Neckarsulm - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0771

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf Neckarsulmer Gemarkung beginnt das archäologische Fundspektrum mit der Jungsteinzeit. Siedlungsplätze der Bandkeramiker wurden im Bereich des Gewanns Reitweg und bei der Reisachmühle entdeckt, Gegenstände aus der Rössener Kultur in der Binswanger Straße, in den Unteren Wildäckern und in der Schillerstraße, solche aus der Michelsberger Kultur in der Paulinenstraße, aus der Urnenfelderzeit am Reichertsberg, in der Paulinenstraße und im Gewann Napf sowie aus der mittleren Latènezeit in der Olgastraße. Mehrere merowingerzeitliche Reihengräberfelder lassen darauf schließen, dass der heutige Ort sich aus verschiedenen Siedlungskernen entwickelt hat. Freilich legt der auf die Topographie Bezug nehmende Ortsname die Vermutung nahe, dass Neckarsulm nicht schon der ältesten nachantiken Siedlungsschicht zugehört, sondern erst in der frühmittelalterlichen Ausbauzeit entstanden ist. Die früheste Erwähnung in der schriftlichen Überlieferung datiert von 771 (»villa Sulmana«). Die differenzierende Namensform Neckarsulm kam im frühen 16. Jahrhundert auf. Mit der Erhebung zur Stadt im frühen 14. Jahrhundert ging offenbar eine im Grundriss der Altstadt noch erkennbare planmäßige Neuanlage einher. Der damals entstandene Grundriss weist eine als Mittelachse konzipierte breite Haupt- beziehungsweise Marktstraße zwischen einem südlichen und einem nördlichen Stadttor auf; in ungefähr gleichmäßigen Abständen wurde diese von schmaleren Querstraßen gekreuzt. Im Wesentlichen bildete die alte, ummauerte Stadt ein Rechteck mit einer ost-westlichen Ausdehnung von etwa 350 Metern und einer nord-südlichen von rund 250 Metern. Die Stadtmauer war mit zehn Türmen bewehrt. In der südwestlichen Ecke lag das Schloss beziehungsweise Amtshaus, in der nördlichen Mitte die Pfarrkirche und in der südöstlichen Hälfte der Marktplatz mit dem Rathaus, dahinter die große (1567) und die kleine Kelter (1554). Die Entwicklung des Orts war nicht zuletzt dadurch begünstigt, dass sich hier drei vielfrequentierte Straßen kreuzten. Die Zahl der Häuser belief sich 1525 auf etwa zweihundert und noch 1667 auf 201; erst bis 1803 nahm sie auf 240 zu. Die vermutlich zwischen 1230 und 1250 von den Weinsberg errichtete Burg Scheuerberg wird 1264 erstmals erwähnt. Im 14. Jahrhundert Lehen vom Hochstift Würzburg, wurde sie 1525 von den aufständischen Bauern zerstört. Der nördlich der Altstadt gelegene Wohnplatz auf dem Steinach ist in schriftlichen Quellen seit 1364 zu fassen. Ein Fliegerangriff zerstörte 1945 einen großen Teil der planmäßig rechts des Neckars auf einem Schwemmkegel der Sulm beim Ausgang des Weinsberger Tals angelegten Altstadt, die heute wieder schöne Fachwerkhäuser zeigt. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich die Stadt im Norden, Оsten und Süden stark ausgedehnt. Noch räumlich getrennt von ihr ist der 1953/56 entlang der Straße nach Neuenstadt am Kocher errichtete Stadtteil Amorbach. Zu den übrigen Neubaugebieten gehören im Norden »Steinachfeld« (1949), im Nordosten »Neuberg« (1960, 1966, 1973), Ahornweg (1966), im Оsten »Linkental« (1958) und der Stadtteile im Südosten (1956) sowie die Südstadt (1973 fortfolgend). Den Raum zwischen Neckarkanal und Eisenbahnanlagen nimmt die Industrie ein. Hinzu kamen 1969 im Südwesten das »Industriegebiet Rötel« und das »Gewerbegebiet Nord«. — Planmäßig angelegte Stadt im Anschluß an Kirche und Schloß, die Stadtbefestigung wurde im 19. Jahrhundert abgetragen. Stadtschloß mit Wehrturm (später Deutschordensresidenz), erbaut um 1364. Im Hauptbau befand sich bis 1938 der Oberamtssitz. Wurde durch Fliegerangriff beschädigt und nach 1945 instandgesetzt; seit 1956 ist hier das Deutsche Zweiradmuseum untergebracht. Rathaus von 1544, erneuert 1748, 1780 und 1957.
