Faber du Faur, Adolph Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 27.03.1826;  Aalen-Wasseralfingen
Sterbedatum/-ort: 18.08.1918; Newark
Beruf/Funktion:
  • Hütteningenieur und Metallurg
Kurzbiografie: 1840-1844 Polytechnische Schule in Stuttgart
1844 Erste Dienstprüfung für das Berg- und Hüttenwesen
1845 Bergkandidat beim Hüttenwerk Wasseralfingen
1847 Provisorische Anstellung beim Hüttenwerk Wasseralfingen
1848 Versetzung zum Hüttenwerk Unterkochen
1850 Auswanderung nach Amerika
1861-1865 Kriegsdienst im Heeresingenieurkorps
1865-1868 Beteiligung am Erweiterungsbau des Kapitols in Washington, D.C.
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1849 Wilhelmina (geb. 1831)
Eltern: Vater: Wilhelm Faber du Faur (1786-1855), Bergrat und Hüttenverwalter
Mutter: Henriette Auguste, geb. Gottlieb (1798-1886)
Geschwister: Auguste Wilhelmine Sophie
Wilhelm August
Auguste Wilhelmine
Carl Emil
Emma Wilhelmine
Friedrich Albert
Maria
Kinder: Auguste
Sophie
Wilma
Emma
Adolph
GND-ID: GND/135925215

Biografie: Uwe Fliegauf (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 71-72

