Ingersheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Liegt auf Gemarkung: Crailsheim
Ersterwähnung: 1329

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Ortslage ist durch die Heerstraße und die entsprechende Jagstfurt bestimmt. Auf dem rechten Jagstufer fächert sie sich in drei Arme auf, von denen einer direkt nach Crailsheim zieht (entspricht der Unteren Gasse), der mittlere (Zehntberggasse) als Fortsetzung der Heerstraße nach Westgartshausen weiterführt, der dritte zur Ingersheimer Mühle und von dort als Schollenberggasse Richtung Jagstheim geht. Alle drei Gassen werden von der Ingersheimer Hauptstraße als Tangente geschnitten, so dass der Ort eine Mischung von Straßen- und Haufendorf bildet. Die recht große Gemarkung reicht auch auf die andere Jagstseite hinüber, wurde aber erst im 18. Jahrhundert mit einem Fußsteg dorthin verbunden. Im Osten reicht sie bis zur Pfannenburg, was wohl damit zusammenhängt, dass der ursprünglich dort gelegene Wirtschaftshof nach Ingersheim gezogen und von dort aus weiterbesorgt wurde. Zur Gemarkung gerechnet wird auch die Rotmühle, die als einzige Crailsheimer Mühle noch betrieben wird. Sie wird 1357 erstmals erwähnt. 1423 war sie im Besitz der von Hohenstadt, dann der Finsterloh. Dabei arbeitete sie für Altenmünster, wohin sie auch eingepfarrt war und den halben Zehnt an die dortige Pfarrei zahlte. 1532 gehörte sie der Herrschaft im Amt Crailsheim. 1733 erhielt die Rotmühle die Konzession als Sägemühle und wurde 1766 Zentrum eines Bergwerks für Lettenkohle. Wegen der Lage am Fluss soff allerdings der betreffende Schacht rasch ab, so dass hier ab 1770 nicht weiter abgebaut wurde.
Historische Namensformen:
  • Ingiheresheim 1357
  • Ingesheim
Geschichte: Von dem Ortsnamen her betrachtet und von der Lage an einer Jagstfurt, über die die Heerstraße von Onolzheim nach Westgartshausen oder Wittau führte, gehört der Ort zur fränkischen Landnahmezeit, wenn auch der Reihengräberfriedhof an der Markungsgrenze nichts mit der heutigen Siedlung zu tun hat. Vielmehr lag die zugehörige Siedlung entweder am Sulzbrunnen oder am Weidenbach und wurde zu unbekannter Zeit aufgegeben. Eine Ersterwähnung des Ortes Ingersheim 1280 ist nicht ganz eindeutig mit unserem Ingersheim zu verbinden. Allerdings ist auch der Ortsadel des benachbarten Wittau vor allem in der Gegend belegt, in der die Vertragspartner von 1280 zu Hause sind, dem Ries. Sicher ist daher erst 1329 der Verkauf eines Ingersheimer Gutes an das Dinkelsbühler Spital hierher zu beziehen (»Ingesheim«). Die in dieser Urkunde als Bürgen auftretenden Marquard und Appelmann von Crailsheim stellten offenbar den Ortsadel dar, da sie ab 1350 den größten Teil des Ingersheimer Zehnten bezogen. Dieser Zehnt war wohl seit circa 1370 helfensteinisches Lehen als Mitgift der Adelheid von Hohenlohe an Konrad von Helfenstein. Die von Crailsheim besaßen denn auch im Ort bis 1839 eine Zehntscheuer (Zehntberg 6). 1370 wohnte ausdrücklich Appel Zieher, ein Vertreter der Familie von Crailsheim, im Ort; 1435 wurden der »Zieherhof« und zwei weitere Gütlein an Wilhelm von Crailsheim verkauft. Weiterer Adelsbesitz war ein Gut, das Heinz von Schopfloch 1375 an Reinbot von Wollmershausen verkaufte. Ein weiteres Gut hatte er von den Helfenstein zu Lehen und ließ es im Tausch gegen einen Hof in Schopfloch 1379 zum freien Eigentum machen, um ihn dann mit einem dritten Hof im selben Jahr der Crailsheimer Liebfrauenkapelle zur Fundierung einer Kaplanei zu verkaufen. 1423 verkaufte Wilhelm Truchseß genannt Grener seinen Hof an den Markgrafen. 1357 besaß Hohenlohe elf Höfe, von denen einer wüst war. Denselben Bestand hatte 1434 die Markgrafschaft, wobei die Ingersheimer Mühle eingeschlossen war, die die Markgrafen erst 1423 von Reinbot Streckfuß als ellwangisches Lehen kauften. Weitere zwölf Einwohner werden aber 1434 aufgeführt, die allerlei Feldlehen von der Herrschaft hatten, zum Teil auch außerhalb der Ingersheimer Markung, so dass mit einer unbekannten Zahl freier oder fremder Herrschaft gehörender Bauern zu rechnen ist. 1532 werden diese Herrschaftsverhältnisse beschrieben: Obrigkeit, Kirchweihschutz und Hochgericht besaß das Amt Crailsheim, wohin auch für die markgräflichen Untertanen das Niedergericht, Zins und Gült gehörten: Dies waren von 54 beziehungsweise 53 Gütern 17, dazu sieben des Spitals, zwei der Liebfrauenkapelle, je einer von Reichalmosen, Zwölfbotenaltar, Johanneskirche und Kapelle Ingersheim. 