Historische Namensformen:
  • Sulmana 0770 [770/90]
Geschichte: In staufischer Zeit zu dem von Wimpfen aus verwalteten Reichsgut gehörig, gelangte Neckarsulm im 13. Jahrhundert mit der dann vom Hochstift Würzburg lehnbaren (um 1320) Herrschaft Scheuerberg an die von Weinsberg, 1335 nach schon früherer Verpfändung durch Kauf an das Erzstift Mainz und 1484 tauschweise an den Deutschen Orden, bei dem es mit aller hohen und niederen Obrigkeit bis zur Säkularisation durch Württemberg (1805) verblieb. Seit der Aufgabe von Burg Scheuerberg war es Zentralort der gleichnamigen Herrschaft respektive eines entsprechenden Amts, aber möglicherweise bestand hier auch schon eine viel ältere Gerichtsstätte (»in villa que dicitur Sulmo sub arboribus que dicuntur Elmbawm«, 1212). Auch in mainzischer Zeit war die Ortsherrschaft wiederholt verpfändet, so an die von Hirschhorn (1344, 1360), die Hofwart von Kirchheim (1346), von Sickingen (1409/31, 1449–1483) und von Gemmingen (1440). Die ältesten nachweisbaren Grundbesitzer auf Neckarsulmer Gemarkung waren mehrere Wohltäter, die zwischen 771 und 791 in mehreren Schenkungen das Kloster Lorsch bedachten. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts hatte auch die Abtei Hirsau hiesigen Besitz, unter anderem aufgrund der Stiftung eines einmalig erwähnten »Egezo de Sulmena«. 1248 wurden dem Kloster Komburg Güter in Neckarsulm päpstlich bestätigt, wobei es sich vermutlich um dieselben handelte, die noch 1330 und 1383 von den Herren von Weinsberg bevogtet wurden. Die Amorbacher Benediktiner hatten hier bereits 1276 Besitz und erwarben dazu 1340/43 noch eine Kelter von denen von Neuenheim. Das Stift Wimpfen bezog 1295 Zinse aus der unteren Mühle. Die Zisterzienser von Schöntal kauften 1334 einen Hof von den Grecken von Kochendorf und zwölf Jahre später noch eine Mühle, deren Hofstatt – nicht die Mühle selbst, die noch 1562 in klösterlichem Besitz war – sie 1411 an Mainz vertauschten. Schließlich kaufte um 1350 das Heilbronner St. Klara-Kloster Güter am Ort, und 1740 bezog auch das Dominikaner-Kloster zu Wimpfen Gefälle aus der Stadt. Als Ritteradlige mit allerlei Gerechtsamen in Neckarsulm begegnen im Übrigen die von Berlichingen (1334/35), von Wittstatt (1334, 1423/79), Capler von Oedheim (1335), von Talheim (1359) sowie die von Helmstatt und die Steinhäuser (1526). Der Groß- und Kleinzehnt gehörte 1325 und noch 1554 zu zwei Dritteln dem Kloster Amorbach, zu einem Drittel der örtlichen Pfarrei; der Weinzehnt verteilte sich im 16. Jahrhundert entsprechend. Bereits 1318 und noch 1335 als »oppidum« bezeichnet, dürfte Neckarsulm zu Beginn des 14. Jahrhunderts zur Stadt erhoben worden sein. 1333 wird es erstmals als solche bezeichnet, und für 1343 ist auch ein Stadtsiegel bezeugt. Ein Gericht findet erstmals 1381 Erwähnung, dürfte indes älter sein; gleiches gilt selbstverständlich für die 1357 genannten Bürgermeister und Gemeinde. Ein Rathaus existierte bereits 1461/63. Der Fürsorge diente ein um 1580 in der Frühmessgasse errichtetes Spital, das 1702 einen Neubau erhielt. Die Stadt fiel 1805 an Württemberg und war dann Sitz des Oberamt Neckarsulm, das zum 1.10.1938 dem Landkreis Heilbronn angegliedert wurde. — Im 14. und 15. Jahrhundert war hier eine Münzstätte des Hochstifts Mainz. Durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie Heilbronn—Jagstfeid 1866 und die Anlage des Neckarhafens 1870 entwickelte sich Neckarsulm zur Industriestadt. Hervorzuheben sind die Fahrzeugwerke (NSU) seit 1880 (zuerst Strickmaschinen, seit 1886 Fahrräder, 1901 erstes Motorrad, seit 1906 Autobau), heute Audi NSU Auto Union; Schiffswerft seit 1872; Jutespinnerei seit 1904. — Die Mehrheit der Bevölkerung nahm am Bauernkrieg 1525 teil. — 1607/08 erlagen 546 Personen der Pest, 1626 etwa 150 der Cholera. Durch Bombenangriffe 1944/45 kamen 150 Personen um; 860 Gebäude wurden zerstört, 956 schwer beschädigt.
