Freiherr von Soden, Franz Ludwig 

Geburtsdatum/-ort: 09.03.1856;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 29.11.1945;  Überlingen
Beruf/Funktion:
  • General der Infanterie
Kurzbiografie: 1873–1888 Württ. Grenadierregiment Nr. 119: 1880–1883 Kommandierung zur Kriegsakademie Berlin, 1886 –1888 Kommandierung zum Großen Generalstab; 1873 Einjährig-Freiwilliger, 1874 Portepeefähnrich, 1875 Secondeleutnant, 1883 Premierleutnant, 1888 Hauptmann
1888–1889 Großer Generalstab
1889–1890 X. Armeekorps: Generalstab
1890–1891 19. Infanteriedivision: Generalstab
1891–1893 Württ. Grenadierregiment Nr. 119: Kompaniechef
1893–1895 26. Infanteriedivision: Generalstab; 1893 Major
1895–1898 XIII. Armeekorps: Generalstab
1898–1900 Infanterieregiment Nr. 83: Bataillonskommandeur; 1900 Oberstleutnant
1900–1903 X. Armeekorps: Chef des Generalstabs; 1902 Oberst
1903–1906 Württ. Infanterieregiment Nr. 125: Kommandeur
1906–1910 51. Infanteriebrigade: Kommandeur; 1906 Generalmajor
1910–1912 26. Infanteriedivision: Kommandeur; 1910 Generalleutnant
1912 zur Disposition gestellt; 1914 General der Infanterie (char.)
1914–1916 26. Reservedivision: Kommandeur
1916–1917 VII. Reservekorps: Kommandierender General
1917 XI. Armeekorps: Kommandierender General
1917–1919 V. Reservekorps: Kommandierender General
1919 Ausscheiden aus dem Heeresdienst
1919–1945 Gesellschaftliches Engagement, v. a. im Bereich der militärischen Traditionspflege; publizistisches Wirken
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Auszeichnungen (Auswahl): Eisernes Kreuz (1. Kl., 1914); Preußischer Roter Adlerorden (2. Kl. mit Stern und Schwertern, 1916); Friedrichsorden (Krone zum Großkreuz mit Schwertern, 1916); Türkischer Eiserner Halbmond (1917); Orden Pour le Mérite (1917); Württ. Militärverdienstorden (Komtur, 1918), Ehrenvorsitzender des Württ. Tierschutzvereins (1939)
Verheiratet: 8.1.1890 (Stuttgart) Amélie Charlotte, geb. Freiin Hugo von Spitzemberg
Eltern: Vater: Alfred Frhr. von Soden (1826–1894), Kgl. württ. Kammerherr, Wirklicher Staatsrat, Wirklicher Geheimer Rat
Mutter: Emilie, geb. von Rom (1835–1913)
Kinder: Maria (* 1890); Irmgard (* 1892); Gisela (* 1895); Elisabeth (* 1901); Mechthilde (* 1908)
GND-ID: GND/117442550

Biografie: Wolfgang Mährle (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 273-276

Franz Freiherr von Soden entstammte dem fränkischen (freiherrlichen) Zweig einer Familie, die erstmals im 14. Jahrhundert im Hannoveraner Stadtadel nachgewiesen ist. Sein Vater Alfred bekleidete sehr hohe Positionen in der württembergischen Staatsverwaltung, unter anderem diente er als Wirklicher Geheimer Rat und Königlicher Kammerherr. Soden erhielt eine vorzügliche Ausbildung: Zunächst im elterlichen Haus erzogen, besuchte er später sowohl das Königliche Gymnasium in Stuttgart als auch die Akademie in Neuchâtel in der Schweiz.
Sodens militärische Karriere begann im Jahr 1873 mit dem Eintritt in das württembergische Heer als Einjährig-Freiwilliger. In den Friedensjahren des Deutschen Kaiserreichs diente der adlige Offizier fast vier Jahrzehnte lang sowohl in Stabsfunktionen als auch als Truppenführer in verschiedenen württembergischen und preußischen Formationen. Militärisch prägend für Soden waren insbesondere seine langjährige Dienstzeit im württembergischen Grenadierregiment Königin Olga Nr. 119 (1873 bis 1886/88), sein Wirken im Großen Generalstab in Berlin (1886/88 bis 1889) sowie die Tätigkeit als Chef des Generalstabs des X. Armeekorps in Hannover (1900 bis 1903). Soden fühlte sich indes in späteren Jahren vor allem dem in Stuttgart stationierten Infanterieregiment Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125 („Siebener“) stark verbunden. Diese Einheit kommandierte er in den Jahren 1903 bis 1906; sie zählte auch auf Sodens späteren Karrierestationen zu den Formationen, die unter seinem Befehl standen. Die Karriere Sodens verlief insgesamt sehr geradlinig und erfolgreich. Der württembergische Offizier stieg bis zum Jahr 1910 in den Rang eines Generalleutnants auf. Er schied im Jahr 1912, inzwischen als Kommandeur an der Spitze der 26. (königlich-württembergischen) Infanteriedivision stehend, mit dem Erreichen der Altersgrenze aus dem aktiven Truppendienst aus. Im Februar 1914 erhielt Soden den Charakter eines Generals der Infanterie.
