Wiesensteig - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0861 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Städtchen unweit des Filsursprungs im engen, tief in die Mittlere Kuppenalb eingesenkten obersten Filstal. In jüngerer Zeit hat sich die Siedlung nach Westen und Osten ausgedehnt. Nur geringe Reste der Stadtmauer sind erhalten. Den Charakter der ehemaligen Residenz strahlen noch heute viele prächtige Bauten, teilweise aus Fachwerk, wider: so die Stiftspropstei von 1681, ein dreigeschossiges stattliches Gebäude mit breitem, dreigeschossigem Giebel, bis 1968 Forstamt; Hospital von 1672, zweigeschossig mit hohem dreigeschossigem Giebel, heute Belegkrankenhaus und Altersheim; der auf der Stadtmauer sitzende Fruchtkasten; außerdem viele bürgerliche Fachwerkhäuser, besonders in der Hauptstraße. Das vierflügelige Renaissance-Stadtschloss der Grafen von Helfenstein, 1551-1555 erbaut und 1600 erweitert, war 1627-1806 Sitz der fürstenbergischen und bayerischen Vögte. 1812 wurden drei Flügel abgebrochen, der Südflügel (mit gotischem Portal und Wappen von 1680) seit 1855 von der Stadt für Wohnzwecke umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich Wiesensteig an den Hängen des Filstals im Westen und Osten aus und zeigt eine weitere Wachstumspitze an der Einmündung des Schönbachtals.
Historische Namensformen:
  • Uuisontessteiga 0861 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
Geschichte: 861 (Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert) Uuisontessteiga (von Wisent oder einem gleichlautenden Personenname), wohl als Ausbauort von Gruibingen aus angelegt. Rudolf und sein Sohn Erich stifteten 861 in dem im Pleonungentalgau gelegenen Wiesensteig ein dem Hl. Cyriakus geweihtes Benediktinerkloster und begabten es u.a. mit dem Ort Wiesensteig. Nach Wiesensteig nannte sich eine vom 12. bis ins frühe 15. Jahrhundert vorkommende, zur Ministerialität der Grafen von Helfenstein zählende Niederadelsfamilie, von der einige Mitglieder als Chorherren von Wiesensteig begegnen. Ihre Burg soll auf dem Kirchberg (heute Malakoff genannt) gestanden haben. Von einer weiteren Burg, 1477 als Schloss der Grafen von Helfenstein erwähnt, ist ebenfalls nichts erhalten. Der Ort Wiesensteig, von dem nach 861 lange nicht mehr die Rede ist, befand sich im 13. Jahrhundert in helfensteinischer Hand und wird 1356 erstmals als Stadt bezeichnet; als Stadtgründer sind die Grafen von Helfenstein anzunehmen. Seit der Teilung von 1356 entwickelte sich Wiesensteig zum Hauptort der Wiesensteiger Linie. Nach dem Erlöschen der Helfensteiner Grafen im Mannesstamm 1627 fiel die Grafschaft an Erbtöchter, von denen eine ihrem Mann, einem Grafen von Fürstenberg, ein Drittel in die Ehe brachte, während zwei andere ihr jeweiliges Drittel 1642 an Bayern verkauften. Die Herrschaft Wiesensteig war damit ein bayerisch (zwei Drittel)-fürstenbergisches (ein Drittel) Kondominat, bis Bayern 1752/53 auch den fürstenbergischen Anteil kaufte. Württemberg, das im Spanischen Erbfolgekrieg den bayerischen Herrschaftsteil 1704/14 an sich gebracht hatte, erhielt 1806 die gesamte Herrschaft Wiesensteig; das Städtlein war 1806/10 Sitz eines eigenen Oberamts und gehörte dann zum Oberamt Geislingen, seit 1938 zum Landkreis Göppingen. Im Zeichen des Hexenwahns mussten 1563 etwa 70 Frauen ihr Leben lassen. Die Schweden brannten 1648 das Städtlein fast ganz ab; auch die Stiftskirche brannte aus. Personen: Johann Baptist Straub, 1704-1784, Hofbildhauer in München; Franz Xaver Messerschmidt, 1736-1783, Hofbildhauer in Wien; Felix Joseph Lipowski, 1764-1844, Diplomat, Archivar und Historiker in München.

Name: Burg Wiesensteig. Schloss Wiesensteig.
Datum der Ersterwähnung: 1100 [12. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 0861
Kirche und Schule: Das Benediktinerkloster Wiesensteig, 861 als adeliges Eigenkloster gegründet, kam um 950 als Eigenkloster an das Hochstift Augsburg und wurde von diesem vor 1130 in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt; Bayern hob es 1803 auf. Eine selbständige Pfarrei entstand erst nach 1803, während vorher Chorherren die Seelsorge wahrgenommen hatten. Graf Rudolf von Helfenstein stiftete 1587/90 für die aus Geislingen vertriebenen Franziskanerinnen ein Kloster, das 1808 von Württemberg aufgehoben wurde. Das Klostergebäude wurde nach dem Brand von 1648 neu erbaut und 1838/40 in eine Schule umgewandelt; die 1948 veränderte Kapelle diente 1821-1974 der evangelischen Gemeinde als Kirche. 1555-1567 reformierten die Helfensteiner vorübergehend ihre Herrschaft; der Jesuit Petrus Canisius führte sie zum alten Glauben zurück. Katholische Pfarrkirche St. Cyriakus, bis 1803 Stiftskirche, wohl am Platz der nach 861 erbauten Klosterkirche gleichen Namens. Von dem 1648 abgebrannten spätgotischer Bau von 1466ff. sind die Außenmauern sowie die Untergeschosse der beiden Westtürme erhalten. Seit 1670 Wiederaufbau, 1719 Neueinrichtung des Chors, 1775/85 Umbau des zuerst barockisierten Schiffes in eine klassizistische Saalkirche mit Muldendecke. Deckenfresken mit der Legende des Titelheiligen von Joseph Anton Huber 1775, Hochaltar von 1719, Skulpturen der Heiligen Johann Nepomuk und Abysius auf den östlichen Wandaltären sowie Kruzifix über dem Hochaltar von Straub. Mater Dolorosa und St. Barbara (am Chorbogen); die Stuckfiguren im Chor von der Neueinrichtung 1719. Am nördlichen Seitenaltar eine Muttergottes aus dem Kreis von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1500). Kostbares Kreuzreliquiar von 1475. Auf dem Friedhof Leonhardskapelle aus dem 14. Jahrhundert, 1783 umgebaut, mit Altären des 18. Jahrhunderts. Unter den spätgotischen Skulpturen Maria mit fünf Heiligen (aus Neidlingen, Ende 15. Jahrhundert) und Anna Selbdritt (Mitte 15. Jahrhundert). Evangelische Kirche 1974 erbaut; Pfarrei seit 1931, zuvor seit 1852 ständige Verweserei.
Patrozinium: St. Cyriakus
Ersterwähnung: 0861

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