Heidelberger, Franz 

Geburtsdatum/-ort: 17.02.1889;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 21.12.1971;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Ministerialrat in der badischen, später baden-württembergischen Kultusverwaltung
Kurzbiografie: 1898-1907 Realgymnasium mit Gymnasialabteilung Karlsruhe mit Abitur
1908-1911 Studium der Geschichte in Heidelberg und Freiburg (Geschichte, Deutsch, Latein)
1911 Promotion zum Dr. phil. in Freiburg mit dem Thema: Kreuzzugsversuche um die Wende des 13. Jahrhunderts, gedruckt in den „Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 31“; Doktorvater Heinrich Finke
1912-1913 Staatsexamen und Dienstprüfung für das höhere Lehramt, anschließend Schuldienst im Realgymnasium (Humboldtschule) und (ab 1915) im Viktoria-Pensionat
1914 nach Studium in Heidelberg Erweiterungsprüfung in Französisch
1917 Versetzt zum Sekretariat des Badischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts
1920 Regierungsrat
1927 Oberregierungsrat (1938 Oberregierungsschulrat)
1940 in derselben Funktion mit Dienstbereich im Elsaß
1944-1946 Kriegsgefangenschaft (Internierung in Frankreich)
1946 Oberregierungsrat in der Landesbezirksdirektion Baden in Karlsruhe, Abteilung Kultus und Unterricht; zugleich kommissarischer Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe (bis 1954)
1948 Regierungsdirektor, Leiter der Hochschulverwaltung in Nordbaden
1949 Ministerialrat; seit 1952 beim Kultusministerium in Stuttgart
1950 Akademischer Ehrenbürger der TH Karlsruhe
1952 Ehrensenator der Wirtschaftshochschule Mannheim
1954 Eintritt in den Ruhestand (Verlängerung der Dienstzeit bis 1956)
1956 Ehrensenator der Universität Heidelberg; Bundesverdienstkreuz Erster Klasse
1957 Komturkreuz des päpstlichen Silvesterordens
1961-1971 Geschäftsführer der Zähringer-Stiftung Karlsruhe
1961 Ehrenurkunde der Universität Freiburg im Zusammenhang mit dem 50jährigen Doktorjubiläum
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1917 Agnes, geb. Dewerth (geb. 30.06.1894, gest. 17.06.1970)
Eltern: Vater: Karl Heidelberger (1865-1905), Bäckermeister in Karlsruhe
Mutter: Katharina, geb. Imhof
Geschwister: 4, u. a. Dr. Emil (1892-1948); Albin (geb. 21.05.1903, Professor in Karlsruhe)
GND-ID: GND/116604743

Biografie: Hansmartin Schwarzmaier (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 132-133

In einem autobiographischen Abriß, den Heidelberger im Jahr seiner Pensionierung verfaßt hat, weist er auf die für ihn entscheidenden Stationen seines Lebens hin, eines Beamtenlebens, das sich von den Zeiten der Monarchie über die demokratische Republik und die nationalsozialistische Ära bis in die Nachkriegszeit in (Nord)-Württemberg-(Nord)-Baden und Baden-Württemberg erstreckte. Wichtig ist ihm die Tatsache seiner Herkunft aus einer Bauernfamilie im Kraichgau und im badischen Frankenland: erst sein Vater hatte sich als Bäcker in Karlsruhe niedergelassen, und der Sohn gehörte somit der ersten Stadtgeneration seiner Familie an. Doch neben diesem bäuerlichen Erbe betont er zugleich seine vortreffliche, alle Interessen befriedigende und alle Kräfte schulende Ausbildung in Karlsruhe, die zunächst die Neigung in ihm weckte, Künstler und Maler zu werden. Das Studium der Geschichte und Philologie führte ihn dann jedoch in den badischen Schuldienst, wiederum in Karlsruhe. Der Übergang des Lehramtspraktikanten in die Badische Kultusverwaltung im Kriegsjahr 1917 eröffnete ihm eine reiche und interessante Beamtentätigkeit, die erst nach 40 Jahren mit seiner endgültigen Zurruhesetzung enden sollte.
Sie verhieß ihm einen raschen Aufstieg, der jedoch für den ehemaligen Zentrums-Angehörigen in der NS-Zeit sein vorläufiges Ende hatte. Noch im Kriege wurde er 1944 im Elsaß interniert und nach Innerfrankreich verbracht; nach seiner Rückkehr im Jahr 1946 wurde er wieder in Dienst genommen und in verantwortungsvoller Tätigkeit zum Leiter der Hochschulabteilung beim Präsidenten des Landesbezirks Baden in Karlsruhe bestellt, also im badischen Teil des in der amerikanischen Besatzungszone entstandenen Landes Württemberg-Baden. In dieser Eigenschaft unterstanden ihm die Hochschulen in Heidelberg, Karlsruhe und Mannheim, die Badische Landesbibliothek Karlsruhe, das Badische Landesmuseum und die Kunsthalle in Karlsruhe, die Landessammlungen für Naturkunde, die Landesnaturschutzstelle und der katholische Kultus. Insbesondere aber wurde ihm die seit Kriegsende vakante Direktorstelle des Badischen Generallandesarchivs Karlsruhe kommissarisch übertragen, die er acht Jahre lang innehatte. Auch im Bereich der Hochschulen war Pionierarbeit zu leisten, für die sie ihm bei seiner Pensionierung mit hohen Ehrungen gedankt haben. Doch seine Arbeit im Generallandesarchiv ist eigens hervorzuheben, die er mit besonderem Engagement betrieben hat, fühlte er sich doch als Historiker dieser Institution mit ihrer schriftlichen Überlieferung seiner badischen Heimat eng verbunden. Wichtig war die Rückführung der im Kriege ausgelagerten Archivbestände nach Karlsruhe und die Weiterführung der nach dem Erlöschen der Badischen Historischen Kommission herrenlos gewordenen „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“ nach 1948. Kurz vor seiner Pensionierung erlebte Heidelberger die Neugründung des Bundeslandes Baden-Württemberg, und er hat auch die sich dort stellenden Aufgaben akzeptiert, von Stuttgart aus an der „Koordinierung der sieben Landeshochschulen im neuen Lande mitzuwirken“. Er verkörperte den Typus des leitenden Beamten aus guter badischer Tradition, der Sachverstand, Fleiß und Integrität mit einem hohen Maß an Staatsloyalität verband, nicht ohne eigenen politischen Standpunkt und keineswegs ohne Charakterstärke, aber auch mit dem Bemühen, wie er es selbst am Schluß seiner Laufbahn formuliert hat, sich „seinen Dienstaufgaben zum Wohle des Volksganzen gewidmet zu haben“.
Quellen: Personalakten, bei der Abfassung des vorliegenden Artikels noch im Ministerium für Kultus und Sport Baden-Württemberg, Stuttgart
Werke: Dissertation 1911 (wie oben); Autobiographie im Amtsblatt Kultus und Unterricht März 1954 Nr. 3 (mit Bild)
Nachweis: Bildnachweise: Foto wie in Literatur angegeben, Bildersammlung des GLA Karlsruhe

Literatur: Paul Zinsmaier, Franz Heidelberger, in ZGO 121, 1973, 421-424 (mit Bild); zur Familiengeschichte Heidelberger: Deutsches Geschlechterbuch 17, 1910, 199-206
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