbindung zu seiner alten Gemeinde aufrecht, indem er ihr regelmäßig Berichte über das Leben in Palästina schickte, die im Mannheimer Israelitischen Gemeindeblatt veröffentlicht wurden.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim.

Literatur: Max Grünewald, Abschied v. d. Vorsitzenden unserer Gemeinde, Isr. Gemeindeblatt Mannheim v. 27.7.1934, 6; Rahel Strauß, Wir lebten in Deutschland, Stuttgart 1961, 99 f.; Hans-Joachim Fliedner, Die Judenverfolgung in Mannheim 1933-1945, Stuttgart 1971, Bd. 2, 158 ff.; Heinz König (Hg.), Die Univ. Mannheim in Vergangenheit u. Gegenwart, 2. neubearb. Aufl. Mannheim 1982, S. 296; Karl Otto Watzinger, Gesch. d. Juden in Mannheim 1933-1945, Stuttgart, 1987 2. Aufl., 127 f.; StadtA Mannheim, Erwerbungen 275, 65 f.
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