Geis, Rudolf 

Geburtsdatum/-ort: 16.06.1892;  Freiburg i. Br.
Sterbedatum/-ort: 28.11.1958;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Dompfarrer in Freiburg
Kurzbiografie: 1911 Abitur in Freiburg
1911-1920 Theologiestudium in Innsbruck, München und Freiburg i. Br., Heeresdienst
1920 (20.06.) Priesterweihe
1920-1921 Vikar in Lörrach und Karlsruhe, St. Bonifaz
1921-1929 Repetitor am Collegium Borromaeum in Freiburg i. Br.
1929-1938 Direktor daselbst
1938-1955 Dompfarrer in Freiburg
1942 Geistlicher Rat ad honorem
1955 Päpstlicher Geheimkämmerer
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Lukas Geis von Westerstetten bei Ulm, Architekt
Elisabeth, geb. Rombach,
Geschwister: 1
GND-ID: GND/116500190

Biografie: Franz Hundsnurscher (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 104-105

Nach dem Abitur am Bertholdgymnasium in Freiburg studierte Geis Theologie in Innsbruck, München und Freiburg. In Innsbruck promovierte er mit einer Arbeit über „Die Bedeutung der Gefühle“ zum Dr. phil. Der Weg zum Priestertum wurde unterbrochen durch den Heeresdienst im Ersten Weltkrieg, zuletzt als Unteroffizier im Sanitätsdienst. Dieser Dienst weckte in ihm für sein ganzes Leben ein großes Interesse für medizinische Fragen, gefördert durch die langjährige Freundschaft mit Dr. Diemer, Chefarzt des Lorettokrankenhauses.
Während seiner Tätigkeit als Repetitor für Philosophie entstand die Broschüre „Elemente der Erkenntnislehre“. Sein eigentliches Interesse galt jedoch, nicht ohne Einfluß seines Lehrers und Freundes, des späteren Erzbischofs Wendelin Rauch, der Ethik und Moraltheologie. Seine von der Akademischen Bonifatius-Einigung herausgebrachten Arbeiten „Gewissen und objektives Gesetz“ (1927) und „Katholische Sexualethik“ (2. Aufl. 1929; engl. Übersetzung in New York 1930) fanden in der theologischen Fachwelt Beachtung. Geis galt als ein ausgezeichneter Kenner der Eheenzyklika Pius XI. „Casti connubii“, deren Grundsätze er in zahlreichen Vorträgen weiten Kreisen vermittelte. Mit den unter Direktor Dr. Wilhelm Reinhard gesammelten Erfahrungen konnte Geis 1929 die Direktion des Collegium Borromaeum übernehmen. Er war der richtige Mann zur richtigen Stunde. Damals hatte gerade der große Umbau und Neubau des Collegium Borromaeum begonnen, und der Architektensohn mit seinem Sinn für Form und Gestalt war der geeignete Mann, die Bauarbeiten beratend zu leiten.
Auf geistigem Gebiet stand er der „Liturgischen Bewegung“ und der „Jugendbewegung“, die damals die Theologen „bewegte“, aufgeschlossen gegenüber. Mit großem diplomatischen Geschick leitete er sein Haus und die Theologen in der schwierigen Zeit nach 1933.
Seine Zeit als Dompfarrer und Stadtdekan von Freiburg fiel in die schwere Zeit der nationalsozialistischen Kirchenverfolgung, des Kriegs, der Zerstörung der Stadt Freiburg und ihres Wiederaufbaus. Für Geis war von großem Vorteil, daß er, aus Freiburger Familie stammend, die Verhältnisse kannte und zahlreiche gute Beziehungen hatte. Geis war ein sehr fortschrittlich eingestellter Mensch. Als einer der ersten Geistlichen fuhr er ein Auto. Am 27. November 1944 fiel der größte Teil seiner Pfarrei dem Fliegerangriff zum Opfer; ebenso das Collegium Borromaeum, das eben erst unter seinem Direktorat neu erstanden war. Noch stand das Dompfarramt; aber auch dieses sank im Februar 1945 in Trümmer. Zum Glück war das Münster im wesentlichen verschont geblieben. Ihm galt die ganze Liebe des Dompfarrers. Durch das Münster hatte er unzählige Menschen geführt.
Die Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre und die Last des Wiederaufbaues hatten seine Kräfte allzu schnell verbraucht. Bereits mit 63 Jahren mußte Geis auf sein Amt verzichten. Nach dreijährigem stillen Leiden und abnehmenden Kräften verschied ein sensibler Geist, begabt mit Humor und dem Salz feiner Ironie, ein Priester mit vornehm menschlichem Wesen.
Werke: (Auswahl) Gewissen und objektives Gesetz, Paderborn 1927; Katholische Sexualethik, Paderborn 2. Aufl. 1929; Elemente der Erkenntnislehre, 1929; Aufsätze und Artikel in Lexika
Nachweis: Bildnachweise: Dompfarramt und Konradsblatt vgl. Literatur

Literatur: Robert Schlund, Rudolf Geis, in: FDA 82/83, 1962/63, 455-457; N. N., Rudolf Geis, in: Konradsblatt 42, Jg. 1958, Nr. 50, 1155
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