Verkade, Willibrord 

Andere Namensformen:
  • Taufname: Jan
Geburtsdatum/-ort: 18.09.1868; Zaandam bei Amsterdam, Niederlande
Sterbedatum/-ort: 19.07.1946;  Beuron
Beruf/Funktion:
  • Maler, Benediktinermönch, Schriftsteller
Kurzbiografie: 1883–1887 Handelsschule in Amsterdam
1887–1889 Malereistudium an der Rijksakademie Amsterdam
1891 Parisreise; Bekanntschaft mit Paul Gauguin und Paul Sérusier, Mitglied der Künstlergruppe der „Nabis“ (Propheten), arbeitet in der Bretagne
1892 erneut in der Bretagne, kath. Taufe
1893 Florenz, Kloster Fiesole, Briefkontakt mit Lenz, erster Besuch in Beuron
1894 Ausstellung in Kopenhagen, Künstleroblate in Beuron
1895–1897 Künstleroblate in Prag St. Gabriel
1897 Novize in der Abtei Beuron
1902 Priesterweihe
1905 Organisation des Beitrags der Beuroner Kunstschule für die 24. Secessionausstellung in Wien
1906–1908 Weiterbildung als Maler in München
1909–1912 Jerusalem, Abtei Mariä Heimsuchung auf dem Sion
1913–1914 Wien, Karmelitenkirche, endgültige Rückkehr nach Beuron
Weitere Angaben zur Person: Religion: Mennonit, konvertiert rk.
Eltern: Vater: Ericus Gerhardus Verkade, Fabrikant (1835–1907)
Mutter: Eduarda Thalia, geb. Koning (1841–1917)
Geschwister: 7: darunter: Zwillingsbruder Ericus; Eduard; Anna
GND-ID: GND/118768093

Biografie: Hubert Krins (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 294-295

Mit Verkade kommt ein Maler der Moderne nach Beuron. Er hatte innerhalb der „Nabis“ seinen Weg gefunden. Der Schwerpunkt lag in Landschaftsbildern und Porträts. Geschlossener Umriss und klar abgegrenzte Farbflächen sind wichtige Merkmale seines in der Bretagne entwickelten malerischen Stils. Der Wunsch, Fresken zu malen, wie es die Künstler der Renaissance verstanden hatten, führte ihn nach Italien und nach Beuron. Doch traf er hier auf andere stilistische Prinzipien, was zu lebhaften Auseinandersetzungen mit dem Hauptmeister der Beuroner Schule, Desiderius Lenz, führte. Insbesondere das Eingehen auf die Natur – von Lenz entschieden abgelehnt – stand zwischen ihnen. Ordnete Verkade sich zunächst unter, so suchte er ab 1903 wieder größere Freiheit zu erlangen. So gelang es ihm, in den Brustbildern der Heiligen in der Kirche zu Aichhalden eine Synthese zwischen porträthafter Naturnähe und der von Lenz in seinem Kanon niedergelegten geometrischen Formelhaftigkeit zu erreichen. Fortan nahm Verkade in der Beuroner Kunstschule eine Sonderstellung ein, die auch längere Zeiten der Abwesenheit von Beuron einschloss. Nach 1914, als ihm mit der Kreuzabnahme in der Johannes vom Kreuz-Kapelle in der Karmelitenkirche zu Wien-Döbling sein Hauptwerk als Freskenmaler gelingt, malte er – mit Ausnahme einer zweiten Kapelle ebendort 1924 – nicht mehr. Eine wichtige Rolle kam Verkade in der öffentlichen Vermittlung der Beuroner Kunst zu, da er 1905 und 1907 Ausstellungen von deren Werken in Wien und Aachen organisierte. Auch machte er seine französischen Malerfreunde Maurice Denis, Emile Bernard und Paul Sérusier mit der Kunst der Beuroner Kunstschule bekannt. Ohne Verkades Vermittlung wären die Übersetzungen der „Ästhetik der Beuroner Schule“ von P. Desiderius Lenz ins Französische (1905) und ins Niederländische (1912) nicht zustande gekommen.
Künstlerische Werke: Neben Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen in privaten und öffentlichen Sammlungen: die Bemalung der Kirchenfassade in Beuron (1899, Mittelbild der Mantelteilung des hl. Martin erneuert erhalten); die Bemalung der Kirchenvorhalle in Beuron (1900); die Ausmalung der Kirche in Aichhalden (1906); die Ausmalung der nicht erhaltenen Hauskapelle der Franziskanerinnen in Heiligenbronn bei Horb (1908, zwei Bilder abgenommen); die Ausgestaltung der Kapelle des hl. Johannes vom Kreuz in der Karmelitenkirche zu Wien-Döbling (1913–1914) mit Glasfenstern und dem Wandgemälde der Kreuzabnahme; die Ausmalung der Kapelle der hl. Theresia von Avila ebenda (1924).
Mit dem Erscheinen des ersten Bandes seiner Autobiographie 1920 setzt ein reiches schriftstellerisches Schaffen Verkades ein, zumal seine Veröffentlichungen sehr erfolgreich sind, bis zu neun Auflagen erleben und teils auch in mehrere andere Sprachen übersetzt worden sind.
Quellen: NL im KunstA der Erzabtei Beuron; Briefwechsel mit Künstlerfreunden an vielen Stellen verstreut.
Werke: (Auswahl) Die Unruhe zu Gott. Erinnerungen eines Malermönchs, 1920; Der Antrieb ins Vollkommene. Erinnerungen eines Malermönchs, 1931; ein geplanter 3. Band seiner Erinnerungen liegt nur als Manuskript in Beuron vor; Suso Mayer, Beuroner Bibliographie 1863–1963, 144–147.
Nachweis: Bildnachweise: in der Neuaufl. von „Die Unruhe zu Gott“, 1954 (Frontispiz).

Literatur: (Auswahl) Caroline Boyle-Turner, Jan Verkade, ein holländischer Schüler Gauguins, Ausstellungskatalog Zwolle 1989; Adolf Smitmans, Jan Willibrord Verkade, Kunst, jenseits von Natur und Gesetz, in: erbe und auftrag 75 (1999), 361–374; Annegret Kehrbaum, Die Nabis und die Beuroner Kunstschule, Jan/Willibrord Verkade. Aichhaldener Wandgemälde (1906) und die Rezeption der Beuroner Kunst durch die Gauguin-Nachfolger, 2006; P. Willibrord Jan Verkade, Künstler und Mönch, hg. von Adolf Smitmans, Ausstellungskatalog Beuron 2007 (dort weitere Literaturhinweise).
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