Hechingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0786

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Stadtkern auf einem breiten Riedel der oberen Liasstufe über dem Starzeltal. Zweitoranlage mit hufeisenförmigem Umriss, Gründungsstadt um­grenzt von Goldschmied- und Schlossstraße, gegen Norden vielleicht von Kanzlei-Kaufhausstraße. Die seitlich verschobene Hauptachse zwischen beiden Toren bildet einen geräumigen Straßenmarkt, der sich zum Rathaus erweitert. Nach Stadtbrand 1401 Wiederaufbau mit regelmäßigem Straßennetz, dabei Einschluss eines Teils der vom Brand verschonten Vorstadt am Abhang zum Starzeltal in den Mauerring. Das Un­tere Tor blieb in Gestalt des »Unteren Turms« von 1579 erhalten. Gleichfalls Erwei­terung der Stadt nach Süden, wo noch im 15. Jahrhundert beim Oberen Tor (1834 abgebrochen) im Gelände des aufgefüllten Grabens das Kollegiatstift Sankt Jakob mit der späteren Stadtpfarrkirche entstand. Der Schlossbau des 16. Jahrhunderts erfolgte ebenfalls außerhalb der ältesten Stadtanlage (hier an der Nordwestecke stand vielleicht auch die ältere Burg). Obere Vorstadt 16. und 17. Jahrhundert, in ihrer Verlängerung 1833 Villa Eugenia mit dem Fürstengarten. Der Obertorplatz wurde im späteren 19. Jahrhundert zum Verkehrszentrum der Stadt, nachdem 1861 die große Kehre der Neustraße für den Fernverkehr ange­legt worden war. Vorher führte die »Schweizer Straße« über die steile Staig. Nach 1869 Wachstumsspitze durch das Starzeltal zum Bahnhof. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts weitere zum Teil gewerbliche Bebauung des Talgrunds auf dem Gelände des ehemaligen fürstlichen Lustgartens und Stutenhofs sowie an der Stettener Straße. Auf der Höhe im Süden im Anschluss an Evangelische Kirche, Gymnasium und Landgericht neues gehobenes Wohngebiet (Auf Lichtnau). Seit 1936 im Оsten Umgehungsstraße (Bundesstraße 27). Erste große Nachkriegs­siedlung Fasanengarten auf freier Höhe im Südwesten (ab 1950), etwa gleichzeitig neue Wohnhäuser Am Fürstengarten. Wenige Jahre später Anfänge der Schlossackersied­lung zwischen dem Stadtkern und der Siedlung Fasanengarten, die sich zum größten neuen Wohngebiet der Stadt entwickelte. Im Оsten wurde seit 1958 der First bis fast an die Вundesstraße 27 bebaut. Die Unterstadt dehnte sich seit 1950 vor allem in Richtung Stadtteil Friedrichstraße aus, dort auch neues Gewerbegebiet. Bauliche Verbindung mit dem Stadtteil Stetten schon um 1950.
Historische Namensformen:
  • Hahhingum
Geschichte: 786 in Hahhingum (Personenname). Älteste alemannische Siedlungsschicht. Alemannische Reihengräber südwestlich der Kirche Sankt Luzen und vielleicht in Nähe des Ortsteils Friedrichstraße. Die vorstädtische Siedlung Hechingen ist vielleicht mit dem späteren Niederhechingen gleichzusetzen, doch könnte sie auch unterhalb der hochmittelalterlichen Stadt oder bei Sankt Luzen gelegen haben. »Nieder Hechingen«, 1294 (?) und 1320 erstmals genannt, lag in der Nähe von Wüstenmühle und Sankt-Martins-Kirche (beide im 19. Jahrhundert abgegangen), zwischen Martinsberg und Starzel. Weide, Zwing und Bann zu Niederhechingen wurden 1413 auf die Stadt übertragen; ein Gericht ist aber noch 1435 erwähnt. Auf eine ältere Siedlung unterhalb der Stadt deuten die Sankt-Luzen-Kirche sowie die Bezeichnung »alte Stadt« (so 1435, 1544) hin, die für das Gebiet um die »obere Mühle« galt. Der für diese Gegend verwendete Name »Schadenweiler« läßt sich erst seit dem 18. Jahrhundert feststellen. Der Ort Hechingen lag 786 in der Pirihtilinsbaar, 789 in der Hattenhuntare. Adel von Hechingen im 12. Jahrhundert; zu ihm gehört wohl der zwiefaltische Mönch Kuno, der dem Kloster 1. Hälfte 12. Jahrhundert ein Stein­haus (Burg?) bei dem Dorf schenkte. Dieses wurde aber bald samt den zugehörigen Gütern, als zu nahe unter dem Zollern gelegen, wieder verkauft. Lage unbekannt. Oberhoheit der Grafen von Zollern. Mittelpunkt ihrer Grafschaft war neben der Burg Hohenzollern die von ihnen um die Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Stadt (Schultheiß 1255, Bürger = cives 1284), die in ihrer Nordwestecke ebenfalls eine Burg (1419 erwähnt) erhielt. Stadtrecht 1342 bezeugt. Älteste herrschaftliche Privilegienbestätigungen 1388 und 1401. 1386 Exemtion vom kaiserlichen Landgericht. Stadtbrand 1401. Wochen-, Roß- und Viehmärkte nachweisbar seit dem 16. Jahrhundert. 1606 bis 1623 hohenzollerische Münzstätte. Der Niedergang der Grafen von Zollern im 14. und 15. Jahrhundert und schließlich die 1419 ausgebrochene Bruderfehde führten zum Verlust fast der ganzen Grafschaft und 1423 zur Zerstörung der Stammburg. Wiederaufbau von Territorium und Burg durch die Grafen Eitel Friedrich und Jos Niklas (1449 bis 1488). Später Erwerb der Herrschaft Haigerloch (1497), der Grafschaft Sigmaringen und Veringen (1535) sowie der Herrschaft Wehrstein (1552). Nach dem Tode Graf Karls I., der alle Herrschaften in seiner Hand vereinigt hatte, wurde 1576 der Besitz unter den Linien Haigerloch, Sigmaringen und Hechingen aufgeteilt. Letztere erbaute 1577/90 anstelle der Stadtburg ein prächtiges vierflügeliges Renaissanceschloss, in dem 1598 die berühmte »hohenzollerische Hochzeit« stattfand (Erbgraf Joh. Georg und Gräfin Franziska von Salm). Umbauten im 18. Jahrhundert. Einsturz des Ostflügels 1812, weiterer Abbruch bis 1818. Neubau 1818/19, Innenausbau erst 1879, Umbau 1930; seit 1880 Hohenzollerische Landesbank. Im 19. Jahrhundert residierten die 1623 in den Fürstenstand erhobenen Landesherren im Schloss Lindich und in der Villa Eugenia. Diese geht auf ein Gartenhaus von 1786/87 im »fürstlichen Garten« zurück, heutige Form 1833/34. Das »Alte Schloß« (heute Stadtbücherei und Heimatmuseum) entstand im 18. Jahrhundert als Kanzlei. Das Fürstentum erhielt durch die Rheinbundakte 1806 volle Souveränität, die 1850 an Preußen abgetreten wurde. 1852 Aufhebung der Landesregierung und Einrichtung des preußischen Oberamt (seit 1925 Landkreis) Hechingen. Von 1584 an sind häufige Zusammenstöße zwischen Obrigkeit und Bauernschaft bezeugt, besonders in Bisingen, Steinhofen, Grosselfingen und Owingen, hauptsäch­lich wegen der Freien Pirsch, Frondiensten und Leibeigenschaftsabgaben. Reichskammergerichtsprozess im 18. Jahrhundert. Ende durch »Stadtvergleich« 1795 und »Landesvergleich« 1798. Lateinschule 1513 genannt. Gymnasium 1775 bis 1798. Realschule und Realgymnasium 1845 beziehungsweise 1907.
Ersterwähnung als Stadt: 1342