Ersterwähnung als Stadt: 1318 [um 1310]
Wirtschaft und Bevölkerung: 1495 gab es in Neckarsulm 180 Haushalte, woraus auf eine Einwohnerzahl von rund achthundert zu schließen ist. Unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden 213 Ehepaare, vierzig Witwen und dreizehn Witwer gezählt, was rund siebenhundert Personen vermuten lässt. Bis 1736 stieg die Bevölkerungszahl auf etwa 1250, und 1803 hatte die Stadt bei 1383 Kommunikanten und 571 Nichtkommunikanten eine Gesamteinwohnerzahl von rund zweitausend. Ackerbau wurde in den Fluren gegen den Hängelbach, gegen Weinsberg und gegen Heilbronn betrieben (1554). Weinbau findet erstmals 1248 Erwähnung. Das erste Zeugnis für eine Kelter datiert von 1340/43. Im Jahr 1650 umfasste die Landwirtschaftsfläche 2000 Morgen Äcker und 863 Morgen kriegsbedingt ungebautes Feld sowie 658 Morgen bebaute und 204 Morgen ungebaute Weinberge. Die erste Erwähnung einer unteren Mühle zum Jahr 1295 lässt darauf schließen, dass damals auch schon eine obere bestand. Ein Schatzungsbuch von 1681 gewährt nähere Einblicke in das Wirtschaftsleben der Stadt. Zu jener Zeit gab es hier je dreizehn Bäcker und Metzger, zwölf Küfer, acht Schuhmacher, je sieben Fischer und Weber, je vier Zimmerleute, Maurer, Hufschmiede und Schneider, drei Wagner, je zwei Wirte, Gerber und Schreiner sowie je einen Tüncher, Schlosser, Glaser, Ziegler, Schmied, Nagelschmied, Hafner, Seiler, Büchsenmacher, Kessler, Kübler und Sattler, außerdem einen Arzt, einen Bader, einen Barbier, einen Spielmann und einen Postillion. Im Handel waren neun Krämer und drei weitere Handelsleute tätig. 1708 verzeichnete man 22 verschiedene Gewerbe, die sich auf 96 Meisterbetriebe verteilten. Angeblich soll schon 1525 ein Gasthaus zur Sonne existiert haben; 1697 wurden drei Gasthöfe gezählt, zum Engel, zum Lamm und zum Löwen. Eine Badstube ist bereits 1374 bezeugt. Zwei Jahrmärkte und ein Wochenmarkt wurden 1541 durch den Kaiser privilegiert; 1660 gewährte der Deutschmeister zwei weitere Jahrmärkte und 1784 wurden außerdem noch zwei Viehmärkte bewilligt. Eine am Ende des 14. Jahrhunderts eingerichtete Münzstätte stellte ihren Betrieb nach 1407 wieder ein.

