Württemberg, Wilhelm Ludwig, Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 07.01.1647;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 23.06.1677;  Hirsau; begr. in der Stiftskirche Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Herzog
Weitere Angaben zur Person: Religion: lutherisch
Eltern: Vater: Herzog Eberhard III. von Württemberg
Mutter: Anna Catharina, geb. Wild- und Rheingräfin von Salm-Kyrburg
Geschwister: Johann Friedrich (9.9.1637-2.8.1659)
Sophia Luise (19.2.1642-3.10.1702)
Christine Friederike (28.2.1644-30.10.1674)
Christine Charlotte (21.10.1645-16.5.1699)
Anna Catharina (27.11.1648-10.12.1691)
Eberhardina Catharina (12.4.1651-19.8.1683)
Friedrich Carl (12.9.1652-20.12.1698)
Carl Maximilian (28.9.1654-9.1.1689)
Georg Friedrich (24.9.1657-18.10.1685)
Ludwig (14.8.1661-30.11.1698)
Johann Friedrich (10.6.1669-15.10.1693)
Sophia Charlotte (22.2.1671-11.9.1717)
GND-ID: GND/104183586

Biografie: Joachim Fischer (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 161-162.

Schon mit sechs Jahren hatte Wilhelm Ludwig eine protestantische Domherrenstelle in Straßburg erhalten. Der Tod seines älteren Bruders Johann Friedrich 1659 machte ihn aber zum württembergischen Erbprinzen. Er wuchs am Stuttgarter Hof auf und kam im Februar 1666 zusammen mit seinem jüngeren Bruder Friedrich Carl zur weiteren Erziehung in die Ritterakademie des Collegium Illustre nach Tübingen, wo er wie seine anderen Brüder zeitweise auch das Rektorat der Universität innehatte. Die im Juli 1669 gemeinsam mit Friedrich Carl begonnene, im März 1672 beendete Kavaliersreise – unter dem Namen der Herren von Hellenstein – führte beide Prinzen mit längeren Aufenthalten in Genf, Saumur, La Flèche, Paris und Utrecht durch die Schweiz, Savoyen, Frankreich und England in die spanischen Niederlande und in die Generalstaaten, anschließend über Ostfriesland, wo sie sich mehrmals mit ihrer Schwester, der verwitweten Fürstin Christine Charlotte von Ostfriesland, trafen, nach Dänemark und Schweden. Von dort kehrten sie über Hamburg und eine Reihe deutscher Fürstenhöfe nach Stuttgart zurück. Am schwedischen Hof in Stockholm begegnete Wilhelm Ludwig erstmals der dort erzogenen Landgräfin Magdalena Sibylla von Hessen-Darmstadt, die er am 6. November 1673 in Darmstadt heiratete und im Februar 1674 mit großen Feierlichkeiten nach Stuttgart heimführte.
Nach dem Tod seines Vaters (2. Juli 1674) übernahm Wilhelm Ludwig die Regierung Württembergs zu einem Zeitpunkt, an dem die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch nicht überwunden waren und der sogenannte Holländische Krieg gegen Frankreich eben auf Mömpelgard, das Elsaß und Süddeutschland übergegriffen hatte. Das Herzogtum Württemberg hatte nicht nur Einfälle der Franzosen unter Turenne zu erdulden, sondern vor allem die großen Belastungen durch Einquartierungen und Durchmärsche von Truppen des Schwäbischen Kreises und des Kaisers. Den Bemühungen Wilhelm Ludwigs, durch eine grundsätzliche Neutralitätspolitik sich aus dem Konflikt zwischen Habsburg und Frankreich herauszuhalten und zugleich durch Rüstungen das Wohlwollen des Kaisers zu erlangen, war letztlich so wenig Erfolg beschieden wie dem Versuch, die württembergischen Landstände für eine Vergrößerung der durch Eberhard III. erstmals aufgestellten stehenden Truppen zu gewinnen. Immerhin gelang es Wilhelm Ludwig, sie trotz der landständischen Widerstände in ihrem bisherigen Umfang zu erhalten und die Pläne zu verhindern, den Regierungswechsel zu einer Neuordnung der Finanzlasten zugunsten der Landstände zu nutzen. Ohnehin war Wilhelm Ludwig während seiner kurzen Regierungszeit in innenpolitischer Hinsicht darauf bedacht, keine einschneidenden Neuerungen einzuführen. Auch deshalb lehnte er die von den Landständen geforderte Reduzierung des Hofstaats, des Bauwesens und der Leibgarde-Kompanie ab.
Wilhelm Ludwig, dessen Wahlspruch „In Deo spes“ lautete, starb unerwartet nach nur zweitägigem Krankenlager nach einem Ausritt aus Teinach, wo er den Sauerbrunnen „nicht kurmäßig, sondern nur nach Lustbelieben“ gebrauchen wollte. Er hinterließ außer drei Töchtern (davon einer posthum geborenen) nur einen neun Monate alten Sohn, Eberhard Ludwig, für den der Kaiser nach fünfmonatigen Auseinandersetzungen den Onkel Friedrich Carl zum Vormund und die Mutter Magdalena Sibylla zur Mitvormünderin bestellte.
Quellen: HStA Stuttgart, G- und J-Bestände.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Haus Württemberg

Literatur: Otto Borst, Württemberg und seine Herren, Esslingen u.a. 1987. S. 143–150.
Karl Pfaff, Württembergisches Heldenbuch, Esslingen 1840. S. 81f.
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