Strübe, Adolf 

Geburtsdatum/-ort: 07.12.1881;  Maulburg
Sterbedatum/-ort: 23.09.1973;  Schopfheim
Beruf/Funktion:
  • Maler
Kurzbiografie: Studium an der Akademie Karlsruhe bei Trübner und Schmid-Reutte
1909 Ruf nach Berlin an die Unterrichtsanstalt bei den Museen
1914-1918 Kriegsdienst
1918 Prof. für Malerei und Wandmalerei an der Hochschule für Bildende Künste Berlin
1949-1956 Mitaufbau und Lehrtätigkeit an der Freiburger Akademie
1952 Ehrenbürger von Maulburg
1955 Hans-Thoma-Preis
1971 Ehrenbürger von Lörrach
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Friedrich Strübe, Buchhalter
Mutter: Elisabeth, geb. Kuhny
Geschwister: 2, jüngerer Bruder des Dichters und Malers Hermann Burte-Strübe
GND-ID: GND/118619462

Biografie: Berthold Hänel (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 253-254

Als Strübe anläßlich seines 90. Geburtstages zum Lörracher Ehrenbürger ernannt wurde, wollte man damit einen Künstler ehren, der das malerische Schaffen im Markgräflerland während seines langen, erfüllten Lebens entscheidend mitgeprägt hat. Einen repräsentativen Teil seines umfangreichen Werkes vermachte er der Stadt Lörrach; dieses Vermächtnis ist ständig im Museum am Burghof ausgestellt. Bedacht mit bedeutsamen Bildern wurde auch die Heimatgemeinde Maulburg, deren Ehrenbürger Strübe seit 1952 war. Schon im Alter von 28 Jahren mit einem Lehrauftrag in Berlin bedacht, blieb Strübe bis 1944 in der ehemaligen Reichshauptstadt. Erst als er durch Kriegseinwirkung einen Teil seiner Arbeiten verloren hatte, kehrte er in das Markgräflerland zurück. Noch einmal stellte er seine anerkannten Lehrfähigkeiten zur Verfügung, als in Freiburg eine Akademie aufgebaut wurde. Bis in das hohe Alter blieb ihm seine Arbeitskraft erhalten. Die beiden Ehrenbürgerschaften sowie der Hans-Thoma-Preis legen Zeugnis ab von seiner Wertschätzung in der Heimat.
Strübes zu Beginn naturalistisch-akademische Seh- und Malweise erfuhr eine entscheidende Wandlung durch seine Begegnung und sein Auseinandersetzen mit der Kunst Paul Cézannes und den Werken der französischen Impressionisten und Spätimpressionisten. Deren Färb- und Formschöpfungen, deren Gefüge des Bildaufbaus, ihre Ortung von Fläche und Rhythmus der Formen oder von der Verteilung der Schatten auf der Bildfläche, in die die Naturerscheinungen sich umgesetzt finden, sollten für den Maler Strübe grundlegend und für sein ganzes künftiges Schaffen zum richtungsweisenden Ausgangspunkt werden. Innerhalb dieser Gesetzlichkeit entwickelte er sich zum Meister, der es verstand, der Atmosphäre einer Landschaft, dem Fluidum eines Porträts oder eines Aktes mit Licht und Schatten und in gesteigerter Farbe einen differenzierten Ausdruck zu leihen. Neben den Ölbildern sind besonders die Aquarelle erfüllt von feiner Empfindungskraft. Alles ist mit leichter Hand und Eleganz festgehalten von einem Künstler von beträchtlicher Virtuosität, die Beziehungen zwischen den Farbtönen sind wunderbar genau und zart. Die Intensität des Pinselstrichs setzt lichtvoll leuchtende Akzente. Besonders auch als Landschaftsmaler hat Strübe diese reichen Nuancen mit seiner Palette wiedergegeben, man denke zum Beispiel an den Isteiner Klotz, der ihn als Motiv, man kann sagen, ein Leben lang beschäftigt hat; und es ist heute interessant zu beobachten, wie diese im Laufe der Jahrzehnte im Wandel der Zeiten und Stile