Haselier, Günther 

Geburtsdatum/-ort: 19.04.1914;  Freiburg im Br.
Sterbedatum/-ort: 09.10.1991;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Präsident der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landeshistoriker
Kurzbiografie: 1923-1932 Realschule Breisach bis 1929, dann Neuburg-Oberrealschule in Freiburg
1932-1933 Anwärter des gehobenen Verwaltungsdienstes bei der Stadt Breisach
1933-1939 Studium an den Universitäten Freiburg und Bonn: Geschichte, Germanistik, Anglistik, bis zur Promotion zum Dr. phil. bei Gerhard Ritter: „Die Streitigkeiten der Hauensteiner mit ihren Obrigkeiten“, unterbrochen 1935 vom Reichsarbeitsdienst
1939 I. Staatsexamen für das wissenschaftliche Lehramt an höheren Schulen, anschließend Studienreferendar
1939-1946 Kriegsdienst und amerikanische Kriegsgefangenschaft in Belgien
1943 Ernennung zum (Kriegs-)Studienassessor
1947 Wiedereintritt in den Schuldienst und Abordnung an die Landesdirektion für Kultus und Unterricht bis November 1951, dann Lessing-Mädchenrealgymnasium Karlsruhe
1948 II. Staatsexamen
1951 Ernennung zum Studienrat und Beamten auf Lebenszeit
1954 Apr. Abordnung, im Nov. Versetzung an das Generallandesarchiv Karlsruhe; Ernennung zum Staatsarchivrat
1958 Ernennung zum 1. Staatsarchivrat
1959-1991 Mitglied der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, ab 1964 Mitglied des Vorstands, 1974-1979 Vorsitzender
1960 Gründung der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein, bis 1965 deren Vorsitzender, 1980 Ehrenmitglied
1961-1973 Oberstaatsarchivrat, 1967 Staatsarchivdirektor, 1970 Oberstaatsarchivdirektor und Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe
1973-1979 Referent im Staatsministerium und Leiter des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, ab 1975 der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 1979 „Präsident“
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Professor des Landes Baden-Württemberg (1974); Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1978); Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1983)
Verheiratet: 1947 (Karlsruhe) Luise, geb. Bechtold (1915-2006), Oberstudiendirektorin
Eltern: Vater: Peter (1880-1944), Friseurmeister
Mutter: Frieda, geb. Kurz (geb. 1884)
Geschwister: eine Schwester
Kinder: 2:
Monika, verheiratete Härdtner
Peter
GND-ID: GND/118546562

Biografie: Gregor Richter (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 124-128

Am Schluss des 3. Bandes seiner „Geschichte der Stadt Breisach am Rhein“ hat Haselier in Angaben „zur Person des Autors“ auf knapp zwei Druckseiten aufgeführt, was er für die Entwicklung seiner Persönlichkeit für bedeutsam und hervorhebenswert gehalten hat: die Herkunft „als Sohn eines handwerklichen Gewerbetreibenden, der sich 1907 in Breisach niedergelassen hatte“, der Besuch der örtlichen Kinder-, Volks- und Realschule bis zur Erlangung der mittleren Reife, danach der Neuburg-Oberrealschule in Freiburg bis zum Abitur und seine „Abiturientenrede über George Washington“. Lediglich mit den nüchternen Daten „1. 4. 1932 bis 16. 5. 1933“ ist die Ausbildung als „Anwärter des gehobenen Verwaltungsdienstes bei der Stadtverwaltung Breisach“ erwähnt, während zum anschließenden Studium der Fächer Geschichte, Germanistik und Anglistik in Freiburg und Bonn nicht nur die wichtigsten Lehrer wie der Doktorvater Gerhard Ritter und der Germanist Friedrich Maurer genannt werden, sondern auch die den Studenten abverlangten „Konzessionen an das damalige System: Erfüllung der halbjährigen, studentischen Arbeitsdienstpflicht ... und Einberufung zum Wehrsport in den Studentenstürmen der von der deutschen Hochschulkonferenz im Jahr 1933/34 beschlossenen SA-Hochschulämter mit Abkommandierungen zu dem SA-Sturm der Heimatgemeinde in der Zeit der Semesterferien“.
