Heim, Ferdinand Karl Theodor 

Geburtsdatum/-ort: 27.02.1895;  Reutlingen
Sterbedatum/-ort: 14.11.1971;  Ulm
Beruf/Funktion:
  • Generalleutnant
Kurzbiografie: 1901-1903 Elementarschule
1903-1907 Gymnasium in Ulm
1907-1914 Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart
1914 Eintritt als Fahnenjunker beim Feld-Artillerie-Regiment Nr. 13 in Ulm
1916-1920 Abteilungs-, dann Regimentsadjutant
1927-1932 Reichswehrministerium, 1928 Hauptmann
1932-1934 Batteriechef, 1934 Major
1936 Generalstab der Kriegsakademie
1937-1938 Generalstab des Heeres
1939-1940 Chef des Generalstabs des XVI. Armeekorps, 1939 Oberst
1940 Abteilungschef im Generalstab des Heeres
1940-1942 Chef des Generalstabs der 6. Armee, 1942 Generalmajor
1942 Kommandeur der 14. Panzerdivision, Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, dann Generalleutnant und Führer des XXXXVIII. Panzerkorps
1942 XI abgelöst und verhaftet
1943 Führerreserve, dann aus dem Heere ausgestoßen, was in Verabschiedung umgewandelt wird
1944 reaktiviert, Kommandant von Boulogne
1944-1948 britische Kriegsgefangenschaft
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 1. 1923 Stuttgart, Hedwig, geb. Wunderlich (1896-1944)
2. 1948 Detmold, Johanna Meta Ilse, geb. Schultze (geb. 11.06.1916)
Eltern: Ferdinand Heim (1864-1912), Rechtsanwalt
Stiefvater Wilhelm Schoffer (1862-1937), Rechtsanwalt
Fanny, geb. Jäckh (1872-1936)
Geschwister: 2 Brüder
Kinder: aus 1. Ehe 2 Söhne
aus 2. Ehe 1 Sohn
GND-ID: GND/1012577538

Biografie: Gerhard Granier (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 207-209

Heim wurde schon als junger Reichswehroffizier überdurchschnittlich gut beurteilt und sein vielseitiges Interesse auch für andere Waffengattungen sowie außerhalb des militärischen Gebietes hervorgehoben. Doch eröffnete ihm erst die Wiederaufrüstung unter der nationalsozialistischen Herrschaft bessere Karriereaussichten, die sich zunächst in langjährigen Generalstabsverwendungen konkretisierten. Zwei Jahre war Heim Chef des Generalstabs der 6. Armee unter Generalfeldmarschall von Reichenau und dem späteren Generalfeldmarschall Paulus. Als Kommandeur einer Panzerdivision, die er am Don und in der Kalmükensteppe führte, zeichnete er sich durch besonderen Schwung aus und erwarb schon nach acht Wochen, nachdem die Division eine 40 km tiefe Abwehrstellung durchstoßen hatte, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Bereits nach weiteren zwei Monaten, während des Angriffs auf Stalingrad, zum Führer eines als Heeresgruppenreserve vorgesehenen Panzerkorps berufen, sah Heim sich, mit ganz unzureichenden Treibstoff- und Munitionsvorräten und an der Seite von unzulänglich ausgerüsteten und zum Teil wenig kampflustigen rumänischen Verbänden, der die deutsche Nordflanke bedrohenden sowjetischen Offensive gegenüber, die am 19.11.1942 losbrach. Sehr bald befand das Korps sich in schwierigster Lage, meisterte sie aber, so gut die Umstände es zuließen. Eine eingeschlossene rumänische Kampfgruppe konnte es zwar nicht entsetzen, aber doch ihre durchgebrochenen Reste aufnehmen. Hitler aber erließ einen Befehl an das Heer, in dem er alle Schuld an dem sowjetischen Durchbruch der Führung Heims zuschob, der damit „das größte Verbrechen“ begangen habe, „das im Verlauf dieses Krieges je einem Führer zur Last gelegt werden konnte“, ihn, auch als Sündenbock für den rumänischen Verbündeten, aus der Wehrmacht ausstieß und in Haft nahm, womit er dem General nicht nur nach Ansicht von des „Führers“ Adjutanten Engel bitteres Unrecht tat. Ein Todesurteil schien nicht ausgeschlossen.
Dieses Schicksal traf den von seinen Vorgesetzten in dieser Zeit als kühle Natur beurteilten Heim zutiefst. Das gescheiterte Attentat des 20.7.1944 benutzte er, um durch eine Eingabe an den „Führer“ seine Wiederverwendung zu erreichen. Der Diktator gestattete die Wiederverwendung „in befestigter Stellung“, bald auch die Wiedereinstellung als aktiver Offizier. Als Kommandant der Festung Boulogne mußte er sich freilich im September 1944 nach sechs Tagen den angreifenden kanadischen Truppen schließlich ergeben. Während er im Kriegsgefangenenlager saß, kamen Frau und ein Sohn bei einem Luftangriff auf Ulm ums Leben. Nach Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft 1948 arbeitete Heim bis etwa 1953 als Einkäufer in einem Ulmer Nahrungsmittelunternehmen, danach zeitweise bei der amerikanischen Historical Division.
Quellen: Erinnerungen und Personalakten im BA-MA
Werke: Boulogne (15. August-22. September 1944) (Study A-957; unveröffentlicht); Stalingrad und der Verlauf des Feldzuges der Jahre 1943-1945, in: Alfred Philippi und Ferdinand Heim, Der Feldzug gegen Sowjetrußland 1941-1945. Ein operativer Überblick, 1962, S. 177-289
Nachweis: Bildnachweise: Görlitz, Paulus (siehe Literatur) hinter S. 64

Literatur: Heinz Schröter: Stalingrad „... bis zur letzten Patrone“, (1955), 43, 52-59; Hans Doerr, Der Feldzug nach Stalingrad, 1955, 34, 63-65; Erich von Manstein, Verlorene Siege, 1955, 329 f.; Friedrich Lenz, Stalingrad – der verlorene Sieg, Heidelberg 1956, 76, 80-83, 89-92; Rolf Grams, Die 14. Panzer-Division 1940-1945, hg. im Auftrag der Traditionsgemeinschaft der 14. Panzer-Division, 1957, 46, 55, 314; Walter Görlitz (Hg.), Paulus – „Ich stehe hier auf Befehl!“ Lebensweg des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus, 1960 (auch als Taschenbuch: Paulus und Stalingrad, Frankfurt/M. 1964), 27 f., 56, 60 f., 65, 196; Joachim Wieder, Stalingrad und die Verantwortung des Soldaten, 1962, 86, 180 f., 191; Hildegard von Kotze (Hg.), Heeresadjutant bei Hitler 1938-1943. Aufzeichnungen des Majors Engel, 1974, 136-138, 140; Jürgen Förster, Stalingrad – Risse im Bündnis, 1975, 40; Walter Kerr, Das Geheimnis Stalingrad. Hintergründe einer Entscheidungsschlacht, 1977, 135; Manfred Kehrig, Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht, 3. Aufl. Stuttgart 1979; Bernd Wegner, Der Krieg gegen die Sowjetunion 1942/43, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Band 6, 1990, 1018 f., 1021
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