15 weitere Güter waren freieigen, wobei ein Bauer gleich sechs davon besaß, eine Witwe zwei. Auch sie standen unter markgräflichem Schutz. Die von Crailsheim hatten weitere sechs Untertanen als comburgisches Lehen. Die Geyer von Goldbach hatten zwei Untertanen, wahrscheinlich als Erbe der Lickartshausen. In der Folge schwanden die freieigenen Güter (1732 noch 2). Allerdings sind dabei auch drei Gütlein neu entstanden, die kein Gemeinderecht hatten. Wegen der Größe der Markung bestand vom 15. bis 17. Jahrhundert ein eigenes brandenburgisches Ämtlein Ingersheim. Die 54 Gemeindeberechtigten bildeten an einem Steintisch unter drei Linden neben der Kapelle die Gemeinde, wählten drei Bauernmeister und regelten die Hirtenanstellung und den Unterhalt von Armenhaus, Schmiede, Brechhaus, Wegen und Stegen. Entsprechende Gemeindeordnungen waren 1510, 1528 und 1659 erlassen worden, ein Gemeindebrief 1675. Das Recht für den Kirchweihtanz lag auf dem Freihof Untere Gasse 30, vor dem auch einer der beiden gemeindeeigenen Laufbrunnen stand. Im 17. Jahrhundert gab es verschiedentlich Gemarkungsstreitigkeiten mit der Stadt Crailsheim (1606, 1640, 1657) sowie mit Jagstheim (1608). 1806 kam Ingersheim an Bayern, vier Jahre später dann an Württemberg. Ingersheim war mit Altenmünster und Rotmühle bis 1940 selbständige Gemeinde.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der Ort war zunächst rein landwirtschaftlich besetzt, wobei bereits 1434 die Dreifelderwirtschaft ausdrücklich erwähnt wird. Immerhin gab es eine gemeindeeigene Dorfschmiede seit 1607 und eine Wirtschaft, wozu 1729 eine weitere Konzession vergeben wurde. Weitere Handwerker werden in Bauakten der Westgartshausener Kirche genannt: 1671/72 ein Ingersheimer Maurer, 1752 ein Uhrmacher, der die Westgartshausener Kirchturmuhr reparierte. Ende des 17. Jahrhunderts bestand ein eigenes Fallhaus in Ingersheim. Die Höfe werden 1616 in elf ganze, zwölf halbe, 19 Köbler und zwölf Selden unterschieden, wozu die drei Selden des 18. Jahrhunderts ohne Gemeinderecht kommen. Auf der Ingersheimer Mühle saß 1532 Endres Müller genannt Rodmüller, was wohl auf Herkunft von der Rotmühle weist. Zugleich wird er als Müller der Crailsheimer Velweidenmühle genannt.

Ersterwähnung: 1480
Kirche und Schule: Die Kapelle war bis zur Renovierung 1961/62 Sixtus und Wolfgang geweiht. Gebaut wurde sie nach den Steinmetzzeichen im Chor von einem Gesellen des um 1450 in Dinkelsbühl tätigen Nikolaus Eseler oder des Hans von Prachatitz. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1487. In diese Zeit gehören auch die Fresken im Chor und das Kruzifix, doch sind auch 1607 und 1701 weitere Fresken angebracht worden. Als Filiale der Johanneskirche war der Markgraf Patronatsherr, weshalb sein Wappen als Schlussstein in der Chorvierung angebracht ist. Wahrscheinlich diente sie als Brücken- oder Wegkapelle an der Heerstraße, wozu das Patronat insbesondere von Wolfgang passt. In nachreformatorischer Zeit hielt nur einmal im Jahr an Kirchweih (Sonntag nach dem 15. 8.) einer der beiden Crailsheimer Kapläne hier Gottesdienst. Doch gab der im Obergeschoss der Kirche wohnende und unterrichtende Lehrer zweimal in der Woche in ihr Betstunde und am Sonntag Kinderlehre. Bis 1961 schränkte der seit 1564 belegte Schulbetrieb den Kirchenraum massiv ein; vor der Kirche lagen auch Stall und Scheune des Schulmeisters, so dass die Kirche nach außen kaum als solche in Erscheinung trat. Seit 1979 Pfarrei, zum Sprengel gehört seit 1980 der Ortsteil Alexandersreut (siehe Jagstheim). Kirchlich war Ingersheim stets Filial von Crailsheim. Die evangelische Kirche ist seit 1961 eine Matthäuskirche. Im spätgotischen Turmchor befindet sich ein Kreuzrippengewölbe, Turm mit Fachwerkaufsatz und Satteldach. 1961/62 neues Schiff angebaut.
Patrozinium: St. Sixtus und Wolfgang (seit 1961 St. Matthäus)
Ersterwähnung: 1480
Jüdische Gemeinde: Seit 1689 gab es auch Juden in Ingersheim.
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