Zu 1939 notierte Haselier den Studienabschluss sowie die Aufnahme in den Vorbereitungsdienst für das wissenschaftliche Lehramt, aber auch die Einberufung zum Militär mit nachfolgender Ausbildung bei einer Nachrichteneinheit und dann Einsätzen „im Balkanfeldzug und im Südabschnitt der russischen Front ... später ... an der Kanalküste und in Italien“ bis zum bitteren Ende in amerikanischer Gefangenschaft im Mai 1945 und Arbeitseinsatz „im Kohle-Abbau unter Tage in einem belgischen Bergwerk“, von dort die Flucht im September 1946. Was folgt, dokumentiert die im Vorspann skizzierte Verwendung im Schuldienst einschließlich der Mitarbeit am Lehrbuch für den Geschichtsunterricht der Unterstufe „Werden und Wirken“, sodann seine Beamtenkarriere sowie seine Positionen und Leistungen im Wissenschaftsmanagement. Hervorhebenswert ist ihm seine Berufung in die „Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg“, die Gründung der Karlsruher „Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein“. Er betont die Mitgliedschaft in vielen Gremien und Vereinigungen, die ihm zuteil gewordenen Ehrungen mit einer Festschrift zum 60. Geburtstag, mit dem Professorentitel, dem Bundesverdienstkreuz und der Verdienstmedaille des Landes. Eher summarisch fielen Haseliers Hinweise auf die „ausgedehnte literarische Tätigkeit als Autor und Herausgeber von Werken zur Geschichte Baden-Württembergs, Badens und einzelner Landesteile, des Parteiwesens, biographischer Forschungen und Arbeiten zu archivarischen Fachfragen“ aus, ebenso auf seine „Bildungsreisen“ in Europa, Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika, nach Japan und China, Indonesien und in die Südsee, inbegriffen Australien und Neuseeland, alles „gemäß dem Grundsatz, man muss die Weite der Welt erfahren, um die Heimat richtig zu verstehen.“
Bereits diese Selbstdarstellung charakterisiert Haselier als eine Persönlichkeit, die ihre überdurchschnittliche Begabung und die gebotenen Bildungschancen mit Fleiß genutzt, die Gefahren des als Mannschaftsdienstgrad erlebten Krieges trotz allem ohne bleibenden Schaden überstanden und danach in Beruf und Wissenschaft ihren herausragenden Platz gefunden und ausgefüllt hat. Dieser subjektiven, von nicht geringer Selbsteinschätzung getragenen Betrachtung ist hinzuzufügen, welchen Niederschlag sein Wirken in den Akten gefunden hat, die Bewertung seiner Publikationen und schließlich die Erinnerungen derer, die ihn gekannt haben, an den Kollegen bzw. Vorgesetzten. Sie bringen ergänzende Aufschlüsse auch über den Einfluss des persönlichen Umfeldes und die Auswirkungen der jeweiligen politischen Verhältnisse auf seinem Lebensweg. Zu nennen ist etwa die weltanschaulich-politische Prägung im Elternhaus, stammte Haselier doch nach „Erläuterungen zum Meldebogen“ vom Oktober 1946 aus „einer Familie, die bis in die jüngste Zeit das Andenken an einen Teilnehmer der Revolution von 1848 ... hochhielt“. Er selbst war führendes Mitglied in der katholischen Jugendbewegung und ist in den drei Reichstagswahlkämpfen 1932/33 als Redner für die Zentrumspartei aufgetreten. Diese politischen Aktivitäten blieben nicht ohne Folgen, Haselier wurde im Mai 1933 „wegen feindlicher Einstellung zum Nationalsozialismus“ fristlos aus dem städtischen Vorbereitungsdienst entlassen, was der Breisacher Bürgermeister 1946 amtlich bestätigte. Davon hat Haselier später kein Aufhebens gemacht; vielleicht deshalb, weil die Maßregelung letztlich auch die positive Seite aufwies, dass er so, „seiner Begabung gewiss angemessener“ (Schaab 1992), zum Studium kam.
Haseliers Begabung zeigte sich schon in der Schule, und als „primus omnium“ durfte er die Abiturientenrede halten. Die späteren Zeugnisse fielen entsprechend aus: Haselier „ist hinsichtlich seiner Vorbildung in Geschichte nur schwer zu übertreffen. Er hat im Reifezeugnis, in der Promotionsprüfung wie in der Staatsprüfung in Geschichte als Hauptfach durchweg die Beurteilung sehr gut erlangt“, fasste der seinerzeitige kommissarische Direktor des Generallandesarchivs Karlsruhe, Franz Heidelberger, vor Haseliers Übertritt in die Archivverwaltung dessen Leistungen bis dahin zusammen.
