Schurhammer, Hermann 

Geburtsdatum/-ort: 16.03.1881;  Unterglottertal bei Freiburg i. Br.
Sterbedatum/-ort: 15.12.1952;  Freiburg i. Br., beigesetzt in Bonndorf
Beruf/Funktion:
  • Oberregierungsrat, Naturschützer
Kurzbiografie: 1899 Abitur am Realgymnasium Karlsruhe
1899-1905 Studium des Ingenieurwesens an der TH Karlsruhe
1906 Übernahme als Ingenieurspraktikant
1910 Regierungsbaumeister
1906-1912 Wasser- und Straßenbaudirektion, Wasser- und Straßenbauamt Donaueschingen
1912-1914 Kulturinspektion Tauberbischofsheim
1914-1915 Kulturinspektion Offenburg
1915-1921 Leiter des Abschnitts Murgstollen bei der Bauinspektion für das Murgwerk
1917 etatmäßiger Bauinspektor
1921 Regierungsbaurat
1921-1938 Vorstand des Wasser- und Straßenbauamtes Bonndorf im Schwarzwald
1938-1941 Leiter der Badischen Landesnaturschutzstelle Karlsruhe
1941-1944 Direktor des Amtes in Straßburg und, ab 1942, in Colmar
1944 Oberregierungsrat
1946-1949 Direktor des Landesamtes für Naturschutz und Landschaftspflege in Bonndorf
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1921 Marie Lina, geb. Schweiker (1895-1980)
Eltern: Urban Schurhammer (1850-1923), Bierbrauer, Gastwirt und Weinhändler
Rosina, geb. Hoch (1860-1935)
Geschwister: 6
Kinder: 2 Söhne (1 Sohn 1944 gefallen), 3 Töchter (1 Tochter 1927 gest.)
GND-ID: GND/117311316

Biografie: Horst Mühleisen (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 424-426

