Schluchtern - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0767

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das 767 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch als »Sluhtra« erstmals genannte Schluchtern war schon lang davor sporadisch besiedelt. Die Deutung seines Namens bleibt unklar. Bis ins hohe Mittelalter gehörte der Ort zur Großgartacher Gemarkung, und als er sich später mit etwa einem Drittel der Fläche verselbständigte, blieb er im Norden und Süden von Großgartacher Gebiet umschlossen. Auf eine ältere Zusammengehörigkeit deutet noch 1807 die gemeinschaftliche Nutzung eines Gemeindewalds von 50 Morgen Umfang auf Großgartacher Gemarkung hin. 1774 gab es in Schluchtern zwei Kirchen, drei Schulen und 77 Häuser; die Gemarkung umfasste damals 1840 Morgen Äcker, 38 Morgen Weinberge, 96 Morgen Wiesen sowie 319 Morgen Wald und Hecken in Gemeindebesitz. Bis 1803 wuchs der Ort auf 91 Häuser an und hatte eine von Österreichern gebaute Straße, die mitten durch das Dorf führte. Die Bewohner bewirtschafteten inzwischen nur noch 1030 Morgen Äcker, dafür aber 102 Morgen Weinberge. Die wohl im 10. Jahrhundert entstandene Harchenburg oder Alte Burg auf einem dem Heuchelberg vorgelagerten Bergsporn im Südosten der Gemarkung diente vielleicht der Bevölkerung aus Schluchtern, Schwaigern und Großgartach gemeinsam zum Schutz bei Kriegsgefahr. Am nördlichen Talhang der Lein wuchs Schluchtern durch Neubaugebiete im Westen »Ob dem Schweigerner Weg« (1956), im Norden »Neugärtie« (1956), im Оsten auf Großgartach zu (»Kiesberg« 1970) und im Süden nahe der Bahn (»Eichbott« 1950).
Historische Namensformen:
  • Sluhtra 0767
Geschichte: Einzelne Güter in Schluchtern kamen im späten 8. Jahrhundert als Stiftung an das Kloster Lorsch; auch Fulda hatte hiesigen Besitz. Einige Angehörige der nach dem Ort benannten Familie von Schluchtern (14./15. Jahrhundert) waren später, nachdem sie ihren Besitz aufgegeben hatten, Bürger in Heilbronn. Der Ort zählte bis 1431 zur Herrschaft der von Weinsberg, daneben hatten die von Neipperg ausgedehntes Eigentum. 1403 war Schluchtern zusammen mit Biberach vorübergehend an Ulrich von Heimberg verpfändet. 1430 kam es zuerst als Pfandschaft, im Jahr darauf kaufsweise an Pfalz-Mosbach und schließlich 1499 im Erbgang an Kurpfalz (Oberamt Mosbach, Kellerei Hilsbach). Dadurch wurde Schluchtern zum territorialen Außenposten und hatte fortan eine Sonderstellung als pfälzische, seit 1802/03 fürstlich leiningische und seit 1806 großherzoglich badische Enklave zwischen württembergischem, ritterschaftlichem und deutschordischem Gebiet. 1472 verpfändete Pfalzgraf Otto den Ort an die von Gemmingen-Guttenberg, die hier noch 1519 die Vogtei mit aller Obrigkeit, Gericht, Zwing und Bann, dazu zwei Drittel des Frucht- und Kleinzehnten, den Weinzehnt, die Kelter mit ihrem Bann und zahlreiche weitere Einkünfte sowie Wald und Leibeigene beanspruchten. Ein Drittel des Frucht- und Kleinzehnten stand dem Pfarrer zu, weitere Weinzehntanteile bezogen der Frühmesser von Großgartach und das Stift Odenheim-Bruchsal. Zu den zahlreichen Besitzern von Liegenschaften zählten vom späten Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches die von Massenbach und die von Neipperg, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts über Eigentumsrechte an zwanzig Hofstätten mit Äckern, Wiesen und Weinbergen verfügten, seit 1733 darüber hinaus als pfälzisches Lehen auch über die Jagd. Ein von den Massenbach 1386 veräußerter Hof kam 1409 als Stiftung an die Heilbronner Pfründe zu St. Jakob bei den Sondersiechen; der große Gülthof des Heilbronner Spitals gelangte 1694 in private Hand und 1724 an die von Gemmingen. 1427 bezog die Deutsch-Ordens-Kommende Heilbronn Gefälle aus verlehnten Gütern; 1524 waren dies Fruchtgülten aus zwei großen Höfen (Erbsen- und Sternhof). Auch die von Niefern besaßen hier Güter, Gülten und Zinse (1501). 1803 waren die Güter der von Massenbach an Schluchterner Bürger in Erbbestand vergeben; daneben verfügten die Stadt und die Deutsch-Ordens-Kommende Heilbronn, die von Gemmingen-Treschklingen und die Pfarrei Neipperg über Geld- und Naturalgefälle. Für das 1524 genannte Gericht galt ein eigenes Dorfrecht (1572). Beim Übergang an das Fürstentum Leiningen (1802/03) war es mit sechs Schöffen besetzt; außerdem gab es achtzehn Gemeindedeputierte. Zuständiger Oberhof war Hilsbach bei Sinsheim. Auf dem Gerichtssiegel erscheint seit 1620 der Schluchterner Kirchenpatron St. Pankratius. Schluchtern zählte bis 1924 zum Bezirksamt Eppingen, dann zum Вezirksamt beziehungsweise Landkreis Sinsheim und wurde 1945 durch die amerikanische Besatzungsmacht dem Landkreis Heilbronn angegliedert.
Wirtschaft und Bevölkerung: Um 1577 hatte Schluchtern rund vierhundert Einwohner. Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte man nur noch sechzehn Familien (circa 70 Personen), aber bald darauf siedelten sich rund 150 Schweizer an. So lebten bereits 1683 wieder 57 Familien am Ort. 1743 waren von 89 Steuerpflichtigen 63 ausschließlich in der Landwirtschaft tätig, die übrigen 28 übten andere Berufe aus. 1803 hatte Schluchtern insgesamt 717 Einwohner. Die Mehrheit der Bevölkerung lebte von Acker- und Weinbau; daneben gab es am Ende des Alten Reiches Metzger, Bäcker, Maurer, Steinhauer, Krämer, Weber, Schreiner, Schuster, Schmiede, Schneider und Müller; letzteres Gewerbe ist seit 1519 bezeugt. 230 Rinder und 41 Pferde (um 1803) zeugen von einem bescheidenen Wohlstand der Bewohner.

