Schweizer, Josef 

Andere Namensformen:
  • Ordensname: P. Bonaventura
Geburtsdatum/-ort: 05.07.1893;  Ebnet bei Freiburg
Sterbedatum/-ort: 02.06.1968; Meran, dort auch beigesetzt
Beruf/Funktion:
  • Provinz- und Generaloberer der Salvatorianer (SDS), Konzilsvater
Kurzbiografie: 1911 XI 17 Aufnahme in die Societas Divini Salvatoris
1912 XII 25 Profess
1912–1914 Studium an d. Päpstl. Universität Gregoriana in Rom
1914–1915 Kriegsteilnahme an d. Westfront
1915–1918 Kriegsgefangenschaft
1919–1921 Theologiestudium in Chur u. in Freiburg/CH
1921 VI 29 Priesterweihe in Passau
1921–1927 Erzieher in Klausheide
1927–1931 Erzieher u. Superior in Steinfeld
1931–1939 Novizenmeister u. Superior in Heinzendorf
1940–1947 Provinzial d. norddt. SDS-Provinz in Berlin
1947–1953 Direktor in Drognens/CH; Provinzial d. Schweizer Provinz
1953–1965 Generaloberer in Rom
1962–1964 Teilnahme am II. Vatikanischen Konzil
1965–1968 Hausgeistlicher bei den Salvatorianerinnen in Meran/Südtirol
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ehrungen: Ehrenbürger d. Gemeinde Ebnet (1954); Großes Verdienstkreuz d. Verdienstordens d. Bundesrepublik Deutschland (1957); Gedenktafeln am Geburtshaus u. in d. Pfarrkirche St. Hilarius u. Josef-Schweizer-Straße, Ebnet (1974)
Eltern: Vater: Johann Nepomuk (1849–1909), Küfermeister, Landwirt
Mutter: Stefanie, geb. Raufer (1859–1929)
Geschwister: 12; Wilhelm (1881–1886), Maria (1883–1907), Wilhelm (1886-ca. 1950), Stefanie (geboren 1886), Konrad (1888–1915), Karolina (1890–1964), Johanna (1892–1967), Johann Friedrich (1895–1959), Sophie (1896–1989), Anna (1897–1982), Theresia (1899–1938) u. Elisabeth (1901–1901); dazu 4 Halbgeschwister aus d. 1. Ehe d. Vaters mit Maria Anna, geb. Bauk (1845–1880)
GND-ID: GND/1019500719

Biografie: Johannes Werner (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 459-461