Inzwischen waren jedoch wichtige Weichenstellungen erfolgt, als er 1947 in der Hochschulabteilung der Landesdirektion des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe eingestellt wurde, was durchaus den Neigungen und Fähigkeiten Haseliers entsprach. In Heidelberger, einem Lehrer und versierten Verwaltungsmann, hatte Haselier damals den zeitlebens verehrten Mentor und Förderer gefunden. Lag die Zuweisung zur Schulbehörde offenbar im vorübergehenden Mangel an Verwaltungsjuristen begründet – laufende Entnazifizierungsverfahren, Kriegsgefangenschaft, kriegsbedingter Ausfall ganzer Studienjahrgänge –, so musste dieser folgerichtig mit dem Wegfall der Ursache enden. Dies scheint Ende 1951 der Fall gewesen zu sein, als Haselier in den Schuldienst zurück versetzt wurde. Fundiertes Wissen, Eifer und Ehrgeiz blieben jedoch auch beim Lehrer nicht ohne Erfolge, wie die guten Beurteilungen, aber auch die Mitarbeit am Lehrbuch für den Geschichtsunterricht der Unterstufe belegen. Wenn Haselier sich dennoch 1953, wohl auf Veranlassung Heidelbergers, für den völlig andersgearteten Beruf des Archivars entschied, so war dies gewiss seinem Interesse an wissenschaftlicher Arbeit zuzuschreiben, wie er auch im Bewerbungsschreiben versicherte. Dennoch, dem Seiteneinsteiger fehlten damals die für den Archivar nötigen umfassenden Spezialkenntnisse in den historischen Hilfswissenschaften. Es war auch zumindest sehr mutig, wenn Heidelberger im Begleitbericht zur Bewerbung von Haselier im Oktober 1953 nach der schon zitierten Würdigung der Zeugnisnoten feststellte, der Bewerber besitze „nach seinen Studien und seinen Prüfungsarbeiten die wünschenswerte historische Vertrautheit mit den Gebieten des Tätigkeitsbereichs unseres Staatsarchivs.“
So mochten also damals durchaus Vorbehalte nicht nur in Stuttgart wegen der fehlenden Fachausbildung Haseliers bestanden haben. Zwar gab es früher eine solche weder in Württemberg noch in Baden, die damaligen Anwärter hatten sich aber in der Regel durch Studien am renommierten Institut für österreichische Geschichtsforschung in Wien oder bei ausgewiesenen deutschen Geschichtsprofessoren mit Quellenstudien und Editionsarbeiten auf den Archivdienst vorbereitet und zudem einige Jahre als wissenschaftliche Hilfsarbeiter in Archiven verbracht, ehe sie Beamte auf Lebenszeit wurden. Im jungen Land Baden-Württemberg war man damals gerade dabei, sich nun an der im übrigen Bundesgebiet fort- oder eingeführten bayerischen und preußischen Tradition der Fachausbildung zu orientieren (Archivschulen in Marburg und München). Hans-Georg Zier, der übernächste Nachfolger Haseliers als Direktor des Generallandesarchivs, absolvierte ab 1952 als erster Anwärter aus dem Land das Referendariat an der Archivschule Marburg. Mögen die von anderen Archivverwaltungen ebenfalls geäußerten Vorbehalte gegen den Seiteneinsteiger auch genereller Natur gewesen sein, dem Bewerber Haselier erschienen sie als bloßer Vorwand, in den durchaus Politik hineinspielte: Beim Altbadener Haselier wuchs Misstrauen gegenüber Stuttgart; er befürchtete künftige Zurücksetzung. Hinzu kam, dass im Herbst 1954 auch der nunmehrige Karlsruher Archivdirektor Manfred Krebs auf gewisse Kenntnislücken bei Haselier abhob, u. a. bezüglich des Mittelalters, auch wenn er diese für überwindbar hielt, was in Stuttgart aber nur als Bestätigung der geäußerten Vorbehalte gewertet wurde.
