Chelius, Oskar von Philipp 

Geburtsdatum/-ort: 28.07.1859;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 12.06.1923; München
Beruf/Funktion:
  • Generalleutnant
Kurzbiografie: 1879 Abitur; anschließend Studium an den Universitäten Leipzig und Lausanne
1881 Okt. Fahnenjunker im 3. Badischen Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22/Mülhausen im Elsaß
1882 Okt. Leutnant, Leibgarde-Husaren-Regiment/Potsdam
1890 Apr. Adjutant 4. Garde Kavallerie-Brigade/Potsdam
1890 Dez. Oberleutnant, 1891 Generalstabsausbildung
1894 Jan. Hauptmann, 1895 Generalstab des Gardekorps/Berlin, 1896 Rittmeister und Eskadronchef im Leibgarde-Husaren-Regiment/Potsdam, 1897 Generalstab der Garde-Kavallerie-Division/Berlin
1899 Nov. Major/Ernennung zum Flügeladjutanten des Kaisers und Königs unter gleichzeitiger Kommandierung an die Botschaft in Rom als Militärattaché
1905 Mai Oberstleutnant; Diensttuender Flügeladjutant des Kaisers und Königs, Kommandeur Leibgarde-Regiment unter Belassung in dem Verhältnis als Flügeladjutant
1907 Sep. Oberst-Diensttuender Flügeladjutant des Kaisers und Königs, Rang eines Brigade-Kommandeurs
1911 Nov. Generalmajor und Diensttuender General à la Suite des Kaisers und Königs
1914 Feb. Generalleutnant, im Mai unter Belassung in dem Verhältnis als General à la Suite, Militärbevollmächtigter am Kaiserlich-Russischen Hofe ernannt, im August Generaladjutant
1917 Apr. Zur Dienstleistung beim Generalgouvernement in Belgien mit Sitz in Brüssel kommandiert
1918 Präses der Generalordenskommission
1919 zur Disposition gestellt in Genehmigung seines Abschiedsgesuches
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1888 Hedwig, geb. Puttkamer (1869-1923, ertrunken im Königsee/Bayern)
Eltern: Vater: Phillip Ernst von Chelius, Jurist, Großherzoglich-Badischer Geheimrat und Kammerherr (1820-1911)
Mutter: Harriet, geb. Parish (1834-1864)
Geschwister: Richard Maximilian (1858-1924), Großherzoglich-Badischer Kammerherr und Geheimer Rat, Kabinettsrat der Großherzogin Luise von Baden, Königlich-Preußischer Major der Reserve
Kinder: Wilhelm-Viktor (1889-1914), Königlich-Preußischer Regierungsreferendar, Leutnant der Reserve, verheiratet am 6. 1. 1914 mit Viktoria-Elise von Zitzewitz (geb. 1891)
Harriet (geb. 1891), verheiratet mit Friedrich von Zitzewitz (?) Regierungsrat und Landrat des Kreises Schlawe in Pommern
Max Joseph (1897-1917), Königlich-Preußischer Leutnant, zugeteilt einer Fliegerstaffel
GND-ID: GND/116497068

Biografie: Manfred Kehrig (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 45-46