Schon als Schüler mit 14 – 15 Jahren zeigte Schweizer, was in ihm steckte. Er erforschte und schrieb die Geschichte seiner Heimatgemeinde nieder. Auch später griff er noch gerne zur Feder. Die fünf überaus rührseligen Erzählungen, die er – schon als P. Bonaventura – in einem Heftchen mit dem Titel Vom Hotel ins Kloster zusammenfasste, mögen keine literarische Leistung sein, umso typischer aber sind sie für kath. Schriften ihrer Zeit. Sie handeln in volkspädagogischer Absicht von einfachen Menschen, die in einer ungläubigen Umgebung ihren Glauben bewahren und bewähren. Ausführlich berichtete Schweizer, was er während des I. Weltkrieges, in dem er drei Tage lang verschüttet war, und während seiner langen Gefangenschaft erlebt und erlitten hatte; wobei es ihm vor allem darum ging, „das Seelenbild eines Kriegsgefangenen und das Walten der Göttlichen Vorsehung zu zeigen“ (1938, S. 3). Größere Beachtung fand seine volkstümliche, emphatische Biographie des Ordensgründers, des badischen Priesters Johann Baptist Jordan, dem er in Rom noch nahegekommen war und vor dem er seine Profess hatte ablegen können. In einem weiteren Werk sammelte Schweizer die Verlautbarungen, mit denen der erste Nachfolger des Gründers, Pankratius Pfeiffer (1872–1945), im Laufe vieler Jahre auf aktuelle Fragen des Ordenslebens und der Ordensleitung geantwortet hatte. In seinen letzten beiden Büchern stellte Schweizer eine Fülle von biblischen, literarischen und anderen Zitaten zusammen, die den Leser zur Besinnung anregen sollten.
Nach dem Abitur, das er am Berthold-Gymnasium in Freiburg abgelegt hatte, trat Schweizer in den Orden der Salvatorianer ein und setzte seine Laufbahn nach Krieg und Gefangenschaft, während der er manchmal der Verzweiflung nahe war, zielstrebig fort. Als hohe Verpflichtung erschien es ihm, dass er nun den Namen trug, den der erste und treueste Gefährte des Ordensgründers getragen hatte. Schweizer bewährte sich als Erzieher und Vorgesetzter in verschiedenen Niederlassungen. Dann trat er an die Spitze der norddt. Ordensprovinz, wo er – in Berlin, und in den Jahren des „Dritten Reiches“ – große Schwierigkeiten meistern musste. „Salvatori“, alles für den Heiland, hieß seine Parole, und wenn er sie ausrief, reckte er nach dem Zeugnis seiner damaligen Novizen den rechten Arm hoch, bewusst im Gegensatz zum „Hitlergruß“.
Bald nach dem Krieg wurde Schweizer an die Spitze der Schweizer Provinz und schließlich an die des gesamten Ordens gewählt. Es war keine leichte Aufgabe, die Schweizer als dritter Nachfolger des Ordensgründers übernahm, aber er war ihr gewachsen: „Er vermag ebenso hingebungsvoll zu schreiben und leidenschaftlich zu reden wie würdevoll aufzutreten, so dass seine Visitationen für die meisten Beteiligten zu eindrucksvollen Erlebnissen geraten“ (Münck, 1981, S. 140). Seine „Gewandtheit, Liebenswürdigkeit und Kontaktfreude“ (ebd., S. 141) werden gelobt. Hatte sein Vorgänger noch dafür sorgen müssen, dass der Orden die Folgen des II. Weltkriegs überwand, so rief Schweizer nun bei seinem Amtsantritt zum neuen Aufbruch: „Unser Feld ist ja die Welt […] mithelfen, retten, heilen, heiligen; salvare.“ (ebd.)
Unter Schweizer kam es zu einer Fülle von Neugründungen auf allen fünf Kontinenten sowie zur Übernahme neuer Missionsgebiete in Tansania und Zaire in Afrika und auf Taiwan. Der Orden zählte damals rund 2000 Mitglieder, und dem Generaloberen wäre es fast gelungen, sein Vorhaben auszuführen, sie in allen ihren Niederlassungen persönlich aufzusuchen. Zu seiner großen Freude konnte 1963 – nach Ordensüberlieferungen 1964 – erstmals ein Salvatorianer zum Bischof eines Missionsbistums, von Nachingwea in Tansania, geweiht werden. Nebenbei sorgte Schweizer dafür, dass die sterblichen Überreste des Gründers aus Tafers in der Schweiz, wo er 1918 gestorben war, 1956 in das Mutterhaus nach Rom überführt wurden. Seine letzte Tat als Generaloberer war die Vorbereitung und Einberufung des X. Generalkapitels des Ordens, das 1965 stattfand und dessen Teilnehmer er am Ende seines Berichts aufforderte, „mit Vertrauen, mit ‚Optimismus‘ und Festigkeit und Freude, mit Großmut, Eifer und Liebe“ (Kiebele, 1981, S. 369) ans Werk zu gehen.
Zu Beginn des II. Vatikanischen Konzils wurde Schweizer zum Konzilsvater berufen. Während der ersten drei Sitzungen konnte er sein Wort in die Waagschale werfen. Doch so hoch er auch stieg, seiner Heimat und seiner Familie blieb er stets verbunden, bei der der ‚Onkel Pater‘ einkehrte, wann immer er die Gelegenheit dazu fand. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Schweizer als Hausgeistlicher bei den Salvatorianerinnen in Meran. Am Altar ihrer Kapelle hatte er eben mit der Predigt bei der Pfingstmesse begonnen, als den knapp 75-jährigen der tödliche Herzschlag traf.
Schweizer, der wegen manchem, was er sprach und schrieb, belächelt wurde, mag nicht der große Theologe gewesen sein. Der schlichte, eifrige Priester aber war durchdrungen von seinem missionarischen Auftrag, von dem er so begeistert war, dass der Funke nicht selten auf seine Umgebung übersprang. So ist es nur charakteristisch, was der Verlag in seiner Vorbemerkung zur sechsten Auflage der „Lichtstrahlen“ über Schweizer schrieb: „Er selbst hat im Geiste seines Buches gelebt, Licht ging von ihm aus und Wärme. Ihm zu begegnen war eine Bereicherung.“ (ebd., 1968, S. 4).
Quellen: Mitteilungen von Johan Moris in Schulen, Belgien, Peter van Mejl, Wien, Franz Reichenbach u. Bernhard Sänger, Ebnet.
Werke: Vom Hotel ins Kloster, 1933; Ich war gefangen. Erinnerungen eines Kriegstheologen, 1938; P. Franziskus vom Kreuze Jordan. Ein heiligmäßiger Ordensstifter unserer Zeit, 1949 u. ö. (auch in ungarischer Übersetzung); Selbstbestimmung u. Disziplin bei männlichen Zöglingen, in: Zum pädagogischen Akt im Erziehungsheim. Formen u. Führen Bd. 9, 1950; (Hg.), Pankratius Pfeiffer. Gedankenaustausch über das Ordensleben, 1951; Lichtstrahlen für den Alltag, 1955, 6. Aufl. 1968; Diakonat als neuer geistlicher Stand, in: Fritz Buschmann (Hg.), Das II. Vaticanum. Dritte Konzilsphase, 1964, 64-78; Minuten d. Stille, 1985.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (o. J.), in: Baden-Württembergische Biographien 6, S. 461, Öl-Gemälde von P. Markward Probst, SDS (o. J.), Kloster d. Salvatorianer in Bad Wurzach, gedr. mit Genehmigung des Ordens. – Schmid, 2008, 147, 151, 154, 155 (vgl. Literatur).

Literatur: Sebastian Weih, Die Generalobern d. Gesellschaft des Göttlichen Heilandes. Eine Begegnung, 1979, 30-35; Andreas Münck, Die Generalobern d. Salvatorianer von 1915 bis 1969, in: Anton Kiebele/Antoni Kiełbasa/Andreas Münck/Peter van Mejl (Hgg.), Die Salvatorianer in Geschichte u. Gegenwart. 1881–1981, 1981, 137-142; Adolf Schmid, Pater Bonaventura – oder Josef Schweizer. Der Bauernsohn, Ordensgeneral u. Konzilsvater aus Freiburg-Ebnet, in: Freiburger Almanach 59, 2008, 147-156.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)