Aichele, Erwin
Geburtsdatum/-ort: | 1887-10-07; Höhefeld bei Wertheim |
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Sterbedatum/-ort: | 1974-11-27; Eutingen/Enz |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1904-1907 Studium an der Großherzoglichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe 1907 Schüler Heinrich von Zügels in München 1909-1911 Studium an der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe 1912-1937 Lehrer an der Goldschmiedeschule in Pforzheim 1933-1944 Lehrauftrag für Tiermalerei an der Badischen Hochschule der bildenden Künste in Karlsruhe 1936 Verleihung des Professorentitels 1937-1944 Zeichenlehrer an der Badischen Kunstgewerbeschule in Pforzheim 1946-1952 Lehrer an der Staatlichen Meisterschule in Pforzheim 1974 Ehrenbürger der Gemeinde Eutingen/Enz |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: evangelisch Verheiratet: 1919 Freiburg i. Br., Marie Charlotte, geb. Boedicker Eltern: Vater: Jakob Aichele, Lehrer Mutter: Emilie, geb. Weiss Geschwister: 4 Kinder: 2 Söhne 1 Tochter |
GND-ID: | GND/11899168X |
Biografie
Biografie: | Michael Koch (Autor) Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 1-2 Als ältester von fünf Söhnen einer Lehrerfamilie verbrachte Aichele seine Kindheit und Jugend in verschiedenen nordbadischen Dörfern wie Daudenzell, Niefern und Eggenstein, in die sein Vater jeweils versetzt worden war. Die ländliche Lebenswelt förderte nachhaltig seine früh entwickelte Neigung, die heimische Fauna und Flora genau zu beobachten und zu zeichnen. Auf Empfehlung des bekannten Karlsruher Tiermalers Viktor Weishaupt nahm Aichele 1904 das Studium an der Großherzoglichen Kunstakademie auf und besuchte zunächst die Zeichenklasse von Ernst Schurth, anschließend die Landschafter- und Tierklasse von Julius Bergmann. Ein Stipendium ermöglichte ihm 1907 die Fortsetzung der künstlerischen Ausbildung bei Heinrich von Zügel in München, dem damals bedeutendsten Tiermaler und führenden Vertreter des Impressionismus in Deutschland. Dessen lockere, die Bildmotive aus pastösen Farbflecken aufbauende Malweise widersprach jedoch grundlegend Aicheles naturalistischer Auffassung, so daß der Münchener Aufenthalt ohne entscheidenden Einfluß auf seine weitere künstlerische Entwicklung blieb. 1909 wechselte Aichele an die Karlsruher Kunstgewerbeschule über, die er zwei Jahre später mit dem Zeichenlehrerexamen abschloß. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, nahm er eine Lehrtätigkeit an der Gewerbeschule in Karlsruhe auf, fand aber bereits 1912 eine seiner Begabung gemäßere Anstellung im Zeichenfach an der Goldschmiedeschule in Pforzheim. Wie kaum ein anderer deutscher Maler des 20. Jahrhunderts widmete Aichele sein künstlerisches Lebenswerk der Darstellung von Tieren, zumeist Vögeln, in ihrer heimischen Umgebung. Demgegenüber beanspruchen Landschaften, Pflanzenstudien oder Stilleben nur einen geringen Teil des viele hundert Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen umfassenden, über zahlreiche Privatsammlungen verstreuten sowie im Nachlaß verwahrten Œuvres. Tiere erscheinen schon in Aicheles frühen, pedantisch naturgetreuen Kompositionen nicht als bloße Studienobjekte oder Staffage, sondern gleichsam porträtartig als unverwechselbare „Tierpersönlichkeiten“, wie der Künstler einmal formulierte. Das Streben, die präzise Naturbeobachtung jeweils mit der dekorativen Ausgestaltung des landschaftlichen Ambientes zu verbinden, teilte Aichele mit dem von ihm verehrten schwedischen Tiermaler Bruno Liljefors, den er 1926 in Oesterby besuchte. Bereits in jungen Jahren Mitglied im „Bund für Vogelschutz e. V.“ stand Aichele zeitlebens in engem Kontakt zu renommierten Zoologen und Ornithologen, darunter Professor Otto Fehringer, für dessen ab 1926 erschienene Taschenbuchfolge „Die Vögel Mitteleuropas“ er 150 Tafeln anfertigte. Auf seinem 1931 erworbenen Anwesen in Eutingen bei Pforzheim hielt Aichele in Freigehegen und Volieren heimische Tiere aller Art, die er bevorzugt als Modelle für seine künstlerischen Darstellungen wählte und denen er jeweils Eigennamen gab. In seinem Spätwerk versuchte sich Aichele von dem bisweilen zoologisch-lehrhaften Stil seiner Arbeiten der zwanziger und dreißiger Jahre zu lösen. Von den Kompositionen Franz Marcs und Paul Klees angeregt, jedoch ohne deren symbolisierenden Absichten zu folgen, gliederte Aichele die Bildhintergründe in transparente, leuchtende Farbflächen und reduzierte die äußeren Erscheinungsformen der Tiere auf wenige charakteristische Wesenszüge. Den als Konsequenz aus dieser Hinwendung zum modernen Anti-Naturalismus denkbaren Schritt zur Abstraktion hat Aichele nicht getan, sondern ist seinem persönlichen Stil bis zuletzt ebenso treu geblieben wie dem Bildgegenstand Tier. Dies sichert ihm über die lokale Bedeutung hinaus eine Ausnahmestellung in der deutschen Malerei nach 1945. |
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Werke: | Meine Modelle und Freunde. Plauderei mit Bildern, in: Velhagen und Klasings Monatshefte 47/1, 1932/33, 409-414, 423 |
Nachweis: | Bildnachweise: Porträtfotos in Schöner u.a. (vgl. Literatur), 23 ff., 45, 74 f., 112 f., 158 f., 210 f. |
Literatur + Links
Literatur: | Hans Karl Kiefer, Erwin Aichele, ein deutscher Tiermaler, Pforzheim 1926; Vollmer 1, 2. Aufl. 1985, 18; Der Tiermaler Erwin Aichele, hg. von Hans Schöner u. a., Königsbach-Stein 1988; BbG Nr. 48021 |
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