Mailhač, Pauline 

Andere Namensformen:
  • Familienname Rebeka
Geburtsdatum/-ort: 04.05.1858; Wien
Sterbedatum/-ort: 09.03.1946; Burghausen (Salzach)
Beruf/Funktion:
  • Sängerin
Kurzbiografie: 1866 Singstunden bei Prof. Ruprecht, ehemaliger Regens Chori in der Karlskirche, Wien
1874 Singschule in Wien, Choristin, erste Solopartien in Messen und Oratorien in der
Paulskirche
1877-1879 Ausbildung als Gesangssolistin bei Prof. O. Uffmann und Privatmusiklehrer A. Seitz
1879-1880 Erstes Engagement am Stadttheater in Würzburg
1880-1881 Stadttheater in Königsberg (Preußen)
1881-1883 Stadttheater in Mainz
1881-1901 „Erste Dramatische“ am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe
1889 Großherzoglich-badische Kammersängerin
1890-1892 Mitwirkung bei den Bayreuther (Venus, Kundry) und
1894 Münchener Festspielen
1896 Goldene Medaille des Großherzogtums Baden für Kunst und Wissenschaft
1901 13. 6. Abschiedsvorstellung als Brünnhilde („Götterdämmerung“), Umzug nach Burghausen (Salzach)
1906 Ehrenmitglied des Hoftheaters in Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Franz Rebeka (1827-1898), Schneidermeister
Mutter: Rosa Katharina Johanna, geb. Mailhač (1827-1909)
Geschwister: 4
GND-ID: GND/116689277

Biografie: Horst Ferdinand (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 192-194