Die geschilderten Schwierigkeiten könnten als nebensächliche Querelen abgetan werden, wären nicht auch danach politische Einflussnahmen versucht worden, hätten nicht wechselseitige Verdächtigungen das Verhältnis zwischen Haselier und seinem Stuttgarter Vorgesetzten Max Miller auf Dauer empfindlich gestört und bei Haselier bis zum Lebensende eine Wunde hinterlassen, die sich in offen bekannter Verbitterung und latentem Misstrauen auswirkte. Haseliers Berufschancen sind davon letztlich nicht beeinträchtigt worden. Im Gegenteil eröffnete sich ihm eine Bilderbuchkarriere für einen Archivar, die ihn zu den über die Landesgrenzen hinaus angesehenen Direktoraten des Generallandesarchivs Karlsruhe und des Hauptstaatsarchivs Stuttgart und schließlich an die Spitze der Landesarchivdirektion mit dem Titel Präsident geführt hat. Die badische Herkunft war dabei durchaus nicht hinderlich, wie die Rede von Ministerpräsident Filbinger im März 1973 bei der Amtseinführung Haseliers in Stuttgart belegt. Der Altbadener Haselier fand jedenfalls in den folgenden Jahren im neuen Bundesland ein herausragendes Betätigungsfeld und darüber zur Aussöhnung mit der einst abgelehnten Neugliederung des deutschen Südwestens.
Haselier hat sich in der täglichen Archivarbeit mit Eifer Schwerpunktaufgaben gewidmet, etwa im Generallandesarchiv dem Aufbau des Archivbestandes badisches Kultusministerium inklusive dessen Komplettierung um die im Elsass ausgelagerten Registraturteile und der Inventarisierung der insgesamt nicht weniger als 40 000 Aktenbündel umfassenden Ministerialregistratur. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten ihm die Sammlung und Erschließung von Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten, deren Dokumentationsgehalt Haselier früh erkannte. Den Nachlass des Karlsruher Rechtsanwalts und SPD-Politikers Adolf Geck betreute er selbst. Das Inventar erschien als 28. Band der Veröffentlichungen der Archivverwaltung Baden-Württemberg. Mehr Praktiker als Archivtheoretiker besaß Haselier einen ausgeprägten Sinn für neue Aufgaben. Neben der Fürsorge für die Nachlässe sind der Ausbau der Archivtechnik und sein Engagement für die nichtstaatliche Archivpflege zu nennen. So verdankt ihm das Generallandesarchiv die erste Ausstattung mit modernen Geräten in der Fotostelle ebenso wie die intensive Betreuung von Gemeindearchiven, wobei er sich an manchen Wochenenden selbst an deren Inventarisierung beteiligte. Nicht zuletzt dank der dabei gewonnenen intimen Kenntnis örtlicher Quellenüberlieferung konnte er mehrere ortsgeschichtliche Publikationen veröffentlichen, unter denen die dreibändige, in den späten Teilen freilich breit ausufernde Geschichte seiner Vaterstadt Breisach hervorragt. Dieses im Ruhestand vollendete Werk behauptet seinen wissenschaftlichen Rang, auch wenn die fachliche Diskussion in manchen von ihm vorgetragenen Deutungen zu anderen Ergebnissen gekommen ist.
Die wissenschaftlichen Arbeiten insbesondere seiner Karlsruher Zeit sprechen für die Fähigkeit schneller Einarbeitung in die verschiedensten Forschungsbereiche der Orts- und Heimatgeschichte und selbst der mittelalterlichen Editionstechnik, so dass seiner baldigen Berufung in die 1954 neu gegründete „Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg“ nichts im Wege stand, an deren Spitze er 1979 trat. Sie erlebte während seiner Amtstätigkeit mit der Fertigstellung des Historischen Atlas in Baden-Württemberg, dem Anlaufen des Handbuches der baden-württembergischen Geschichte und einer Fülle wichtiger Publikationen von Quellen und Einzelforschungen einen Höhepunkt ihrer Tätigkeit. Die von ihm zum 25-jährigen Bestehen der Kommission 1975 herausgegebenen „Bausteine zur geschichtlichen Landeskunde von Baden-Württemberg“ bilden eine Art von Leistungsschau.
Seinem ganz persönlichen Engagement verdankt die 1960 von ihm ins Leben gerufene Karlsruher „Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein“ ihre Grundlegung und Formung. Sie bildete ein Forschungsgremium nach dem Vorbild des von Theodor Mayer 1951 gegründeten „Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte“, aber auch des Alemannischen Institutes in Freiburg und erreichte in wenigen Jahren ein beachtliches wissenschaftliches Niveau im interdisziplinären Gespräch hochqualifizierter Wissenschaftler, ohne dass man verschweigen sollte, wie sehr Haselier seine persönlichen wissenschaftlichen Planungen und seinen weiteren Aufstieg damit verbunden hat.
