Bauer, Clemens 

Geburtsdatum/-ort: 16.12.1899;  Ehingen an der Donau
Sterbedatum/-ort: 01.01.1984;  Freiburg, beigesetzt in Dietmannsried/Allgäu
Beruf/Funktion:
  • Historiker
Kurzbiografie: 1918 Notabitur am Gymnasium Schwäbisch Hall
1918 (1. 5.)-1919 (1. 3.) Militär- und Kriegsdienst (württembergische Feldartillerieregimenter 49 und 13)
1919 Einsatz in einem Freikorps
1919-1920 Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik in Tübingen, Mitglied der katholischen Verbindung Guestfalia im CV
1920-1922 Studium der Geschichte und Germanistik in München
1922 Dr. phil. München
1922-1925 Vorbereitungsdienst als Archivreferendar München mit gleichzeitigem Studium der Nationalökonomie München
1925 Archivkonkurs (Assessorenprüfung) und Auftragsarbeit am bayerischen Staatsministerium des Äußeren
1925-1927 Beurlaubung zu wirtschaftsgeschichtlichen Studien an italienischen Archiven
1927-1928 Archivassessor am Hauptstaatsarchiv München
1928 (1. 11.) Bewilligung der Entlassung aus dem bayrischen Staatsdienst
1928-1935 Assistent am Seminar für Wirtschaftsgeschichte München bei mehrmaligen Archivaufenthalten in Italien als Stipendiat der Görres-Gesellschaft
1932 Privatdozent für mittlere und neuere Geschichte der Universität München
1933-1935 Vertretung der Lehrkanzel für Allgemeine Geschichte am Herder-Institut in Riga
1935 Privatdozent und wissenschaftlicher Assistent München
1935-1936 Vertretung des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeschichte München
1936-1938 zunächst Vertretung des Lehrstuhls für Geschichte an der Staatlichen Akademie zu Braunsberg/Ermland, dort Ernennung zum Universitätsprof.
1938 Berufung auf den Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Freiburg (Nachfolge von Philipp Funk)
1942-1945 Militärdienst bei der Luftnachrichteneinheit 9/3, zuletzt als Unteroffizier
1949 Ablehnung eines Rufs auf den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte Köln
1962-1963 Rektor der Universität Freiburg
1962 Berufung auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Freiburg
1967 Emeritierung
1972 Ehrendoktorwürde der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck
1977 Erster Träger des Ehrenrings der Görres-Gesellschaft
Weitere Ehrungen: Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland
Komtur des Päpstlichen Gregorius-Ordens
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 29. 9. 1938 Luise, geb. Stadler
Eltern: Vater: Karl Bauer, Eisenbahnoberinspektor (gest. 1945)
Mutter: Anna, geb. Weingärtner (gest. 1953)
Geschwister: 3
GND-ID: GND/118653687

Biografie: Hugo Ott (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 18-22

Bauer entstammte einer württembergischen Beamtenfamilie, deren sozialer Kontext jedoch im bäuerlich-gastronomischen Milieu stand, ursprünglich im Fränkischen (Kochertal und Neckarsulm) beheimatet, dann im Ellwangischen seßhaft geworden. Der Geburtsort Ehingen fügte die oberschwäbische Komponente hierzu – Bauer hat die schiere Idylle dieses ehemals vorderösterreichischen Städtchens in lebhafter Erinnerung behalten, auch des dortigen Gymnasiums, das er als Sextaner besuchte, bis der Vater 1910 als Bahnhofsvorstand nach Schwäbisch Hall versetzt wurde, in die Heimat zurückkehrend. Bauer hat in seinen späteren meisterhaften Essays, die er den Weggefährten und Geistesverwandten widmete, die Umrisse der eigenen Biographie erkennen lassen: das erste Grunddatum war sein Schwabentum, ein neuwürttembergisches, gesättigt durch die Katholizität der Familie, aber auch des oberschwäbischen Ehingen, und durch die Liberalität des ehemals reichsstädtischen Hall, geprägt durch eine noch geschlossene, nahezu ständisch gestufte Welt der Jugendzeit, in die der 1. Weltkrieg umwälzend eingriff. Er warf den hochbegabten Abiturienten noch an die zusammenbrechende Westfront.