Chelius entstammte einer Familie von Gelehrten und hohen Staatsbeamten: der wegen wissenschaftlicher Verdienste 1866 geadelte Großvater Maximilian Joseph lehrte Chirurgie an der Heidelberger Universität, sein Vater Philipp war Richter an hohen Gerichten und Geheimrat. Sein Studium der Fächer Musik, Kunstgeschichte und Französisch an den Universitäten Leipzig und Lausanne gab Chelius auf, um dann als Berufssoldat in das in Mülhausen im Elsaß garnisonierende 3. Badische Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22 einzutreten. Mit der Versetzung zum Garde-Husaren-Regiment in Potsdam im Jahre 1883 trat er in enge dienstliche Beziehungen zum späteren Kaiser Wilhelm II., der das Regiment als Kommandeur befehligte, als Chelius die Funktion des Regimentsadjutanten bekleidete. Zwischen beiden Männern begann sich ein enges Vertrauen zu entwickeln, das auch darin seinen Ausdruck fand, daß Chelius seine Generalstabs- und Truppenverwendungen entweder in Berlin oder Potsdam erhielt. Des Kaisers Wertschätzung zeigte sich vor allem darin, daß er Chelius zum Flügeladjutanten ernannte und als Militärattaché an die Kaiserliche Botschaft beim Quirinal kommandieren ließ; dort bewährte sich der tüchtige, elegante und sprachgewandte Offizier so gut, daß Wilhelm II. ihn später sogar zum Botschafter in Rom ernennen wollte, was indessen am Widerstand des Auswärtigen Amtes scheiterte. Die Beweise kaiserlicher Gunst rissen jedoch nicht ab: Wilhelm II. ernannte ihn zu seinem Diensttuenden Flügeladjutanten, zum Kommandeur des einst von ihm selbst kommandierten Garde-Husaren-Regiments und zum Diensttuenden General à la Suite. Schließlich bewies er ihm seine besondere Freundschaft mit Ernennung zum Königlich-Preußischen Militärbevollmächtigten am Kaiserlich-Russischen Hofe, ein Amt, das der Preußische und Russische Monarch 1815 zur unmittelbaren und ganz persönlichen beiderseitigen Verbindung außerhalb der diplomatischen Verbindungen geschaffen hatten, und von Wilhelm II. 1904 wieder belebt worden war, um durch Knüpfen persönlicher Bindungen die Beziehungen Deutschlands zu Rußland zu verbessern. Wilhelm II. empfahl den neuen Militärbevollmächtigten in einem Schreiben an Zar Nikolaus II. als einen ausgezeichneten Musiker; er sei liebenswürdig, diskret und unbedingt verläßlich; er spreche fließend Englisch, Französisch, Italienisch und Altgriechisch und sei einer seiner intimsten persönlichen Freunde. Am 18. Juni 1914 trat Chelius seinen Dienst als – letzter – Militärbevollmächtigter in St. Petersburg an. Äußerlich war er eine vorteilhafte militärische Erscheinung mit besten, gewinnenden weltmännischen Umgangsformen, ein hochgebildeter Mann, mit starken wissenschaftlichen und musischen Neigungen. In seiner Persönlichkeit vereinigte er alle Vorzüge und Eigenschaften eines erfolgreichen Militärdiplomaten. Seine Fähigkeiten freilich konnte er in St. Petersburg nicht mehr zum Nutzen der deutsch-russischen Beziehungen entfalten, da am 3. August 1914 der Krieg zwischen den beiden ehemals eng verbündeten Kaiserreichen ausbrach, und Chelius St. Petersburg fluchtartig verlassen mußte. Im Kaiserlichen Hauptquartier wurde er Zeuge des Zerfalls der Kaiserlichen Autorität und dann des unrühmlichen Zusammenbruchs des monarchischen Systems. Drei Monate nach Kriegsende erhielt er auf eigenen Antrag seinen Abschied. Er starb, nachdem er im 1. Weltkrieg seine beiden Söhne in blühendem Alter und seine Frau durch einen tragischen Unfall im Mai 1923 verloren hatte, schon wenige Wochen nach seiner Gemahlin aus Gram in München.
Nachweis: Bildnachweise: BA-MA Bildsammlung.

Literatur: Gustav Graf von Lambsdorff, Die Militärbevollmächtigten Kaiser Wilhelms II. am Zarenhofe 1904-1914, Berlin 1937; H. O. Meisner, Militärattachés u. Militärbevollmächtigte in Preußen u. im Dt. Reich, Berlin (Ost) 1957 (= neue Beiträge zu Geschichtswissenschaft Nr. 2); Gerhard Ritter, Die Dt. Militärattachés und das Auswärtige Amt, Heidelberg 1959 (= Sitzungsber. d. Heidelberger Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Klasse, Jg. 1959, 1. Abhandlung); Bundesarchiv-Militärarchiv, MSg 109/6577; Sostmann, Geschichte d. 3. Bad.-Dragoner-Regiments Prinz Karl Nr. 22, Berlin 1898; Der Schwarze Dragoner, Z. Erinnerung an d. 3. Bad.-Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22, Dezember 1930; Bahls, Geschichte des 3. Bad.-Dragoner-Regiments Prinz Karl Nr. 22, ohne Ort 1909; ders. Das 3. Bad.-Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 2, Berlin 1934; von Chelius: Das Garde-Husaren-Regiment, Berlin 1885; ders. Geschichte d. Leibgarde-Husaren-Regiments, Berlin 1890; von Mirbach, Erinnerungen des Leibgarde-Husaren-Regiments, Oldenburg, 1928.
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