Aufgewachsen in unmittelbarer Nähe des ostwürttembergischen Hüttenwerks Wasseralfingen war Faber du Faur bereits seit frühester Kindheit mit dem Eisenhüttenwesen vertraut und sein späterer beruflicher Werdegang fast zwangsläufig vorgezeichnet. Unter der mehr als 30jährigen Ägide seines berühmten Vaters Wilhelm entwickelte sich dieser staatliche Hüttenbetrieb vom rückständigen Regionalwerk zu einer technologisch führenden Eisengießerei und zum wirtschaftlichen Zentrum der südwestdeutschen Eisenindustrie. Die Familie des hochangesehenen Hüttenverwalters, der wegen seiner Erfindungen rasch zu internationalem Renommee gelangte und im Staatsdienst avancierte, lebte in einer großzügigen Dienstwohnung und in materiell gesicherten Verhältnissen, die dem jungen Faber du Faur und seinen Geschwistern eine unbeschwerte, glückliche Kindheit bescherten. Ruhten die Hoffnungen des Vaters anfangs ganz auf seinem erstgeborenen Sohn Wilhelm August, so veränderte der tragische Unfalltod des gerade Elfjährigen auch das Leben seines nächstjüngeren Bruders tiefgreifend. Nun stand er mit einem Mal im Zentrum der väterlichen Förderung und Lenkung, sollte dessen berufliches Werk fortsetzen und eine neue, weniger militärische als vielmehr hüttentechnische Familientradition begründen.
Bevor die Familie 1843 wegen der Beförderung des gesundheitlich angeschlagenen Vaters zum königlichen Bergrat nach Stuttgart übersiedelte, besuchte Faber du Faur schon seit drei Jahren die dortige polytechnische Schule, wo er wegen seines Fleißes und seiner guten Leistungen sehr geschätzt wurde. Er war demnach nicht wie bisher angenommen an der berühmten Bergakademie in Freiberg/Sachsen immatrikuliert, sondern sammelte daneben – wohl seinem Naturell entsprechend und zweifellos mit Genehmigung des Vaters – bei Tätigkeiten für verschiedene deutsche Eisenhütten zusätzliche Erfahrung. Damit wählte Faber du Faur statt der für die Laufbahn leitender Hüttenbeamten im Königreich Württemberg weitverbreiteten universitär-wissenschaftlichen Ausbildung eine eher ungewöhnliche, aber dennoch erfolgversprechende Praxisvariante. Nachdem er „auf mehreren vaterländischen Hütten mit gutem Erfolg practische Studien“, gemacht hatte, bestand er im Dezember 1844 die erste der beiden für die Aufnahme in den Staatsdienst obligatorischen Prüfungen mit hervorragendem Ergebnis. Den Höhepunkt seiner Ausbildung bildete eine Studienreise in die eisenindustriellen Führungsregionen der damaligen Zeit, das Rheinland, nach Belgien und England. Zu diesem Zweck beantragte der frischgebackene Bergkandidat Faber du Faur am 8. 5. 1846 ein königliches Reisestipendium und erhielt dieses auch mit allerhöchster Entschließung umgehend bewilligt. Nach seiner Rückkehr trat Faber du Faur – um die staatliche Zuwendung nicht zurückzahlen zum müssen – am 8. 7. 1847 eine Stelle als provisorischer Hüttenverwaltungsassistent im Hüttenwerk Wasseralfingen an. Damit erhielt Faber du Faur ein breites und verantwortungsvolles Tätigkeitsfeld in einem der größten Industriebetriebe des Königreichs Württemberg zugewiesen: neben der Kontrolle des gesamten Beschaffungs-, Transport-und Lagerwesens war er auch für die Beaufsichtigung des Hoch-, Kupol- und Gasofenbetriebs sowie die Unterstützung des Hüttenverwalters zuständig. Man beauftragte ihn zudem mit der Aufsicht über die noch von seinem Vater initiierten Versuche zur Gichtgasnutzung im Gießerei- und Frischhüttenbetrieb und übertrug ihm die Entwicklung einer haltbaren Emaillebeschichtung für gußeisernes Kochgeschirr. Am 23. 10. 1849 wurde Faber du Faur schließlich zum benachbarten Hüttenwerk Unterkochen abgeordnet, wo er den Bau der dortigen Puddel- und Holztrockenöfen für die Schmiedeeisenerzeugung überwachte.
Zum Jahresende 1850 quittierte der zwischenzeitlich verheiratete Faber du Faur, zweifellos am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere stehend, ohne erkennbares Motiv den Staatsdienst und wanderte mit seiner kleinen Familie in die Vereinigten Staaten aus. Erste Station nach der Überfahrt dürfte New York gewesen sein, wo 1854 die zweite Tochter Sophie zur Welt kam und der nunmehr zweifache Vater Faber du Faur sogleich mit dem mühevollen Aufbau einer neuen Existenz begann. Danach verliert sich die Spur Faber du Faurs für ganze sieben Jahre. Im amerikanischen Bürgerkrieg kämpfte er auf Seiten der Nordstaaten im Heeresingenieurkorps. Nach Kriegsende fand Faber du Faur bis 1868 bei der Erweiterung des Kapitols in Washington D.C. eine neue Anstellung. Vermutlich kurz nach 1870 ließ er sich in Newark im Staate New York als freiberuflicher Erfinder und Hütteningenieur nieder und beschäftigte sich fortan hauptsächlich mit metallurgischen Fragen. Dabei gelang ihm 1880 die Konstruktion eines neuartigen Kippofens für die Zinkdestillation, der ihm hohes Ansehen in Fachkreisen und zweifellos auch größere Einnahmen einbrachte. Ein erster Prototyp wurde erfolgreich bei einer der größten Blei- und Silberhütten der Vereinigten Staaten, der Newark Smelting and Refining Works Edward Balbach and Sons eingesetzt. Darüber hinaus hat sich über diese Station in Faber du Faurs Vita nichts weiter überliefert. Nach unbelegten Angaben Schiffners soll er in hohem Alter noch mit seinem deutschstämmigen Partner Franz Fohr, der auf eine verdienstvolle Tätigkeit als leitender Angestellter mehrerer amerikanischer Metallhütten zurückblicken konnte, ein technisches Beratungsbüro in New York gegründet und erfolgreich geleitet haben.
Quellen: WABW, B 1007: PA 1847-1848. HStAS, E 222: Dienstprüfung 1844.

Literatur: Carl Schiffner, Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, 1. Teilbd., 1935, 59 f.; ders., Männer des Metallhüttenwesens, 1942, 41 f.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)