Bauer verließ das Gymnasium, geformt durch ein humanistisches Bildungsgut, das die späteren römischen Jahre ungemein vertieft haben, wie überhaupt das Italienerlebnis in vielfacher Hinsicht, auch für die wissenschaftliche Ausrichtung, maßgebend wurde.
Durch die Kriegserfahrung erschüttert, fand Bauer an der württembergischen Landesuniversität Tübingen angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche noch eine Atmosphäre der Geborgenheit, gleichsam in einer sicheren, kleinen und geschlossenen Welt, aus der Bauer ein wenig ausbrach, für einige Wochen in einem Freikorps im Baltikum eingesetzt, die Sorgen der Eltern vermehrend, denen der ungestüme Student längst entglitten war.
Mit dem frühen Wechsel an die Universität München ist das zweite biographische Grunddatum gegeben: Bauers Wahlmünchnertum. Sein wissenschaftlicher und auch publizistischer Aufstieg vollzog sich in der bayerischen Metropole. Hier schloß er sich zunächst dem Historiker Erich Marcks an, bei dem er, eben 22 Jahre alt geworden, über den politischen Katholizismus in Württemberg bis 1848 promovierte – ein glänzendes Talent. Das Thema „Katholizismus“ hat Bauer ein Leben lang begleitet, immer wieder ventiliert und unter den verschiedenen Aspekten beleuchtet.
Das Referendariat im bayerischen Archivdienst zwang ihn zu strenger Schulung in den hilfswissenschaftlichen Disziplinen. Und in dieser Zeit schloß er sich dem führenden Wirtschaftshistoriker Jakob Strieder an, der zu seinem eigentlichen Lehrer wurde, ohne daß Bauer sich zur vollen Schülerschaft durchringen konnte, zu weit gespannt waren seine Interessen und zu unruhig war sein Suchen, das immer wieder aus der Strenge der historischen Methodik ausbrach, ihr freilich stets verpflichtet und von ihr geleitet.
In diesen Jahren schrieb er viel für die Feuilletons Münchner Zeitungen – ein anerkannter und vielgefragter Publizist schon als Mittzwanziger. Es waren die Jahre der entscheidenden Begegnungen in dem spezifisch Münchner Milieu, das für ihn Lebensluft war. Der Kreis um Theodor Haecker, der Kreis um Carl Muth vom Hochland – prägende Zirkel, Orte entscheidender menschlicher Begegnungen, die oft zu Lebensfreundschaften wurden: Franz-Joseph Schöningh und Heinrich Wild. Bauer hat von diesen Jahren gezehrt – bis zuletzt. Hier fand er die Orientierung gerade bei der Suche nach dem letzten Sinn des Menschen, in seinen Fragen nach dem Sinn der Geschichte. Die Nähe zu T. Haecker, dem schwäbischen Landsmann, und anderen bewahrte ihn vor dem Abgleiten in das Unverbindliche und zwang ihn zur Standortbestimmung gerade nach 1933, als Bauer den Namen seiner Mutter „Weingärtner“ verwendend, als Peter Weingärtner im Hochland schrieb, in jener Zeitschrift, die ein Fremdkörper in der gelenkten Publizistik des Regimes war, höchstens noch toleriert. Es galt – und das war ein Weg zwischen Skylla und Charybdis –, innerhalb eines immer enger werdenden Spielraums die besondere Aufgabe der Nichtkonformität zu erfüllen. Mit Haecker ging er den Weg einer Geschichtstheologie, auch wenn er solches nicht explizit formulierte. Wir wissen es aus seinen Essays.
