Wertheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0779 [779/94]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Am Zufluß der Tauber in den Main gelegen, gab der hochwassergefährdete Talsporn zu wenig Raum für die Bebauung der Stadt und erzwang deshalb eine Ausdehnung entlang der schmalen Uferstreifen beiderseits der Tauber. Eine von Оsten nach Westen ziehende und eine senkrecht darauf stoßende Straße bilden die Hauptachsen, an deren Schnittpunkt der Marktplatz liegt. Die übrigen Straßen verlaufen parallel zur Stadtmauer, mit der Hauptstraße durch Querspangen verbunden. Auf einem 60 m hohen Sporn über der Siedlung thront die Ruine der Burg, in deren Schutz die Stadt gegründet wurde, im Südosten. Erweiterungen in größerem Umfang erfolgten vor allem nach Westen um die Jahrhundertwende, besonders im Bahnhofsbereich. Daran schließen neuere Ausbaugebiete an. Etwa 3 km nördlich vom Ortskern entstanden nach 1945 auf dem flachen Gleithang des Mains im Ortsteil Bestenheid Wohnblöcke, Reihensiedlungen und Fabriken für die Ansiedlung von Glasbläsern aus Thüringen. Hochhäuser und ausgedehnte Kasernenanlagen liegen in Wertheim-Wartberg.
Historische Namensformen:
  • Werdheim 1009
Geschichte: 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts, wahrscheinlich 779/94 (Кор. 12. Jahrhundert) Wertheim, 1009 Werdheim, zu Wert = Halbinsel, Uferstreifen. Siedlung der späten Merowinger- oder frühen Karolingerzeit. Diese lag auf dem rechten Mainufer und ist das spätere Kreuzwertheim, das als würzburgischer Besitz 1009 Marktrecht erhielt. Ursache der Verlagerung des Siedlungsschwerpunktes nach links des Flusses in den Mündungswinkel zwischen Main und Tauber war die Anlage der Burg durch die 1103 erstmals, ab 1142 ständig als Grafen genannten Edlen von Wertheim. In Wertheim selbst waren ihre Herrschaftsrechte würzburgisches Lehen, ein Teil des Grundbesitzes stammte vom Kloster Fulda beziehungsweise dessen Propstei Holzkirchen. Der Platz des Burgenbaus, nach den baulichen Resten ab Mitte 12. Jahrhundert, gehörte zur Pfarrei Eichel, die sich zu Füßen der Burg bildende Siedlung, 1192 suburbium, 1200 oppidum, 1244 civitas, zur Pfarrei Reichholzheim. Die Burg besteht aus der Oberburg mit eingemanteltem Buckelquader-Bergfried, Burgkapelle, um 1220, und Palas, den in der Unterburg immer wieder erneuerten Wohngebäuden, Johannesbau und Löwensteiner Bau (16. und frühes 17. Jahrhundert) und der den inneren Halsgraben mit Bollwerken abschließenden erweiterten Befestigung des 15. und 16. Jahrhunderts. Seit 1634 ist sie Ruine. Doch wurde Mitte des 18. Jahrhundert hinter dem zweitürmigen Burgtor noch der Archivbau errichtet. Im Lauf der Zeit verdoppelte Schenkelmauern führen von der Burg zur Stadt hinunter. Diese ist im Kern eine Plananlage mit Achsenkreuz, das auf Tauberbrücke und einstiges Eicheltor, Mainfähre und Taubertal (Mühltor) ausgerichtet ist. Die Nord-Süd-Achse verbreitert sich zum Marktplatz. Im Lauf des Spätmittelalters entstand jenseits des Mains das nur mäßig befestigte Tauberviertel, 1382 Bruenberg genannt. Im 15. Jahrhundert bildete sich im Süden die Neustadt und wohl auch schon eine Vorstadt im Osten. Von der 13türmigen Stadtmauer sind noch erhalten: Maintor, Grünauer Tor, Faultor, Weißer und Spitzer Turm (meist 15./16. Jahrhundert). Der Stadt, die stets im Besitz des Wertheimer Grafenhauses blieb, verlieh 1306 König Albrecht Frankfurter Recht, 1333 Ludwig der Bayer Gelnhausener Recht. Aus der Zuständigkeit der Wertheimer Zent war allein der Bereich östlich der Tauber ausgenommen. Rathaus im Kern von 1560, erweitert 1889. In der Stadt verschiedene Höfe der Klöster und des Adels. Die Grafen hatten einen Teil ihrer Ministerialen in der Stadt sitzen, unter anderem die Klinkhart (vergleiche Vockenrot) und die Schrenke. Kloster Bronnbach besaß einen Hof beim Mühltor, vertauschte ihn 1556 mit dem der Propstei Holzkirchen beim Maintor. Aus dem Bronnbacher Hof wurde die gräfliche, später die Löwenstein-Wertheim-Rosenbergische Hofhaltung, ein zweiflügeliger Bau Mitte 17. Jahrhundert auf älterer Grundlage (heute Staatsarchiv). Der Hof der Kartause Grünau, die Kemenate, wurde Löwenstein-Wertheim-Freudenbergisches Rentamt (18./19. Jahrhundert). Mit dem Aussterben des Grafenhauses fiel die Herrschaft 1556 an den Schwiegervater des letzten Wertheimers, Graf Ludwig von Stolberg-Königstein. Nach einer gemeinschaftlichen Regierung seiner drei Schwiegersöhne konnte das Haus Löwenstein 1598 die Herrschaft allein an sich bringen. Es teilte sich 1611 in die beiden Linien Virneburg (später Freudenberg) und Rochefort (später Rosenberg), letztere konvertierte zum Katholizismus und beherrschte die Stadt nach der Beschießung und Zerstörung durch die Kaiserlichen 1634 allein. Der Westfälische Frieden stellte wieder das Kondominat her, die 1690 in Aussicht gestellte Erbauseinandersetzung scheiterte. Handwerker (Weberei) und Weinbauern sowie die Verkehrslage (Mainzoll schon im 12. Jahrhundert) bestimmten die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt. Eine Münze war im 13. Jahrhundert bis 1444, seit 1567 bis in den 30 Jährigen Krieg und 1691 — 1806 tätig. 1806 kam Wertheim unter badische Souveränität, damals wurde der rechtsmainische Teil der Gemarkung abgetrennt. Die Stadt blieb bis 1938 Sitz der unteren Verwaltungsbehörde und wurde dann dem Bezirksamt/Landkreis Tauberbischofsheim zugeteilt. 1913 wurde Bestenheid, 1935 Eichel, 1939 Vockenrot mit der Gemarkung vereinigt.
Ersterwähnung als Stadt: 1306

