Denkendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1128 [zwischen 1128 und 1130]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Anfänge kontinuierlicher Besiedlung lassen sich aufgrund eines Reihengräberfelds südlich des Orts wohl dem 8. Jahrhundert zuweisen. Der Name Denkendorf, der erstmals bei der genannten Schenkung Graf Bertholds erwähnt wird, leitet sich wohl vom Personennamen »Danco« ab, bedeutet also Siedlung des Danco. Vor- und frühgeschichtliche Funde im südlichen Teil der Gemarkung zeigen Besiedlungsspuren in Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit. Im Klosterlagerbuch von 1435 erscheinen 39 Hofstellen, worunter sich zwei Lehengüter und eine Mühle befinden. Die Klostergüter selbst wurden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts fast ausschließlich in Eigenwirtschaft angebaut. Bis 1634 wuchs die Siedlung auf 293 Gebäude, von denen im 30-jährigen Krieg mindestens 40 Prozent zerstört wurden. 1655 wurden 176 Gebäude gezählt, 1729 nur noch 134. Die von Körsch- und Sulzbachtal zerschnittene Gemarkung erstreckt sich im Westen und Norden bis an die Filderhochfläche, nach Nordosten längs der Körsch und umfasst im Süden den größeren Teil des Sauhag genannten Walds. Sie gehört mit 1298 Hektar zu den größeren Gemarkungen der Filder. Die südöstlich gelegene Flur Hangender Hof weist auf eine um 1300 aufgegebene Hofstatt hin. Vor der Einmündung des Sulzbachs an den Talhängen der Körsch ansteigend, hat sich der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Neubaugebiete »Im Brühl« (1961), Eicherweg (1955), »Gänsweide« (1963), »Bettlesäcker« (1964), »Mühlhalde« (1972/75), Achalmstraße (1974) und »Greut« (1975) ringsum, besonders aber im Norden stark erweitert. Industrie ließ sich im Südosten im unteren Körschtal (1944, 1971) sowie im Norden (Rechbergstraße, 1975) nieder.
Historische Namensformen:
  • Denkendorf 1125 [Kopialüberlieferung 1305]
Geschichte: Mit der zwischen 1128 und 1130 erfolgten Schenkung der Kirche in Denkendorf und der 1142 geschehenen Übereignung seines restlichen Besitzes an den Orden zum Heiligen Grab in Jerusalem durch Graf Berthold übernimmt das aus der Stiftung entstandene Kloster weitgehende grund- und gerichtsherrschaftliche Rechte in Denkendorf. Der Stifter war Berthold, Graf von Hohenberg/Lindenfels, und zeitweiliger Vogt des Klosters Lorsch. Seine Verwandten übertragen 1305 und 1326 mit dem Herrenhof und der Hälfte des herrschaftlichen Meierhofs wahrscheinlich auch restliche Herrschaftsrechte an das Kloster. Jedenfalls besitzt das Kloster 1422 Zwing und Bann im Dorf. Württemberg gehören noch 1520/24 keinerlei Herrschaftsrechte im Ort. Einzige größere auswärtige Grundbesitzer im Jahr 1610 sind mit 40 Morgen Wald die Baltmannsweiler Pflege in Esslingen und mit 11 Morgen Wiesen und 35 Morgen Äckern einige esslingische Untertanen in Deizisau. Zwischen 1422 und 1427 ist im Widerstand gegen Ansprüche des Klosters ein Dorfgericht belegt. Ein eigenes Rathaus wird erstmals 1605 erwähnt. Mit der Aufhebung des Klosters als Folge der Reformation kommt Denkendorf unter württembergische Herrschaft und wird ab der Mitte des 16 Jahrhunderts mit den Nachbarorten Altdorf und Berkheim in einem Klosteramtsbezirk verwaltet. 1807 kam Denkendorf zum Oberamt Köngen, 1808 zum Oberamt Esslingen. Das Stift, unmittelbar um 1130 gegründet und vom Hl. Grabstift in Jerusalem besetzt, wurde 1262 von aller sonstigen Jurisdiktion ausgenommen und dem Patriarchen von Jerusalem direkt unterstellt. Um 1207 gründete es eine Ordensniederlassung in Speyer. Dem Vikariatsbezirk des Denkendorfer Propstes waren alle Ordenshäuser im Reich mit Besitzschwerpunkten im Hennegau, in der Rheinpfalz und östlich der Saale untergeordnet. Mehrere Krisen in Klosterwirtschaft und Ordenszucht wurden mit Hilfe des Speyrer Priorats und der Stadt Esslingen überwunden. Nach der Reformation erhielt Denkendorf einen evangelischen Propst und war bis 1584 und anstelle von Hirsau 1713-1810 evangelischen Klosterschule. Dann staatliche Rübenzuckerfabrik, 1830 privatisiert. 1907-1920 Lehrerseminar. Seit 1949 Diakonie-Seminar. Jetzt Fortbildungsstätte der evangelischen Landeskirche Württembergs.