Unmittelbar nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, am 3. August 1914, übernahm Soden das Kommando über die 26. (königlich-württembergische) Reservedivision. Diese Formation kämpfte in den ersten beiden Kriegsmonaten in den Vogesen, anschließend bis Ende 1916 in Nordfrankreich (Picardie). Bei der erfolgreichen Abwehr der großen britisch-französischen Offensive an der Somme von Juli bis November 1916 kam der Division Sodens, die in Anerkennung ihrer Leistungen zeitgenössisch als „Eiserne Division“ bezeichnet wurde, eine entscheidende Rolle zu. Ihr Kommandeur erwies sich nicht zuletzt in der Somme-Schlacht als fähiger militärischer Führer, der das Vertrauen seiner Soldaten genoss. Im Dezember 1916 übernahm Soden das Kommando über das VII. Reservekorps, das er bis Ende August 1917 vor allem in Kämpfen in der Champagne befehligte. In seinen Funktionen als Führer des XI. Armeekorps in der Zeit von September bis November 1917 sowie als Kommandierender General des V. Reservekorps in der Zeit von November 1917 bis zum Kriegsende war Soden zunächst in der Gegend um Verdun, seit Ende September 1918 wiederum in der Champagne eingesetzt. Für seine militärischen Verdienste wurde der Württemberger vielfach ausgezeichnet. Am 27. Juli 1917 erhielt Soden aus den Händen des Deutschen Kronprinzen Wilhelm das Ritterkreuz des höchsten preußischen Ordens „Pour le Mérite“.
Soden war nicht nur ein angesehener und sowohl in der Friedenslaufbahn als auch im Ersten Weltkrieg erfolgreicher Offizier, er zeigte auch ein bemerkenswertes politisches und gesellschaftliches Engagement. Dieses war stark, aber nicht ausschließlich von seinem militärischen Beruf geprägt. Soden führte von 1912 bis 1914 den Landesverband Württemberg des im Januar 1912 in Berlin gegründeten „Deutschen Wehrvereins“. Er setzte sich in dieser Funktion, entsprechend dem Ziel des Vereins, für die damals politisch umstrittenen Heeresverstärkungen ein. Ebenfalls bereits in der Vorkriegszeit übernahm Soden Verantwortung für den Tierschutz. Seit 1913 stand der General als Nachfolger des Grafen Ferdinand von Zeppelin über zwei Jahrzehnte lang dem Württembergischen Tierschutzverein vor. Der Verein ernannte ihn nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Vorsitzenden im Juli 1935 zunächst zum Ehrenvorstand, 1939 zum Ehrenvorsitzenden. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg widmete sich Soden, der in seinen letzten Lebensjahrzehnten in Stuttgart sowie auf seinem Landsitz in Überlingen lebte, vor allem der militärischen Traditions- und Kameradschaftspflege. Ziel dieser Bestrebungen war es, sowohl die Erinnerung an die württembergischen Leistungen im Weltkrieg wach zu halten als auch den Wehrwillen zu stärken.
Soden war maßgeblich an der Gründung von Offiziers- und Regimentsvereinen beteiligt: So gingen insbesondere die Konstituierung des Offiziersvereins des Infanterieregiments Nr. 125 sowie die Gründung des Verbands der Offizier- und Regimentsvereine der 26. Reservedivision, die jeweils im Jahr 1919 erfolgten, auf sein Engagement zurück. Soden hatte in beiden militärischen Organisationen von Beginn an bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs den Vorsitz inne. Der württembergische General setzte sich nach 1918 auch für die Kriegsgräberfürsorge ein. Mehrere Reisen auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs (West- und Ostfront, Italien) dienten unter anderem dem Zweck, sich über den Zustand der Kriegsgräber zu informieren. Soden engagierte sich darüber hinaus für die Einrichtung eines Ehrenhains für die württembergischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Waldfriedhof in Stuttgart sowie für die Aufstellung von Regiments-Ehrenmalen, insbesondere für die Schaffung eines Denkmals für die getöteten Soldaten des ehemaligen Infanterieregiments Nr. 125 in der Nähe der Rotebühlkaserne. Schließlich war ihm der Ausbau des Heeresmuseums im Neuen Schloss in Stuttgart ein wichtiges Anliegen. Hier wurde unter seiner Ägide ein Ehrenraum geschaffen, in dem Gefallenenlisten der württembergischen Armee niedergelegt waren. Die insgesamt 70 Ehrentafeln umfassten 84 000 Namen. Auch die im Alten Schloss gelagerten Fahnen und Feldzeichen des württembergischen Heeres wurden auf maßgebliches Betreiben Sodens in das Neue Schloss überführt.