Name: Burgruine Wertheim
Datum der Ersterwähnung: 1150 [um 1150]

Ersterwähnung: 1295
Kirche und Schule: Wertheim lag im Sprengel der alten Pfarrei Reicholzheim. 1233 hatte es bereits einen eigenen Seelsorger, 1295 eine Pfarrkirche St. Marien, die 1378 dem Kloster Bronnbach inkorporiert wurde. 1419 errichteten die Grafen dort ein Stift mit einer Pfarr- und 11 Vikariatspfründen, das 1481 päpstliche Bestätigung erhielt. Dem Stift waren die Pfründen der Burgkapelle einverleibt, die ursprünglich zur Pfarrei Eichel gehörte, ebenso die der 1447 anstelle der zerstörten Judenschule erbauten Marienkapelle. Die Reformation wurde 1522/30 durchgeführt. Die katholische Linie versuchte im 30 Jährigen Krieg die Gegenreformation, konnte aber nach mehrmaligen Ansätzen zum Simultaneum in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts schließlich nur privaten katholischen Gottesdienst in ihrer Hofkapelle und in der zeitweilig bestehenden Kapuzinerniederlassung erreichen. Die Stiftskirche von 1383 fortfolgend, flachgedeckte Basilika mit Turm von 1406 und gewölbtem, polygonal geschlossenem Chor, birgt im Innern die Grabmäler der Grafen, besonders wertvolle aus den Werkstätten von Michael Kern, Hans von Trarbach, Erhard Barg (alle spätes 16., frühes 17. Jahrhundert). Die Kilianskapelle über einstigem Beinhaus 1472/82 in reich ornamentierender Spätgotik. Seit dem 14. Jahrhundert (1359) besteht das Spital im Tauberviertel. Schon in der Reformationszeit wurde eine zweite, aber immer wieder vorübergehend unbesetzte Pfarrstelle geschaffen. Sie heißt seit 1632 Stadtpfarrei im Gegensatz zur Oberpfarrei und ist ab 1918 mit dem Rektorat des Melanchthonstiftes verbunden. 1953 wurde ihr Sitz zur 1955 fertiggestellten Martin-Luther-Kirche in Bestenheid verlegt, Filiale ist Grünenwörth, die Diasporaorte reichen bis Freudenberg. Die dritte Pfarrei, seit 1741 auch Hospitalpfarrei, wurde 1800 mit der Pfarrstelle von Waldenhausen vereinigt. Das ökumenische Zentrum auf dem Wartberg 1974/76 wird trotz Gemeindezugehörigkeit zu Wertheim von der evangelischen Pfarrei Sachsenhausen pastoriert. Die Katholiken, zunächst von Reicholzheim aus versorgt, erhielten 1844 die Pfarrei St. Venantius mit neugotischer Kirche (1842). In Bestenheid wurde 1953/54 eine eigene Kirche St. Elisabeth erbaut und eine Kuratie eingerichtet. Sie ist seit 1970 Pfarrei, zu der auch Grünenwörth zählt. In Eichel (Hofgarten) entstand 1926 die Kuratie St. Lioba mit Kirche von 1968, die für den gesamten Ostteil des alten Amtes Wertheim zuständig ist.
Patrozinium: St. Marien / St. Venantius / St. Elisabeth / St. Lioba
Ersterwähnung: 1295
Jüdische Gemeinde: Die seit 1222 nachweisbaren Juden erlitten mehrere Verfolgungen und verloren 1447 ihre Synagoge (seither Marienkapelle). Ihre Zahl wurde im 16. Jahrhundert zeitweilig eingeschränkt, doch bestand die Gemeinde und der 1406 erworbene Friedhof ununterbrochen. 1799 ersetzte eine Synagoge den bis dahin benutzten Betsaal, sie wurde 1938 demoliert, später abgerissen.

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