Schurhammer entstammte einem seit 1568 im Glottertal ansässigen Geschlecht von Bauern und Müllern. Nach Übersiedlung der Familie nach Karlsruhe, wo der Vater zunächst Gastwirt in Beiertheim und Durlach war, bis er 1900 eine Weinhandlung gründete, besuchte Schurhammer Schulen in Durlach und Karlsruhe. Das Studium der Ingenieurwissenschaften an der TH Karlsruhe schloß er im Frühjahr 1906 mit dem Staatsexamen ab. Der Ingenieurpraktikant, zunächst bei der Wasser- und Straßenbaudirektion Donaueschingen, wurde 1910 Regierungsbaumeister und arbeitete in den folgenden Jahren bei den Kulturinspektionen Tauberbischofsheim und Offenburg, bis er 1915 Abteilungsleiter für den Bau des Murgwerkes wurde. Ihm oblag der Bauabschnitt Murgstollen, dessen Länge fünf Kilometer betrug; außerdem betreute er die Fassung der Raumünzach.
Schurhammers Können und seine Erfahrungen waren ausschlagend, daß ihm 1921 die Leitung des Wasser- und Straßenbauamtes Bonndorf übertragen wurde mit Dienstaufgaben besonderer Art: Der Bezirk reichte von der Wutach bis zum Feldberg und bis in den Breisgau hinein und wies viel Rutschgelände in der Landschaft auf. Bei seinen Tagesmärschen, oft bis zu dreißig Kilometern, lernte Schurhammer seinen Bezirk kennen. Der Wunsch entstand, diese landschaftlichen Schönheiten und einzigartige Flora zu bewahren. Der Ingenieur Schurhammer wurde so zu einem Vorkämpfer für den landschaftsverbundenen Straßenbau. Er entwickelte neue Vorstellungen für Böschungsbepflanzungen und Befestigungen. Schurhammer erwarb sich seinen Ruf als „hervorragender Straßenbauer“, da er es meisterhaft verstand, „Straße und Landschaft“ harmonisch zu verbinden (Asal siehe Literatur).
Seine beruflichen Fähigkeiten stellte Schurhammer auch der Stadt Bonndorf zur Verfügung, die er nach seinem Amtsantritt in fachlichen Angelegenheiten des Straßen- und Wasserbaus beriet. Er wurde in den Bürgerausschuß gewählt; von 1926 bis 1930 gehörte er dem Gemeinderat an.
1922-1938 war Schurhammer erster Vorsitzender des Schwarzwaldvereines Bonndorf, eine Aufgabe nach seinen Wünschen. In zahllosen Vorträgen und Führungen gab er sein botanisches und geologisches Wissen weiter. Berufliche und private Interessen verband er, als es galt, die Wutach- und Gauchachschlucht als Naturschutzgebiet anerkennen zu lassen. Diese Schlucht ist eine geologische und botanische Seltenheit. Ein Viertel aller Blütenpflanzen, die in Deutschland vorkommen, sind dort zu finden. Nach langen und zähen Verhandlungen konnte Schurhammer 1939 sein Ziel erreichen. Er war zum „Vater der Wutachschlucht“ geworden.
Zu diesem Zeitpunkt aber lebte Schurhammer mit seiner Familie in Karlsruhe. Durch das Gesetz vom 26. Juni 1935 hatte der staatliche Naturschutz seine Rechtsgrundlage und Organisation erhalten. Deshalb hatte Schurhammer im April 1938 Bonndorf verlassen, um Geschäftsführer der Landesnaturschutzstelle und Landesbeauftragter für Naturschutz zu werden, nachdem er bereits 1929 zum Geschäftsführer der Bezirksnaturschutzstelle Neustadt berufen und 1936 zum Landschaftsberater für die Straßenbauämter des südlichen Schwarzwaldes bestellt worden war.
Schurhammers Tatkraft war es zu verdanken, daß in wenigen Jahren zahllose Naturschutzgebiete und geschützte Landesteile in Baden ausgewiesen wurden. Darunter befinden sich der Feldberg, das Wollmatinger Ried, die Halbinsel Mettnau am Untersee und der Mindelsee, viele Hochmoore im Schwarzwald mit ihrer nordisch-alpinen Pflanzenwelt, zahlreiche Steppengebiete mit ihrer pontisch-mediterranen Flora und der Hohenstoffel im Hegau; außerdem die Landschaftsschutzgebiete im Kandertal, im Bereich der diluvialen Dünen bei Iffezheim, in Heiligenberg, am Titisee und Schluchsee. Schurhammer war auch als Gutachter und Berater tätig. Diese Aufgaben bezogen sich auf Eingriffe in die Landschaft, wie Hochbauten, Straßen, Kraftwerke, Starkstromleitungen und Flurbereinigungen. Stets war er bemüht, die Landschaft zu erhalten.
Der Zweite Weltkrieg hinderte Schurhammer zunächst nicht, seine Arbeit fortzuführen. Vielmehr ergab sich eine räumliche Ausdehnung des Bereiches, nachdem das Elsaß angegliedert worden war. 1941 wurde Schurhammers Dienststelle nach Straßburg verlegt, 1942 nach Colmar. Im November 1944 verlor er seine gesamte Habe und flüchtete mit seiner Familie nach Aselfingen, einem Dorf im Wutachtal. Dort blieb er bis April 1946 und zog dann wieder nach Bonndorf. Die südbadische Regierung bestellte ihn zum Direktor des Landesamtes für Naturschutz und Landschaftspflege. Nochmals setzte er seine ganze Kraft ein, die Wutachschlucht, dieses „europäische Naturdenkmal ersten Ranges“ (Asal), zu bewahren. 1943 hatte die Schluchseewerk AG eine Ausnahmebewilligung erhalten, das Wasser abzuleiten und die Wutach aufzustauen. Aber Schurhammer und der Schwarzwaldverein Bonndorf, dessen Vorsitzender er wieder war (1949-1952), erreichten, daß das Werk dieses Vorhaben aufgeben mußte.
Auch nach seiner 1949 erfolgten Pensionierung arbeitete er für Bonndorf Bebauungspläne aus. In seinen letzten Lebensjahren widmete Schurhammer sich der umfassenden Vortragstätigkeit, die dem Naturschutz, der Wutach- und Gauchachschlucht galten. Auf einer dieser Reisen erkrankte er schwer und starb am 15. Dezember 1952 in Freiburg i. Br. Drei Tage später erfolgte die Beisetzung in Bonndorf.
Eine 1955 an der Hohlen Brücke, an der Straße von Glottertal nach St. Peter, enthüllte Tafel, die „Hermann-Schurhammer-Schutzhütte“ in der Wutachschlucht, im Mai 1964 eingeweiht, und eine in Bonndorf nach ihm benannte Straße erinnern an ihn.
Quellen: Mitteilungen des Sohnes, Dipl.-Ing. und Landschaftsplaner Hermann Schurhammer, Emmendingen, 1988/89
Werke: Straße und Landschaft. Ein Beitrag zur praktischen Landschaftspflege. Hg. von Diplomgärtner Hermann Schurhammer jr. Bielefeld: Kirschbaum [1955]
Nachweis: Bildnachweise: Foto in den Nachrufen (siehe Literatur)

Literatur: Dr. [Karl] Asal, Oberregierungsrat Hermann Schurhammer 70 Jahre, in: Naturschutz und Heimatpflege. Nr. 6, Mitte März 1951; Hermann Schurhammer 16.3.1881-15.12.1952. Nachruf. In: Randenschau. Schaffhauser Heimatblätter 2 (1953), Nr. 22, 24.01.1953, 88-90; E. Imm, Abschied von Hermann Schurhammer, in: Der Schwarzwald. Hg. Schwarzwaldverein, 1953, H. 1/2, 3; Karl Asal, Hermann Schurhammer, in: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen. Bd. XXV (1953/54), 1-7; Otto Ernst Sutter/Arthur Uehlinger, Hermann Schurhammer zum Gedächtnis anläßlich der 15. Wiederkehr seines Todestages, in: Natur und Mensch. Hg. Rheinaubund, Schaffhausen, 1967, H. 5/6, 115-116; Alwin Seifert, Erinnerungen an Hermann Schurhammer, in: Natur und Mensch. Hg. Rheinaubund, Schaffhausen, 1968, H. 7/8, 152-154
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