Scharnhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1242

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Ein 1910 bei Scharnhausen gefundenes Randleistenbeil aus der Hügelgräberbronzezeit belegt, dass auch die Scharnhauser Gemarkung schon früh besiedelt war. Tonscherbenfunde aus der Zeit der Latène-Kultur sind keltische Zeugnisse der Vor- und Frühgeschichte. Bei den Mauerresten im Gewann Maurenäcker südlich des alten Ortskerns handelte es sich um römische Siedlungsreste. Der spätere Ort Scharnhausen stammt als »-hausen«-Dorf aus der Ausbauzeit zwischen 600 und 900 nach Christus und war möglicherweise eine Tochtersiedlung des älteren Dorfes Nellingen. Die Bezeichnung Hofer Mühle im Körschtal nordwestlich des alten Ortskerns und der volkstümliche Name Hofergass für die zur Mühle führende Ruiter Straße deuten darauf hin, dass im Bereich des späteren Schlösschens ein abgegangener Weiler existierte. Die ortsgeschichtliche Literatur gibt den Ortsnamen mit Oberhof an. Die geographische Lage Scharnhausens im Körschtal brachte von jeher wirtschaftliche Einschränkungen mit sich: Die Talaue war oft überschwemmt, und die steilen Talhänge machten aufgrund des hier anstehenden, rutschenden Knollenmergels eine Bebauung an vielen Stellen unmöglich. Die mit knapp 500 Hektar relativ kleine Gemarkung erstreckt sich von den weitgehend ebenen Ackerfluren südlich des Ortes bis zum unteren Scharnhauser Park im Norden und vom Häslachwald im Westen bis zum Krähenbachtal im Osten. In dem im oberen Körschtal gelegenen Ort sind Reste der einstigen Burg noch vorhanden, das Rathaus stammt von 1596. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen neue Wohngebiete im Osten und Westen hinzu, an der Straße nach Plieningen entstand ein Gewerbegebiet.
Historische Namensformen:
  • Husen 1242
  • Scharrenhusen 1283
Geschichte: Es liegt nahe, dass es sich beim Ort »Husen« bei Esslingen, der 1242 erstmals erwähnt wurde, um Scharnhausen handelte. 1283 folgte die Nennung eines Walther, genannt Scharre von Husen. Die Herleitung des Ortsnamens durch eine Pflugschar, wie sie später im Ortswappen geschah, ist also nicht richtig. Vielmehr handelt es sich um einen Personennamen. Dieser Ortsadel war vermutlich mit den Herren von Nellingen verwandt und ist Anfang des 14. Jahrhunderts im Esslinger Patriziat nachgewiesen. Die ortsgeschichtliche Literatur nennt zwei mögliche Burgen in Scharnhausen: Auf eine ortsnahe Burg beim Rohrbach weisen Namen wie Burgwiesen oder Burggasse (Burgstaffel) hin, auf eine andere beim Burgwald in der Nähe des späteren Schlösschens. Dort soll 1783 ein Burgwall eingeebnet worden sein. Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts waren die Herrschaftsrechte und der Besitz in Scharnhausen zwischen dem Kloster Sankt Blasien und dem Ortsadel geteilt. Durch den Besitz der Propstei Nellingen lagen die Vogteirechte bei den Württembergern, die jedoch Teile ihrer Herrschaftsrechte dem Adel zu Lehen vergaben. Begütert waren die Herren von Blankenstein, die Melzener, die vom Staige sowie mehrere andere Edelleute, aber auch die Klöster Weiler, Bebenhausen und Denkendorf. Im 16. Jahrhundert kauften die Württemberger den größten Teil des Adelsbesitzes auf. Mit der Auflösung der Propstei Nellingen (1649) wurde ganz Scharnhausen württembergisch. Das Dorf gehörte nun zum Amt Stuttgart. Schultheißen sind in Scharnhausen seit dem frühen 15. Jahrhundert überliefert. Zusammen mit den Richtern regelten sie die Angelegenheiten der Dorfgemeinschaft. Als Versammlungsort diente in der Anfangszeit das Haus des Schultheißen. Die erstarkende kommunale Selbstverwaltung fand 1596 ihren Ausdruck im Bau eines stattlichen Rathauses. Verantwortlich für den Bau waren vermutlich Michel Knell und Jerg Mercklin. Die vorkragende Fachwerkfassade ruht auf vier Steinsäulen, von denen eine als Brunnenstock für einen langen Brunnentrog dient. Wie in Ruit und Kemnat, so wurden auch im Scharnhauser Rathaus in der Zeit des 30-jährigen Kriegs bemalte Glasscheiben eingebaut. Sie zeigten Bürger in stolzer Pose mit breitrandigem Federhut. Drei dieser Bürgerscheiben werden heute im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart aufbewahrt. Scharnhausen wurde 1938 vom Oberamt Stuttgart zum Landkreis Esslingen umgegliedert. In Scharnhausen sind als Pfarrerssöhne geboren: Philipp Matthäus Hahn (1739-1790), Pfarrer und »Mechaniker«; Karl Christian Wagenmann (1787-867), Chemiker, Fabrikant in Wien und Berlin.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung Scharnhausens wird für die Mitte des 15. Jahrhunderts auf etwa 130 Einwohner geschätzt. Waren es zu Beginn des 30-jährigen Kriegs etwa 200 Menschen, die hier wohnten, so zählte man 1660 nur noch rund 50 Einwohner. Bis 1750 vergrößerte sich die Bevölkerung auf 350 und wuchs bis zum Jahr 1802 auf 512 Einwohner an. Das bäuerliche Leben dominierte in Scharnhausen. Das Nellinger Lagerbuch von 1402 verzeichnet insgesamt 15 Hofeinheiten, darunter einen Maierhof, einen Widumhof und einen Hof des Klosters Weiler. Der Fronhof der Herrschaft Württemberg war im 15. Jahrhundert 67 Morgen (rund 21 Hektar) groß. Die Lehensabgaben betrugen 25 bis 50 Prozent der Ernte. Hinzu kamen noch andere Abgaben wie der Zehnt und Steuern. Das Zehntrecht war geteilt und lag im 15. Jahrhundert in privaten Händen und beim Kloster Sankt Blasien. In diesem komplizierten Geflecht, bei dem auch die Abgaben infolge Leibeigenschaft eine Rolle spielten, war der finanzielle Spielraum der Bauern sehr eingeschränkt. Die Türkensteuerliste von 1545 ergab bei den 33 Steuerzahlern des Ortes ein Vermögensniveau, das im Vergleich zu beispielsweise Echterdingen deutlich geringer war. Überörtlich bedeutendes Handwerk war nicht vorhanden. Die Lage im Körschtal brachte viele Nachteile, aber auch wirtschaftlichen Nutzen, denn mit der Wasserkraft der Körsch konnten auf Scharnhauser Gemarkung zwei Mühlen betrieben werden. Die Mühle im Ort – später Bruckenmühle genannt – existierte vermutlich schon viele Jahre, als sie im Städtekrieg von den Esslingern zerstört wurde. 1559 ging die wieder aufgebaute Mühle an die Propstei Nellingen. Seit 1658 war sie in Privatbesitz. Die zweite Mühle war die Hofer Mühle etwas außerhalb des Ortes, die seit 1524 als privates Eigentum betrieben wurde. Der letzte Müller Balthas Seel (1740–1805) war seit 1783 gleichzeitig der erste Wirt der Schildwirtschaft zum Lamm. Obwohl es bereits 1565 ein Gasthaus in Scharnhausen gegeben haben muss, ist das Lamm die erste konkret benennbare Wirtschaft in der Körschtalgemeinde.