Von J. Strieder, schon 1925 nach Italien geschickt zu wirtschaftsgeschichtlichen Studien in den Archiven, erfuhr Bauer Rom als Bildungserlebnis, aber auch als reiche Quelle finanzgeschichtlicher Arbeiten für das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit. Eine erste Frucht war der aufsehenerregende Aufsatz „Epochen der Papstfinanz“ in der Historischen Zeitschrift 1927, mit dem Charakter eines Entwurfs, der später nicht mehr ausgeführt wurde, weil andere wissenschaftliche Vorhaben in den Vordergrund traten. Leider blieb somit ein gewaltiges Material unausgewertet. Mit dem verwandten Thema „Mittelalterliche Staatsfinanz und internationale Hochfinanz“ debütierte Bauer 1930 im Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft. Diese Gesellschaft sollte so etwas wie wissenschaftliche Heimstatt werden, zunächst in der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Sektion, die damals Strieder vorbildlich leitete. An der großen Festschrift „Die soziale Frage und der Katholizismus“, die zum Jubiläum Rerum Novarum 1931 erschien, arbeitete Bauer mit, das zweite wichtige Thema, das 19. Jahrhundert, vertiefend. Den Hauptforschungsgebieten, Spätmittelalter und frühe Neuzeit einerseits, sowie 19. Jahrhundert andererseits, ist Bauer im Verlaufe seines langen Lebens treu geblieben. Wir verdanken ihm grundlegende Arbeiten zum Frühkapitalismus, hier in der Nachfolge der Strieder-Richtung, vor allem die große Untersuchung „Unternehmung und Unternehmensformen im Spätmittelalter und in der beginnenden Neuzeit“ (1936), wo der Versuch gemacht ist, die kapitalistische Unternehmung und ihre innere Organisation aus der Isolierung zu lösen und ihre Funktion innerhalb eines engeren und weiteren Ordnungszusammenhangs der Wirtschaft zu beschreiben, mit anderen Worten: die Gesamtordnung des Wirtschaftslebens und die Ordnung der wichtigsten wirtschaftlichen Sektoren mitzubedenken, um so zu einer präzisen Fassung des Begriffes „Frühkapitalismus“ zu gelangen. Dieses Problem zieht sich durch das Lebenswerk von Bauer, besonders in den wichtigen Studien zur Wirtschafts- und Sozialethik, etwa über Conrad Peutinger und die großen Monopoldiskussionen auf den Reichstagen des frühen 16. Jahrhunderts. Wirtschaftsethik und Naturrechtsproblematik beschäftigten ihn zeitlebens.
Die Anbindung an die Kultur des frühen Industriezeitalters, vor allem des 19. Jahrhunderts, das Schicksal des Katholizismus und der Katholiken in den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen nach der Zerschlagung des Alten Reiches waren Bereiche, die Bauer seit seiner Dissertation nie verließ, in einer Vielzahl von Studien, nicht zuletzt im Hochland vertiefend. Denn: historisches Fragen war für Bauer immer auch genährt aus den Zeitbezügen und aus der Zeitkritik. Er war einer, der den deutschen Katholiken die Wege aus den verschiedenen Ghettos weisen wollte.
1932 in München für mittlere und neuere Geschichte habilitiert, – die umfangreiche Habilitationsschrift zur Geschichte des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Finanz- und Steuerwesens ist – bedauerlicherweise – nicht gedruckt – immer noch auf die karge, außerordentliche Assistenz bei Strieder angewiesen, nahm er bereitwillig die Vertretung der Lehrkanzel für allgemeine Geschichte am Herder-Institut in Riga für die Studienjahre 1933-35 an, die Erfahrung des Auslandsdeutschtums gewinnend, in einer Zeit der politischen Umwälzung im Reich, in einer besonderen Bewährung stehend, weil der Nationalitätenkampf in den baltischen Staaten innig verwoben war mit der Entwicklung im Reich und auf das Reich Hitlers die Hoffnungen schlechthin gegründet waren. Für die jungen Dozenten aus dem Reich, die in Riga tätig waren, ergab sich eine schwierige Lage insofern, da alle reichsdeutschen Gastdozenten zu einer Auslandsdozentengruppe zusammengeschlossen wurden und im November 1933 automatisch in die Auslands-Organisation der NSDAP überführt wurden. Die Übernahme der Geschichtsprofessur im ostpreußischen Braunsberg 1936 fügte dem Erfahrungsschatz von Bauer die Nuance des