Wirtschaft und Bevölkerung: Aus dem klösterlichen Grundbesitz im Dorf lässt sich für 1435 eine Zahl von mindestens 176 Einwohnern ableiten (39 Häuser mit Hof). Aufgrund der Türkensteuerlisten von 1544/45 ergibt sich eine Bevölkerung von circa 554 Einwohnern (123 Steuerpflichtige). Nach den württembergischen Steuerberichten für 1634/5 umfasste die Bevölkerung 900 Einwohner (200 Steuerpflichtige). Zwischen 1634 und 1639 führen die Auswirkungen des 30-jährigen Kriegs zu einem Bevölkerungsrückgang um etwa 70 Prozent. Bis 1655 erholt sich die Bevölkerungszahl auf etwa 392 Einwohner (87 Steuerpflichtige). Erst zwischen 1744 und 1763 wird die Einwohnerzahl von 1634 wieder erreicht. Die Türkensteuerlisten von 1544/45 geben für Denkendorf eine ausgewogene Vermögensverteilung an. 82,3 Prozent der Steuerpflichtigen besitzen 57,3 Prozent des Gesamtvermögens von 11 593 Gulden. Nur vier Steuerpflichtige (3,3 Prozent) haben größere Vermögen zwischen 500 und 1000 Gulden (19,8 Prozent). Die landwirtschaftliche Erwerbsfläche beträgt 1729 etwa 2289 Morgen, die sich in Ackerfläche (66 Prozent), Wiesen und Länder (24 Prozent), Weingärten (2 Prozent), Baum-, Küchen- und übrige Gärten (4 Prozent) und Wald (4 Prozent) aufteilen. Die Gemeinde betreibt mit einem Schafhaus und 74 Morgen Weideland eine umfangreiche Schafhaltung. Bei den gewerblichen Tätigkeiten steht die Leinenweberei mit 20 Handwerkern im Vordergrund. Die sogenannte Klostermühle wird 1390 erstmalig erwähnt. Einen Mühlenbann gibt es nicht.

Ersterwähnung: 1160
Kirche und Schule: Die Kirche wurde 1160 dem Stift der Chorherren vom Heiligen Grab inkorporiert, 1190 wurde die Inkorporation bestätigt. Als Patrozinien sind 1191 Sankt Pelagius und 1213 auch Maria belegt. Beide Patrozinien deuten auf eine enge Verbundenheit des Klosters zur Konstanzer Bischofskirche und Diözese hin. Vermutlich an der Stelle dieser Kirche beziehungsweise durch deren Umbau, worauf unter anderem romanische Bauelemente hindeuten, entstand seit der Mitte des 15. Jahrhunderts die Johann-Baptista-Kirche. Die Kapelle zeichnet sich durch eine bemalte Holzdecke und das Sterngewölbe des Chors aus. 1463 wird dem Kloster die Anlage eines Friedhofs bei der neu errichteten Johann-Baptista Kapelle gestattet. Während der katholischen Restitutionen des 30-jährigen Kriegs, zu denen auch das Kloster Denkendorf gehört, wird die Kapelle als Dorfkirche von den evangelisch gebliebenen Einwohnern genutzt. Das Kloster muss 1535 die evangelische Predigt in Denkendorf zulassen, seine Aufhebung erfolgt kurze Zeit später. Der 1539 erste namentlich genannte Pfarrer, Sebastian Aureli, pastorisiert auch Berkheim als Filialgemeinde. Seit 1750 werden pietistische Erbauungsstunden abgehalten. Die materielle Unterstützung armer Schüler laut der Heiligenpflegerechnung 1568/69 ist ein früher Hinweis auf das Bestehen einer deutschen Schule. Erstmals genannt wird der Schulmeister 1584. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wird der Schuldienst von einem Schulmeister allein versehen. Der Anstieg der Schülerzahl macht seit 1746 die Anstellung eines zusätzlichen Provisors notwendig. Im Jahr 1661 besuchen bei einer Gesamtzahl von 124 schulfähigen Kindern lediglich 28 Knaben und zehn Mädchen die Schule (31 Prozent). 1703 sind von 167 schulfähigen Kindern bereits 77 Knaben und 46 Mädchen in der Winterschule (74 Prozent) und 69 Kinder in der Sommerschule (41 Prozent) angemeldet. Bis 1800 steigt die Teilnahme an der Winter-/Sommerschule auf 97 Prozent beziehungsweise 88 Prozent (bei 179 beziehungsweise 162 Kindern) der schulfähigen Kinder. Der Unterricht fand in den Räumen des Rathauses statt. Der romanische Westturm vielleicht schon 2. Hälfte 11. Jahrhundert errichtet. Flachgedeckte dreischiffige Pfeilerbasilika. Unter dem Ostende an steil abfallendem Hang Krypta mit durch Gurte gegliedertem Tonnengewölbe und an westfranzösische Vorbilder erinnernde Plastik auf den Kämpfern der Wandpfeiler. In der Mitte der Krypta ein tiefer Schacht, der mit dem Hl. Grabkult zusammenhängen dürfte. Frühgotische (z.T. zisterziensische) Formen im Chor und in der dreischiffigen Vorhalle. 1976/77 wurde die farbige Gestaltung des Äußeren rekonstruiert. In der Krypta Wandmalereien 1515, Flügelaltar im Chor 1515, etwa gleichzeitiges Chorgestühl und Kanzel. Nördlich der Klosterkirche spätgotische Friedhofskirche (um 1450) mit bemalter Holzdecke und bemaltem Sterngewölbe im Chor (Heiligen Salvator, Maria und Johannes Baptist 1463). Die alten Glasgemälde kamen ins Schloss Monrepos, dann ins Schloss Friedrichshafen. Die Kirche 1969 zur Aussegnungshalle umgebaut. Evangelische Auferstehungskirche im nördlichen Neubaugebiet (1969/70); 2 Pfarrämter. Katholische Kirche zum Hl. Johannes d. Täufer 1962/64 im oberen Ortsteil erbaut; Pfarrei seit 1962.
Patrozinium: St. Pelagius, St. Maria (1213)
Ersterwähnung: 1191

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