Urach, Wilhelm (I.), Graf/Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 06.07.1810;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 16.07.1869;  Schloss Lichtenstein; begr. in der Gruft (katholische Abteilung) Schlosskirche Ludwigsburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch, katholisch
Verheiratet: 8.2.1841 Theodolinde, geb. Prinzessin von Leuchtenberg
15.2.1863 Florestine, geb. von Monaco
Eltern: Vater: Herzog Wilhelm von Württemberg (27.12.1761-10.8.1830)
Mutter: Prinzessin Wilhelmine, geb. Freiin von Tunderfeld-Rhodis (18.1.1777-6.2.1822)
Geschwister: Alexander (5.11.1801-7.7.1844)
Friedrich (1805-1808)
August (1811-1812)
Constantin (1814-1824)
Marie (29.5.1815-31.12.1866)
Kinder: 6; Auguste Eugenie (27.12.1842-11.3.1916), Marie Josephine (10.10.1844-13.1.1864), Eugenie (13.9.1848-26.11.1867), Mathilde (14.1.1854-13.7.1907), Wilhelm (II.) (3.3.1864-24.3.1928), Karl (15.2.1865-5.12.1925)
GND-ID: GND/104207256

Biografie: Wolfgang Schmierer (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 384

Wilhelm machte, nach Schulausbildung u.a. in Hofwyl bei Bern, rasch militärische Karriere im württembergischen Heer, wurde 1828 Hauptmann bei der Artillerie, 1835 Major, 1837 Oberst und Kommandant des Artillerie-Regiments, 1841 Generalmajor, 1844 Kommandant der 2. Infanterie-Brigade, zog 1848 mit einer Feldbrigade nach Schleswig-Holstein und danach – zur Niederschlagung der Revolution – ins badische Oberland, jeweils ohne militärisch eingreifen zu müssen. 1855 wurde er Generalleutnant, 1857 Gouverneur von Ulm, 1867 General der Infanterie. Sein besonderes militärisches Interesse galt der Artillerie: zur Konstruktion von Geschützlafetten gelangen ihm anerkannte technische Verbesserungen. Darüber hinaus war er an den wissenschaftlich-technischen Entwicklungen seiner Zeit höchst interessiert und selbst vielfach aktiv: u.a. verfaßte er mehrere Studien zur Kunstgeschichte, Archäologie und Metereologie und erhielt infolgedessen 1845 den Doktor der Philosophie ehrenhalber der Universität Tübingen.
Er bildete sich auch bei ausgedehnten Reisen – u.a. bis nach Nordafrika – und widmete sich der organisatorischen Grundlegung wissenschaftlicher Forschung, insbesondere als Mitbegründer und erster Vorsitzender des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins 1843 und des Vereins für vaterländische Naturkunde 1844. Ein bleibendes Denkmal hat er sich mit dem 1840/41 erfolgten Ausbau der damaligen Ruine Lichtenstein zum „romantischen Symbol“ Schloß Lichtenstein gesetzt. Dort wohnte er von 1841 an bevorzugt, während sein dienstlicher Wohnsitz seit 1857 in Ulm war. Mit Schloß Lichtenstein schuf er für sich und seine Nachkommen das bis heute gepflegte Zentrum der Familie.
Graf Wilhelm vermählte sich am 8. Februar 1841 mit Prinzessin Theodolinde von Leuchtenberg und in zweiter Ehe am 15. Februar 1863 mit Prinzessin Florestine von Monaco. Vor der zweiten Eheschließung war er 1862 zur katholischen Konfession übergetreten, der alle seine Nachkommen angehörten bzw. angehören.
In Anerkennung der Verdienste von Graf Wilhelm um das Land und zur Stärkung seiner Stellung als Mitglied des Hauses Württemberg wurde er von König Karl am 28. Mai 1867 zum Herzog von Urach erhoben, nachdem zuvor mittels einer komplizierten Rechtskonstruktion ein Fideikommiß für das Haus Urach errichtet worden war, den König Karl am 30. November 1867 nominell stiftete. Die Mittel dafür stammten zum großen Teil aus einer Schenkung des Fürsten Charles III. von Monaco an seine Schwester.
Infolge dieser Standeserhöhung, die nach Erstgeburtsrecht erblich war, erhielten die übrigen Nachkommen des Herzogs am 10. Januar 1868 die Titel Fürst bzw. Fürstin von Urach, verbunden mit dem bisherigen Namen Graf bzw. Gräfin von Württemberg. Damit wurde das Haus Urach errichtet und in den Rang unmittelbar nach dem Königlichen Haus, vor den mediatisierten fürstlichen Häusern im Lande (Fürstenberg, Hohenlohe, Löwenstein, Thurn und Taxis, Waldburg u.a.), übrigens auch vor den (1896 im Mannesstamm ausgestorbenen) Nachkommen des älteren Bruders Graf Alexander erhoben, wie es ein von dem Heidelberger Juristen Prof. Dr. Heinrich Zoepfl 1865 im Auftrag Graf Wilhelms erstelltes, umfangreiches Rechtsgutachten empfohlen und juristisch zwingend begründet hatte.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestände E 55, E 105, E 297, G 302, GU 105.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: ADB 39 (1895), S. 343–345.
Rolf Bidlingmaier, Schloß Lichtenstein – Die Baugeschichte eines romantischen Symbols, in: Reutlinger Geschichtsblätter 1994, S. 113–152.
Peter Goeßler, Graf Wilhelm von Württemberg, der Erbauer des Lichtensteins und die deutschen Geschichtsvereine, in: Blätter des Schwäbischen Albvereins 47 (1935), Sp. 295–302.
Konrad Kümmel, Herzog Wilhelm von Urach, Graf von Württemberg, in: Katholisches Sonntagsblatt [Stuttgart], 8.11.1903–26.6.1904.
Heinrich Zoepfl, Rechtliches Gutachten über die dermalige familienrechtliche und staatsrechtliche Stellung (…) des Grafen Wilhelm von Württemberg, Heidelberg 1865.
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