Name: Burg Scheuerberg - Deutschordensschloss (um 1364 )
Datum der Ersterwähnung: 1264

Ersterwähnung: 1264
Kirche und Schule: 1230 begegnet erstmals ein Pfarrer zu Neckarsulm. Zu seinem Sprengel gehörte bis ins 16. Jahrhundert auch Binswangen. Das Patronatsrecht trat das Kloster Amorbach 1256 dem Hochstift Würzburg ab, jedoch erfolgte der entsprechende Vollzug erst nach 1264. 1667 gelangte der Kirchensatz durch Tausch als Eigentum an den Deutschen Orden, allerdings hatte der Orden die entsprechenden Rechte an der Pfarrkirche samt denen an der um 1264 gegründeten Burgkapelle zu Scheuerberg bereits seit dem späteren 15. Jahrhundert von Würzburg zu Lehen. Das St. Dionysius-Patrozinium der Pfarrkirche ist erst seit 1696 bezeugt, hingegen lassen sich die Altarpatrozinien St. Katharina (1374) und St. Maria (1453) schon seit dem späten Mittelalter nachweisen. In der Burgkapelle zu Scheuerberg gab es im Jahr 1500 einen Altar zu Ehren St. »Otolii« (Odilo oder Otho?). Die seit 1264 bezeugte Pfarrkirche erhielt 1706/10 einen barocken Neubau an gleicher Stelle, wobei allerdings die einstige Orientierung von Westen nach Osten aufgegeben und eine Ausrichtung von Süden nach Norden vorgezogen wurde. Die vermutlich um 1480 erbaute Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau (1511) auf dem Steinach (auch Frauenkirche) wurde 1667/68 erneuert. Die bereits 1635 in Neckarsulm angesiedelten Kapuziner erhielten 1661/64 südlich vor der Stadt ein eigenes Ordenshaus mit Kirche; ihr Konvent hatte bis 1811 Bestand. Ein Schulmeister zu Neckarsulm tritt erstmals 1511 in Erscheinung. Rund hundert Jahre später kommen wiederholt ein deutscher und ein lateinischer Schulmeister (»magister teutonicus« beziehungsweise »ludi magister«, »ludi rector«, »preaceptor«) nebeneinander vor. 1673 erfolgte die Trennung in eine Mädchen- und eine Knabenschule. Die Schülerzahl belief sich 1703 auf insgesamt achtzig. Ein Schulgebäude wird bereits 1529 genannt; 1741/42 erfolgte der Neubau eines Schulhauses. Katholische Pfarrkirche, 1706/10 anstelle der Kirche des 13. Jahrhunderts durch den Mergentheimer Baumeister Johann Wolfgang Fichtmeyer erbaut; Turm von 1757. Turm und Chor wurden 1945 zerstört und 1946 — 1948 wieder aufgebaut. Im Stadtteil Amorbach entstand 1960 eine selbständige Pfarrei mit der 1955 erbauten Pax-Christi-Kirche. Kirche St. Johann und Pfarrei seit 1973. Kapuzinerkloster mit Kirche von 1661/64; Kirche 1892/94 erneuert. Die Wallfahrtskirche St. Maria zur Steinach erscheint 1364; sie wurde 1668 — 1682 umgebaut und 1892/94 sowie 1969 erneuert. Eine evangelische Gemeinde besteht seit 1850; ihr Gottesdienst fand bis zur Erbauung der Stadtpfarrkirche 1888 in der Schloßkapelle statt. 1955 wurde in Amorbach als zweite Kirche die Heiliggeistkirche erbaut.
Patrozinium: St. Dionysius
Ersterwähnung: 1696
Jüdische Gemeinde: Bereits anlässlich der Verfolgungen von 1298 und 1349 sind in Neckarsulm Juden nachzuweisen. Die Judengasse, die den Marktplatz mit der Langen Gasse (heute Kolpingstraße) verband, gibt einen Hinweis auf die einstige Lage des Judenviertels. Kurz vor 1625 wurde eine Synagoge eingerichtet, die bis in die 1870er Jahre existierte. 1635 teilte man der jüdischen Gemeinde per Dekret einen Begräbnisplatz zu, wobei es sich wohl um den Friedhof zu Füßen des Scheuerbergs handelte. 1625 gab es sieben jüdische Haushalte mit insgesamt 45 Personen; 1797 lebten hier 37 Juden und 1802 belief sich die Zahl der Israeliten auf 43. Sie trieben Handel, seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts auch mit Wein. Mit wachsender Zahl und zunehmendem Wohlstand entfaltete die jüdische Gemeinde im 17. Jahrhundert eine begrenzte Selbstverwaltung.

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