entstandenen Darstellungen des Klotzen für uns teilweise außer dem künstlerischen Wert auch dokumentarische Bedeutung besitzen. Immer wieder läßt sich hier der persönlichen Art des Sehens, des Fühlens, des Verstehens und Aufnehmens der Natur bei Strübe nachspüren. Er lehnte die reportageartige Wiedergabe der Wirklichkeit ab und setzte an ihre Stelle eine Interpretation und Transposition beobachteter Tatsachen, ein Verfahren, das ihm eine größere schöpferische Freiheit erlaubte. Begleitet man den Maler in das Markgräflerland zu den Dörfern mit ihren für sie typischen Satteldachkirchtürmen umgeben von dichten Rebhängen, an das Meer oder in die Mark Brandenburg, nach Südfrankreich oder Italien, so erkennt man, wie sensitiv er das Licht aufnimmt, die warmen und mehr kühlen Farbtöne gegeneinander auswiegt und die atmosphärischen Stimmungen und Spannungen unverfälscht, ohne vordergründiges Pathos umsetzt. So hat der ausgesprochen sichere Kolorist auch in seinen Porträts, unter denen das Selbstbildnis einen breiten Raum einnimmt, viel Wesentliches und Vielschichtiges herausgestellt; hier ist etwas zu spüren von des Malers innerer Unruhe, von seinem unermüdlichen Suchen wie von der seinem Auftrag gegenüber empfundenen Redlichkeit.
Nicht zuletzt glüht eine Verpflichtung zum Humanen in seinen Bildern auf. Strübe gehörte jener Künstlergeneration an, deren Schaffen entscheidende und richtungsweisende Spuren in der Entwicklung der modernen Kunst gegraben hat. Gerade in Berlin war Strübe Zeuge jenes Um- und Aufbruchs. Wenn er sich auch jener Strömungen voll bewußt war, so hielt er sich doch fern von Wirbel und Hektik und formte unermüdlich an seiner eigenen künstlerischen Handschrift. Er wußte, was Schillers Äußerung bedeutet im neunten Brief in dem Band „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“: „Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist.“
Strübe ging es in seiner Kunst stets um den Eindruck, so wie er ist, um seine ganze Stimmung, aber auch um seine Eigenart. Er war eine für lebhafte Eindrücke empfängliche Natur und besaß eine erstaunliche visuelle Sensibilität. Mit flüchtigem Pinsel sind die Aquarelle leicht hingemalt. Da gibt es kein Zögern, keine Unsicherheit, sondern eine scharfe, schnelle Sehweise, die das Wesentliche mit Hilfe kraftvoller, bestimmter Akzentuierungen festhält.
Die starke Ausstrahlung der Persönlichkeit fand auch im Wesen des Menschen Strübe seine Ausprägung. Wer dem Künstler freundschaftlich verbunden war, weiß, wie er in originellen Formulierungen ein blendender Erzähler zuweilen mit hintergründigem Humor sein konnte und weiß auch, wie sein bis ins hohe Alter gut erhalten gebliebenes Auge immer am Beobachten war. Strübe gab nicht nur seinen Schülern als hochgeschätzter Lehrer sein Können weiter, sondern machte auch seine Freunde reich durch seine Mitteilungsgabe, die er in hohem und geschultem Maße besaß. Alemannische Herkunft und Urbanität gingen bei ihm eine Verbindung ein, deren Ausstrahlung auf alle Menschen, die ihm begegneten, ihre Anziehungskraft auszuüben vermochte.
Nachweis: Bildnachweise: Selbstporträt im Museum am Burghof, Lörrach.

Literatur: Katalog der Ausstellung im Museum Lörrach vom 18. September bis 7. November 1971. Weiteres s. Lautenschlager-Schulz, Bibliographie d. bad. Geschichte Bd. 8/2 Nr. 51010.
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