Über sein ehrenamtliches Engagement hinaus erlangte Soden in der Zeit nach 1918 als Redner und Publizist eine beträchtliche öffentliche Wirkung. Der pensionierte General sprach bei zahlreichen Anlässen, insbesondere bei Regimentsfeiern, militärischen Jubiläen und Veteranentreffen, als Festredner. Von 1924 bis 1929 publizierte Soden regelmäßig kriegsgeschichtliche Artikel in der Beilage „Heer und Wehr“ des „Schwäbischen Merkur“. Des Weiteren veröffentlichte er in verschiedenen Printmedien Lebensbeschreibungen von verstorbenen Kameraden. Unter den Veröffentlichungen Sodens hervorzuheben ist ferner eine 1925 publizierte längere Abhandlung, in welcher der General die Leistungen der württembergischen Verbände im Krieg 1914 bis 1918 herausstellte. Im Jahr 1939 veröffentlichte Soden in der Reihe „Württembergs Heer im Weltkrieg“ eine Darstellung über die Einsätze der von ihm in den ersten beiden Kriegsjahren geführten 26. Reservedivision. Soden analysierte in seinen kriegsgeschichtlichen Publikationen die Strategien und Taktiken der im Ersten Weltkrieg eingesetzten deutschen Armeen unter militärfachlichen Geschichtspunkten und gelangte dabei zum Teil zu kritischen Bewertungen. Das zentrale Motiv seiner schriftstellerischen Tätigkeit bildete indes das Bestreben, die Leistungen der württembergischen Einheiten im Gesamtkontext des deutschen Heeres positiv zu würdigen.
Lag der Schwerpunkt der militärhistorischen Arbeiten Sodens eindeutig in der Zeit des Ersten Weltkriegs, so beschäftigte sich der württembergische General auch mit den älteren Epochen der europäischen Kriegsgeschichte. Bemerkenswert ist vor allem sein großes Interesse am deutsch-französischen Krieg von 1870/71, das nicht zuletzt seiner Funktion als Vorsitzendem des Offiziersvereins des Infanterieregiments Nr. 125 geschuldet war. Soden erwarb unter anderem über dreihundert Fotografien von deutschen Offizieren, die an diesem bewaffneten Konflikt teilgenommen hatten. Seine Fotosammlung übergab er im Jahr 1944 dem Heeresarchiv Stuttgart.
Soden stand nach 1933 dem Nationalsozialismus in vieler Hinsicht positiv gegenüber. Der General begrüßte insbesondere die Rüstungspolitik Hitlers, die auf ein von ihm gewünschtes militärisches Wiedererstarken des Deutschen Reiches abzielte. Soden stellte seinen Einfluss und die hohe Popularität, die er vor allem in den Reihen der württembergischen Weltkriegsveteranen genoss, durch öffentliche Auftritte bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, aber auch durch publizistische Arbeiten in den Dienst des Hitler-Regimes. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden ihm vielfältige Ehrungen zuteil. Im Jahr 1936 benannte etwa die Stadt Stuttgart den Platz in der Nähe der Rotebühlkaserne, auf dem das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des Infanterieregiments Nr. 125 stand, „Freiherr-von-Soden-Platz“. Anlässlich seines 85. Geburtstages am 9. März 1941 erhielt Soden von seiner Heimatstadt eine Stiftung, die den Namen „General-Freiherr-von-Soden-Stiftung“ trug und die der Fürsorge für bedürftige Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs dienen sollte.
Quellen: HStAS M 430/2 Bü 2025 (PA); HStAS M 660/038 (Militärischer NL); HStAS M 740/5; HStAS M 743/1 Bü 12; HStAS M 743/2 Bü 493; HStAS M 712.
Werke: Die württ. Armee im Weltkrieg, in: Schwäbischer Merkur 1924–1929. Beilage Heer und Wehr; Die Leistungen der Württemberger im Weltkrieg, Sonderabdruck aus dem 1925 vom Wohlfahrtsamt Stuttgart hgg. Ehrenbuch der Gefallenen Stuttgarts 1914–1918, 1926; Die 26. (Württ.) Reserve-Division im Weltkrieg 1914–1918, Teil 1: Die Jahre 1914, 1915 und 1916, 1939.
Nachweis: Bildnachweise: HStAS M 660/038 Bü 35 – 60; HStAS M 703 R 221 N 1 und 2, R 190 N 11, R 191a N 29, R 632 N 12; HStAS M 707 Nr. 1325.
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