Zu den herausragenden Ergebnissen der Tätigkeit Haseliers als Leiter des Archivwesens gehört die Neugestaltung der Archivorganisation in Baden-Württemberg. Diese Aufgabe stand seit der Landesgründung an und hatte bereits seinen Vor-Vorgänger beschäftigt; denn zu ungleich gestalteten sich die Verhältnisse in den einzelnen Landesteilen. Die Neuorganisation geschah am 1. Januar 1975 durch das „Gesetz über die Gliederung der Archivverwaltung vom 19. November 1974“, das mit der Landesarchivdirektion als Landesoberbehörde und den ihr nachgeordneten Staatsarchiven eine zweistufige Fachverwaltung mit festen Zuständigkeiten schuf, das Hauptstaatsarchiv Stuttgart für Landtag und Ministerien sowie das Generallandesarchiv Karlsruhe und die Staatsarchive Ludwigsburg, Freiburg und Sigmaringen für die in ihren Regierungsbezirken ansässigen staatlichen Dienststellen und Fachaufgaben einschließlich der Landesbeschreibung. Dem Anschein nach brachte Haselier schon 1973 die fertigen Pläne dafür von Karlsruhe mit nach Stuttgart, wodurch sich auch die rasche Realisierung erklärte, die ihm den Weg zur Spitze der Archivverwaltung ebnete. Schon unter Haselier konnten von allen Staatsarchiven bestückte und getragene Ausstellungen – wie „USA und Baden-Württemberg“ (1976) oder über die „Wurzeln der Europabewegung“– veranstaltet werden.
Haselier selbst wusste das ihm als Chef der Archivverwaltung in die Hand gegebene Instrumentarium wirkungsvoll einzusetzen, immer energisch und mit dem ihm eigenen, nicht selten heftigen Temperament. Der Kauf der fürstlich-löwensteinischen Archive und die Schaffung eines Staatsarchivs in Wertheim für diese Erwerbungen gehen auf Haseliers Initiativen zurück, genauso wie die weitsichtige Vorsorge für die fachgerechte Unterbringung der Staatsarchive Ludwigsburg, Sigmaringen und Wertheim in dafür später großzügig ausgebauten denkmalgeschützten Gebäuden. Sei es bei der Abwehr einschneidender Sparauflagen oder Stellenstreichungen – Haselier gelang es sogar, in Teilen seiner Zuständigkeit den Personalbestand zu vermehren –, sei es beim Bemühen um ministerielle Akzeptanz vorausschauender Planungen, Haseliers Durchsetzungsvermögen war außergewöhnlich. Bei alledem kamen ihm seine guten Verwaltungskenntnisse und sein Verhandlungsgeschick, immer aber auch seine Zähigkeit zugute, während ihm andererseits nicht selten zornige Ungeduld und kaum verborgenes Misstrauen im Verkehr mit vorgesetzten Stellen oder im Umgang mit Mitarbeitern im Wege standen. Die Leistungs- und Erfolgsbilanz jedenfalls bleibt positiv und seine Leistungen wurden mit hohen Auszeichnungen und Ehrungen belohnt.
Quellen: HStAS Personalakten Haselier; GLA Karlsruhe, 450/1018.
Werke: Verzeichnis d. „Veröffentlichungen von G. Haselier“ in: ZGO 140, 1992, 449-453.
Nachweis: Bildnachweise: Fotosammlung des GLA Karlsruhe; identische Fotos in: G. Haselier, Geschichte d. Stadt Breisach am Rhein, Bd. 3, 1985, 716 u. in: ZGO 140, 1992, 444.

Literatur: Oberrheinische Studien 3. FS für G. Haselier aus Anlass seines 60. Geburtstages am 19. 4. 1974, hg. von Alfons Schäfer im Auftrag d. Arbeitsgemeinschaft für gesch. Landeskunde am Oberrhein e. V. in Karlsruhe, 1975; G. Richter, G. Haselier, in: Der Archivar 45, 1992, Sp. 491-494; M. Schaab, G. Haselier, in: ZGO 140, 1992, 445-449.
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