Dillinger, Karl 

Geburtsdatum/-ort: 14.10.1882; Karwin/Österreichisch-Schlesien
Sterbedatum/-ort: 22.01.1941; Dirmstein/Pfalz
Beruf/Funktion:
  • Maler
Kurzbiografie: 1899-1902 Studium an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe
1902-1906 Studium an der Kunstakademie Stuttgart
1906-1907 Teilnahme an Kursen der Académie Julian in Paris
1907-1909 Meisterschüler von Adolf Hölzel und Robert von Haug in Stuttgart
1909-1921 Freischaffender Maler in Mannheim
1924-1933 Fachlehrer an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe
1926 Ernennung zum Prof.
1933 Aus politischen Gründen seines Lehramtes enthoben
1934-1941 Freischaffender Künstler in Grethen/Pfalz
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Carl Dillinger, Braumeister
Mutter: Name unbekannt
Geschwister: unbekannt
GND-ID: GND/122698967

Biografie: Michael Koch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 62-63

Nach der Übersiedlung seiner Familie aus Schlesien in die Pfalz besuchte Dillinger zunächst eine Privatschule in Mannheim und trat anschließend in die Karlsruher Kunstgewerbeschule ein, um sich zum Möbelzeichner bzw. zum Dekorationsmaler ausbilden zu lassen. 1902 scheiterte der Zwanzigjährige aus unbekannten Gründen mit einem Aufnahmegesuch an die Großherzogliche Kunstakademie, er konnte jedoch noch im selben Jahr das Studium in der Zeichen- und Malklasse der Königlichen Kunstschule in Stuttgart beginnen. Wurde hier die handwerkliche Basis für seine spätere künstlerische Tätigkeit gelegt, so erhielt er die entscheidenden stilprägenden Anstöße durch seinen ersten Parisaufenthalt 1906-07, als er sich mit den Werken Paul Cézannes und der französischen Impressionisten auseinandersetzte, darüber hinaus seine Maltechnik an der bekannten Privatakademie von Rodolphe Julian vervollkommnete.
Unter dem Einfluß der Franzosen begrenzte Dillinger sein Motivrepertoire auf Menschen, Gegenstände und landschaftliche Situationen seiner alltäglichen Umgebung. Dem nüchternen Realismus seiner Themenwahl korrespondiert der unprätentiöse, die Formen zu summarischen Farbflächen verdichtende Malvortrag. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für Dillingers stets auf Eigenständigkeit bedachte Annäherung an Cézanne ist sein Selbstbildnis aus den frühen zwanziger Jahren (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe). Mit breiten, energisch aufgetragenen Pinselstrichen sind die wesentlichen physiognomischen und charakterlichen Züge der schräg in den neutralen Bildraum gesetzten Künstlerpersönlichkeit erfaßt. Der hier mit selbstsicherer Konsequenz verwirklichte Formenaufbau aus kontrastierenden und abgestuften Farbflächen prägt auch die späteren Porträts (z. B. Bildnis Gustav Wolf, 1925-30, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bildnis des Vaters, 1931-32, Stadt Ludwigshafen) wie auch die zahlreichen Aktdarstellungen Dillingers aus den frühen dreißiger Jahren. Gegenüber diesen bisweilen düster anmutenden, das menschliche Erscheinungsbild niemals beschönigenden figurativen Werken stehen die Landschaften der mittleren Schaffensperiode des Künstlers ganz im Zeichen eines von Renoir beeinflußten lichtvollen und unbeschwerten Realismus. 1928 erwarb die Karlsruher Kunsthalle mit dem Ölgemälde „Blühender Obstgarten“ ein besonders charakteristisches Beispiel dieser Stilphase, in der Dillinger einerseits die skizzierende Pinselschrift des Impressionismus aufnahm, zugleich aber die Festigkeit und Klarheit des Liniengefüges gegenüber der formauflösenden atmosphärischen „peinture“ seines Vorbildes behauptete.
Dillinger zeigte dieses Bild 1927 in Freiburg i. Br. auf der ersten Ausstellung der Badischen Secession, zu deren Gründungsmitgliedern er neben Karl Hofer, Alexander Kanoldt, Hans Meid und anderen Künstlern südwestdeutscher Herkunft zählte. Sowohl die Zugehörigkeit zu dieser an sich unprogrammatischen, der völkisch-nationalen Kulturpropaganda in Baden jedoch entschieden widerstreitenden Künstlergemeinschaft, als auch Dillingers Vorliebe für den modernen französischen Kolorismus waren für die Nationalsozialisten Grund genug, um den Maler im Sommer 1933 aus seinem Karlsruher Lehramt zu entlassen. Betroffen zog sich Dillinger in den kleinen Ort Grethen-Hausen bei Bad Dürkheim zurück und beschränkte sich bis 1935 ausschließlich auf das Zeichnen. Durch eine schwere Krankheit an seine unmittelbare häusliche Umgebung gebunden, widmete er sein Spätwerk dem Pfälzer Wald, insbesondere der Hügel- und Wiesenlandschaft des Isenachtales, das er in immer neuen und künstlerisch höchst eindrucksvollen Bildformulierungen festhielt (z. B. Zwei Frauen, 1939, Privatbesitz; Bäume am Hang, um 1938, Pfalzgalerie Kaiserslautern).
Werke von Dillinger werden in den staatlichen und kommunalen Kunstsammlungen Badens und der Pfalz verwahrt. Der Hauptteil des neben Ölgemälden auch bedeutende Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen und Radierungen umfassenden Oeuvres gelangte 1963 als Vermächtnis in den Besitz der Stadt Ludwigshafen am Rhein.
Nachweis: Bildnachweise: Selbstbildnis in: Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, Inv. Nr. 1567.

Literatur: AKat. K. Dillinger, Kunstverein Ludwigshafen 1951; AKat. K. Dillinger, Pfalzgalerie d. Pfalz. Landesgewerbeanstalt Kaiserslautern 1951; AKat. K. Dillinger, Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus Ludwigshafen 1965; Jan Lauts/Werner Zimmermann, Staatl. Kunsthalle Karlsruhe. Kat. Neuere Meister, Karlsruhe 1971, 54-55 (Textband), Abb. S. 74-75 (Bildband); AKat. Kunst in Karlsruhe 1900-1950, Bad. Kunstverein u. Staatl. Kunsthalle, Karlsruhe 1981, 150; Vollmer 1, 1985 2. Aufl., 567.
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