Name: Harchenburg oder auch Alte Burg

Ersterwähnung: 1496
Kirche und Schule: Ursprünglich war Schluchtern Filial von Großgartach. 1496 stand das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Pankratius den Neipperg zu, die auch die Frühmesse auf dem Altar der Muttergottes zu besetzen hatten. Im 16. und 17. Jahrhundert teilte die Gemeinde die wechselvolle Konfessionsgeschichte der Kurpfalz, was dazu führte, dass im 18. Jahrhundert sowohl das lutherische und das reformierte als auch das katholische Bekenntnis zugelassen waren. In der pfälzischen Kirchenteilung fiel die Pfarrkirche 1705/07 an die Reformierten. Den Katholiken wurde im Untergeschoss des Rathauses ein Gottesdienstraum eingerichtet; eine eigene katholische Pfarrei, deren Nominationsrecht dem Kurfürsten von der Pfalz zustand, gab es seit 1729. Die lutherische Gemeinde war 1732/37 Filial von Kirchardt und erhielt 1744 eine Kirche am Ort sowie einen eigenen Pfarrer. Drei Konfessionen im Dorf bedingten auch drei Schulen, aber noch 1695 besuchten die Kinder aller drei Glaubensrichtungen den reformierten Unterricht. Einen jahrelangen Streit um Geläut, Mesnerdienst und Uhrenpflege entschied 1728 der reformierte Schulmeister offenbar im Wesentlichen für sich; da seine Schule im Unterschied zu den anderen kein Schulgeld erhob, versah er den Mesner- und Glöcknerdienst und erhielt zudem jährlich 10 Gulden für die Anmietung geeigneter Schulräume. In der lutherischen Gemeinde fungierte der Pfarrer zugleich als Schulmeister. 1803 hatten alle drei Konfessionen eigene Schulhäuser. Evangelische Pfarrkirche von 1846. Katholische Pfarrkirche St. Pankratius 1823 erbaut, 1913 umgebaut.
Patrozinium: St. Pankratius
Ersterwähnung: 1496
Jüdische Gemeinde: Seit 1722 ist eine erste jüdische Familie nachweisbar; 1803 bestand eine israelitische Gemeinde mit zwölf Familien, die zunächst nur von Handel (zumeist Hausierhandel), später auch von Viehhandel lebten.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)