katholischen Grenzlanddeutschtums hinzu. Als im ausgehenden Wintersemester 1936/37 nach dem Tod von Philipp Funk die Philosophische Fakultät der Freiburger Universität einen Nachfolger auf den konkordatär gebundenen Lehrstuhl für Geschichte suchte, da wurde der junge, seit kurzem in Braunsberg lehrende Bauer allenthalben primo loco genannt - sehr zum Unwillen bestimmter außeruniversitärer Kreise in Freiburg, die beim Kultusministerium präventiv intervenierten. Der Wortführer schrieb: Bauer habe mit Philipp Funk und Herman Hefele das schwäbische Historikertrio gebildet, das fest zusammenhielt. So habe Funk, als er von Braunsberg nach Freiburg ging, Hefele nachgezogen und nach Hefeles Tod 1936 sei Bauer gefolgt. Und jetzt drohe die Berufung Bauers nach Freiburg, und dann wörtlich: „Bauer war lange Jahre, wie ich weiß, ein dicker Zentrumsmann. Deshalb hat man Bauer von München gerne abgeschoben. Ich kann mir nicht denken, daß Bauer eine gute Erwerbung für Freiburg wäre. Wir brauchen bewährte nationale Männer.“ Diese primitive Denunziation fruchtete nicht, weil die Universität sich von Qualitätsgesichtspunkten leiten ließ. Bauers Berufung wäre in jeder Hinsicht für Freiburg ein besonderer Gewinn, schrieb der Rektor an die Reichsminister für Wissenschaft im Sommer 1937, alle Störmanöver beendend und für Bauer den Weg nach Freiburg ebnend, das dann über Jahrzehnte für ihn die eigentliche wissenschaftliche und menschliche Heimat geworden ist, das dritte biographische Grunddatum. Geichwohl sah sich Bauer als Inhaber einer sogenannten Weltanschauungsprofessur, die im badischen Konkordat von 1932 verankert war, zusammen mit dem Philosophen-Kollegen Martin Heidegger in bestimmten Kreisen der Philosophischen Fakultät, den angeblich vorurteilsfreien Kollegen, angefeindet. Er hat aus seiner Katholizität keinen Hehl gemacht, sein wissenschaftlicher Rang verbot offene Feindseligkeit. In Freiburg fand er bald den Weg zu Zirkeln, die sich aus der politisierten Universität heraushielten, neben Gerhard Ritter waren dies vor allem die Wirtschaftswissenschaftler Walter Eucken, Adolf Lampe und Constantin von Dietze. Obwohl Bauer während des Krieges durch den Militärdienst von dieser „Fakultät der anständigen Menschen“ (so nannte der Nationalökonom Karl Diehl diesen Kreis) getrennt war, konnte er doch mitunter an den Beratungen teilnehmen, die grundlegende Fragen christlicher Ethik, des Naturrechts und des Widerstandsrechts betrafen. Die Nähe zum Widerstandskreis des 20. Juli 1944 war gegeben.
Mit dem Agrarpolitiker von Dietze hat Bauer nach dem Krieg zu fruchtbarer Kooperation in dem sozialethischen Seminar gefunden auch in dem Bestreben, auf die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung einzuwirken.
Daß die Görres-Gesellschaft auf die Kapazität von Bauer bei der 6. Auflage des Staatslexikons zurückgriff, war naheliegend. Die Jahrestagung der Gesellschaft von 1955 war dabei weichenstellend. Wer Bauers Vortrag von Trient 1963 zur Vollendung der 6. Auflage des Staatslexikons kennt, weiß, welche Verdienste sich dieser Gelehrte als Vorsitzender des Redaktionsausschusses erworben hat. Viel namenlos gebliebene Arbeit ist in dieses Unternehmen eingegangen, aber mit Artikeln wie „Kapitalismus“ und „Liberalismus“, die den eigenwilligen Stil, die begriffliche Klarheit, die Kraft der Synthese, den systematischen Zugriff und die ordnungstheoretische Schulung Bauers deutlich machen, ist auch gewissermaßen leitmotivisch angeklungen, welche Wandlungen im wissenschaftlichen Katholizismus Deutschlands erfolgt waren. Bauer hatte in dieses Unternehmen „Staatslexikon 6. Auflage“, das in sechs Jahren vollendet werden konnte, auch eine wissenschaftliche Ernte eingefahren, die Ernte des gereiften Historikers, der sich freilich dann noch nicht auf das Altenteil zurückzog, Verantwortung übernehmend für die Universität und für öffentliche Aufgaben, die Medienpolitik der 50er und 60er Jahre beispielsweise beobachtend und beeinflussend, und auch nach der Emeritierung 1967 aktiv bleibend, so lange es die Kräfte zuließen.
