Gammesfeld - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1108

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Ein Beil aus der Jungsteinzeit, keltische Grabhügel, Schmuckstücke und Münzen belegen die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung. »Gamnesfelt« und »Iringeshusen«, wie die ältesten überlieferten Formen im Comburger Schenkungsbuch lauten, mögen einer frühen, vielleicht vorkarolingischen Siedlungsphase angehören, wenn sie auch entsprechend der Bodengüte und Siedlungsgunst nicht zu den ältesten Wohnplätzen auf -heim oder -ingen zählen. Dagegen dürften »Heufulwinden« in karolingischer und »Mettensholtz« in ottonisch-salischer Zeit ausgebaut worden sein, auch wenn die Namen erst aus dem 14. Jahrhundert überliefert werden. Heufelwinden zählt wie Herrnwinden und Windisch-Bockenfeld zu den Wenden-Orten, die ähnlich wie die Sachsen-Orte, zum Beispiel Reutsachsen, mit karolingischer Ansiedlung in Zusammenhang gebracht werden. Die Deutung der Bezeichnungen wird meist mit Personennamen verbunden. Ein Neubruch war das Hochholz in der Mark Ehringshausen. Von dem Gehölz Stockich zwischen Gammesfeld, Heufelwinden und Ehringshausen abgesehen, blieben Waldungen nur an den Außengrenzen und gegen Metzholz zu. Neben Gammesfeld verfügten auch die Wohnplätze Ehringshausen, Heufelwinden und Metzholz über eine eigene Gemarkung. Im 14. Jahrhundert war Metzholz Sitz von Ortsadeligen, die einen nach oben gebogenen Balken im Wappen führten. Mit Herrnwinden gehörte es zur Pfarrei Bettenfeld, deren Besetzungsrecht dem Stift Sankt Gumbert in Ansbach zustand, und wurde erst aufgrund der Grenzziehung zwischen Bayern und Württemberg 1810 mit Gammesfeld, Ehringshausen und Heufelwinden zu einer politisch-administrativen und kirchlichen Gemeinde von 1304 Hektar Fläche vereinigt. Auf der Hohenloher Ebene zählt Gammesfeld zum Bereich der Südwestlichen Rothenburger Landwehr. Mit seinen teilweise stattlichen bäuerlichen Anwesen besitzt der Ort nur geringe ältere Erweiterungen, so im Nordwesten zu dem etwas abseits liegenden einstigen Schloss hin, das heute ein Bauernhof ist. Eine neue Wohnsiedlung besteht im Südosten seit 1970 im Gewann »Kirchäcker«.
Historische Namensformen:
  • Gamnesfelt 1101
  • Gammensuelt 1157
Geschichte: Das Dorf Gammesfeld mit Pfarrkirche und Herrensitz war ein kleiner Herrschaftsmittelpunkt der Herren von Bebenburg. Die Zehntdrittelung im Pfarrsprengel, der auch die Weiler Ehringshausen und Heufelwinden umfasste, lässt auf eine adelige Eigenkirche schließen. Da außerdem ein Drittel des Zehnten in Ehringshausen dem Stift Feuchtwangen gehörte, können Verbindungen zum feuchtwangischen Besitzkomplex in und um Brettheim bestehen. Dass die Einwohner von Gammesfeld und Ehringshausen bis ins 18. Jahrhundert ein Gericht in Brettheim besuchten, welches Vergehen gegen das Rug- oder Gemeinholz strafte, weist in die gleiche Richtung. Das Comburger Schenkungsbuch nennt an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert Emehard von Gammesfeld und an anderer Stelle Heinrich von Gammesfeld. Die nach ihrer Einreihung bei Zeugenlisten edelfreie Dynastenfamilie dürfte den Herrensitz in Gammesfeld und die am südöstlichen Ortsrand gelegene Kirche errichtet haben. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts besaßen die Herren von Bebenburg die Herrschaften Gammesfeld und Bebenburg sowie ein Sechstel von Eibelstadt am Main. Die Bebenburger verschuldeten sich unter anderem wegen Erbstreitigkeiten und Fehden. Die Stadt Rothenburg sah darin die Chance, die Herrschaftsrechte der Bebenburger zu erwerben, traf jedoch auf Widerstand der Zollern. 1380 sahen sich die Herren von Bebenburg gezwungen, Bebenburg und Gammesfeld auf zwei Jahre zu verpfänden, und zwar je zur Hälfte an die Herren von Heinriet, die in rothenburgischen Diensten standen, sowie an fünf Rothenburger Bürger. Dadurch alarmiert, intervenierte Burggraf Friedrich V. von Nürnberg und erwarb wenige Monate später Gammesfeld mit Eibelstadt. Doch 1381 eroberte der Städtebund, dessen Mitglied Rothenburg war, neben anderen Ansitzen des Ritteradels in dessen Umland die Feste Gammesfeld. 