Name: Burgen; Schlösser
Datum der Ersterwähnung: 1419

Ersterwähnung: 1216
Kirche und Schule: Kirche und Pfarrei 1216, 1275. Diese ältere Pfarrkirche war wohl eher Sankt Lucius (1318 genannt) als Sankt Martin in Niederhechingen (Sankt Martin 1361; Kirche 1813 auf den Abbruch verkauft), von der wenig bekannt ist. Sankt Lucius war 1328 Pfarrkirche auch für die junge Stadt (1436 extra muros oppidi). Patronat der Grafen von Zollern. In der Stadt standen eine Jakobskapelle (1435 genannt) sowie eine Liebfrauenkapelle. Letztere wurde 1472/88 erheblich erweitert (1488 ecclesia Beatae Mariae Virginis), zum Sitz des 1495 gegründeten Kollegiatstifts zu Sankt Jakob und wohl schon damals, spätestens aber bei der Inkorporation in das Stift 1536, faktisch Pfarrkirche. Neubau der Stiftskirche Sankt Jakob 1779/83 im »Zopfstil« nach Plänen von Michel de Ixnard. Stift 1806 aufgehoben. Grablege der Zollern seit 16. Jahrhundert; Renovierung 1964. Ein Franziskanerinnenkloster bei Sankt Luzen ist von 1372 bis Ende 15. Jahrhunderts nachweisbar. 1586/89 errichtete Graf Eitel Friedrich IV. hier ein Franziskanerkloster und gestaltete die Kirche unter Verwendung der spätgotischen Mauern zu einem heute einzigartigen Denkmal der deutschen Renaissance. Barocke Veränderungen 1. Hälfte 18. Jahrhundert. Kloster 1808 aufgehoben. Kirche 1971/75 grundlegend renoviert. Kalvarienberg 1733, Kreuzigungsgruppe um 1755 (J. G. Weckenmann, 1954 teilweise ersetzt); Kreuzweg 1766 er­neuert. Heilig-Geist-Spital (Pfründehospital) 1602 gestiftet; Gebäude mit Kirche von 1602/03. Ein Gutleuthaus ist seit dem 15. Jahrhundert erwähnt; an seine Stelle trat 1798/99 das Maria-Theresien-Krankenhaus (vorher Badhotel). Evangelische Kirche 1857, durch Quer­haus erweitert 1906. Pfarrvikariat 1857, Pfarrei 1861. Gemeindezentrum 1969.
Patrozinium: Sankt Lucius
Ersterwähnung: 1318
Jüdische Gemeinde: Judengemeinde seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar (1524: 10, 1544: 11 Familien), Synagoge 1546. Einer fürstlichen Verordnung von 1754 zufolge entstand in der »Friedrichstraße« ein Judenviertel; nordöstlich davon Begräbnisplatz mit »Kulturraum«. Synagoge 1761 bis 1870. Synagoge in der Stadt 1775, im 19. Jahrhundert mehrfach umgebaut, 1938 verwüstet, heute profaniert. Jüdische Schule bis 1926. Die letzten in der Stadt ansässigen Juden wur­den 1941/42 deportiert und ermordet. Einer Buchauer, seit 1747 Hechinger Judenfa­milie entstammte die bekannte Madame Kaulla († 1809), die bedeutendste Hoffakto­rin ihrer Zeit.

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