Das Rektorat der Universität Freiburg, deren Geschichte Bauer im Zusammenhang mit dem 500jährigen Jubiläum (1957) in wesentlichen Bereichen erhellt hat, durfte er noch in einer Phase gesicherter akademischer Stabilität bekleiden – freilich bereits im Zeichen des stürmischen Ausbaus der alten Universitäten und der Neugründungswelle. Bauer hat solche Entwicklungen eher zurückhaltend verfolgt. Ihm blieb erspart, als aktiver Hochschullehrer die Jahre der Unruhe, der Zerstörung traditioneller Ordnung mittragen zu müssen, für ihn Ausdruck ephemerer Turbulenz, nicht vergleichbar mit den Umbrüchen, die im 3. Reich und nach 1945 von der Universität gemeistert werden mußten. Hatte doch Bauer, im März 1945 aus dem Militärdienst entlassen und noch einbezogen in das kurzzeitige Exil der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität im oberen Donautal bei Beuron (bis Juli 1945), nach der Rückkehr nach Freiburg maßgeblich am inneren und äußeren Aufbau der Universität mitgewirkt als Mitglied eines eher informellen Leitungsgremiums, das dem Rektor zugeordnet war. Unter den schwierigen Bedingungen der Besatzungszeit erwarb sich Bauer große Verdienste bei der Organisation der von der Universität Basel getragenen „Markgräfler Hilfe“. In den Hungerjahren konnten bis zu 120 Freiburger Studenten in Basel studieren, natürlich ordentlich verpflegt, im Lörracher „Storchen“ internatsmäßig untergebracht.
Auch nach der Emeritierung konnte Bauer seinen Sachverstand und sein historisches Urteilsvermögen in wissenschaftliche Gremien einbringen: als Mitglied der „Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien“, der 1962 gegründeten „Kommission für Zeitgeschichte“ und nicht zuletzt der „Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg“, deren Vorgängerin, der „Badischen Historischen Kommission“, er schon angehört hatte. Themen der badischen Geschichte ließ Bauer bevorzugt von seinen Doktoranden bearbeiten. Seine Mitarbeit im „Alemannischen Institut“ war selbstverständlich ebenso wie beim „Kirchengeschichtlichen Verein der Erzdiözese Freiburg“, dessen 2. Vorsitzender Bauer über mehrere Jahrzehnte war. Er gehörte auch zu den Herausgebern der „Forschungen zur oberrheinischen Geschichte“, in welcher Reihe einige der von ihm betreuten Doktorarbeiten erschienen. Das otium cum dignitate war ihm vergönnt, der freilich immer einsamer wurde, als die Freunde starben und auch die Gattin einige Jahre im Tod vorausging. Als gläubiger Christ, freilich immer um den Glauben ringend, stellte er sich den bedrängenden Fragen in einer Welt, die im argen lag. Der geschichtliche Sinn ist ihm dabei steter Wegbegleiter gewesen, auch dort, wo es Umwege gab.
Werke: Die wichtigsten Beiträge in: Gesammelte Aufsätze zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1965 bei Herder/ Freiburg, dort auch genaues Werksverzeichnis bis 1965; – weiterhin Bauer zentral erscheinende Studien, in: Deutscher Katholizismus. Entwicklungslinien und Profile. Knecht/Frankfurt 1964.
Nachweis: Bildnachweise: Mehrere Kreidezeichungen von Prof. Rudolf Riester (teils in Privatbesitz, teils im Besitz von Herrn Riester).

Literatur: Festschrift für C. Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von Erich Hassinger, J. Heinz Müller u. Hugo Ott unter dem Titel: Geschichte und Wirtschaft, in: Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft (mit Porträtfoto). Duncker u. Humblot, Berlin 1974; Hugo Ott, C. Bauer zum 75. Geburtstag, in: ZGO 123, 1975, 243-250 (mit Darstellung der von Bauer betreuten Dissertationen); ders., Worte des Gedenkens an C. Bauer, in: Jahres- und Tagungsbericht der Görres-Gesellschaft 1984. Köln 1985, 96-101; Hermann Kellenbenz, Nachruf C. Bauer, in: VSWG 72, 1985, 298-300.
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