Gnadental - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1237

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Entstehung Gnadentals ist untrennbar mit dem bis 1237 am Zusammenfluss von Bibers und Limbach gestifteten gleichnamigen Frauenkloster verbunden (1237: »Vallis gratie«; 1251: »Gnadintal«), das offenbar um 1245 von Nonnen bezogen wurde. Der Ursprung des heutigen Orts war vermutlich eine Ansiedlung von Bediensteten, die sich etwa ab Mitte des 14. Jahrhunderts mit ihren Familien am Kloster niederließen. Die Gebäude des Klosters dienten dann auch nach seiner Aufhebung den Bedürfnissen der jungen Gemeinde zum Beispiel als Kirche und Schule. Um 1790 zählte Gnadental 25 Häuser und 1796 schließlich 32 Wohnhäuser. Der Wohnplatz »Büchelberg« wird 1299 mit dem gleichnamigen Adelsgeschlecht (»Buochelberg«) erwähnt. 1486 überließ Hohenlohe dem Mainhardter Pfarrer seine Rechte am Zehnt in Büchelberg zur Nutzung. Mindestens zwei Drittel der Zehntrechte waren 1507 nachweislich würzburgisches Eigen und vor beziehungsweise bis 1507 an die Herren von Rinderbach verliehen. Im gleichen Jahr gingen diese Zehntrechte an die Herren von Vellberg und schließlich 1595 an die Herren von Mespelbrunn. 1790 gab es in Büchelberg 15 Häuser. Die Höfe »Eichelberg« und »Forsthaus« sowie der Wohnplatz »Vorderziegelhalden« sollen spätestens im 16. Jahrhundert entstanden sein. Aus dem vermutlich zur gleichen Zeit begründeten Wohnplatz »Winterrain«, der 1698 erstmals erwähnt wird, entstand 1757 ein Hof. Das beim Wohnplatz Forsthaus gelegene »Jagdhaus« wurde 1847 letztmals erwähnt. Der Ort Gnadental ist nach Westen hin gewachsen. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden die Neubaugebiete »Limbach« und »Halde« (seit 1956) im Südwesten.
Historische Namensformen:
  • monasterium vallis gratiae 1246
  • Gnadintal
Geschichte: Für die Gründung des Klosters auf dem Gebiet des heutigen Orts (um 1237) war Voraussetzung, dass der Grund und Boden dort zuvor den Herren von Krautheim gehörte. Nach der Aufhebung des Klosters Gnadental 1551 übernahmen Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg als Inhaber der Klostervogtei gemeinsam die Besitzungen. Schließlich kam Gnadental nach einer Übergangsphase 1589 endgültig an die Neuensteiner Linie. Der Besitzkomplex in Gnadental war von der Klosterauflösung an bis zu diesem Zeitpunkt durch einen neuensteinischen und einen waldenburgischen Schultheißen gemeinsam verwaltet worden. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts blieben die Herrschaftsrechte in hohenlohischer Hand. Nach der Klosterauflösung wurde Gnadental ein Ort des hohenlohischen Amts Michelbach am Wald und kam 1806 an Württemberg, wobei es zuerst dem Oberamt Neuenstein und ab 1810 dem Oberamt Öhringen unterstand. 1807/08 gehörte es darüber hinaus zum Patrimonialamt Michelbach. Erst nach der hohenlohischen Zeit wurde der Ort 1820 zur eigenständigen Gemeinde erhoben. Konrad von Krautheim und seine Gemahlin Kunigunde von Eberstein verlegten 1245 das von ihnen 1243 in Hohebach (Hohenlohekreis) gegründete Zisterzienserinnenkloster in das abgelegene Biberstal, das ihnen den Ordensvorschriften besser zu entsprechen schien. Die Schutzvogtei übertrug der Stifter kurz vor seinem Tod den ihm verwandten Hohenlohe, die das Kloster gleichfalls mit Gütern ausstatteten. Geistliche Aufseher und Visitatoren des Klosters wurden die Äbte von Schöntal. Im 14./15. Jahrhundert mehrte sich der Besitz des Klosters durch Stiftungen vor allem von Adelsfamilien, die es als Versorgungsanstalt für unverheiratete Töchter benützten, so stark, daß es 1423 Abgaben aus 223 Orten bezog. Die Schutzvogtei wurde immer mehr zur Landeshoheit, die es Hohenlohe ermöglichte, das Kloster in der Reformation aufzuheben. Nach dem Tod der letzten Äbtissin, Helena von Hohenlohe (1543), wurde keine Nachfolgerin eingesetzt, die letzten Nonnen erhielten eine Abfindung, durften aber im Kloster wohnen bleiben. Von der Klosteranlage sind erhalten: Auf der Südseite die Kirche mit der angebauten Wohnung der Äbtissin, im Westen ein Bau, wahrscheinlich Wohnung der Laienbrüder, vom östlichen Teil des Kreuzgangs drei Spitzbogen. Gnadental gehört seit 1938 Landkreis Schwäbisch Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Erst für 1779 ist erstmals eine ungefähre Einwohnerzahl erschließbar, sie betrug etwas über 290. Die hohenlohischen Untertanen zählten wenig später im Jahr 1790 in Gnadental 46 und in Büchelberg 15 Personen. 1796 gab es in Gnadental 48 Bürger, in Hinter- und Vorderziegelhalden fünf Untertanen und in Winterrain einen Bauern. Die Pfarrei hatte damals insgesamt 450 Bewohner. Unmittelbar nach dem Übergang an Württemberg (1807/08) zählte Gnadental mit Eichelberg, Winterrain und Vorderziegelhalden 252 Einwohner. Der Ort war bis zum Ende der hohenlohischen Herrschaft in wirtschaftlicher Hinsicht auf das Kloster beziehungsweise später auf dessen säkularisierten Betrieb ausgerichtet. Er hatte die Funktion eines Dienstleistungszentrums. Im Zusammenhang damit betrieb die Herrschaft mittels Anreizen eine aktive Ansiedlungspolitik, damit vor Ort genügend Arbeitskräfte vorhanden waren. Da bis Anfang des 18. Jahrhunderts, abgesehen vom herrschaftlichen Hof als ganzem, kein Land gepachtet werden konnte, vermochte sich anfangs keine bäuerliche Schicht zu bilden. Erst 1703 taucht in Gnadental die Bezeichnung Seldner auf. Um 1780 wurden dann die Höfe zerstückelt, und es wurde möglich, für Vollbauernhöfe ausreichendes Land zu erwerben, so dass seit 1780 die Bezeichnung Bauer aufkam. Als Folge der Entwicklung wurden schließlich 1796 in Gnadental ein Bauer und fünf Seldner sowie neun Güterbesitzer gezählt. Der Wohnplatzname Vorderziegelhalden verweist auf die einstige Ziegelhütte des Klosters. Für 1644 ist ein Wirt nachweisbar. Die spezifische Wirtschaftsstruktur des Orts wird durch die Handwerkerzahlen von 1796 widergespiegelt; es gab einen Wirt, einen Barbier, vier Maurer, vier Leinenweber, zwei Blättermacher (Webkammhersteller), zwei Schuhmacher, zwei Zimmerleute, einen Krämer, drei Schneidermeister, einen Bierbrauer, einen Bierhefehändler, einen Wagner, einen Mahl- und Sägemüller, einen Schreiner, einen Küfer und einen Drechsler. Ärztliche Aufgaben wurden von einem 1621 erstmals erwähnten Bader wahrgenommen.