Name: Zwei mögliche Burgen – Scharnhauser Schlösschen (1784)

Ersterwähnung: 1346
Kirche und Schule: In vorreformatorischer Zeit stand die Pfarrkirche für Scharnhausen in Nellingen, obwohl in Scharnhausen bereits im 14. Jahrhundert eine Kapelle des Heiligen Cyriakus anzutreffen war. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde dann die spätgotische Kirche erbaut. Als kunstgeschichtlich wertvoll sind eine Renaissance-Kanzel von Michel Knell aus Scharnhausen und ein Kruzifix mit Maria und Johannes aus den Jahren um 1530 sowie ein Apostelbild von Lienhard Mayer mit Stiftertafel von 1627 zu nennen, die alle in die heutige evangelische Kirche übernommen wurden. Infolge des Untergrunds begann die Kirche bald zu rutschen. Der Turm musste wegen Einsturzgefahr 1763 unterfangen werden. 1953 wurde die baufällige Kirche abgebrochen. 1548 wurde ein erstes Pfarrhaus errichtet, 1710 ein neues, das heute noch existiert. Vor der Reformation 1534 stand der Propstei Nellingen die Ernennung des Scharnhauser Kaplans zu, danach war dies die Sache des Herzogs von Württemberg. Bis zum Beginn des Königreichs Württemberg erlebte Scharnhausen 37 Pfarrer, deutlich mehr als die benachbarten Dörfer. Dies lag sicherlich auch in der geringen Besoldung begründet, denn das arme Dorf Scharnhausen konnte nur geringe Naturaleinkünfte bieten. Klagen über die kargen Einkünfte führte beispielsweise auch Pfarrer Johann Philipp Kauffmann. Dessen Enkel Philipp Matthäus Hahn (1739–90) wurde als Sohn des Ortspfarrers im Scharnhauser Pfarrhaus geboren. Der erste Schulmeister in Scharnhausen wird 1601 erwähnt. Die kärgliche Entlohnung musste oft durch landwirtschaftliche Hilfstätigkeiten aufgebessert werden. 1661 zahlten 20 Kinder Schulgeld. Der Unterricht fand damals im Winter täglich, im Sommer jedoch lediglich an Sonn- und Feiertagen statt. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts stieg die Schülerzahl auf bis zu 100 an. Nachdem der Unterricht zunächst noch in einem alten Wohnhaus stattfand, wurde 1773 erstmals ein eigenes Schulhaus erbaut. Die spätgotisch evangelische Pfarrkirche in ummauertem Friedhof wurde 1952/53 durch Neubau an anderer Stelle ersetzt. Katholische Kirche 1964/65 erbaut, zur Pfarrei Neuhausen auf den Fildern gehörig.
Patrozinium: St. Cyriacus
Ersterwähnung: 1346

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