Baisch, Karl 

Geburtsdatum/-ort: 28.01.1869;  Gaildorf
Sterbedatum/-ort: 08.01.1943;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Direktor der Städtischen Frauenklinik Stuttgart
Kurzbiografie: 1887-1889 Studium der Philosophie und Theologie in Tübingen
1890-1891 Studium der Medizin in München
1892-1895 Studium der Medizin und Promotion in Freiburg/Br.
1895-1902 Stadt- und Distriktsarzt in Dornhan
1903 Assistenzarzt Universitäts-Frauenklinik Tübingen
1904-1907 Habilitation, Privatdozent in Tübingen
1907-1913 Oberarzt Universitäts-Frauenklinik München
1908 Privatdozent für Geburtshilfe und Gynäkologie München
1910 außerordentlicher Prof. an der Universität München
1913-1933 Leiter der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung am Katharinenhospital, Direktor der Städtischen Frauenklinik Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev., 1931 Kirchenaustritt
Verheiratet: 1. 29.3.1910 (München) Julie Wilhelmine Luise, geb. Mayer, geschiedene Giesmann (geb. 20.10.1884, gest. 18.10.1918)
2. 25.8.1919 (Kloster Sulz/ Bayern) Irene Margareta, geb. Käppner (geb. 1892) Assistenzärztin
Eltern: Vater: Jacob Friedrich Baisch, Reallehrer später Gymnasialprof.
Mutter: Katharina Pauline Bertha, geb. Schütt
Kinder: aus erster Ehe: 1 Adoptivtochter Gabriele (geb. 1908)
aus 2. Ehe: Isolde Ilse Elisabeth (geb. 1930)
GND-ID: GND/117560499

Biografie: Hans König (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 6-7

Nach dem Landexamen und dem Besuch der Seminare in Maulbronn und Blaubeuren war Baisch zum Studium der Theologie bestimmt. Am evangelischen Stift in Tübingen studierte er zunächst fünf Semester Philosophie und Theologie, bevor er anschließend mit dem Studium der Medizin in München begann. Nach vier Semestern und bestandenem Physikum wechselte er für die folgenden fünf Semester nach Freiburg im Breisgau. Dort beendete er mit Promotion und Staatsexamen im Winter 1894/95 sein Medizinstudium.
Im Schwarzwaldstädtchen Dornhan, im damaligen Oberamt Sulz, ließ sich Baisch als Stadt- und Distriktsarzt mit einer allgemein-ärztlichen Praxis nieder, eine Aufgabe die er sieben Jahre bis 1902 ausübte. In dieser Zeit legte er die Prüfung für den ärztlichen Staatsdienst in Stuttgart ab, doch anstatt sich um eine Oberamtsarztstelle zu bewerben, zog es ihn an die Universität. Ab dem Wintersemester 1902/03 arbeitete er als Volontär am Pathologischen Institut der Universität Tübingen und übernahm ab März 1903 die Stelle eines Assistenzarztes an der Universitäts-Frauenklinik bei Prof. Dr. Albert Döderlein (1860-1941). Schon ein Jahr später legte er seine Habilitationsschrift vor: „Bakteriologische und experimentelle Untersuchungen über Cystitis nach gynäkologischen Operationen“. Am 23. Juli 1904 erhielt er Lehrerlaubnis und wurde damit Privatdozent. Der erste Lehrauftrag erfolgte 1906.
Als Prof. Dr. Döderlein einen Ruf nach München annahm, folgte ihm Baisch und wurde am 1. Oktober 1907 Assistenzarzt und ab 3. Dezember 1907 Oberarzt und Stellvertreter des Direktors an der Universitäts-Frauenklinik München. 1908 Privatdozent an der Universität München, wurde ihm 1910 Titel und Rang eines außerordentlichen Professors verliehen. Die enge Beziehung zu Döderlein spiegelt sich auch im (schließlich abgelehnten) Ruf Döderleins an die Universität Berlin 1910: Nach dem Angebot der Preußischen Regierung hätte Baisch zu den gleichen Jahresbezügen von 3000 Mark und unter Verleihung des Professorentitels mit nach Berlin wechseln können.
Zum 1. Oktober 1913 wurde Baisch zum ärztlichen Leiter der neu gegründeten gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Katharinenhospitals in Stuttgart berufen und damit erster Direktor der daraus entstandenen Städtischen Frauenklinik. 1933 wurde Baisch angeblich aus politischen Gründen unter unwürdigen Begleitumständen seines Amtes enthoben. Dass ihm der NS-Kurier 1943 trotzdem einen Nachruf widmete und seine fachliche Kompetenz lobte, ohne darin etwas zu seiner politischen Vergangenheit zu sagen, macht die Gründe für seine Entlassung noch fragwürdiger. Leider sind seine Stuttgarter Personalakten verbrannt und auch sonst ließen sich keine Hinweise finden. Baisch starb während einer Sprechstunde in seiner Praxis am 8. Januar 1943 in Stuttgart.
Baisch interessierten bakteriologische Fragen, die Geburtseinleitung beim engen Becken und die gynäkologische Strahlentherapie. Außerdem wirkte er tatkräftig am von Prof. Döderlein maßgeblich beeinflussten Ausbau der operativen Gynäkologie mit.
Quellen: UA Tübingen Bestand 126/16; Auskunft des Bayerischen HStA München aus den PA Döderlein.
Werke: Bakteriologische und experimentelle Untersuchungen über Cystitis nach gynäkologischen Operationen, Habilitationsschrift 1904; Reformen der Therapie des engen Beckens, 1907; Enges Becken, Praktische Ergebnisse der Geburtshilfe und Gynäkologie, 1909; Leitfaden der geburtshilflichen und gynäkologischen Untersuchung, 3. Aufl. 1919, spanische Übersetzung 1911; Gesundheitslehre für Frauen, 3. Aufl. 1926, russische Übersetzung 1923; Pathologie der Geburt und Die Narkose, in: Handbuch der Geburtshilfe von Albert Döderlein, 1916; Lehrbuch der Geburtshilfe, 1926.

Literatur: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten 50 Jahre, 1, 1932, 59; NDB 1, 546; NS-Kurier Stuttgart vom 9. 1. 1943; Konstantin Cretius, Die Städtische Frauenklinik, in: 150 Jahre Katharinenhospital, 1978; Hans König, Der Gynäkologe K. Baisch, erster Direktor der Stuttgarter Frauenklinik, in: Menschen aus dem Limpurger Land, 1998, 19-20.
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