Ersterwähnung: 1246
Kirche und Schule: Vermutlich versorgten in vorreformatorischen Zeiten vom Kloster Schöntal zur Seelsorge in Gnadental abgestellte Kapläne die Klosterbediensteten seelsorgerisch. 1557 trat dann der erste evangelische Pfarrer sein Amt an. Die Pfarrei bestand damals aus Gnadental und Sailach. Neunkirchen gehörte faktisch dazu, da es von Gnadentaler Pfarrern gelegentlich mitbetreut wurde beziehungsweise da Neunkirchener die Gnadentaler Kirche besuchten. Zwischen 1626 und 1704 gehörte Sailach zur Pfarrei Waldenburg. 1752 wurden auch Winterrain und Vorder- und Hinterziegelhalden als zur Pfarrei gehörig erwähnt. Büchelberg hingegen gehörte zur 1525 begründeten Pfarrei Untersteinbach. Gnadental war eine arme Pfarrei, deshalb amtierten ihre Inhaber meistens nur kurz, um eine besser dotierte Stelle zu erlangen. Aufgrund der Kriegsereignisse blieb 1634–36 und 1638–42 das Pfarramt unbesetzt. Die weniger strengen Voraussetzungen für eine Eheschließung gegenüber Auswärtigen im 18. Jahrhundert ließen viele Heiratswillige, darunter auch Nichtsesshafte und Auswanderer, in Gnadental heiraten. Im Jahr 1806, auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung, gab es 40 Hochzeiten, darunter waren lediglich neun einheimische Paare. Von den 31 auswärtigen Paaren waren 13 katholischer Konfession. 1570 wurde die Pfarrei Gnadental der Superintendentur Ingelfingen unterstellt. Nach dem Übergang an Württemberg kam Gnadental an das Dekanat Öhringen. Während die Klausurgebäude des Klosters schrittweise abgebrochen wurden, blieb die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in typischer Zisterzienserbauweise mit frühgotischem Quaderbau und einschiffiger Saalkirche mit einfachem, gewölbten Chorquadrat erbaute Klosterkirche aufgrund ihrer Umwandlung in eine Pfarrkirche erhalten. Erhalten ist auch das Wohngebäude der Äbtissin, das 1976 abgetragen und nach dem Vorbild des alten Hauses wieder errichtet wurde, sowie einige beachtenswerte Grabsteine. Die Klosterkirche war Maria (1246), ein Altar Petrus (1368) und eine Kapelle Bernhard (1511) geweiht. Für 1615 ist ein Schulmeister nachweisbar, nach dessen Tod 1618 muss der Schulunterricht jedoch weiterbestanden haben. Die Etablierung des Schulwesens war schwierig, und erst 1780 wurde die Sommerschule eingeführt, konnte sich jedoch nur schwer durchsetzen. 1779 besuchten 40 Schüler die Schule in Gnadental, wobei ein Teil davon aus Sailach kam. Seit 1702 hatte der Ort ein Schulhaus, bis 1793 dann die Wohnung des Lehrers und die Schule im Schiff der Klosterkirche eingerichtet wurden. Büchelberg besaß 1796 eine eigene Schule. Um 1500 wurde die Pfarrkirche im gotischen Stil verändert; Renovierungen 1925 und 1961/64 bringen die ursprüngliche Schönheit wieder zur Geltung, obwohl der Westteil des Langhauses zu profanen Zwecken verbaut ist. Im Chor ausgezeichnetes Rundbogenfenster mit fünfblättriger Rose. Altartisch aus aufgefundenen Platten und steinernem Antependium. In der Vorhalle Grabdenkmäler der Klosterstifter (13. Jahrhundert) und mehrerer Äbtissinnen (14. und 16. Jahrhundert). Katholiken zu Waldenburg (Hohenlohekreis).
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1246

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