1385 besaß die Stadt erneut Pfandrechte, und drei Jahre später verkaufte Friedrich V. die Herrschaft Gammesfeld, den Burgstall, das Dorf, Güter, Zehnten, Seen und Waldungen sowie den Anteil an Eibelstadt endgültig an Rothenburg. An die Stelle der von den früheren Herrschaften übernommenen Amtleute, deren einer in Gammesfeld gesessen hatte, traten zwei Ratsherren als Landvögte; Gammesfeld unterstand der Landvogtei im Zwerchmeier. Einige Gammesfelder beteiligten sich am Bauernkrieg 1525 und wurden bestraft; der lutherisch gesonnene Pfarrer floh nach Crailsheim. Wegen Entschädigungsforderungen gegen rothenburgische Untertanen plünderte Adam von Thüngen 1526 unter anderem Gammesfeld. Die Güter von geistlichen Institutionen der Reichsstadt wie dem Dominikanerinnen- und dem Franziskanerkloster oder dem Neuen Spital sowie von Rothenburger Privatleuten in Gammesfeld, Ehringshausen und Metzholz unterstanden mit Schatzung, Steuer und Gericht ebenfalls rothenburgischer Obrigkeit. Schuldenhalber veräußerte die Reichsstadt unter Vorbehalt der Gerichtsbarkeit und der Besteuerung Grundbesitz an reich gewordene Offiziere, darunter 1650 das Schlösslein Gammesfeld, zwei Seen, Hut- und Triebrechte sowie vier Bauernhöfe. 1696 kauften zwei Rothenburger Ratsherren, Johann Wilhelm Erhard und Nikolaus Philipp von Staudt, den Besitz auf. Der Zehnt in Gammesfeld stand zu zwei Dritteln dem Ortsherrn und zu einem Drittel dem Ortspfarrer zu. Die Bebenburger und in ihrer Nachfolge die Stadt Rothenburg besaßen zudem zwei Drittel des Zehnten zu Ehringshausen und den ganzen Zehnten zu Heufelwinden. Ein Drittel des Zehnten zu Ehringshausen gehörte dem Stift Feuchtwangen, bis Brandenburg dies 1702 an Rothenburg vertauschte. Die Kleinzehnten in Gammesfeld, Ehringshausen und Heufelwinden überließ die Stadt dem Pfarrer zur Aufbesserung seiner Pfründe. In Metzholz war der Zehnt Mannlehen des Bischofs von Würzburg bei Ritteradeligen, bis er 1384 in bürgerliche Hände gelangte. 1482 wurde eine Hälfte dem Pfarrer zu Bettwar übergeben mit der Bestimmung, die Heiligenpflege in Bettwar zu beteiligen; mit der anderen Hälfte stattete man 1484 die Kaplanei am Jodokusaltar in der Jakobskirche zu Rothenburg aus. Die Einziehung beider Zehnthälften in Metzholz übernahm seit der Reformationszeit das Neue Spital zu Rothenburg. Die gemeindlichen Rechte und Pflichten wurden in Ordnungen fixiert, für Gammesfeld 1562 und 1591 sowie für Heufelwinden 1595. Die Inhaber der Gemeinrechte zu Gammesfeld wählten Bauernmeister, welche die Zusammenkünfte der Gemeinde leiteten. Mit der Reichsstadt Rothenburg wurde Gammesfeld 1802/03 bayerisch, aber auf Druck Napoleons 1810 an Württemberg abgetreten. Die Burg der Herren von Gammesfeld nordwestlich am Rand des Orts hatte einen Turm von 8 Metern Seitenlänge und 2,8 Metern Mauerstärke. Den rechteckigen Turmhügel von 30 Metern Seitenlänge umgaben zwei Gräben. Südlich des 110 Meter im Geviert messenden Komplexes lag der zur Burg gehörige Wirtschaftshof. Nach ihrer Zerstörung 1381 wurde die Feste beim Reichskrieg gegen Rothenburg 1407 erneut ausgebrannt. Im darauf folgenden Jahr wurde die Feste aber der Stadt zurückgegeben, und zwar unter der Bedingung, sie vollends abzubrechen und künftig nicht wieder zu errichten. In Gammesfeld befestigte die Reichsstadt Rothenburg stattdessen Kirche und Kirchhof. Ferner errichtete sie durch Frondienste ihrer Bauern eine Landhege, einen mit Gebüsch bepflanzten Erdwall um ihr Landgebiet, der westlich von Ehringshausen an der Straße nach Wiesenbach einen Riegel hatte. Erst 1607 ließ die Stadt Rothenburg das Schloss als vierflügelige Anlage mit vier Türmlein und Zugbrücke erneuern. Bis 1938 gehörte Gammesfeld zum Oberamt Gerabronn, dann Landkreis Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der Reichsstadt Rothenburg standen in Gammesfeld (39) und Metzholz (5) alle Gemeinrechte zu, in Ehringshausen zwölf von 13 und in Heufelwinden sechs von acht. Dies lässt zum Jahr 1531 ungefähr auf folgende Bevölkerungszahlen schließen: Gammesfeld 176, Ehringshausen 59, Heufelwinden 36, Metzholz 23 Personen. Freilich kamen neben Gemeinrechtsinhabern zeitweise Bloßhäusler und andere Einwohner ohne Gemeinrecht vor. Leibeigene besaß außer der Stadt Rothenburg auch das Amt Werdeck. Im 30-jährigen Krieg litt Gammesfeld, wie auch die übrigen Weiler, bei Truppendurchzügen, Einquartierungen und Epidemien; die Zahl der steuerbaren Untertanen sank zwischen 1618 und 1641 in Gammesfeld von 39 auf neun, in Ehringshausen von zwölf auf vier, in Heufelwinden von sieben auf zwei, in Metzholz von fünf auf drei. Wirtschaftlich lebte Gammesfeld überwiegend von Ackerbau und Viehzucht. Aufgrund seiner Größe verfügte Gammesfeld über ein Wirtshaus, eine Badstube und einen Bäcker sowie im 18. Jahrhundert über eine Hebamme.

