Fausel, Heinrich 

Geburtsdatum/-ort: 15.11.1900;  Reutlingen
Sterbedatum/-ort: 05.02.1967;  Tübingen
Beruf/Funktion:
  • Ephorus, Kirchengeschichtler
Kurzbiografie: 1914-1918 Besuch der Seminare Schöntal-Urach
1919-1923 Studium der Theologie in Tübingen und Marburg
1927-1946 Stadtpfarrer in Heimsheim
1946-1963 Ephorus des Evangelischen theologischen Seminars Maulbronn
1956 Ehrendoktor der Theologischen Fakultät, Tübingen. Lehrbeauftragter für Württembergische Kirchengeschichte
1963 Honorarprofessor an der Eberhard-Karls-Universität, Tübingen
1965 Ehrenbürger von Heimsheim
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 1927 Stuttgart, Helene, geb. Diem
Eltern: Vater: Heinrich Fausel, Mittelschulrektor
Mutter: Emilie, geb. Kappler
Geschwister: 1 Bruder
Kinder: keine
GND-ID: GND/116413484

Biografie: Heinrich Frommer (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 77-78

Fausel war bestimmt durch die dialektische Theologie Karl Barths, die er im Freundeskreis u. a. mit seinem Schwager Hermann Diem, Paul Schempp und Richard Widmann durch ein ausgedehntes Studium der reformatorischen Theologie vertiefte. Die Erforschung Luthers bildete in Fausels wissenschaftlicher Theologie den Schwerpunkt. Seine Veröffentlichungen galten vor allem ihm, so eine Darstellung von Luthers Leben in kommentierten Selbstzeugnissen (als Band 6 der Calwer Lutherausgabe) und ebenso Martin Luthers Tischreden (in der Münchner Luther-Ausgabe). Von Luther her versuchte Fausel die reformatorische Eigenart der Kirche zu verstehen, um diesen Ansatz in die Gespräche um die Neuordnung der Kirche einzubringen. Sein Anliegen war, daß nur aus dem Glauben in rechter Weise Verantwortung übernommen werden kann.
Darin war er sich mit den Freunden aus der „Theologischen Sozietät“ einig, die in den Fragen von Kirchenordnung und Weltverantwortung darauf drang, daß alles dem Evangelium gemäß sein müsse, was von der Kirche ausgeht. Als Sprecher der „Theologischen Sozietät“ legte Fausel 1930 Protest gegen den Entwurf der Kirchenregierung zur Gestaltung des kirchlichen Lebens ein, weil ihnen das Evangelium hier zu wenig deutlich zum Ausdruck kam. Damit war Fausel auch für den Kirchenkampf auf eine klare Position eingestellt, nicht nur gegen die Tendenzen der deutschen Christen, sondern auch gegen die für ihn allzu vermittelnde Haltung von Landesbischof Wurm. Fausel war als Delegierter bei den Bekenntnissynoden in Dahlem, Augsburg und Bad Oeynhausen. Den Höhepunkt seiner kirchenpolitischen Tätigkeit bildete seine Rede auf der Synode in Dahlem.
Beim Kriegsende wurde Heimsheim nahezu völlig zerstört. Fausel übernahm als Pfarrer, und nach dem Zusammenbruch als Unbelasteter auch als Bürgermeister, die Leitung der Geschicke der Stadt. In Gefährdung seines eigenen Lebens bewahrte er sie vor weiteren Plünderungen und leitete die ersten Hilfs- und Aufbaumaßnahmen ein. Die Stadt Heimsheim hat ihn dafür zu ihrem Ehrenbürger ernannt.
In Maulbronn fand er als Ephorus (Leiter) des Evangelischen Seminars das Kernstück seiner Lebensaufgabe. Obwohl pädagogisch nicht unumstritten, übte er einen nachhaltigen Einfluß auf eine ganze Generation schwäbischer Theologen aus. Er trug wesentlich dazu bei, die evangelischen Seminare und das evangelische Schulwesen überhaupt nach dem Krieg wieder neu aufzubauen. Es war sein persönliches Anliegen, den greisen Dichter Hermann Hesse mit dem Schulwesen in Maulbronn auszusöhnen, an dem Hesse als Knabe („Unterm Rad“) gescheitert war.
Als Professor für Württembergische Kirchengeschichte widmete sich Fausel schwerpunktmäßig der Reformationsgeschichte Württembergs und der schwäbischen Reichsstädte, aber auch der Pietismusforschung, so etwa der Gründung von Korntal. Seine Vorlesungen in Tübingen fielen in eine Zeit, in der von studentischer Seite her nur wenig Interesse für die Landeskirchengeschichte vorhanden war. Er suchte, neue Freunde dafür zu gewinnen.
Werke: 6. Band der Calwer Luther-Ausgabe, 1940; D. Martin Luther, der Reformator im Kampf um Evangelium und Kirche, 1956; Maulbronn 1147-1556-1956, 1956; Martin Luther, Tischreden (Münchner Luther-Ausgabe), 1963; Mitarbeiter an RGG 3. Aufl.; Die evangelischen Kirchen, 291-305 in: Baden-Württemberg. Staat, Wirtschaft, Kultur, hg. von Theodor Pfizer, Stuttgart 1963
Nachweis: Bildnachweise: Attempto, vgl. Literatur

Literatur: N. N., Nachruf, in: BWKG 66/67, 1966/67, 3; Fausel, D. Heinrich Fausel zum Gedächtnis o. O. u. T. (1967); Klaus Scholder, Heinrich Fausel, in: Attempto 22, 1967, 60 f.
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