Die Vorfahren Mailhačs väterlicherseits kamen aus einem der musikalischen Kernlande Europas, aus Mähren. Während jedoch die Musikalität ihrer Geschwister ein gewisses Mittelmaß nicht überschritt, trat bei Mailhač schon in den Kinderjahren eine kräftige und glockenreine Singstimme hervor; das Kind muß, ein richtiger Singvogel, alles, was es bewegte, in Tönen wiederzugeben versucht haben. So erhielt schon die Achtjährige erste Singstunden, und bald konnten der Heranwachsenden kleine Solopartien im liturgischen Rahmen anvertraut werden. Klangfülle und -schönheit der Stimme wuchsen, als sie bei einem der berühmten Gesangsmeister der Epoche in die Schule ging, und nach relativ kurzem, aber intensivem zweijährigen Studium betrat sie zum ersten Mal in Würzburg als Valentine in den seinerzeit vielgespielten „Hugenotten“ die Opernbühne. Als sie ihr erstes Engagement antrat, beherrschte sie bereits 24 Partien. 1880 debütierte sie in Königsberg als Aida, und 1881, wieder als Valentine, in Mainz. Der Karlsruher Intendant von Putlitz, der auf das neue Talent aufmerksam gemacht worden war, bot ihr ein zweimaliges Probegastspiel an, verzichtete aber, nachdem er sie als Valentine gehört hatte, auf das zweite Probesingen und engagierte sie vom Fleck weg. „Damit ging am Himmel der badischen Residenz ein Stern auf, der seine Strahlen leuchtend in die Herzen aller Musikfreunde ergoß“ (A. Römhildt). Mailhač hatte aber neben all ihrem ihr selbstverständlichen Können, ihrem immensen Fleiß und ihrer künstlerischen Gewissenhaftigkeit auch Glück: Karlsruhe wurde damals „Klein-Bayreuth“ genannt, und dies war das Werk des Kapellmeisters und Generalmusikdirektors (1893) Felix Mottl. Er führte das Karlsruher Musikleben zwischen 1880 und 1903 auf eine Höhe, die seinerzeit nicht viel Vergleichbares in Deutschland hatte. In dem aus hervorragenden Sängerinnen und Sängern zusammengesetzten Opernensemble sah sich die auch schauspielerisch hochbegabte und, wie Szenenfotos zeigen, bildschöne Sängerin in jeder Weise durch Mottl gefördert. In 18 glanzvollen Jahren wurde sie zu einer der bedeutendsten Opernheroinen ihrer Zeit. Mehrfach wurde sie nach Bayreuth und zu den Münchener Festspielen berufen. Ihre Treue zum Ensemble war beispielhaft. Ehrenvolle Berufungen an die Hofopern in Berlin und München und Engagementsangebote der Metropolitan Opera in New York schlug sie aus, folgte jedoch vielfach Einladungen zu Konzerten, auch nach Belgien und Holland. Die Tragödin (Fidelio, Carmen, Rachel – in „La Juive“ von Halevy –, Didon – in der ersten Gesamtaufführung von „Les Troyens“ von Berlioz am 6./7. 12. 1890 –, Senta, Ortrud, Isolde, Brünnhilde) verschmähte aber keineswegs ihren Einsatz in einem Genre, das wir heute Musical nennen würden; als „Nandl“ entzückte sie in einem oberbayrischen Singspiel „Versprechen hinterm Herd“ den greisen Wilhelm I. bei einem Gastspiel in Baden-Baden. Die Kritik rühmte die „Sängerin voll Temperament, Geist und Feuer“, vermißte jedoch die vollkommene Beherrschung der mezza voce und der technischen Geläufigkeit. „Das eigentliche Feld des Fräulein Mailhač sind die Wagner'schen Musikdramen.“
Beifallsstürme brausten durch die Karlsruher Hofoper, als sie sich, erst 43jährig und im festen Besitz von 88 Partien, im Jahre 1901 mit einer der anspruchvollsten Rollen ihres Fachs, der Götterdämmerungs-Brünnhilde, verabschiedete. Aber sie – nicht ihr Publikum – hatte gespürt, daß nicht mehr alle Register ihrer Stimme in der gewohnten Weise ansprachen, und so beschloß sie, immer noch auf der vollen Höhe ihres Kunstschaffens, von der Bühne abzutreten. Über ihre Abschiedsvorstellung berichteten die Münchener Neuesten Nachrichten: „Leidenschaftlicher mag keine Wotanstochter auf der deutschen Bühne gespielt worden sein.“ – Vermutet werden darf, daß Mailhačs Entschluß, Karlsruhe zu verlassen, dadurch gefordert wurde, daß Hoffnungen, die sich von ihrer Seite mit der Person F. Mottls verbanden, gescheitert waren.
Die gefeierte Sängerin zog sich in das idyllisch gelegene Burghausen (Salzach) zurück, wo sich ihre Mutter und die Geschwister kurz zuvor niedergelassen hatten. Sie durfte noch 45 Jahre lang der Erinnerung an die ruhmreichen Tage ihrer Karriere leben.
Quellen: Pers.-Akte P. Mailhač im GLAK, Sign. 57a/1342; Adolf Römhildt, P. Mailhač (achtseitiges Mskr.), 1933; Mitteilungen von Frau Ulla Kendlinger u. Frau Maria Schwembauer, Burghausen.
Nachweis: Bildnachweise: in: Karlsruher Theatergeschichte (Lit.) 79.

Literatur: W. Härder, Das Karlsruher Hoftheater, mit e. Anhang: J. Siebenrock, Die Karlsruher Oper 70-71, 1889; Burghauser Anzeiger vom 22.6.1901; Chronik d. Haupt- u. Residenzstadt Karlsruhe von 1901, 17. Jg. 34; P. Mailhač, in: L. Eisenberg, Großes biograph. Lexikon d. dt. Bühne im XIX. Jh. 633, 1903; P. Mailhač 70 Jahre, in: Bad. Presse Nr. 208, 9, 1928; H. Schwarzmaier, Von Richard Wagner zu Richard Strauss, in: Karlsruher Theatergesch., bearb. von G. Haass u. a., 1982; K. J. Kutsch/L. Riemens, Großes Sängerlexikon 1803-1804, 1987; W. Schulz, Das Karlsruher Hoftheater, Felix Mottl u. Bayreuth, in: Karlsruher Beiträge Nr. 4, Mai 1987, 35-66.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)