Name: Burg, später Wasserschloss
Datum der Ersterwähnung: 1108

Ersterwähnung: 1108
Kirche und Schule: Die im Comburger Schenkungsbuch erstmals erwähnte Kirche Sankt Nikolaus reicht ihrer Bausubstanz nach mindestens ins 13. Jahrhundert zurück. Sie dürfte als adelige Gründung des 11. Jahrhunderts von Anfang an über Pfarreistatus verfügt haben. Ihr Patrozinium deutet auf das geistig-geistliche Umfeld der Reformbewegung von Hirsau (Comburg). Innerhalb der Diözese Würzburg zählte sie mit Leuzenbronn, Gebsattel, Insingen und Brettheim zum Archidiakonat Crailsheim. Die Einkünfte der Pfarrei Gammesfeld genoss Lupold von Bebenburg (gestorben 1363), der spätere Bischof von Bamberg, während er in Bologna studierte. Sein Bruder Rudolf gab das Patronatsrecht 1329 und nochmals 1341 an die Johanniterkommende zu Rothenburg, wo ein dritter Bruder, Friedrich von Bebenburg, zu dieser Zeit wiederholt Komtur war. Die Johanniter gestatteten 1347 den Herren von Bebenburg, einen oder zwei Altäre in der Pfarrkirche zu stiften und zu verleihen. Gleichzeitig gab der Johanniter Friedrich von Bebenburg Güter an seinen Bruder Lupold, inzwischen Domherr und Archidiakon zu Würzburg, für eine Ewigmesse auf dem Marienaltar in der Pfarrkirche. Mit diesen Gütern und weiterem Besitz stiftete Lupold 1348 eine ewige Frühmesse in Gammesfeld. Der Pfarrer von Gammesfeld hatte Güter in Brettheim, Hertershofen, Leuzendorf, Saalbach und Schmalfelden, der Frühmesser von Gammesfeld in Brettheim, Hegenau, Hertershofen, Rückershagen und Standorf. Seit dem Kauf 1388 präsentierte die Reichsstadt Rothenburg den Pfarrer zu Gammesfeld. Die Gemeinde trieb unterdessen die Neustiftung der Frühmesse voran. Ein Frühmesser wird im Jahre 1400 erwähnt, aber erst 1403 richtete der Würzburger Bischof mit Zustimmung des Pfarrers das Benefizium kanonisch ein; das Präsentationsrecht erhielt die Stadt Rothenburg als Ortsherr. In der Reformationszeit ließ sich die Frühmesse aus Priestermangel nicht mehr besetzen; als Rothenburg 1544 evangelisch wurde, bestimmte man ihre Einkünfte gemäß der Kirchenordnung von 1559/60 für einen Schullehrer. Die drei gewählten Heiligenpfleger, meist aus Gammesfeld oder Ehringshausen stammend, legten nicht bloß vor dem Pfarrer und der Gemeinde, sondern bereits 1395 auch vor dem Rat von Rothenburg Rechnung ab. Schon im 14. Jahrhundert wieder untergegangen war die Frauenklause in Gammesfeld, erwähnt 1347/48 anlässlich von Vermächtnissen des Rudolf von Bebenburg und seiner Gemahlin Margarethe von Rechberg. Evangelische Pfarrkirche, einschiffiger Turmchorbau des 13./14. Jahrhunderts, ehemalige Wehrkirche im ummauerten Friedhof. Romanische und gotische Fenster. Im Chor Kreuzrippengewölbe und bemerkenswerte Madonna. Katholiken zu Blaufelden.
Patrozinium: St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1108

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