Württemberg, Maria Augusta, Herzogin 

Andere Namensformen:
  • geb. von Thurn und Taxis
Geburtsdatum/-ort: 11.08.1706; Brüssel
Sterbedatum/-ort: 01.02.1756;  Göppingen; begr. in der Gruft (Katholische Abteilung) der Schlosskirche Ludwigsburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: katholisch
Verheiratet: 1.5.1727 Herzog Carl Alexander von Württemberg
Eltern: Vater: Fürst Anselm Franz von Thurn und Taxis
Mutter: Maria Ludovika Anna Franziska, geb. Prinzessin von Lobkowitz
Kinder: 4; Carl Eugen (11.2.1728-24.10.1793); Ludwig Eugen (6.1.1731-20.5.1795); Friedrich Eugen (21.1.1732-22.12.1797); Augusta Elisabeth (30.10.1734-4.6.1787)
GND-ID: GND/137325762

Biografie: Gabriele Haug-Moritz (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 256-258.

Maria Augusta, Sproß zweier in den Diensten der Habsburger in den Hochadel aufgestiegenen Familien, verbrachte ihre ersten achtzehn Lebensjahre in den reichen Spanischen (seit 1714 Österreichischen) Niederlanden. Gemeinsam mit ihrer Familie zog sie 1724 nach Frankfurt am Main um, wo sich seit 1702 der Mittelpunkt der Reichspostverwaltung befand. Diese war der Familie ihres Vaters 1615 erblich übertragen worden.
Ihre am 1. Mai 1727 vollzogene Eheschließung mit dem kaiserlichen Generalfeldmarschall und Statthalter des Königreichs Serbien, Herzog Carl Alexander von Württemberg, band sie wiederum in das soziale Umfeld, dem sie entstammte – in die erbländische Hocharistokratie – zurück.
Als sie im Alter von dreißig Jahren verwitwete, hatte sie nicht nur für ihre drei Söhne im Alter zwischen neun und fünf Jahren und ihre zweijährige Tochter zu sorgen, sondern sich auch mit den gegen die Politik ihres verstorbenen Gemahls opponierenden territorialen Eliten auseinanderzusetzen. In dem nun folgenden Vormundschaftsstreit, der sich bis zum Jahresende 1737 hinzog, erwies sich Maria Augusta als treffliche Analytikerin der innerwürttembergischen Machtverhältnisse. Ihre schwache Position im Konflikt erkennend, betrieb sie in Abstimmung mit dem Ratgeber und Freund ihres Gemahls, Friedrich Karl von Schönborn, eine konsequent auf kaiserliche Unterstützung zielende Politik. Als sie jedoch zur Einsicht gelangte, daß ihr ihre altüberkommenen Beziehungen zum Kaiserhof nur unzulänglich nützten, ihre Interessen durchzusetzen, vollzog sie vollkommen eigenständig einen radikalen Kurswechsel: Der im November 1737 zustandegekommene Ausgleich mit Administrator Herzog Carl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt, dem Geheimen Rat und der Landschaft sicherte ihr finanzielles Auskommen, vor allem aber Einfluß auf die Erziehung ihrer Kinder. Der Preis, den sie für diese Entscheidung zu entrichten hatte, war, daß sie ihres traditionellen, habsburgischen Beziehungsfeldes verlustig ging. Machtbewußt und folgerichtig kompensierte sie dieses Defizit, indem sie sich zur zweiten deutschen Großmacht hin orientierte – nach Preußen. Das politische Gewicht, das Maria Augusta zugeschrieben wurde, wird augenfällig in den ihr verliehenen Orden – dem preußischen Schwarzen Adlerorden 1741 folgte 1745 die Aufnahme in den brandenburg-kulmbachischen Roten Adlerorden und, im selben Jahr, in den russischen Katharinen-Orden. Da sie offenkundig befürchtete, der Einfluß Friedrichs des Großen auf ihre drei in Berlin weilenden Söhne könnte allzusehr überhandnehmen, war sie es, die maßgeblich die vorzeitige Mündigkeitserklärung ihres ältesten Sohnes Carl Eugen betrieb. 1750 freilich geriet sie mit ihrem Sohn, dem nunmehr regierenden Herzog, in einen so heftigen Streit über die Geschicke ihrer Tochter, daß ihr Sohn befahl, seine Mutter, die ihn gegenüber Dritten diskreditiert und damit seine Autorität als Chef des Hauses in Frage gestellt hatte, in Verwahrung zu nehmen. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie wohlversorgt, aber von jeglichem Kontakt nach außen abgeschlossen, im Göppinger Schloß.
Selbstbehauptungs- und Machtwille, schon in der damaligen Zeit keine weiblichen Tugenden, Impulsivität und ihr ihrem Herkommen entsprechender Hang zu demonstrativem Konsum führten dazu, daß das von der Nachwelt gezeichnete Bild Maria Augustas ihrer Persönlichkeit nur unzulänglich gerecht werden konnte.
Quellen: HStA Stuttgart A-Bestände, Bestand G 197.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Th. Schoen, Herzogin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin von Thurn und Taxis, in: Diözesanarchiv von Schwaben 25 (1907), S. 81–90, 125–134, 148–150, 177–184; Fortsetzung in: Schwäbisches Archiv 26 (1908), S. 27–29, 46–48, 61–63, 91–96, 110f., 164–169, 189–192; 27 (1909), S. 61–63, 77f., 137–140; 28 (1910), S. 27–30, 109–112, 168–172; 29 (1911), S. 45–47, 141–144; 30 (1912), S. 11–16.
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